E-Book, Deutsch, Band 3, 224 Seiten
Reihe: Die Geisterhelfer-Reihe
Blase Die Geisterhelfer – Blut ist dicker als Friedhofsnebel
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-641-33017-0
Verlag: cbj
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Dritter Band der gruselig-lustigen Geisterhelfer-Reihe ab 8 Jahren
E-Book, Deutsch, Band 3, 224 Seiten
Reihe: Die Geisterhelfer-Reihe
            ISBN: 978-3-641-33017-0 
            Verlag: cbj
            
 Format: EPUB
    Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Weil Leos Eltern unbedingt auf irgendwelche Berge in Amerika klettern wollen, müssen Leo und sein Bruder zusammen mit Antonia und zwei Freunden die Herbstferien bei Antonias Tante verbringen. Deren Gutshof entpuppt sich als gruseliges Schlösschen voller Geheimnisse, Spinnen und seltsamer Mitbewohner. Sogar eine alte Familiengruft gibt es, was Leo große Sorgen bereitet. Zu Recht. Es dauert nicht lange, bis Leo bei einem Fackelumzug auf einen Geist trifft. Der Geist ist genauso erschrocken wie Leo und ziemlich verwirrt. Er erinnert sich überhaupt nicht daran, gestorben zu sein! Und er ist nicht der einzige Geist, der hier sein Unwesen treibt und dringend Hilfe benötigt …
»Blut ist dicker als Friedhofsnebel« ist der dritte Band der gruselig-lustigen Geisterhelfer-Reihe für Kinder ab 8 Jahren.
Alle Bände der Geisterhelfer-Reihe:
Die Geisterhelfer – Traue sich, wer kann! (Band 1)
Die Geisterhelfer – Ein knochen kommt selten allein (Band 2)
Weitere Infos & Material
1. Gut Krähenstein
Das Küchenfenster beschlägt vor meiner Nase. Ich rücke ein Stück zur Seite, wo die Sicht noch klar ist, und beobachte weiter die Straße. Ein glänzender schwarzer Kleinbus kommt auf unser Haus zu. Er fährt verdächtig langsam. Sind sie das? Ein paar Mal hat mein Herz schon umsonst geklopft. Doch jetzt entdecke ich Antonia hinter einer der Scheiben!
»Sie sind da! Es geht los!«, schreie ich und laufe in den Flur, wo meine Reisetasche bereitsteht.
Mama und Papa gehen mit mir nach draußen, während Valentin sich mit seiner Tasche hinter uns herschleppt, als müsse er durch tiefes Wasser waten.
»Wirklich nett von Antonias Mutter, extra ein Auto zu leihen, in das ihr alle reinpasst!«, sagt Mama nach einem Blick auf den Bus. Sie wuschelt Valentin über den Kopf und zieht mich an sich. Plötzlich blinzelt sie wie verrückt. Weint sie jetzt etwa? Also wirklich, dabei war das alles doch ihre und Papas Idee!
Meine Eltern sind einfach nicht normal. Normale Eltern verbringen am liebsten alle Zeit mit ihren Kindern. Aber meine wollen in den Herbstferien unbedingt nach Amerika, um dort auf irgendeinen Berg zu klettern. Allein. Kinder stören dabei nur, weshalb sie Valentin und mich auch nicht mitnehmen. Da kam das Angebot von Antonias Großtante Lila wie gerufen. Sie ist Künstlerin und lebt auf einem Gutshof mit genug Platz für uns und auch für Hunde, denn ohne Bauhaus fährt Antonia natürlich nirgendwohin.
Trotzdem klingt auch Papas Stimme jetzt verdächtig heiser. »Hier, das hab ich für euch zusammengestellt«, krächzt er und reicht Valentin einen Hefter. »Da sind Kochrezepte drin, einfach, aber lecker.«
Valentin verdreht die Augen. »Was soll ich damit? Spiele ich jetzt den Babysitter für Leo und seine Freunde, oder was? Boah, ey, lasst mich doch einfach hierbleiben!«
»Ja, bleib hier!«, sage ich. »Wir brauchen keinen Babysitter, und dich erst recht nicht!«
Papa runzelt die Stirn. »Du kannst nicht zehn Tage allein zu Hause sein, Valentin. Das haben wir doch schon besprochen.«
Ohne ein weiteres Wort stopft Valentin den Hefter in seine Tasche und springt in den Bus, wo er sich ganz hinten in eine Ecke wirft. Papa seufzt und drückt mich dafür doppelt fest. Plötzlich habe ich auch einen Kloß im Hals. Noch nie war ich länger als eine Klassenfahrt lang von meinen Eltern getrennt. Ich rutsche schnell auf den Sitz neben Antonia. Sie strahlt mich an, als wären wir auf dem Weg in die schönsten Ferien unseres Lebens.
Kurz darauf steigen auch Dennis und Ziggy zu, beide mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Dennis fand die Idee cool, mal Urlaub ohne Eltern zu machen. Freiwillig ist das ja auch wirklich ganz cool, nur unter Zwang, wie bei mir, ist es erst mal blöd. Und dann noch mit Valentin. Ziggy und ich sind auch nicht die besten Freunde, aber er macht eben alles, was Dennis macht. Dennis ist einer dieser Jungs, mit denen in der Schule alle befreundet sein wollen. Und aus irgendeinem Grund hat er sich mich ausgesucht. Und Ziggy. Antonia hat sich niemand so richtig ausgesucht, sie geht auch nicht auf unsere Schule, sondern ist einfach meine Nachbarin. Und inzwischen auch meine Freundin, obwohl sie so alt ist. Na ja, zwei Jahre älter als ich, was ja immer noch zwei Jahre jünger ist als Valentin.
Aufgekratzt schmieden wir vier Pläne für unsere Ferien. Wer weiß, was für Abenteuer uns erwarten! Alles ist möglich ohne Eltern! Nicht einmal Valentins Saure-Gurken-Miene kann uns die Laune verderben.
Zwei Stunden später ist die Abenteuerstimmung in gähnende Langeweile umgeschlagen. Antonia, Dennis, Ziggy und ich haben eine Weile Monstertruck-Quartett gespielt, es dann aber aufgegeben, weil Dennis schlecht geworden ist. Jetzt sitzt er mit geschlossenen Augen da und hält seine Mütze umklammert, in die er zur Not spucken will. Antonia liest und Ziggy popelt mit erstaunlicher Ausdauer. Valentin, der ganz hinten sitzt, klebt mit der Wange an der Fensterscheibe, aus seinem offenen Mund dringen gurgelnde Schnarchgeräusche. Von Bauhaus, der im Kofferraum reisen muss, ist nichts zu sehen oder hören.
Ich schaue aus dem Fenster. Antonias Großtante wohnt anscheinend am Ende der Welt. Wir fahren nun schon ewig über Landstraßen, vorbei an kleinen, grauen Dörfern, Äckern und waldigen Hügeln. »Gleich sind wir da«, sagt Antonias Mutter zum ungefähr zehnten Mal. Niemand glaubt ihr mehr, doch dann sagt sie plötzlich: »Hier ist es.«
Alle außer Valentin – und Bauhaus – schauen aus dem Fenster. Draußen zieht ein Ortsschild vorbei. »Rummelsberg« lese ich darauf. Es folgt noch mehr Landstraße mit ein paar vereinzelten Häusern links und rechts, doch dann rücken die Häuser dichter zusammen und scheinen immer älter und hutzeliger zu werden, bis wir an einem Marktplatz vorbeikommen. Hier wechselt auch der Straßenbelag zu Kopfsteinpflaster, über das der Bus geräuschvoll boppelt. Ich entdecke einige Plakate, die für einen »Herbstzauber-Markt« Werbung machen, »mit Fackelumzug über den Kirchhügel«. Und tatsächlich, ein Stückchen hinter dem Marktplatz, vor einem großen Hügel, ragt ein Kirchturm empor. Ich kneife die Augen zusammen. »Sind das Gräber da auf dem Hügel?«, frage ich Antonia.
»Ja, da liegt der Friedhof, gleich bei der Kirche.«
Ich schlucke. Hoffentlich schlafen die Toten von Rummelsberg tief und fest. Und hoffentlich wohnt Antonias Großtante nicht direkt neben dem Friedhof.
»Hast du eigentlich mal wieder einen Geist gesehen?«, flüstert Dennis mir zu, als hätte er meine Gedanken erraten. »Ihr hattet lange keinen ›Notfall‹, oder?«
Mit »ihr« meint er Antonia, Bauhaus und mich. Wir drei haben schon einigen herumspukenden Geistern zur ewigen Ruhe verholfen. Dabei bin ich der Einzige, der die Geister sehen und hören kann. Das heißt, Bauhaus sieht sie ziemlich sicher auch, er friert dann immer für ein paar Sekunden ein, nur Antonia sieht nichts. Leider, denn sie liebt solches Zeug, Friedhöfe und so weiter. Ich dagegen würde gerne darauf verzichten. Das Leben ist einfach ungerecht.
»Sommer scheint nicht so Geistersaison zu sein«, murmle ich. »In den kurzen Nächten wachen sie wohl gar nicht erst auf.«
»Ah«, macht Dennis. »Irgendwie fast schade, oder? Aber jetzt ist ja Herbst, da wird’s wieder früher dunkel.«
»Ja, ich kann’s auch kaum erwarten, dass wieder was passiert«, lüge ich. Denn obwohl ich Leo Helsing Krüger heiße, was ein passender Name für einen furchtlosen Superhelden wäre, grusle ich mich schrecklich vor der Dunkelheit und allem darin.
Antonias Großtante wohnt anscheinend doch nicht in Rummelsberg, denn wir fahren ohne anzuhalten aus dem Ort wieder raus und in einen Wald. Ich seufze. »Wie lange dauert …«
Doch in dem Moment verlässt der Bus die Straße und knirscht einen Forstweg entlang. Zehn Minuten später öffnet sich der Wald und mehrere Gebäude sowie ein Ententeich tauchen vor uns auf.
»Da ist es, Gut Krähenstein von Rummelsberg!«, ruft Antonia. Ihre Augen leuchten. Sobald der Wagen steht, reißt sie die Schiebetür auf und springt raus.
Ich folge ihr etwas langsamer. Gut Krähenstein von Rummelsberg – das klingt ziemlich gruselig, finde ich. Ich bin mir ganz sicher, dass den Namen vorher niemand erwähnt hat. Sonst hätte ich vielleicht doch für den Ponyhof gestimmt, den Dennis vorgeschlagen hat.
Ich schaue mich um und schlucke. Das Gutshaus sieht aus wie aus einem Gruselfilm: ein alter Kasten aus dunklen Steinen mit spitzen Türmchen auf den Ecken. Ein Türmchen hat kaputte Fenster, darunter hebt sich deutlich helle Vogelkacke von der dunklen Mauer ab. Klar, dass Antonia mit ihrer Vorliebe für alles Schwarze, Unheimliche sich hier wohlfühlt.
Links von dem Haus steht ein zweites, niedrigeres Gebäude, das aussieht, als sei es mal ein Stall gewesen. Eine große, dunkle Statue steht davor. Was ist das, ein Wildschwein? Aber eins auf den Hinterbeinen, mit wütend ausschlagenden Vorderbeinen und viel zu langen Eckzähnen, die ihm weit aus dem Maul ragen. Ich schaudere. Vielleicht soll das Ding Einbrecher abschrecken?
Der Hof zwischen dem Haupthaus und dem Stall ist mit Kopfsteinen gepflastert. Blumenkübel und mehrere Holzmöbel verteilen sich darauf. Nach rechts fällt das Gelände etwas ab bis zu dem Teich, der zur Hälfte von Entengrütze bedeckt ist.
Jetzt öffnet sich die oben spitz zulaufende Eingangstür von dem Haus und eine Frau stürmt heraus.
»Tante Lila!«, ruft Antonia und läuft auf sie zu.
»Das Bienchen!«, ruft Lila und breitet die Arme aus. »Wie lange ist es her, dass du hier warst?«
Ich stutze. Nicht wegen des Kosenamens, denn den benutzen in Antonias Familie anscheinend alle für sie, sondern wegen Tante Lilas Aussehen. Bei dem Haus hätte ich jetzt wallende Kleider und vielleicht sogar einen spitzen Hut erwartet, aber Tante Lila trägt einen schwarzen Trainingsanzug und dazu Holzclogs. Wie Antonia und ihre Mutter hat auch sie glänzend schwarze Haare, allerdings mit zwei dicken grauen Strähnen darin, ein bisschen wie bei einem Stinktier. Obwohl sie zum Glück nicht stinkt.
Nachdem Lila Antonia umarmt und abgeküsst hat, macht sie das Gleiche mit Antonias lächelnder Mutter, bevor sie sich uns zuwendet. Inzwischen sind alle ausgestiegen, auch Valentin, der sich mit einem Ausdruck ungläubigen Staunens umsieht.
»Willkommen auf Gut Krähenstein«, sagt Lila und gibt einem nach dem anderen die Hand. »Ich bin Lanakila Behrens-Schulze,...




