E-Book, Deutsch, Band 36, 350 Seiten
Böhm Die Chroniken der Seelenwächter - Band 36: Die Suche endet
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-910712-68-3
Verlag: Arkani Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 36, 350 Seiten
Reihe: Die Chroniken der Seelenwächter
ISBN: 978-3-910712-68-3
Verlag: Arkani Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Marysol hat sich gezeigt. Nach und nach erfährt Jess, wer von den Seelenwächtern für sie und somit auch für Lilija kämpft. Der Schock darüber sitzt tief, doch sie wehrt sich weiter und versucht sich gegen die alten Mächte der Seelenwächter zu stellen. Wird sie stark genug sein, um sich zu entziehen?
Jaydee leidet ebenfalls und kann sich kaum noch gegen den Schmerz stemmen, der ihm zugefügt wird. Sein Geist bricht zum ersten Mal. Er muss die Entscheidung treffen, ob er Lilija folgen will oder nicht. Es kommt zum Showdown der Mächte. Wer wird siegen?
Dies ist der 36. Roman aus der Reihe 'Die Chroniken der Seelenwächter'.
Empfohlene Lesereihenfolge:
Bände 1-12 (Staffel 1)
Die Archive der Seelenwächter 1 (Spin-Off)
Bände 13-24 (Staffel 2)
Die Archive der Seelenwächter 2 (Spin-Off)
Bände 25-36 (Staffel 3)
Bände 37-40 (Staffel 4)
Das schwarze Element (die neue Reihe im Seelenwächteruniversum)
Bände 1-7
Nicole Böhm wurde 1974 in Germersheim geboren. Sie reiste mit 20 Jahren nach Phoenix, Arizona, um Zeichen- und Schauspielunterricht am Glendale Community College zu nehmen. Es folgte eine Ausbildung an der American Musical and Dramatic Academy in New York, bei der sie ihre Schauspielkenntnisse vertiefte. Das Gelernte setzt sie heute ein, um ihre Charaktere zu entwickeln. Sie lebte insgesamt drei Jahre in Amerika und bereiste diverse Städte in den USA und Kanada, die nun als Schauplätze ihrer Geschichte dienen.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1. Kapitel
Jessamine »Es kommt, wie es kommen muss. Ihr könnt nichts mehr dagegen tun. Gar nichts.« Marysol war so dicht bei mir, dass sich ihr Körper fast mit meinem verband. Ich wusste nicht genau, wo sie anfing und ich aufhörte. Wir waren aneinandergekettet, was auf der einen Seite unangenehm, auf der anderen beruhigend war, denn sie hielt mich wirklich fest und verhinderte, dass ich mich in dieser Vision verlor. Und sie war intensiv. Der Wind rauschte eisig um meine Ohren, rings um mich gab es nur Schnee, so weit das Auge blicken konnte. Einzig das kleine Lagerfeuer und die Felsnische, in der Ikarius Schutz gesucht hatte, boten mir einen Fixpunkt. Er hatte uns natürlich längst bemerkt und sich aufgerichtet. Seine kühlen Augen musterten uns voller Entsetzen. »Wir haben dir vertraut«, sagte ich zu Marysol. »Wir alle.« »Ich weiß. Schrecklich, nicht wahr?« Mein Herz zog sich vor Schmerz zusammen. Ich konnte nicht fassen, dass Marysol wirklich dazu in der Lage war, uns zu hintergehen; dass sie ihre Freunde, ihre Familie, die Menschen, denen sie in den letzten Wochen und Monaten so sehr geholfen hatte, verraten würde. Doch es entsprach der Wahrheit. Sie hatte es getan. Alles an ihr schrie nach Verrat, genau wie bei Derek. »Ich bin kein bisschen wie er«, zischte sie. »Derek war nur auf seinen Vorteil aus, er hat uns hintergangen und in große Gefahr gestürzt, als er Ananka half, Kedos zu entfesseln. Er war ein Narr. Wir hingegen werden die Welt retten!« Sie hört also meine Gedanken, interessant. »Natürlich höre ich sie. Ich bin Luft. Ich bin überall.« »Jessamine«, erklang Ikarius‘ besorgte Stimme in meinem Kopf. »Was tust du?« »Ich kann nichts dafür. Sie zwingt mich.« Ich deutete auf Marysol und hätte mir gewünscht, Ikarius mit der Kraft meiner Gedanken alles erklären zu können. »Ich übernehme das«, sagte Marysol und hob eine Hand. Ikarius zuckte zusammen, als hätte ihn etwas Heftiges getroffen. Er reckte das Kinn und schauderte. Sein Gesicht wurde blasser. Er spannte die Schultern, sah Hilfe suchend nach rechts und links. Sein Blick blieb an dem Bogen hängen, der neben seinem Feuer ruhte. »Waffen werden dir nichts nutzen«, sagte Marysol. »Es tut mir leid, dass es so kommt, ich brauche nur die Harfe.« Ikarius zog die Augenbrauen zusammen und schüttelte den Kopf. Er wich einen Schritt zurück, hob nun ebenfalls eine Hand, als könnte er so abwehren, was auf ihn zurollte. »Das kann ich nicht zulassen.« »Es wird dennoch geschehen«, sagte Marysol und zog mich näher zu ihm. Der Nebel erschien wieder um mich herum, genau wie die Risse, die alles aufspalteten und mich normalerweise davonzogen. Ich spürte, wie der Dunst nach meinem Innersten griff und mich zu sich holen wollte, aber Marysol hielt Wort und ankerte mich bei sich. »Wir haben nicht viel Zeit, mein Freund«, sagte Marysol zu Ikarius. »Das ist eine Vision«, sagte Ikarius und blickte sich um. »Es ist nicht real. Ihr seid nicht wirklich hier.« »Noch nicht«, sagte Marysol. Wir kamen näher auf das Lager zu, ich blickte mich automatisch nach der Harfe um. Es war wie ein Urinstinkt, gegen den ich mich nicht wehren konnte. Meine Zellen sehnten sich nach ihr, so wie sich ein Lebewesen nach Sonne oder ein Durstiger nach Wasser sehnte. Ich brauchte sie. Ich brauchte die Magie darin. »Du sollst sie bekommen, sie ist ganz allein für dich bestimmt«, sagte Marysol. »Aber erst muss ich herausfinden, wo sie steckt.« »Auf keinen Fall«, sagte Ikarius und griff nun doch seinen Bogen. Als seine Finger den Schaft umschlossen, schrie er jedoch auf und fasste sich an die Stirn. »Es muss nicht schmerzhaft für dich sein«, sagte Marysol. Wir standen jetzt fast vor ihm. Er krümmte sich zusammen, schlug blindlings um sich und versuchte sich gegen Marysols Einfluss zu wehren. Sie riss die Arme hoch und ließ sie dann hinunterschnellen. Ikarius schrie erneut, fuhr herum und wollte flüchten, doch Marysol packte ihn von hinten am Kragen und zerrte ihn rücklings zu Boden. Das Ganze vollführte sie, ohne mich auch nur einen Millimeter loszulassen. Sie war überall, als hätte sie ihren Körper und ihre Persönlichkeit ausgedehnt und in jeden Winkel dieser Vision gesteckt. Ich hatte keine Ahnung, wie sie ihn überhaupt anfassen konnte, denn bisher hatten die Visionen sich eher auf der geistigen Ebene vollzogen, aber Marysol nutzte irgendwie meine Verbindung zu Ikarius, um ihn anzugreifen. Er stürzte wie ein gefällter Baum. Er keuchte erstickt, fasste sich an die Brust und presste die Lippen zusammen. Sein Blick fand meinen, er kniff die Augen zu und ich hörte seine Stimme in meinem Kopf. »Wehr dich!« Ich hielt die Luft an, der Nebel waberte stärker um mich herum und kroch an meinen Beinen hinauf. Wenn ich mich gegen Marysol stemmte, könnte ich mich verlieren. Ich könnte in die Tiefen der Vision stürzen, wieder von einer zur nächsten springen und möglicherweise nie mehr zurückfinden. »Ich hole dich wieder, aber du musst kämpfen!« »Seid nicht dumm!«, blaffte Marysol. Ich sah Ikarius mitleidig an, doch seine Entschlossenheit wich nicht von ihm. Er wollte kämpfen, er wollte weitermachen, bis es nichts mehr von ihm gab, das kämpfen konnte. Ich schloss die Augen, nickte nur ganz kurz. Der Nebel waberte stärker und erfasste mich intensiver. Ich hielt die Luft an, fing an herumzappeln. »Hör doch auf damit«, sagte Marysol. »Du wirst dich verlieren!« »Dann soll es so sein«, gab ich zurück. Vielleicht wäre es sowieso besser in Visionen zu stürzen, als Marysol zu dienen. »Sei nicht dumm, Jessamine«, zischte Marysol und lenkte ihre Aufmerksamkeit auf mich. Das wiederum gab Ikarius die Gelegenheit, sich zu bewegen. Er rollte auf den Bauch und robbte nach vorne, um sich wieder seinen Bogen zu holen. »Ihr Idioten!«, rief Marysol. »Ich will niemandem von euch schaden, ich muss nur wissen, wo die Harfe ist.« »Nur über meine Leiche!«, schmetterte Ikarius‘ Stimme durch mein Hirn. »Das möchte ich unter allen Umständen vermeiden«, sagte Marysol. Ich trat nach ihr aus, bekam tatsächlich eine Hand frei und glitt näher an den Nebel heran. Der reagierte sofort und umschloss meine Mitte. Ich verlor das Gefühl für meinen Körper, die Bodenhaftung ebenso. Das würde nicht lange gut gehen, ich würde fallen und fallen und fallen. Die Schneelandschaft flirrte vor meinen Augen, alles verschwamm. Ich zerrte weiter, um mich von Marysol zu befreien, aber sie packte mich wieder am Arm. »Hiergeblieben!« Ihre Fingernägel bohrten sich schmerzhaft in meine Muskeln, doch genau das vertrieb den Nebel. Marysol wandte all ihre Kraft auf, um mich festzuhalten, was Ikarius die Möglichkeit gab, seinen Bogen zu spannen und auf Marysol zu schießen. Der Pfeil flog einfach durch sie hindurch. Sie schüttelte den Kopf und zischte zornig, dann hob sie die Hand und sandte eine weitere Energiewelle gegen ihn. Ikarius fasste sich an die Stirn und klappte erneut zusammen. Es tat mir in der Seele weh, das mit ansehen zu müssen. Ich wollte so gerne helfen! Diesen ganzen Mist verhindern! Aber ich konnte es nicht. Mir entglitt die Welt. Mir entglitt diese Vision. Ich war nur ein Werkzeug, so wie ich es von Anfang gewesen war. Ein Instrument, erschaffen, um ein anderes zu spielen. Eine Seele mit viel zu viel Macht, die nur darauf wartete, entfesselt zu werden. »Gleich, Nachfahrin. Gleich«, sagte Marysol. Sie packte mich und zerrte mich nach vorne aus dem Nebel heraus. Ich wurde zurück in meinen Körper katapultiert, taumelte, doch Marysol hielt mich aufrecht, während sie gleichzeitig Ikarius beeinflusste. Er krümmte sich vor Schmerzen, Blut lief aus seinen Ohren. Das Rot wirkte wie eine knallige Signalfarbe gegen das Weiß seiner Haare. Ich strampelte ein letztes Mal, aber ich wusste, dass ich keine Chance hatte, ihr zu entgehen. Marysol nahm uns beide auseinander. Sie stülpte ihre Macht über uns und breitete ihre Seele in der Umgebung aus, bis alles nur aus ihr zu bestehen schien. Es war zu viel. Von allem. Ikarius richtete sich ein weiteres Mal auf, doch Marysol trat nach vorne, packte ihn an den Haaren und zerrte ihn näher an sich. Sie kamen auf Augenhöhe, er war nun ganz dicht bei mir, wir konnten uns fast berühren. Er sah kurz zu mir, dann verschloss sich sein Blick und seine Iris wurde schwarz. »Wo bist du?«, fragte Marysol eindringlich. »Verrate mir, wo du dich versteckt hältst.« »Nein«, keuchte Ikarius. Dieses Mal nicht in meinem Kopf, sondern in echt. Er nutzte seine Stimme, was er normalerweise nur auf Marysols Anwesen tat. Sie klang brüchig und rau vom vielen Schweigen. »Verschwinde.« Ikarius spannte die Schultern an, riss die Augen weiter auf und fixierte nun Marysol. Auf einmal traf uns eine Kraftwelle, die nicht nur sie, sondern auch mich von den Füßen riss. Ikarius packte mich allerdings, während er die andere Hand hob und seine Macht gegen Marysol richtete. Sie wurde nach hinten geschleudert, überschlug sich und kam mit einem Aufschrei zu Boden. Ikarius schloss die Finger um meinen Ellbogen und blickte mich an. »Vielleicht kann ich dich zurückschicken, aber ich garantiere für nichts.« »Marysol hat mich gefangen genommen. Wenn du mich dorthin bringst, wird sie mich nur wieder in die Vision zerren.« »Dann versuchen wir einen anderen Ort, vielleicht kann Jonathan dir …« Weiter kam er nicht, denn die Welt kippte....