Bindschedler | Die beliebtesten Kinderbücher von Ida Bindschedler | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 541 Seiten

Bindschedler Die beliebtesten Kinderbücher von Ida Bindschedler

Die Leuenhofer + Die Turnachkinder im Sommer + Die Turnachkinder im Winter
1. Auflage 2016
ISBN: 978-80-268-6972-6
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Die Leuenhofer + Die Turnachkinder im Sommer + Die Turnachkinder im Winter

E-Book, Deutsch, 541 Seiten

ISBN: 978-80-268-6972-6
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Dieses eBook: 'Die beliebtesten Kinderbücher von Ida Bindschedler' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Ida Bindschedler (1854-1919) war eine Schweizer Lehrerin und Kinder- und Jugendbuchautorin. In 1897 zog sie in Augsburg, wo sie den Rest ihres Lebens verbrachte. Dort verarbeitete sie ihre Erinnerung an ihre Zürcher Kindheit in den Jugenderzählungen Die Turnachkinder im Sommer und Die Turnachkinder im Winter, die sie neben Johanna Spyri zur wohl bekanntesten Schweizer Jugendbuchautorin machten. Die Haupthandlung der Turnachkinder im Sommer spielt in der 'Seeweid' im Zürcher Quartier Riesbach, als dieses noch ausserhalb der Stadt lag. Heute ist dort eine Strasse nach der Autorin benannt. Die Handlung der Turnachkinder im Winter spielt hauptsächlich in der Zürcher Altstadt am heutigen Weinplatz 7. Inhalt: Die Turnachkinder im Sommer Die Turnachkinder im Winter Die Leuenhofer

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PFAHLBAUERGESCHICHTEN


Inhaltsverzeichnis

Die Familie Turnach war nun schon drei Wochen in der Seeweid, und wie Mama vorausgesagt hatte: neben dem Schönen und Lustigen war hin und wieder auch etwas Unangenehmes und Langweiliges gekommen. Einmal hatte Marianne zwei Nächte hindurch Zahnweh gehabt; Hans hatte wegen Husten und Halsweh ein paar Tage im Zimmer bleiben müssen. Lotti war gesund gewesen; aber ihr waren die Strickstunden, zu denen sie sich etwa an Regentagen mit Marianne hinsetzen musste, immer eine grosse Betrübnis. Auch war es schrecklich, wenn man Aufgaben hatte und draussen die Sonne durch die Bäume schien und die Wellen plätscherten. Marianne und Lotti bekamen noch nicht viel auf; aber Hans, der schon zehn Jahre alt war, hatte allerlei zu schreiben und zu lernen. Manchmal wollte so ein Gedicht gar nicht in den Kopf hinein. Immer musste Hans wieder von vorn anfangen:

»Es ritt ein Herr, das war sein Recht;

Zu Fusse hiess er gehn den Knecht –

– – – – – – – – – den Knecht ...«

Vom Garten her hörte man Marianne und Lotti lachen; sie liefen über die niedrige Mauer und machten in der Ecke, wo der Efeu eine ganze Laube bildete, eine Puppenwohnung.

»Marianne, du hast deine Rechnung auch noch nicht gemacht!« rief Hans hinüber.

»Ich muss sie erst auf übermorgen machen!« sagte Marianne und wiegte sich behaglich in ihrem Efeubusch.

Hans seufzte und begann noch einmal, indem er sich beide Ohren zuhielt:

»Es ritt ein Herr, das war sein Recht;

Zu Fusse hiess er gehn den Knecht.

Er reitet über Stock und Stein,

Dass kaum der Knecht kam hintendrein ...«

Es kostete wirklich eine Anstrengung, tapfer bei dem langweiligen Gedicht zu bleiben, wo draussen alles so sonnig und lustig war ...

Aber heute, als Hans erwachte, gab es keine Plage und keine Aufgabe. Es war Sonntag, früher, schöner Sonntagmorgen. Hans stand schnell auf und machte sich fertig. Doch als er herunterkam, war er gar nicht der erste: Papa war schon am See und löste eben das kleine Ruderschiff los, das frisch weiss, blau und rot angestrichen am Landungssteg lag. Marianne und Lotti in ihren hellen Sonntagskleidern sassen auf der Schiffbank. Es war immer ein Hauptvergnügen, wenn Papa, der so selten Zeit hatte, die Kinder einmal ruderte.

Hans sprang hinter Papa ins Schiff und ergriff die Sitzruder, um sie einzuhängen.

»Ich kann eigentlich auch stehrudern«, sagte er.

»Nein, nein, Papa, lieber du! bei dir geht's so ruhig und schnell!« riefen die Mädchen. »Hans, der tut mit jedem Ruderschlag so einen Ruck –«

»Aber ich kann's doch wenigstens«, gab Hans zurück, »während Lotti noch nicht einmal sitzrudern kann. Bei der geht's immer im Kreis herum – so –«! Er tat mit dem Ruder ein paar ungeschickte Schläge.

»Das wäre nun hübsch, wenn ihr an dem prächtigen Sonntagmorgen mit einander streiten wolltet!« sagte Papa. »Wenn Lotti noch nicht gut rudert, so kann sie dafür singen. Fangt einmal an, ein schönes Lied!«

Lotti sah auf Marianne. »Wollen wir das traurige, weisst du, das und Ulrich gelehrt hat:«

»Zu Strassburg auf der Schanz

Da ging mein Trauern an ...«

»Nein, wart'«, sagte Marianne. »Zuerst: Lobt froh – das passt für den Sonntagmorgen.«

»Lobt froh den Herrn

Ihr jugendlichen Chöre ...«

begannen Lotti und Marianne mit hellen Stimmen. Hans und Papa sangen mit. Dann kam ein zweites und drittes Lied, schliesslich auch Lottis Lieblingslied.

Papa fuhr langsam hinaus auf den blauen, schimmernden See, dann gegen die Thomassäule und dem Ufer entlang; als er zurückkehrte, sah man Mama im Garten winken.

»Ei, was ist denn das für ein Sängerfest da draussen?« rief sie. »Der ganze Verein ist jetzt freundlich zum Frühstück eingeladen!«

Aber – »du liebe Güte!« würde Balbine gesagt haben, wie sah der Frühstückstisch aus –! Im Brotkorbe lagen, weil es Sonntag war, etwa ein Dutzend Butterhörnchen, und jedes – nein, es war zu arg! – jedes verunstaltet, verstümmelt; alle vierundzwanzig Spitzen waren abgebrochen und verschwunden! Die Familie war sprachlos. Wer konnte das getan haben! Man sah ringsum, dann unter den Tisch; man sah sich gegenseitig an. Endlich rief eines: »Wo ist denn Werner?«

Ja, wo war Werner? Mama hatte ihn bei Balbine geglaubt; aber Balbine, die nun auch herein kam und die Hände zusammenschlug ob dem Anblick, wusste nichts.

Nun lief alles hinaus: »Werner! Werner –« Und Mama wollte schon ängstlich werden, als um die Hausecke der kleine Mann erschien, aber ebenfalls in schlechtem Zustande. Seine Hände und seine weisse Schürze waren ganz schmutzig und schwarz von feuchter Erde. Er war etwas verlegen, als er die ganze Schar auf sich zukommen sah und hielt die kleine Faust über die Augen.

»Werner, mein Bub, komm einmal her!«

Mama zog ihn ins Zimmer.

»Was sind denn das für hässliche, schwarze Hände?«

»Ich – ich hab' müssen graben!« stotterte Werner, ohne Mama anzusehen.

»O Mama! dann weiss Werner nichts von den Hörnchen, dann ist er unschuldig!« rief Marianne, die den kleinen Bruder zärtlich liebte und ihn bei jeder Gelegenheit verteidigte.

Aber Werner sah gar nicht sehr unschuldig aus. Er versuchte, sich aus Mamas Händen loszumachen, und als die auf den Tisch nach dem Brotkorbe zeigte, drückte er die Augen zu.

»Nein, Werner, jetzt sag' lieber rasch und ehrlich heraus: Hast du alle unsere schönen Butterhörnchen zerbrochen?«

Nun sah der Kleine Mama an, und seine Augen füllten sich mit Tränen; aber er brachte kein Wort heraus.

»Stellt euch nicht so vor ihn hin«, sagte Mama zu Hans und Lotti, »gerade als ob es euch Spass machen würde, euer Brüderlein in Verlegenheit zu sehen. Komm, mein Bub, sag' es der Mama leise –«

Da drückte Werner sein Mäulchen an Mamas Ohr und flüsterte etwas hinein.

»O, o! Was für einen unartigen Buben haben wir doch, den man gar nicht allein im Zimmer lassen kann! Und wo sind denn die vielen, vielen Zipfel hingekommen? Hast du sie gar alle aufgegessen –?«

»Nein, nicht aufgegessen!«

»Aber was in aller Welt hast du mit ihnen angefangen?«

Werner hob den Kopf, als ob ihm der Mut wieder käme.

»Ich – ich hab' Pf – Pfahlbauten daraus gemacht.« Er sah stolz im Kreis herum, weil er das schwere Wort hatte sagen können.

»Pfahlbauten –? was sagt er da –?« fragte Papa sehr belustigt. »Das wird ja immer werkwürdiger. Komm her, du kleiner Prähistoriker, und erzähle uns, wie man Pfahlbauten macht aus den Zipfeln von Butterhörnchen!«

»Ich hab' es so gemacht wie – Hans und Marianne und Lotti.«

»Aha«, sagte Papa. »Also steckt ihr Grossen hinter der Geschichte. Wartet nur, ihr kommt nachher an die Reihe! Nun, mein Wernermann, willst du uns wenigstens mitteilen, wo du deine interessanten Pfahlbauten angelegt hast?«

Werner schüttelte den Kopf; er wurde nun wieder fast übermütig. Erst nach vielem Drängen gab er nach und lief den andern voraus in den Garten zu einer abgelegenen Ecke, wo ein paar dichte Fliederbüsche standen. Die kleine Schaufel, die Werner geschenkt bekommen hatte, lag da auf der Erde.

Hans fing an zu graben; die »Pfahlbauten« steckten nicht tief. Aber wie sah das schöne Brot aus! von der feuchten Erde ganz schwarz und ungeniessbar. Die Kinder wollten den Kleinen necken. Was das für ein Einfall war von dem Wernerlein!

Aber Mama fand, dass er doch ein wenig Strafe verdiene: »Du siehst nun, denke ich, doch ein, dass du etwas sehr Dummes gemacht hast und etwas Unrechtes dazu. Darfst du denn eigentlich vom Tisch wegnehmen, was die nicht gehört, und es verderben? – Nun geh nur zu Sophie, dass sie dir das Werktagskleidchen anzieht; in diesem Schmutz wollen wir dich nicht sehen. Und lass dir ein Stück Brot in der Küche geben. Was du von den Butterhörnchen übrig gelassen, das reicht kaum für uns; du bekommst natürlich nichts davon.«

Werner zog ein Mäulchen und weinte ein wenig; dann lief er zu Sophie.

»Nun möcht' ich aber doch wissen, Kinder«, begann Papa, »wie Werner auf die Pfahlbauten gekommen ist und was für wunderliches Zeug ihr ihm vorgemacht habt!«

Die Kinder sahen einander an und lachten.

»Ach, Papa, das war ganz anders. Das war etwas sehr Ernsthaftes, was wir taten, und Werner hat zugeschaut; Aber er hat es natürlich gar nicht verstanden!«

»Also heraus denn mit dieser sehr ernsthaften Sache! Ihr macht mich wirklich neugierig!«

Ja, das war eine lange Geschichte, und wenn man ganz von vorn anfangen wollte, waren es eigentlich zwei.

An einem Samstag nachmittag, zwei Wochen vor dem Ereignis mit den Butterhörnchen, kam Hans aus dem Hause mit einem grossen, weiten Einmachglas, das Mama ihm geschenkt hatte.

Marianne und Lotti richteten eben am See die Puppenbadeanstalt wieder her, die sie tags zuvor aus kleinen Pflöcken und Schindeln gebaut hatten, die aber von den Dampfschiffwellen zerstört worden war. Die Porzellanpüppchen warteten im Sand.

»Kommt!« sagte Hans. »Wir gehen ins Klaregg hinaus und sehen, ob wir dort etwas finden für unser Aquarium.«

»Ins Klaregg –! Gleich, Hans!« rief Lotti, packte schnell mit Marianne die Badepüppchen zusammen und holte die Hüte.

Die drei Kinder gingen zwischen den Weissdornhecken und Feldern hinaus zum Klaregg. Hans trug das Glas, Marianne eine Botanisierbüchse und Lotti ein altes Schmetterlingsnetz, mit dem man auch fischen konnte. Das Klaregg lag wie die Seeweid am Wasser. Es bildete eine kleine Halbinsel, die in den See hinausragte und von einem Bach durchflossen war. Ringsum...



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