Berndorf | Eifel-Feuer | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 5, 315 Seiten

Reihe: Eifel-Krimi

Berndorf Eifel-Feuer

Der 5. Siggi-Baumeister-Krimi
Überarbeitete Auflage
ISBN: 978-3-89425-826-9
Verlag: GRAFIT
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Der 5. Siggi-Baumeister-Krimi

E-Book, Deutsch, Band 5, 315 Seiten

Reihe: Eifel-Krimi

ISBN: 978-3-89425-826-9
Verlag: GRAFIT
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der 5. Band der Eifel-Serie General Otmar Ravenstein wird in seinem Landhaus in der Eifel grausam abgeschlachtet. Die Mordkommission muss außen vor bleiben, denn BND, MAD, CIA und der Geheimdienst der NATO übernehmen das Kommando. Weder Nachrichtensperre noch Prügel können Siggi Baumeister von weiteren Recherchen abhalten. Welches schreckliche Geheimnis kostete den General das Leben? Eine tödliche Bedrohung liegt über der Sommeridylle.

Jacques Berndorf - Pseudonym des Journalisten Michael Preute - wurde 1936 in Duisburg geboren und lebt heute in der Eifel. Er war viele Jahre als Journalist tätig, arbeitete unter anderem für den 'stern' und den 'Spiegel', bis er sich ganz dem Krimischreiben widmete. Seine Siggi-Baumeister-Geschichten haben Kultstatus, im Grafit Verlag sind erschienen: Eifel-Blues, Eifel-Gold, Eifel-Filz, Eifel-Schnee, Eifel-Feuer, Eifel-Rallye, Eifel-Jagd, Eifel-Sturm, Eifel-Müll, Eifel-Wasser, Eifel-Liebe, Eifel-Träume und Eifel-Kreuz. Außerdem lieferbar: Die Raffkes und Der Kurier (beides Politthriller).
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ERSTES KAPITEL


Der Sommer war sehr heiß, die Tage begannen träge, ein wenig wirkte es so, als sei die Sonne frühmorgens schon müde. Besonders an den Steilhängen war das Gras schon verbrannt, und die Eifler beklagten sich, dass in dieser verdammten Welt aber auch gar nichts mehr seine Richtigkeit habe. Wo kommen wir denn hin, wenn die Toskana Erdrutsche und Überschwemmungen meldet, Südspanien von Schlammlawinen heimgesucht wird, im Tessin grober Hagel die kostbaren Autos zerdeppert und die Behörden in der Eifel verbieten müssen, die Gärten zu gießen und Autos zu waschen? Das ist doch nicht normal, ist das, da kriegt man doch seine Zweifel. Gut, dass die Regierung in Bonn meist so wirkt, als gebe es sie gar nicht, daran ist man ja gewöhnt, aber wenn morgen irgendeiner dieser ungeheuer schnell plappernden TV-Journalisten behaupten würde, die Regierung sei auch für das Wetter verantwortlich, würde das keinen Eifler wundern. Seit wann haben denn Regierende bei uns je etwas richtig gemacht?

Es war frühmorgens kurz nach sechs, als ich im Garten hockte und träge blinzelnd herauszufinden versuchte, welche Form der Teich haben müsse, den ich in diesem Jahr bauen wollte. Da ist viel zu bedenken, vor allem das Spiel von Sonne und Schatten, um tödliche Aufheizungen des Wassers zu vermeiden. Eines war sicher: An die Längsachse müsste ich eine buschige Birke pflanzen, sonst könnte ich meine Frühstückseier im Gartenteich kochen.

»Ich werde Posthornschnecken in Maria Laach besorgen«, erklärte ich meinem Kater Paul, der seiner Lieblingsbeschäftigung auf eine, gelinde ausgedrückt, dämliche Weise nachging. Er versuchte Schmetterlinge zu fangen, mochte sich aber nicht sonderlich bewegen, was die Schmetterlinge sicherlich mit tiefer Dankbarkeit erfüllte.

Paul zwinkerte in den makellos blauen Himmel und hatte nicht einmal einen Blick für mich übrig. Er war sauer auf mich, weil ich seinen Kumpel Momo verjagt hatte, der am Vorabend mit beharrlicher Pfotenarbeit den Eisschrank geöffnet, eine offene Dose Hering in Tomatensoße erbeutet und sie auf dem frisch erstandenen Berber im Arbeitszimmer geleert hatte. Dort hatte er anschließend auch seinen Magen entleert. Ich kann Leute nicht leiden, die bewundernd behaupten, Katzen seien feinfühlig, zurückhaltend, diskret und weiß der Himmel was noch alles. Jedenfalls hatte ich in einem Anfall unkontrollierter Wut versucht, Momo zu fassen, um ihn irgendwie zu bestrafen. Das hatte dazu geführt, dass ich mit dem Kopf gegen die leicht geöffnete Kellertür stieß, was meinem linken Auge eine recht merkwürdige Färbung gab. Ungeachtet der sehr intensiven Schmerzen hatte ich zu einer List gegriffen, die bisher immer gewirkt hatte: Ich hatte das Haus scheinbar ruhig auf normalem Weg verlassen, um dann hinter dem Haus an der Katzenklappe auf Momo zu warten. Er erschien auch, vorsichtig spähend, sah mich harmlos im Gras hocken, dachte etwas völlig Falsches und wollte an mir vorbeiwischen. Normalerweise funktionierte der Trick immer, aber diesmal kam die lange Harke dazwischen, die ich tagsüber benutzt und dann liegen gelassen hatte. Ich landete mit der rechten Schulter auf den Zinken, jubelte kurz und innig der Schöpfung zu, rollte mich in eine fötale Haltung und jammerte lauthals weiter, bis Dinah um die Ecke kam und erklärte: »Du lernst es nie!« Trotzdem schmierte sie mir Hamamelissalbe um das Auge und auf die Schulter. Wie auch immer, ich hatte Momo voodoomäßig verflucht und ihn vom Grundstück gejagt. Er war beleidigt weggeblieben, nicht mehr aufgetaucht, und im Kopfschmerztraum hatte ich ihn höhnen hören: »Du selten blöder Mensch, du!«

»Du willst sicher, dass ich Momo suche, oder?«, fragte ich Paul.

Er sah ganz kurz zu mir hinüber und gähnte unverschämt breitmäulig und arrogant. Dann streckte er mühsam die rechte Vorderpfote nach einem über ihm gaukelnden Tagpfauenauge, das nicht einmal den Bruchteil einer Sekunde in Gefahr geriet. Paul lag in der Krümmung der Lavendelbüsche, die voll in Blüte standen und zusammen mit dem Sommerflieder wahre Heerscharen von Schmetterlingen anlockten.

Ich weiß nicht mehr recht, in welcher zeitlichen Reihenfolge Schmetterlinge aus den Raupen schlüpfen, aber der Betrieb in meinem Garten war geradezu bombastisch zu nennen. Da war zum Beispiel der kleine rostfarbene Dickkopffalter, der mit einer unheimlichen Schlaggeschwindigkeit in die Blüten tauchte. Den kleinen Malvendickkopf gab es auch, dessen Raupen an Himbeersträuchern leben, an Erdbeerpflanzen und Kriechendem Fingerkraut. Die Lavendelbüsche und Dolden des Sommerflieders sahen aus wie die Behälter für Kostbarkeiten, wenn der Große und Kleine Kohlweißling, der Aurorafalter, der Zitronenfalter, der Hauhechel-Bläuling, der Admiral, der Große und Kleine Fuchs und das Tagpfauenauge zum Festmahl anflogen. Das Tagpfauenauge war nicht selten mit etwa dreißig Tieren vertreten, und ein paar ließen sich regelmäßig auf meinen Jeans nieder: Blau passt gut zu ihnen. Und zuweilen kam sogar ein Schwefelvögelchen, obwohl irgendeine Studienrätin in Daun seit Jahren behauptete, die seien in der Eifel ausgestorben. Aber vielleicht kam die Gute selten an die frische Luft.

Paul hatte sich also auf den Rücken gelegt, und in seiner Reichweite bewegten sich ständig etwa zehn Falter. Von Zeit zu Zeit langte er müde nach einem, rührte sich aber nicht, als sich ein Ochsenauge munter oberhalb seines linken Auges platzierte. Paul, so sagte ich mir seufzend, ist eben vollkommen denaturiert, und dass an Katzen gut zu beobachten sei, dass sie einstens zur Familie der Raubtiere gehörten, halte ich für ein Gerücht. Paul zumindest hätte in so einer Familie nicht einen Tag überlebt. Während ich mich solch melancholischen Überlegungen hingab, streckte mein Kater seine Tatze matt nach einem Feurigen Perlmutterfalter, der im Auftrag seiner Sippe vorbeigekommen war, um zu erkunden, was es bei Baumeister so gab.

Da schlenderte Dinah heran, und sie hatte diese unnachahmlich flunschige Miene aufgesetzt, die grundsätzlich andeutet, dass irgendetwas in ihrem Leben höchst quergelaufen ist. Sie ging auch nicht, sie schob sich vielmehr durch das Gras, als sei es unmöglich, die Beine zu heben. Sie grüßte mit einem nicht sehr hanseatisch wirkenden »Moin, Moin« und hockte sich mühsam mir gegenüber. »Wann bist du denn aufgestanden?«

»So gegen fünf«, sagte ich. »Du hast leicht geschnarcht.«

»Tut dein Gesicht weh?«

»Sagen wir mal, ich spüre leicht, dass es irgendwie aus der Fasson geraten ist. Du hast einen Kummer, nicht wahr? Soll ich einen Kaffee machen?«

»Ich will keinen Kaffee, ich will einen Tee. Ich habe keinen Kummer. Was machst du heute?«

»Ich werde vermutlich über Eifler Wasserquellen schreiben und darüber, dass unsere Obrigkeit uns ständig einreden will, wir hätten hier ein kristallklares Nass von besonders hoher Qualität. Haben wir nicht. Ochs, Esel und Katholiken saufen ein saumäßiges Chemiegebräu, ein pures Industrieprodukt. Wir haben den sauren Regen, wir haben die Nitrate, die langsam tiefer und tiefer sickern.«

»Aber wen interessiert das?«, unterbrach sie mich roh.

»Das weiß ich nicht«, gab ich vorsichtig zu. »Was ist denn dein Kummer?«

»Ich habe keinen. Nun rede mir doch nicht ein, dass ich Kummer habe, ich habe keinen.«

»Schon gut, ich bestehe nicht darauf.«

Wir schwiegen uns eine Weile an, dann murmelte sie: »Ich muss mal mit dir reden, ich habe kaum richtig geschlafen.« Sie bewegte unruhig die Hände auf der hölzernen Tischplatte, zwischen ihren Augenbrauen erschien ein scharf ausgeprägtes V, und sie schloss für eine Sekunde die Augen. Dann sah sie mich an, sagte aber nichts.

»Du schläfst schon seit vielen Tagen nicht richtig«, murmelte ich. Ich roch die Gefahr, sie meinte es ernst.

Plötzlich hatte ich das ekelhafte Gefühl vollkommener Hilflosigkeit. »Lass es raus.«

»Es ist so, dass ich … Ich glaube, ich muss mal eine Weile weg von hier.«

Paulchen kippte in der Längsachse zur Seite, stellte sich langsam wie ein alter Mann auf die Beine und hüpfte dann erstaunlich elastisch auf ihren Schoß. Er drehte sich ein paarmal und ließ sich nieder, um genussvoll die Augen zu schließen.

»Was meinst du mit eine Weile?«

»Das weiß ich nicht«, entgegnete sie und schubste Paul von ihrem Schoß. »Das weiß ich eben wirklich nicht. Das muss ich ausprobieren.«

»Und wo willst du hin?«

»Das weiß ich auch nicht. Jedenfalls jetzt noch nicht.«

»Seit wann denkst du drüber nach?«

»Seit vorgestern. Ich dachte: Das geht vorbei. Aber es geht nicht vorbei. Ich hocke in einem Loch und komme nicht heraus. Scheiße!«

»Unsere Geschichte ist also vorbei?« Das war eine schwere Frage, eigentlich war es eine unmögliche Frage, aber wahrscheinlich wirkte ich trotzdem sehr ruhig.

»Nein, nein, nein. So meine ich das nicht. Ich will überlegen.«

»Was willst du denn überlegen?«

»Was ich aus meinem Leben mache. Ich meine, ich muss irgendetwas tun, um auf die Hufe zu kommen. Ach, Scheiße, Baumeister. Ich lebe hier mit dir, von deinem Geld. Und wenn ich einen Auftrag kriege, kriege ich den, weil du das vorher geregelt hast. So kann ich nicht mehr leben, Baumeister, so nicht.«

Es tat irgendwo in meinem Bauch weh, und ich konnte nicht einmal behaupten, dass ich vorher ahnungslos gewesen war. Es schwelte seit Langem in ihr, ich hatte es gewusst. »Du willst also weg, um Eigenständigkeit zu erlangen?«

»Ja.«

»Wann?«

»Ich weiß es nicht. In den nächsten Tagen.«

»Und du weißt nicht, wohin?«

»Ich habe gedacht, ich fahre mal nach Ossiland. Irgendeine Redaktion in irgendeinem Kaff wird mich schon...


Jacques Berndorf - Pseudonym des Journalisten Michael Preute - wurde 1936 in Duisburg geboren und lebt heute in der Eifel. Er war viele Jahre als Journalist tätig, arbeitete unter anderem für den "stern" und den "Spiegel", bis er sich ganz dem Krimischreiben widmete.

Seine Siggi-Baumeister-Geschichten haben Kultstatus, im Grafit Verlag sind erschienen: Eifel-Blues, Eifel-Gold, Eifel-Filz, Eifel-Schnee, Eifel-Feuer, Eifel-Rallye, Eifel-Jagd, Eifel-Sturm, Eifel-Müll, Eifel-Wasser, Eifel-Liebe, Eifel-Träume und Eifel-Kreuz.

Außerdem lieferbar: Die Raffkes und Der Kurier (beides Politthriller).



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