E-Book, Deutsch, 468 Seiten
Blank Meine Kriminalgeschichten
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-8496-2305-0
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 468 Seiten
            ISBN: 978-3-8496-2305-0 
            Verlag: Jazzybee Verlag
            
 Format: EPUB
    Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Matthias Blank gehörte zu den bekanntesten Kriminalautoren des frühen 20. Jahrhunderts. Obwohl nicht mal 50 Jahre als er starb schuf er eine große Anzahl von Romanen, von denen die drei folgenden hier enthalten sind: Der Mord im Ballsaal Das Auge Wischnus Ein seltsamer Zeuge
Autoren/Hrsg.
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Das erste Verhör.
In der Angelegenheit Hans Olden unternahm Kommissar Scharbeck keinerlei Recherchen mehr, bis nicht die Ankunft des Gefangenen angemeldet wurde.
Am dritten Tage nach dem Einlauf der Depesche kam aus dem Untersuchungsgefängnisse am Anger die Benachrichtigung, daß der zur Verhaftung ausgeschriebene und von Ulm nach München transportierte Hans Olden eingeliefert worden sei.
Sofort nach Erhalt dieser Nachricht begab sich der Kommissar nach dem Gefängnis.
Auf dem Wege dorthin gab er rasch noch eine Verständigung an den Freund des Verhafteten, an Doktor Hallern, auf.
Im Verhörzimmer des Gefängnisses, das mit seinen eisenvergitterten Fenstern gegen die Straße zu gerichtet war, beauftragte Scharbeck einen der Wärter, Hans Olden vorzuführen.
Inzwischen setzte sich Scharbeck an einen Tisch auf den Stuhl, der, wie die übrigen Möbelstücke in diesem Raum, an den Boden festgeschraubt war, und durchblätterte die in dieser Sache sich angesammelten Aktenstücke.
Der Wärter kehrte wieder zurück und führte den Verhafteten mit sich.
Scharbeck hätte ihn fast nicht wiedererkannt!
Ungepflegt hing der blonde Schnurrbart herunter. Das schöne, üppige Haar war zerzaust. Die Augen blickten unstet umher.
Die schöne, ebenmäßige Gestalt war in eines der plumpen, schweren Sträflingsgewänder gesteckt, die sackartig seinen Körper umschlotterten.
Hans Olden hatte den Kommissar sofort wiedererkannt, denn eine jähe Röte schoß in seinem blassen Gesicht auf.
»Sie haben mich wiedererkannt? Das wird mein Verhör erleichtern! Sie wissen doch noch, Herr Olden, daß Sie seinerzeit auf meine direkte Frage es in Abrede stellten, auf der Redoute des Deutschen Theaters gewesen zu sein. Behaupten Sie dieses jetzt auch noch?«
»Nein!« antwortete kurz Hans Olden, ohne den Kommissar anzusehen.
»Warum hatten Sie dieses damals getan?«
Es schien, als besänne sich Olden erst auf eine zutreffende Antwort. Dann aber erwiderte er vollkommen ruhig:
»Das weiß ich selbst nicht! Vielleicht Unüberlegtheit! Vielleicht auch etwas überrascht und verblüfft durch Ihre so unvermutete, bestimmte Frage! Oder auch unwillkürlich! Ich kann es nicht mehr sagen!«
»Hatten Sie dabei nicht die Absicht, etwas zu verschweigen?«
Langsam schüttelte Hans Olden den Kopf und erwiderte in der gleichen ruhigen Weise, die eben durch diese Ruhe eine so überzeugende Wirkung auszuüben vermochte:
»Damals glaubte ich keinen Grund zu haben, das zu verschweigen!«
»Sie haben es aber dennoch getan!«
»Ich sagte ja schon: Ich weiß nicht, aus welchem Grunde.«
Auf diese Weise konnte Kommissar Scharbeck zu keinem Resultat gelangen; er beabsichtigte deshalb, Olden zu überraschen und so zu fangen.
»Sie waren heimlich verlobt mit Luise Walther! Stimmt das?«
Hans Olden nickte bejahend.
»Und dieselbe Luise Walther wurde ermordet?«
Wiederum antwortete Olden durch ein stummes Kopfnicken.
Durchdringend ruhte jetzt das Auge Scharbecks auf dem blassen Gesicht Oldens, als er langsam, jedes Wort betonend, sagte:
»Sie waren der Partner der Ermordeten, Sie hatten auch eine heftige Auseinandersetzung mit ihr und haben sie getötet.«
Die ehernen Gesichtszüge Oldens verzerrten sich plötzlich krampfhaft, er biß die Zähne auf die Lippen. Dann entrang sich seinem Munde qualvoll die Antwort:
»Nicht ich habe sie getötet, aber durch meine Schuld wurde sie getötet.«
Der Kommissar wiegte seinen Kopf zweifelnd hin und her.
So klar und offen diese Selbstanklage auch ausgesprochen wurde, so sehr regte sich in Scharbeck auch der Zweifel.
»Ich weiß nicht, wie ich das deuten soll! Sie behaupten also, sie hätten der Leiche die Verletzung nicht beigebracht.«
»Nein! Das hätte ich nie vermocht! Dazu hatte ich Luise Walther zu sehr geliebt.«
»Ist es richtig, daß Sie im Palmengarten eine erregte Auseinandersetzung führten?«
»Allerdings!«
»Der Grund?«
Lange schwieg hier Hans Olden.
Seine Blicke irrten in dem kahlen Raum des Verhörzimmers umher, als suchten sie einen Halt, einen Ruhepunkt.
Er faßte vollständig die Schwere der Tat, die ihm zur Last gelegt wurde, und dennoch hätte er gerne geschwiegen.
»Weshalb wollen Sie darüber schweigen? Es hat das für Sie doch keinen Nachteil, sondern nur Vorteil, falls Ihnen daran gelegen ist, Ihre Unschuld zu beweisen,« forderte nun eindringlich Kommissar Scharbeck.
»Die Eifersucht!«
Grollend kam die Antwort, als zürne er über sich selbst.
Hierbei stützte er beide Hände fest auf die Tischplatte und stand so leicht nach vorn gebeugt.
»Kann diese Ihnen nicht die Besinnung soweit geraubt haben, daß Sie ungewollt in momentaner Aufwallung Ihrer Eifersucht diese Tat begangen haben?«
»Nein!«
»Wer aber konnte es dann gewesen sein?«
»Ich weiß es nicht!«
Kommissar Scharbeck überlegte.
Dann frug er in Rückerinnerung an das eigene Geständnis des Verhafteten:
»Was hat dann Ihr eigenes Bekenntnis Ihrer Schuld zu bedeuten? Worin liegt diese Schuld?«
»Und wenn ich nicht antworte?«
Herausfordernd blickte Olden den Kommissar an, der schonungslos jedes Geheimnis aus ihm herauszulocken suchte.
»Dann muß ich dies als ein Geständnis Ihrer Schuld betrachten!«
»Fragen Sie!«
»Worin besteht Ihre Schuld?«
»Ich habe Luise in größter Aufregung verlassen!«
»Und?«
Scharbeck konnte nicht begreifen, inwiefern hierin Olden eine Schuld sich zuschrieb.
»So nur konnte das Verbrechen geschehen!«
»Erzählen Sie den ganzen Hergang! Ich kann hieraus nicht klar werden.«
»Ich glaubte Grund zur Eifersucht zu haben und stellte Luise hierüber zur Rede. Sie verweigerte mir jede Auskunft. Dies steigerte meine Leidenschaft noch mehr und ich wollte eben mit roher Gewalt sie anfassen, da glaubte ich Schritte zu hören und rannte davon.
Ich weiß nicht mehr wohin, Ich habe auch nichts mehr gesehen. Auf der Straße erst, als um mich die eisige Februarluft strich, erinnerte ich mich wieder an jede Einzelheit.«
»Hm!«
Der Kommissar sann lange nach über die Darstellung des Verhafteten.
Aber er konnte daran keinen Glauben finden. Das war alles zu unwahrscheinlich!
»Haben Sie irgend jemand gesehen, der nach Ihnen in den Palmengarten gegangen wäre?«
»Nein! Ich habe gar nichts gesehen!«
»Die Ermordete wurde unmittelbar an der Stelle...




