Berndorf | Eifel-Bullen | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 21, 350 Seiten

Reihe: Eifel-Krimi

Berndorf Eifel-Bullen

Ein Siggi-Baumeister-Krimi
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-95441-113-9
Verlag: KBV
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Siggi-Baumeister-Krimi

E-Book, Deutsch, Band 21, 350 Seiten

Reihe: Eifel-Krimi

ISBN: 978-3-95441-113-9
Verlag: KBV
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Zwei tote Polizisten liegen neben ihrem Streifenwagen auf einem Waldweg. Sie wurden mitten in der Nacht erschossen, und niemand kann sich vorstellen, wer das getan haben könnte. Das größte Rätsel aber stellt der Tatort dar, der nicht in ihrem Revier, sondern viele Kilometer entfernt vom Einsatzort liegt.

Polizeirat Kischkewitz ergreift eine ungewöhnliche Maßnahme: Er lässt den Tatort "einfrieren" - Mordkommission und Spurensicherung erhalten mehrere Stunden lang keinen Zutritt zum Geschehen.

Kriminalrat a.D. Rodenstock steigt ein, und mit ihm der Journalist Siggi Baumeister, der eigentlich keine Zeit für Morde gleich welcher Art hat, weil er sich um seinen alten Weggefährten kümmern muss, den Kater Satchmo, mit dem es zu Ende geht.
Gemeinsam versuchen sie, das Geheimnis der toten Polizisten zu lüften. Folgten sie einer Spur? Bekamen sie einen Tipp? Gab es ein geheimes Treffen? Der Beamte, der in der Nacht ihren Einsatz per Funk steuerte, kann nur sagen, dass irgendwann die Verbindung abriss ...

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1. Kapitel
Es gibt Tage, die so verquer beginnen, dass man sie am besten ausfallen lässt. Dies war so einer. Das Telefon schrillte, ich linste auf die Uhr und stammelte irgendetwas. Es war 5.28 Uhr. Rodenstock bestimmte mit seiner fiesesten Militärstimme: »Hör zu, du musst in drei Minuten in deinem Auto sitzen. Du fährst zu einer Familie namens Horst Walbusch in Daun-Boverath und stellst fest, wo die Ehefrau namens Nicole Walbusch, siebenunddreißig Jahre alt, heute Nacht war. Dann fährst du weiter nach Oberstadtfeld. Dort in der Kirchgasse 9 wohnt ein Mann namens Gerd Bludenz. Du stellst fest, wo der heute Nacht war und fragst ihn …« »Moment, Moment! Diese Nacht ist doch noch gar nicht zu Ende, und ich muss schließlich wissen, was ich denn …« »Keine Zeit, Junge«, schnarrte er und legte auf. So ist er nun mal, wenn die Pflicht ruft, unhöflich und beleidigend, impertinent und kulturlos. Wie üblich schaltete ich meinen Heimatsender SWR 1 ein, und unser geliebter alter Barde Udo Nuschel Lindenberg kam mit Hinterm Horizont geht’s weiter. Für Sekunden fasste ich wieder Mut, wurde geradezu fröhlich, aber gleich darauf dachte ich wieder: Wenn Rodenstock um 5.28 Uhr auf der Matte steht, kannst du alle Hoffnung fahren lassen. Ich war in jenen Tagen ohnehin etwas melancholisch, möglicherweise war es eine durchreisende Depression. Wahrscheinlich hatte das mit politischen Nachrichten zu tun, in die ich zuweilen hineinrutsche wie in einen bösen Film. Mein Landesvater hatte verkünden müssen, dass der Nürburgring endgültig pleite war. Es standen runde 330 Millionen staatliche Euro im Raum und das Versprechen, dass kein Cent davon den Bürgern aus der Tasche gezogen werde. Dann war die Rede von insgesamt über fünfhundert Millionen Hilfen. Jetzt bezahlten wir Bürger alles, der Eifel war im Grunde nichts zugutegekommen, nicht einmal eine Bretterbude, die Currywurst anbot. Ein paar Manager würden reiche Beute machen, und wahrscheinlich waren ihre Verträge so fein ziseliert, dass auch noch ihre Enkel absahnen könnten. So etwas macht missmutig. Kam hinzu, dass die Nachrichten aus aller Welt auch keine Hoffnung machten. Ein Syrer namens Baschar al Assad mit erheblichem Fluchtkinn und dem kindlichen Benehmen eines erfolglosen Seelsorgers bombardierte und massakrierte seine Bürger mithilfe der eigenen Armee und der ständigen Behauptung, es handele sich um aus dem Ausland eingeschleuste Terroristen. Und als feststand, dass dieser Syrer über Unmassen an Senfgas verfügten, tönte unser Außenminister jeden Tag zweimal äußerst drohend: Jetzt aber! Und es geschah gar nichts, außer dass die Syrer voller Angst versuchten, in die Nachbarländer zu fliehen und in Zeltlagern unterzukriechen, in denen es kein Trinkwasser gab und keine medizinische Versorgung. Dann wurde, als aktueller Höhepunkt die »Entscheidungsschlacht um Aleppo« angeboten. Sagen Sie selbst: Macht das hoffnungsfroh? In der Küchentür stolperte ich beinahe über meinen Kater Satchmo, der beleidigt mit erhobenem Schwanz vor mir herdackelte und mich keines Blickes würdigte. Er war aus irgendeinem Grund gekränkt, wandte mir grundsätzlich den Hintern zu, gab keinen Ton von sich, erzählte auch nichts von seinem Leben. Schmal war er geworden, hager fast, buchstäblich nur Haut und Knochen. »Hör zu, wir sind mittags bei der Tierärztin, und du wirst gründlich durchgecheckt. Also lass deine Allüren sein und benimm dich gut. Das Leben ist keine Südseeinsel. Versuch also erst gar nicht, mich mit schlechter Laune zu beeindrucken.« Er drehte nur demonstrativ den Kopf weg, Katzen sind ekelhaft arrogant. Unter Verzicht auf Wasser machte ich mich mit ein paar Kleidungsstücken schön und nahm den Weg zu meinem Auto über die Terrasse. Die Sonne schickte ihre ersten Strahlen in meine Bäume, und in diesen Strahlen tanzten unzählige Insekten, die im Morgenlicht wie Kometen aufblitzten. Das Pärchen Zaunkönige war schon wach und suchte nach Fressbarem, huschte pfeilschnell durch die Äste der Bäume. Der Dompfaff war auch da, auch das Pärchen Rotschwänzchen. Die Bachstelze demonstrierte wippend ihre ungeheure Schrittgeschwindigkeit im tiefen Gras an der Mauer. Die Amseln flogen ein, die im Frühjahr unter meinem Dach ihre Jungen großgezogen hatten. Da atmete ich langsam aus und dachte: Also, hier ist die Welt noch in Ordnung. Ich hatte keine Ahnung, wie falsch das war. Hätte ich das gewusst, oder auch nur geahnt, wäre ich in der Einsamkeit einer Bohrinsel verschwunden. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, in welche Szenen ich geraten würde. Du klingelst bei einer Frau, sie steht völlig überrascht und halbwach im Negligé blinzelnd in der Haustür, und du fragst schelmisch: »Na, mein Liebe, wo waren Sie denn heute Nacht?« Sie wird eine Pfanne auf meinem Kopf zerbeulen, wenn sie zufällig eine in der Hand hat. Vom wirklichen Leben jedenfalls hat Rodenstock nicht die geringste Ahnung. Ich fuhr also nach Daun-Boverath, suchte die Straße und die Hausnummer, stieg aus und stand vor einem weißverputzten, freundlichen Einfamilienhaus mit einem hübschen Vorgarten, in dem eine Menge rotblühender Stauden standen. Ich klingelte, ich klingelte noch einmal, ich klingelte weiter, es geschah nichts. Dann tuckerte ein kleiner, roter Renault heran, hielt hinter meinem Auto. Eine Frau stieg aus, füllig, das dunkle, lange Haar wild, aber ordentlich gekämmt. Fröhlich gekleidet war sie. Ein einfacher, schwarzer Pulli mit einem weiten Ausschnitt und einem bunten, langen Rock. Sie fragte: »Was wollen Sie denn bei uns?« Ihr Gesicht war rundlich, mit freundlichen, braunen Augen, ohne das geringste Misstrauen, ein hübsches Gesicht. Weil mir absolut nichts einfiel, fragte ich: »Haben Sie die Nacht woanders verbracht?« Es war die mit absoluter Sicherheit dämlichste Frage meines Lebens, zu einer eindeutig abartigen Tageszeit. Sie antwortete: »Ja, ich habe bei einer Freundin geschlafen. Was kann ich für Sie tun? Oder kommen Sie von meinem Mann? Aber der ist ja noch auf Schicht.« Ich dachte: Okay, sie war nicht hier in dieser Nacht. Und sie behauptet: bei einer Freundin. Also nehme ich das mal und verschwinde wieder. Dann bemerkte sie unvermittelt lebhaft: »Wissen Sie was, ich mache uns erst mal einen Kaffee!« »Das ist sehr nett!«, erwiderte ich zaghaft. In diesem Moment kam eine sehr schmale, kleine Gestalt am Ende der Straße auf uns zu. Ein Mädchen oder ein Junge, vielleicht zehn, zwölf Jahre alt. Die Gestalt tanzte irgendwie, lief in Bögen, wirkte so, als wäre sie nicht von dieser Welt, als träumte sie. Bei der Frau neben mir ging etwas Erschreckendes vor sich. Sie straffte sich mit einem Ruck, sie hob schnell den Kopf, sie bog ihren ganzen Körper, sie schrie: »Das darf doch nicht wahr sein! Julian, du gehörst doch ins Krankenhaus!« Julian war blond, trug Wuschelhaare und einen reichlich zerbeulten, alten grünen Trainingsanzug. Er sagte sehr endgültig: »Krankenhaus ist scheiße, Mama!« Er war totenblass. »Junge, das geht aber doch nicht! Du bist einfach abgehauen!« »Ja, Mama«, sagte Julian und lehnte seinen Kopf an ihre Brüste. »Ich komme später wieder«, bemerkte ich hastig. »Da bin ich Ihnen dankbar«, sagte die Mutter und legte ihre Hände auf Julians Kopf. Sie setzte hinzu: »Dann ist auch mein Mann da, und wir können in Ruhe reden.« »So machen wir das!«, nickte ich. Ich wollte wütend Rodenstock anrufen und ihn darauf aufmerksam machen, dass seine Aufträge an mich geradezu idiotisch sind, aber ich dachte mir, dass er vermutlich nicht erreichbar sein würde. In derartig peinlichen Fällen war er niemals erreichbar. Also Gerd Bludenz, Oberstadtfeld, Kirchgasse 9. Es war nicht schwierig, das zu finden, aber die Adresse war eindeutig fragwürdig. Es war ein altes, vollkommen vergammeltes Bauernhaus mit anschließender, großer Scheune. Nach menschlichem Ermessen konnte niemand dort wohnen, denn die Gardinen in zwei Fenstern waren alt und gelb, und jemand hatte zwei Scheiben eingeworfen. Es gab keine Klingel, und die uralte Haustür war mit einem senkrecht über Tür und Zarge geschraubten Brett verschlossen. Die Tür stammte aus den Fünfzigern des vorigen Jahrhunderts. Das Brett war uralt, die Schrauben waren uralt, der Putz am Haus war bröckelig. Das Scheunentor war mit zwei schräg über die Torhälften geschraubten Latten gesichert. Das Tor selbst war vielleicht zum letzten Mal vor dreißig Jahren geöffnet worden, vor der linken Hälfte hatte sich ein Holunder angesiedelt, stolze vier Meter hoch, die Blütenstände würden viele Beeren tragen. Ich rief einige Male...


Jacques Berndorf ist das Pseudonym des 1936 in Duisburg geborenen Journalisten, Sachbuch- und Romanautors Michael Preute.

Sein erster Eifel-Krimi, "Eifel-Blues", erschien 1989. In den Folgejahren entwickelte sich daraus eine deutschlandweit überaus populäre Romanserie mit Berndorfs Hauptfigur, dem Journalisten Siggi Baumeister.

Berndorf setzte mit seinen Romanen nicht nur die Eifel auf die bundesweite Krimi-Landkarte, er avancierte auch zum erfolgreichsten deutschen Kriminalschriftsteller mit mehrfacher Millionen-Auflage. 2003 erhielt er vom "Syndikat", der Vereinigung deutschsprachiger Krimi-Autoren, den "Ehren-Glauser" für sein Lebenswerk. Dazu zählt mittlerweile auch der erfolgreiche Agenten-Thriller "Ein guter Mann" (2005), dessen Verfilmungsrechte von Regisseur Detlev Buck erworben wurden.

Von Jacques Berndorf sind bei KBV die Siggi-Baumeister-Krimis "Der letzte Agent", "Requiem für einen Henker", "Der Bär" und "Mond über der Eifel", "Die Nürburg-Papiere" und "Die Eifel-Connection" erschienen sowie "Der Monat vor dem Mord" ein Manuskript aus dem Jahr 1972, geschrieben für den "stern", der damals noch Woche für Woche einen Kriminalroman veröffentlichte. Im Herbst 2012 erscheint "Eifel-Bullen".

Außerdem ist Berndorf Herausgeber der KBV-Kurzkrimisammlung "Mords-Eifel", "Tatort-Eifel" und "Tatort Eifel 2".



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