Berndorf | Der König der Eifel | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

Berndorf Der König der Eifel

Kriminalgeschichten mit und ohne Siggi Baumeister
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-95441-212-9
Verlag: KBV
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Kriminalgeschichten mit und ohne Siggi Baumeister

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

ISBN: 978-3-95441-212-9
Verlag: KBV
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



25 Jahre Eifelkrimi
1989 erschien Jacques Berndorfs Roman »Eifel Blues«.

Damals konnte niemand ahnen, welche Erfolgsgeschichte damit ihren Anfang nehmen sollte.

Skurrile Eifeler Typen und

Abgründe menschlicher Tragödien

Mit seinen Kriminalromanen um den Pfeife rauchenden Journalisten Siggi Baumeister begeistert Jacques Berndorf Krimifans im ganzen deutschsprachigen Raum. Dass er auch als Kurzgeschichten-Autor zu fesseln weiß, ist bisher weniger bekannt. Im zurückliegenden Vierteljahrhundert hat er eine stattliche Anzahl von short stories verfasst, die es in sich haben, und in diesem Buch finden Sie nun erstmals all diese gesammelten kleinen Kostbarkeiten.
Begleiten Sie Siggi Baumeister und Kriminalrat Kischkewitz, und lernen Sie auch Jacques Berndorfs satirische Seite kennen. Ein glänzender Erzähler - auch in der kurzen Form!

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Döppekooche
Als die Nachricht kam, jemand habe die alte Theresia Mockenhoff erschlagen, steckte ich gerade knietief in einem doppelten Espresso bei Thea Greif im Kleinen Landcafé und freute mich des Lebens. »Du wirst es nicht glauben«, röhrte Rodenstock, »aber jemand hat in Walsdorf die alte Mockenhoff erschlagen. Einfach so, am helllichten Morgen, vor ungefahr zwei Stunden. Wahrscheinlich mit einer alten Milchkanne. Wer macht sowas?« »Wenn du eine Antwort kriegst, hast du den Mörder«, sagte ich nicht sonderlich interessiert. »Ist denn irgendetwas geklaut worden? Oder hat jemand ihr Bargeld erobert? Und gleich noch eine Frage: Wer, zum Teufel, war denn Theresia Mockenhoff?« »Das war die mit dem ewig betrunkenen Sohn, du weißt schon: Stubbi, die Flasche.« »Keine Ahnung. Es gibt eine Million Stubbis in der Eifel.« »Du lebst auf einem anderen Stern. Jeder kennt die Geschichte. Emma ist gerade da und kümmert sich um die Tochter.« »Und die Tochter ist fünfundsiebzig und weint herzzerreißend.« »Du bist … du bist eine Nulpe, wenn man dir so zuhört.« »Das macht mich so bezaubernd. Warum ist denn Emma dahingefahren?« »Weil wir doch immer Kartoffeln von Theresia Mockenhoff kriegen«, antwortete er einfach. »Noch einmal: Hat jemand irgendetwas geklaut? Ihr Bargeld erobert?« »Nichts geklaut. Die alte Frau war in der alten, leeren Scheune. Warum, weiß kein Mensch. Dann ist jemand gekommen und hat sie erschlagen.« »Warum rufst du mich an?« »Fahr hin und sieh mal nach.« »Rodenstock, das ist rücksichtslos, das ist Arbeit.« »Tu was für deine Rente.« »Ja, ja.« Der Espresso war jetzt sowieso kalt, also zahlte ich und ging. Der Tag war typisch für diesen Eifler Sommer. Eine Menge Wolken am Himmel, manchmal für Minuten die Sonne, immer ein kühler Wind, immer die Hoffnung, es könnte doch mal richtig warm werden. Der Hof lag rechts von der Bundesstraße auf der Strecke von Hillesheim her, dicht oben am Abbaugebiet der Vulkanasche. Zu fragen brauchte ich nicht. Je näher der Tatort heranrückte, desto mehr Autos säumten die Straße, bis ich den Technikwagen der Mordkommission sah. Er war achtlos in die Einfahrt eines Feldweges gefahren worden, wahrscheinlich brauchte man ihn gar nicht. Es war ein Trierer Einhaus. Alles unter einem Dach, in einer Front gebaut. Das Wohnhaus, in gleicher Flucht die große Scheune, irgendwo dazwischen die Stallungen, wahrscheinlich um 1870, hochgezogen aus massiven Feldsteinen, Mauern um die sechzig bis achtzig Zentimeter stark, kühl im Sommer, wärmend im Winter. Der Leiter der Mordkommission, Kriminalrat Kischkewitz, stand neben dem Scheunentor und machte einen phlegmatischen, traurigen Eindruck. »Du kommst umsonst«, sagte er. »Das Ding ist eigentlich nichts. Wahrscheinlich ist ein Penner vorbeigekommen, wollte ein Trinkgeld, wurde ausgeschimpft und hat wütend zugeschlagen.« Die Limousine eines Bestatters kam herangefahren. »Stimmt das mit der Milchkanne?« »Das stimmt. Da standen zwei Kannen. Er hat die schwerere benutzt, er muss wütend gewesen sein. Die Dinger sind unhandlich und schwer. Emma ist auch da.« »Und nichts gestohlen?« »Nichts. Der Täter war nicht einmal im Wohnhaus. In der Küche lag ihr Geldbeutel auf dem Tisch, ziemlich gut gefüllt. Alles noch da.« »Hat sie die Milchkanne gegen den Kopf gekriegt?« »Hat sie. Mit ziemlicher Wucht. Sie wird nichts gespürt haben.« Die Bestatter zogen eine Liege aus dem Fahrzeug und gingen damit in die Scheune. »Ich mache eine Meldung«, sagte ich. »Wie hieß sie denn?« »Theresia Mockenhoff«, sagte er, »geborene Jaax. Jahrgang 1936, Oktober, glaube ich. Verheiratet mit Theo Mockenhoff, Bauer. Zwei Töchter, ein Sohn. Die Töchter haben sich auch gekümmert. Sie hat den Mann vor acht Jahren verloren. Krebs. Eigentlich gehörte sie in ein Altenheim. Sie hatte Ausfälle, sie wusste nicht mehr, wie alt sie war und manchmal auch nicht mehr, wer sie war. Ihr Kreislauf, soviel ist sicher, war nicht mehr in Schuss. Als es ihr noch besser ging, galt sie als ein rüdes Weib. Immer die große freche Schnauze, immer feste druff.« »Der Sohn. Er hatte einen Spitznamen. Was ist mit dem?« »Stubbi, die Flasche. Lebt als Rentner in Daun. Den hat sie vom Hof gejagt. Das ging bis vors Gericht. Muss in den frühen Achtzigern gewesen sein. Der sollte den Hof weitermachen. Hat auch damit angefangen. Seine Familie hat hier gewohnt. Sie hatten drei Kinder. Stubbi fing an zu saufen, schlug seine Frau, drangsalierte die Kinder. Da hat sie den eigenen Sohn vom Hof gejagt und ihm das Haus verboten. Er hat daraufhin das Gericht angerufen. Die gaben der Mutter recht, der Mann kriegte die Auflage, mindestens dreißig Kilometer entfernt zu leben. Aus der Traum. Die Schwiegertochter hat irgendwann einen anderen Mann geheiratet und ist mit den Kindern an die Ahr gezogen. Seitdem lebte die alte Frau hier allein. In den letzten Jahren baute sie ab. Beginnende Demenz, hat ein Arzt gesagt. Sie ging seit Jahren nicht mehr zum Arzt, weil sie Angst hatte, er würde irgendeine Krankheit feststellen und sie in ein Heim einweisen. Ziemlich mühselig so ein Leben. Sie hatte kaum noch Kontakte, sie war aggressiv, ging auf Leute los, schimpfte rum. Ich nehme an, sie vereinsamte und kam damit nicht zurecht.« »Und du glaubst an den zufällig vorbeikommenden Penner?« »Findest du das unlogisch?« »Ja, eigentlich schon. Ein Penner, das wissen wir genau, schaut sich vorher aufmerksam um. Er müsste also gewusst haben, dass die alte Frau allein hier lebte. Warum geht er dann nicht in das Haus und nimmt wenigstens das Geld mit?« »Vielleicht hat er nach dem Ding mit der Milchkanne einen Schreck gekriegt und ist panisch geflüchtet.« »Gibt es Fingerabdrücke?« »Gibt es. Auf der Milchkanne. Aber unsere Computerliste zeigt keinen Treffer an. Da ist nichts.« »Gab es irgendwelche Besonderheiten? War sie verschuldet?« »Nichts bekannt. Sie hat vor vier Jahren drei Wiesen und einen Acker verkauft. An die Firma, die hier das Gestein abbaut. War ein gutes Geschäft, reichte noch für Jahre.« »Vielleicht hatte sie Feinde?« »Keine bekannt. Im Dorf weiß keiner was von irgendwelchen Feinden. Nur, dass sie früher ein rüdes Weib war und manchmal mit Prügeln gedroht hat, wenn ihr einer zu nahe kam. Aber deswegen schlägt niemand mit Milchkannen. Und sie war eine alte Frau.« »Alte Frauen sind unberechenbar«, sagte ich. »Hatte sie denn eine Freundin hier im Dorf?« »Weiß ich noch nicht, wird sich zeigen. Angeblich war sie mit der Frau des alten Bürgermeisters befreundet. Agnes Subier heißt die. Derselbe Jahrgang, also siebenundsiebzig Jahre alt.« Die Bestatter trugen die Leiche aus der Scheune und ließen die Trage auf die Schienen gleiten. Dann fuhren sie davon. Das Land lag friedlich unter der Sonne. »Tessa kommt gleich«; sagte Kischkewitz. »Sie ist die zuständige Staatsanwältin. Ich dachte, ihr habt telefoniert.« »Haben wir nicht«, antwortete ich. »Ich fahr mal nach Hause und schreibe ein paar Zeilen.« Das klang peinlich, aber was sollte ich sonst sagen? Dass wir seit Wochen nicht mehr miteinander gesprochen hatten? Das ging Kischkewitz nichts an. »Und wo finde ich diese Agnes Subier?«, fragte ich. »Da vorne, der nächste Hof. Hundert Meter. Die hockten ihr Leben lang zusammen wie die Glucken«, antwortete er. »Dass sie nicht die Männer getauscht haben, ist ein Wunder.« Dann lachte er, als habe er einen Witz gemacht und setzte hinzu: »Aber vielleicht haben sie das ja auch.« »Gibt es Fotos?« »Ja, gibt es. Ganze Alben voll.« »Dann sag Tessa bitte, dass ich zu Hause bin.« »Das mache ich.« Die Vogelbeeren färbten sich orange, Hahnenfuß machte die Wiesen gelb, im Süden über der Mosel türmten sich weiße und graue Gewitterwolken auf, an einem Waldrand rechts von mir stand eine Ricke mit ihrem Kitz und äste. Am Himmel waren zwei Milane, sie schrien hoch und dünn. Es war still. Am hellen Tag. Mit einer Milchkanne. Mein Kater Satchmo kam auf die Terrasse...


Jacques Berndorf ist das Pseudonym des 1936 in Duisburg geborenen Journalisten, Sachbuch- und Romanautors Michael Preute.
Sein erster Eifel-Krimi, "Eifel-Blues", erschien 1989. In den Folgejahren entwickelte sich daraus eine deutschlandweit überaus populäre Romanserie mit Berndorfs Hauptfigur, dem Journalisten Siggi Baumeister.

Berndorf setzte mit seinen Romanen nicht nur die Eifel auf die bundesweite Krimi-Landkarte, er avancierte auch zum erfolgreichsten deutschen Kriminalschriftsteller mit mehrfacher Millionen-Auflage. 2003 erhielt er vom "Syndikat", der Vereinigung deutschsprachiger Krimi-Autoren, den "Ehren-Glauser" für sein Lebenswerk.

Von Jacques Berndorf sind bei KBV die Siggi-Baumeister-Krimis "Der letzte Agent", "Requiem für einen Henker", "Der Bär" und "Mond über der Eifel", "Die Nürburg-Papiere" und "Die Eifel-Connection" erschienen sowie "Der Monat vor dem Mord" ein Manuskript aus dem Jahr 1972, geschrieben für den "stern", der damals noch Woche für Woche einen Kriminalroman veröffentlichte. Im Herbst 2012 erschien "Eifel-Bullen" und im Herbst 2013 mit "Eifel-Krieg" der 22. Fall um den legendären Ermittler Siggi Baumeister und seine Freunde Emma und Kriminaloberrat a.D. Rodenstock.

Außerdem ist Berndorf Herausgeber der KBV-Kurzkrimisammlung "Mords-Eifel", "Tatort-Eifel" und "Tatort Eifel 2".



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