E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Bianchin Süßer Zauber Sandrine
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7337-4593-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-4593-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wütend verlässt die schöne Sandrine die gemeinsame Wohnung. Was fällt Michel nur ein, von ihr zu verlangen, dass sie ihre Filmkarriere aufgeben soll, nur weil sie mit ihm verheiratet ist! Ein paar Wochen Trennung muss ihre Ehe schon vertragen können. Also fliegt sie ohne ihn nach Australien und steht einige Wochen später nicht nur ohne Mann, sondern auch noch ohne Job da: Das Budget ist geplatzt, der Film scheint verloren! Da erscheint völlig überraschend Michel. Er will Sandrine zurückerobern, denn ohne sie gibt es nun mal keine Liebe in seinem Leben. Also erklärt er sich bereit, den Film zu Ende zu finanzieren. Wenn Sandrine dafür zu ihm kommt, in seine Arme, in sein Bett ...
Helen Bianchin wurde in Neuseeland geboren und wuchs dort als Einzelkind auf. Sie hatte eine äußerst lebhafte Fantasie und liebte schon damals Bücher über alles. Als Teenager begann sie zu schreiben, doch sie vernachlässigte ihr Hobby, als sie als Sekretärin in einer kleinen Kanzlei arbeitete. Als sie 21 war, setzten sie und eine Freundin von Auckland nach Melbourne, Australien über, wo sie jobben und sich das Land anschauen wollten. Wenn Helen Bianchin auf eine Romanze an Bord gehofft hatte, wurde sie enttäuscht: Sie musste wegen Seekrankheit vier Tage in ihrer Kabine bleiben! Fünfzehn Monate blieben sie in Melbourne, um dort zu arbeiten, dann kauften sie sich ein Auto und durchquerten Australien drei Monate lang von Nord nach Süd und von Ost nach West. In Cairns blieben sie schließlich längere Zeit, um sich Geld für ihre Reise nach Sydney zu verdienen. Dort passierte es: Helen traf ihren zukünftigen Ehemann Danilo Bianchin. Danilo war kürzlich aus Treviso, Italien, eingewandert und versuchte sich als Tabakfarmer. Sein Englisch war schrecklich, und sie sprach kein Wort Italienisch. Sechs Monate später heirateten sie, und Helen fand sich in einer ihr völlig fremden Welt wieder: Sie musste für neun Tabakfarmer kochen, Tabak bündeln und täglich 200 Hühner, etliche Enten und einige Puten versorgen! Helen Bianchins Italienischkenntnisse verbesserten sich rapide, und im Nachhinein betrachtet, gab es in ihrem neuen Leben oft schreiendkomische Momente. Aber oft war es auch schwer: Sie musste auf einem Holz befeuerten Herd kochen, heißes Wasser gab es erst, wenn sie es sich zubereitet hatte, die Dusche und Toilette waren primitiv, und während der Fußballsaison musste sie für zwei Fußballteams die Uniformen waschen. Dazu kamen Überflutungen, Hagelstürme, die die Ernte gefährdeten, harte Arbeit und die Totgeburt ihres ersten Kindes. Dann wurde zu ihrer großen Freude ihre Tochter Lucia geboren. Drei Jahre später kehrte die Familie nach Neuseeland zurück, wo sie die nächsten sechzehn Jahre wohnte. In diesen Jahren erblickten die Söhne Angelo und Peter das Licht der Welt, und irgendwann kam Helen Bianchin der Gedanke, über ihre Erlebnisse auf der Farm ein Buch zu schreiben: eine Romance mit einem Helden, der aus Italien stammte. Allerdings war der Held in ihrem ersten Roman reich, und ihm gehörte die Farm - schriftstellerische Freiheit! Es dauerte ein Jahr, bis sie auf der alten Reiseschreibmaschine am Esszimmertisch ein halbwegs passables Manuskript fertig ...
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1. KAPITEL
„Schnitt“, rief der Regisseur. „Das war’s.“
Die schönsten Worte des ganzen Tages dachte Sandrine, während sie die schwere, kunstvoll gearbeitete Perücke abnahm. Ein historisches Kostüm war nicht gerade das bequemste Kleidungsstück, und lästig war auch das mit Fischbeinstäbchen versehene, eng geschnürte Korsett, mit dem sie einen Taillenumfang von fünfundvierzig Zentimetern erreichte und durch das ihre Brüste unmöglich hochgeschoben und fast unsittlich entblößt wurden.
Wenn man die Hitze der Studioscheinwerfer dazurechnete, die übersteigerte Selbstgefälligkeit und den Größenwahn des Hauptdarstellers und den höllischen Regisseur, war der Grundsatz „Für seine Kunst muss man leiden“ noch nie so passend gewesen.
„Auf ein Wort, Schatz.“
Sandrine erstarrte. Aus Tonys Mund war „Schatz“ kein Kosename. Langsam drehte sie sich um und sah den alternden Regisseur an, dessen Talent legendär war, dessen Manieren jedoch gelegentlich eher in eine Seitenstraße in Neapel gehörten.
„Heute Abend zum Essen bei mir. Um sieben.“ Er blickte Sandrine durchdringend an. „Sei da.“ Er machte eine Handbewegung, die fünf ihrer Kollegen umfasste. „Ihr auch. Alle.“
Sandrine unterdrückte ein Stöhnen. Sie wollte nur noch das Kostüm loswerden, duschen, ihre eigenen Sachen anziehen, zu der Villa am Wasser fahren, die bis zum Ende der Dreharbeiten ihr Zuhause war, eine Kleinigkeit essen und ihren Text für den nächsten Tag durchlesen.
„Dürfen wir uns nach dem Grund erkundigen?“, fragte der Hauptdarsteller gereizt.
„Geld. Der Film braucht es. Mein Gast hat es“, erwiderte der Regisseur kurz angebunden. „Er hat darum gebeten, die Besetzung kennenzulernen, und wenn uns die Erfüllung seines Wunsches eine unbedingt erforderliche Finanzspritze sichert, dann machen wir das so.“
„Heute Abend?“, wiederholte Sandrine und wurde mit einem finsteren Blick bestraft.
„Hast du ein Problem damit?“
Ja. Aber das zu sagen würde überhaupt nichts nützen. Sie zuckte resigniert die Schultern. „Ich denke nicht.“
Er sah die anderen Mitwirkenden scharf an. „Noch jemand?“
„Du hättest uns früher Bescheid geben können“, beschwerte sich der Hauptdarsteller, was ihm einen derben Fluch einbrachte.
„Schwierig, wenn der Mann erst gestern in Australien angekommen ist.“
„Okay, okay, ich verstehe.“
„Freut mich, das zu hören. Weiter“, befahl Tony.
Sandrine seufzte erleichtert. Eine Viertelstunde später war sie in der Garderobe fertig, ging zum Parkplatz und stieg in ihren Leihwagen. Sie trug Shorts und ein Top und hatte sich das lange schwarze Haar nachlässig hochgesteckt. Sobald der Motor ansprang, schaltete sie die Klimaanlage ein. Es dauerte nicht lange, bis sie den Highway Richtung Süden erreichte. Sie hatte eine zweistöckige Villa mit Blick aufs Wasser in Sanctuary Cove gemietet, einem renommierten Vorort an der Gold Coast von Queensland, mit dem Auto nur zehn Minuten von den Filmstudios in Coomera entfernt. Als sie die Ausfahrt nach Sanctuary Cove nahm, stellte sie den CD-Player an und versuchte, sich bei Popmusik zu entspannen.
Ein von Bäumen gesäumter Fluss schlängelte sich zu einem Kanalsystem, einer Reihe von schönen Häusern und einem beliebten Golfplatz. Eine Ansicht, die Frieden und Heiterkeit ausstrahlte, wie Sandrine einräumte, während sie nach Sanctuary Cove abbog und kurz darauf durch das Sicherheitstor an der Zufahrt zu einer von mehreren Wohngegenden des Ortes fuhr. Eine sanft geschwungene Straße führte zu der Gruppe von Villen, die direkt am Wasser standen. Sandrine wohnte in einer hellblau angestrichenen mit weißen Fensterrahmen und einem gekiesten Garten, der mit großen Blumenkübeln geschmückt war. Sie benutzte die Fernbedienung, um das Garagentor zu öffnen, stellte das Auto ab und ging ins Haus.
Kühle Marmorböden waren mit elegant lackierten Möbeln und weichen Ledersofas und – sesseln kombiniert worden, und die Küche mit einer Fülle von modernen Geräten war eine Freude für jeden Schlemmer. An einer Seite der Eingangshalle führte eine breite, geschwungene Treppe in das obere Stockwerk, wo sich drei große Schlafzimmer befanden, die alle ein angrenzendes Bad hatten. Schiebeglastüren führten aus dem Wohn- und Esszimmer auf eine gepflasterte Terrasse, an die sich ein Swimmingpool anschloss. Zum Grundstück gehörte auch ein kleiner Bootssteg.
Sandrine zog einen Bikini an und schwamm einige Bahnen. Sie brauchte die Bewegung und das kühle Wasser, um die hartnäckige Anspannung loszuwerden. Danach duschte sie und trocknete sich die Haare mit dem Föhn, bevor sie den großen begehbaren Kleiderschrank öffnete und ihre beschränkte Garderobe durchsah. An ein gesellschaftliches Leben hatte sie nicht gedacht, als sie für den Aufenthalt in Australien hastig eine Reisetasche gepackt hatte. Die meisten ihrer Sachen waren zwischen drei luxuriösen Wohnungen in Paris, New York und Sydney aufgeteilt.
Denk nicht einmal an diese Wohnungen oder den Mann, mit dem du in ihnen gelebt hast, befahl sie sich, während sie ein schwarzes Designerkleid aufs Bett warf und dann schwarze Pumps mit Stilettoabsätzen und eine schwarze Abendtasche aus dem Schrank nahm. Trotzdem sah sie ihn im Geiste vor sich. Es war, als würde sein Blick ihre Seele durchdringen, und Sandrine erschauerte bei der Erinnerung an seine Küsse.
Michel Lanier. Mitte dreißig, zehn Jahre älter als sie. Erfolgreicher Unternehmer, Förderer der schönen Künste, dunkles Haar, schiefergraue Augen, sinnlicher Mund, die Gesichtszüge eines Renaissancefürsten und die Mentalität eines Straßenkämpfers. In Paris geboren, Studium in Frankreich und Amerika.
Ehemann, Liebhaber. Ein Mann, der ihr Herz im Sturm erobert und sie zu seiner Frau gemacht hatte. Sie hatten sich auf der Party eines gemeinsamen Freundes in New York kennengelernt. Sandrine hatte während einer saisonbedingten Pause als Model gearbeitet und sollte in der folgenden Woche nach Sydney zurückkehren, wo die Dreharbeiten an einer schon lange laufenden australischen Fernsehserie weitergingen.
Sandrine flog zusammen mit Michel nach Sydney, stellte ihn ihrer Familie vor, gab ihre Verlobung bekannt und veranlasste die Drehbuchautoren, ihre Rolle in der Serie umzuschreiben. Sobald die Folgen abgedreht waren, in der die Figur, die sie spielte, einen Unfall hatte und starb, begleitete sie Michel zurück nach New York. Zwei Monate später heirateten sie im engsten Familienkreis und pendelten danach zwischen New York und Paris. Michel kaufte eine luxuriöse Wohnung in Sydneys prestigeträchtigem Viertel Double Bay mit herrlicher Aussicht auf den Hafen. Unser australischer Stützpunkt, erklärte er ihr.
Sechs Monate lang war alles perfekt. Die Probleme fingen vor drei Monaten an. Michel und Sandrine verbrachten zwei Wochen in Sydney, und ein Freund gab ihr ein Drehbuch. Die Story war gut, und Sandrine konnte sich sofort mit der noch zu besetzenden Nebenfigur identifizieren. Sie sah sich im Geiste diese Rolle spielen und wurde die Vorstellung nicht wieder los.
Die Dreharbeiten überschnitten sich mit Michels Terminen in Europa, und Sandrine sagte sich, er würde keinesfalls damit einverstanden sein, dass sie vier Wochen ohne ihn in Australien verbrachte. Aus einer Laune heraus sprach sie trotzdem vor. Ihr war klar, dass ihre Chance gleich null war, die Rolle zu bekommen, und sie dachte kaum noch daran, als Michel und sie einige Tage später nach New York zurückflogen.
Völlig unerwartet rief ihr Agent an und teilte ihr mit, sie habe die Rolle bekommen. Die Dreharbeiten würden in einem Monat in den Filmstudios in Coomera beginnen. Begeistert und beklommen zugleich unterschrieb Sandrine den Vertrag und schob es immer wieder hinaus, Michel davon zu erzählen, denn sie war sich nur allzu bewusst, wie er reagieren würde. Je mehr Zeit verging, desto schwieriger wurde es, die Sache anzusprechen. Schließlich waren nur noch wenige Tage übrig. Hundertmal probte sie in Gedanken, was sie sagen wollte, doch dann klang nichts richtig, und aus dem Gespräch wurde ein so gewaltiger Krach, dass sie in den frühen Morgenstunden einige Kleidungsstücke in eine Reisetasche warf und in ein Hotel zog, bis ihr Flug nach Brisbane ging.
Vier Wochen sind nicht die Welt, hatte sich Sandrine beruhigt, aber mit jedem Tag hatten Michel und sie sich mehr voneinander entfernt, bis die Distanz zwischen ihnen so groß geworden war, dass sie zu fürchten begonnen hatte, sie würde sich vielleicht nie wieder überbrücken lassen.
Noch schlimmer, was hatte schief gehen können, war schief gegangen, und aus vier Wochen Dreharbeiten waren sechs geworden. In der siebten Woche brach das Budget zusammen. Die subtropische Hochsommerhitze war mörderisch, die Professionalität der Mitwirkenden wurde auf eine harte Probe gestellt, und Wutanfälle häuften sich.
Sandrine zog schwarze Dessous und eine hauchdünne schwarze Strumpfhose an, schminkte sich, steckte sich das Haar hoch, schob die Füße in die eleganten Pumps, nahm ihre Handtasche und ging nach unten.
Die hohe Tagestemperatur war um ein oder zwei Grad gesunken, und ein leichter Seewind machte die Wärme erträglich. Sandrine überquerte den gepflasterten Vorplatz des Apartmenthauses in Main Beach, betrat die Eingangshalle und fuhr mit dem Lift hoch zu Tonys Wohnung. Minuten später stand sie zusammen mit mehreren ihrer Kollegen auf dem breiten Balkon mit Blick auf den Ozean. Ein tragbarer Grill war aufgestellt worden, und der Küchenchef eines Partyservice legte Fisch, Garnelen und Kebabs auf den Rost.
Sandrine nahm ein Glas Wein an...