Blank / Schulze | Ein seltsamer Zeuge | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 125 Seiten

Reihe: Krimis bei Null Papier

Blank / Schulze Ein seltsamer Zeuge

Kriminalroman
2. Auflage 2025
ISBN: 978-3-96281-311-6
Verlag: Null Papier Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, 125 Seiten

Reihe: Krimis bei Null Papier

ISBN: 978-3-96281-311-6
Verlag: Null Papier Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Neue Deutsche Rechtschreibung Der Amateurfotograf Michael Gebhart schießt auf einem seiner zahlreichen Ausflüge in der Umgebung ein schockierendes Foto. Dieses Foto zeigt einen Mord am offenen Fenster. Als endlich die Polizei informiert ist, liegt das Haus verlassen: keine Leiche - kein Mord? Null Papier Verlag

Matthias Blank (auch: Theo von Blankensee, Matthias Blank-Hohenzollern, B. Weßling; 14. Juni 1881-6. Dezember 1928) war ein sehr erfolgreicher Volks- und Kriminalschriftsteller der 1920er Jahre.
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1. – Der Amateurfotograf.


Michael Gebhart war ein beneidenswerter, junger Mann. Er hatte in der Auswahl seiner Eltern die nötige Sorgfalt walten lassen und sich eine Wiege auserwählt, an der ein Elternpaar nur darauf wartete, ihren Sprössling mit all dem zu überschütten, was wir als den Inbegriff jeden Glückes anerkennen. Die reichen Eltern hatten, solange sie lebten, nur darauf hingearbeitet, das einzige Kind glücklich zu machen. Und Michael Gebhart war glücklich. Schon die Natur hatte ihn begünstigt. Er war schön und von eleganter Erscheinung, besaß dabei aber ein sehr zufriedenes Gemüt, das ihm auch ein Glück unter weniger günstigen Verhältnissen gebracht hätte.

Michael war eben ein Schoßkind der launigen Glücksgöttin Fortuna. Seine Eltern waren schon seit mehreren Jahren tot. Ganz allein lebte er mit einer tüchtigen Wirtschafterin, die er mit dem Erbe seiner Eltern übernommen hatte, und einem Hausburschen in einer eleganten Wohnung.

Wie es seine Gewohnheit war, hatte Gebhart an dem wundervollen Sommertage schon in der frühesten Morgenstunde, nur mit seinem Fotografenapparate ausgerüstet, allein einen Ausflug unternommen. Zur Mittagsstunde war er zurückgekehrt, und sofort nach dem Essen war er in der Dunkelkammer verschwunden, um die Bilder zu exponieren, die er auf seinem Spaziergange aufgenommen hatte.

Er war ein leidenschaftlicher Amateurfotograf und hatte sich als solcher schon viele Preise erworben. Seine Aufnahmen waren stets mit peinlicher Exaktheit ausgeführt. Die Schönsten und am besten gelungenen seiner Aufnahmen pflegte er zu vergrößern und in passender Umrahmung als Zimmerschmuck zu verwenden.

Auch an dem Vormittag war ihm das Glück günstig gewesen. In einer Talmulde der Glonn hatte er zwischen sanft ansteigenden Hügeln ein rebenumsponnenes Häuschen entdeckt, das so einsam in dem Landschaftsbilde lag, als wohnte darin das Märchen. In dem Morgensonnenlicht leuchtete das weiße Mauerwerk nochmals so hell, von dem dunklen Laubwerk der Reben, die an den Mauern emporkletterten, kontrastierte wirkungsvoll das helle Grün der Fensterläden. Im Hintergrunde stiegen die Hügel an mit den lichten Baumgruppen. Darüber lag ein flimmernder, blassgrauer Himmel, an dem eben eine mächtige, weiße, silbrig glänzende Wolke emporstieg.

So sah er noch im Geiste das Bild; es sollte eine seiner besten Aufnahmen werden.

Die Dunkelkammer war nur durch ein rotes Ampellicht spärlich erhellt. Michael Gebhart hatte schon das Fixierbad bereitgestellt; dann kam die Platte aus der Kassette in das Bad. Unter gleichmäßigem Schaukeln plätscherte die Flüssigkeit über die Glasplatte, die sich allmählich dunkler färbte. Helle und dunkle Stellen prägten sich ab, das Bild entwickelte sich. Der Himmel, der Wald, das Häuschen selbst, alles war schon zu sehen. Soviel konnte er jetzt schon erkennen, dass diese Aufnahme zu seinen glücklichsten gehörte. Jetzt war die Platte ganz entwickelt.

Er hielt sie gegen das rötliche Ampellicht, um das Bild nochmals in allen Einzelheiten zu prüfen.

»Gut!«, murmelte er dabei befriedigt vor sich hin. »Man sieht fast Blatt für Blatt der Reben, die das Haus umspinnen.«

Dann schwieg er, aber wie einer, der über eine plötzliche Entdeckung überrascht ist; er sah aufmerksamer auf das Negativbild der Platte und fast wäre sie seiner Hand entfallen.

Dabei kam kein Wort über seine Lippen, das verraten hätte, was ihn so erschreckt hatte. Nur eine etwas fieberhafte Hast hatte ihn gepackt, als er in einem zweiten Bade die fertig entwickelte Platte unempfindlich gegen Licht machte.

Und es musste etwas ganz Bedeutsames sein, was ihn festgebannt hatte, denn er kümmerte sich um die anderen Aufnahmen, die er sonst noch gemacht hatte, weiter nicht mehr. Das eine Bild hielt ihn gefesselt. Endlich war die Platte soweit fertig, dass er davon Abzüge herstellen konnte.

Als er jene vorher nochmals gegen das Licht hielt, da zitterten seine Finger und seine Lippen murmelten fast unhörbar:

»Das ist ja furchtbar!«

Alles ließ er in der Dunkelkammer liegen, ganz gegen seine Gewohnheit, da er ein Freund peinlichster Ordnung war, und ging nach seinem Zimmer, wo er sofort die Platte in den Rahmen stellte, um eine erste Kopie des Bildes zu erhalten.

Während diese zur Belichtung in der Sonne lag, schritt er in nervöser Unruhe auf und nieder; dabei hatte er die Hände auf den Rücken gelegt und sein Blick irrte immer wieder dorthin, wo sich das erste Bild vollendete.

Endlich!

Er nahm es aus dem Rahmen! Fertig. Seine beste Aufnahme. Doch seine Augen suchten etwas anderes. Die rebenumsponnene Villa zeichnete sich scharf und deutlich ab. Ein Fenster im ersten Stockwerk stand offen. Deutlich erkennbar war es auf dem Bilde. Aber das Bild verriet noch mehr.

In dem offenen Fenster standen zwei Gestalten, eine war nur mit dem Rücken zu erkennen, die zweite aber – ein Mann mit langem Barte – hielt in erhobener Hand ein blankes Beil, das drohend über der ersten Gestalt schwebte und auf diese in gleicher Sekunde niedersausen musste.

Dies zeigte das Bild.

So war der Fotografenapparat Zeuge einer Mordtat gewesen, die sonst niemand gesehen haben mochte. Und der Apparat hatte die Tat festgehalten, sodass er besser Zeugnis geben konnte wie eines Menschen Worte.

Nur noch kurze Zeit musste Michael auf das Bild verwenden, um auch das Papier gegen Licht unempfindlich zu machen.

Dann aber verließ er seine Wohnung in eiliger Hast und bestieg die erste Droschke, die seinen Weg kreuzte.

Das Polizeigebäude war das Ziel seiner Fahrt.

Kommissar Steinherz saß in seinem Büro und ließ die Feder für einen Augenblick ruhen, als Gebhart durch die Tür hereinstürmte, fast atemlos, und anstelle jeglicher Begrüßung seine fotografische Aufnahme auf dem Tische des Kommissars niederlegte, der verwundert bald das Bild, bald den Überbringer anstarrte.

Steinherz war ein mittelgroßer Mann mit kahlem Kopfe und schwarzem Spitzbarte, der aber schon manche weiße Fäden aufwies; er galt als ein sehr tüchtiger Beamter, dem stets die schwierigsten Fälle zugewiesen wurden.

»Was soll ich mit dem Bilde?«

Noch immer keuchend, denn Gebhart war in großen Sprüngen die Treppe zum Büro emporgestürmt, gab er in abgerissenen Sätzen zur...



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