Böhm | Herr Theodor | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 244 Seiten

Böhm Herr Theodor


1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7557-1982-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 244 Seiten

ISBN: 978-3-7557-1982-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wien im Frühling: Als Herr Theodor nach neunundvierzig glücklichen Ehejahren plötzlich seine Frau verliert, bricht eine ganze Welt für ihn zusammen. Seit ihrem Begräbnis am Wiener Zentralfriedhof verlässt er sechs Tage später das erste Mal seine Wohnung im Bezirk Floridsdorf, um etwas einzukaufen. Als er zurückkehrt, findet er vor seiner Tür einen Käfig, der mit einem Handtuch verdeckt ist, und einen Zettel mit ein paar hastig geschriebenen Zeilen. Herr Theodor ist so sehr in seiner Trauer gefangen, dass er sich nicht weiter wundert, und in seiner Wohnung einen Platz für den neuen Mitbewohner sucht. Schnell schließt der liebenswürdige Herr Theodor das Meerschweinchen mit dem Namen Heinz in sein Herz, kümmert sich um seinen kleinen Freund, spricht zu ihm über seinen Schmerz und alles, was ihn bewegt. Doch dann nimmt ihre Freundschaft einen unerwarteten Verlauf ... Mit Poesie, Wiener Lebensart, österreichischen Mehlspeisen, und einem Schuss Heiterkeit, handelt diese Erzählung von zwei ungleichen Freunden, von Trauer und Liebe, Trost und Hoffnung.

Daniela Böhm wurde 1961 in der Schweiz geboren und lebt heute in Bayern. Das Werben um einen neuen und von Respekt getragenen Umgang mit der Natur und all ihren Bewohnern ist ihr ein Herzensanliegen, genauso wie das Schreiben. Seit vielen Jahren bemüht sie sich aktiv um eine grundlegende Veränderung des Verhältnisses Mensch/Tier und bringt das auch auf unterschiedliche Weise in ihren Büchern zum Ausdruck. Als Tierrechtsautorin hat sie seit 2012 zahlreiche Artikel verfasst, schreibt Kolumnen zum Thema Tierrechte und spricht auf verschiedenen Veranstaltungen als Gastrednerin. 2018 gründete sie den Verein Ein Licht der Hoffnung e.V., der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Lebenshöfe in Not zu unterstützen.

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Als Herr Theodor an diesem Sonntagmorgen erwachte und auf das leere Kopfkissen blickte, überfiel ihn wieder das gewohnt schmerzvolle Gefühl einer Unwirklichkeit. Es waren diese Augenblicke, in denen es ihm unfassbar schien, dass seine Liesel nicht mehr da war. Dass sie nicht, wie so oft, in der Küche bereits mit den Frühstückstellern klapperte und den Kaffee aufsetzte. Rascher als sonst stand Herr Theodor auf und ging ins Bad. Unter der Dusche fiel ihm ein, was er sich vorgenommen hatte. Er würde den ganzen Vormittag damit verbringen, das Buch über Meerschweinchen zu lesen. Als er am Abend ins Bett gegangen war, hatte er sich erneut die Frage gestellt, wie es Heinz wirklich erging, seit seine Partnerin gestorben war und ob es eigentlich gut für ihn war, alleine zu sein. Sonja hatte nichts über sein Alter geschrieben. Ich werde nächste Woche mit Heinz zu einem Tierarzt gehen, denn es wird sicher dauern, bis mir Sonja antwortet, und vielleicht war sie auch noch nie mit ihm beim Tierarzt. Bestimmt kann er das ungefähre Alter von Heinz schätzen und er soll ihn untersuchen, ob ihm nichts fehlt. „Guten Morgen“, sagte er zu Heinz, als er ihm die Apfel- und Gurkenstückchen in den Käfig schob. „Hast du gut geschlafen?“ Heinz war noch in seiner Baumhöhle und steckte seine Schnauze nicht wie sonst witternd hervor. „Na mein Kleiner, bist noch müde?“ Herr Theodor spürte ein beunruhigendes Gefühl in sich aufsteigen. Ist er vielleicht krank? Er ging in die Küche, um die Packung mit dem Premium Seniorenfutter zu holen. Als er zurückkam, sah er Heinz zufrieden an einem Stück Apfel knabbern. „Da bist du ja! Ich hab schon einen Schreck bekommen, dass mit dir etwas nicht stimmt“, sagte Herr Theodor erleichtert. „Aber eben, heute ist Sonntag, da kann man auch ein wenig länger schlafen! Ich bin auch später als sonst aufgestanden und hab mir Zeit mit meiner Morgentoilette gelassen.“ Nachdem Heinz und er gefrühstückt hatten und Herr Theodor eine halbe Zigarette vor der Haustür geraucht hatte – mit dem festen Entschluss, diese Raucherei bald wieder ganz bleiben zu lassen – machte er es sich auf dem Sofa bequem und begann in dem Buch von Professor Magister Jung zu lesen. Der Name war ihm immer noch unsympathisch, genauso wie sein Foto, und rasch überblätterte er die ersten Seiten. Herr Theodor verbrachte fast den ganzen Vormittag lesend, mal leiser oder ein bisschen lauter, wenn er sich an gewissen Stellen erstaunt an Heinz wandte, weil ihn das Eigenleben der Meerschweinchen faszinierte. Hin und wieder blickte er auf seine Armbanduhr, damit er die Zeit nicht vergaß. Anna hatte ihm gestern gesagt, dass sie um halb zwei da sein würde, um mit ihm zu Tante Irmtraud zu fahren. Es war kurz vor eins, als er schließlich bei den letzten Seiten des mit vielen Bildern illustrierten Buches angekommen war. Plötzlich las er still weiter und sein Gesicht nahm einen sorgenvollen Ausdruck an. „Wenn die Partner von Meerschweinchen versterben, trauern sie sehr, auch wenn es manchmal nicht so scheint. Oft fressen sie weniger, sind stiller und zurückgezogen. Es gibt sogar Meerschweinchen, die wegen des Verlusts ihres Partners sterben.“ Herr Theodor blickte bestürzt zu Heinz. Das ist ja schrecklich. Dann hast du also den gleichen Kummer gefühlt wie ich, oder tust es noch! Auch deine kleine Welt ist entzwei gebrochen, auch deine Trauer hat sich angefühlt, als würde es dir dein winziges Herz in Stücke reißen. Ich hab es ja geahnt, aber ich war mir nicht sicher, ob es bei euch Meerschweinchen das gleiche ist wie bei uns Menschen. Aber warum sollte es denn anders sein? „Es tut mir so leid, Heinz“, sagte er aufrichtig. Ob die Sonja das gewusst hat, als sie ihn einfach vor meine Wohnungstür gestellt hat? Herr Theodor war jetzt ein wenig ärgerlich und wütend auf Sonja. Zu all seinem Kummer war Heinz aus seiner vertrauten Umgebung gerissen worden. Nachdenklich rieb er sich die Stirn. Bestimmt war es ihr nicht bewusst. Sie ist ja so jung, erst Anfang zwanzig. Frisch verliebt, und mit der Aussicht, nach Paris zu ziehen. Die Jugend ist halt meist unbekümmert. Mitfühlend blickte er wieder zu Heinz, der gerade an einer Karotte knabberte. Aber dann ist es ja ein gutes Zeichen, dass er Appetit an den Tag legt und immer wieder zufrieden gluckst. So steht es in dem Buch. Also fühlt er sich zumindest wohl bei mir. Still las Herr Theodor die letzten Seiten des Buches und legte es schließlich seufzend und mit betrübter Miene auf den Tisch. Als Anna wenig später in die Wohnung kam, bemerkte sie sofort seinen kummervollen Gesichtsausdruck. Sie war überrascht, denn der gestrige Tag hatte ihnen beiden so gut getan. „Ja“, antwortete Herr Theodor, als sie ihn fragte, ob etwas geschehen sei. „Setz dich einen Moment mit mir aufs Sofa, Annerl, wir haben ja noch Zeit.“ „Es ist wegen unserem kleinen Freund“, sprach er leise. „Ich hab den ganzen Vormittag in dem Buch über die Meerschweinchen gelesen. Es war gut, dass du es mir geschenkt hast“, fügte er hinzu und tätschelte ihre linke Hand. „Meerschweinchen trauern bei einem Verlust genauso wie wir Menschen. Eigentlich sollten sie allerspätestens nach einem Monat einen neuen Partner an ihrer Seite haben. Es ist nicht gut für sie, einsam zu sein, auch nicht, wenn sie schon älter sind. Sie leiden sehr darunter und der Magister Jung schreibt, dass es regelrecht grausam wäre, wenn sie alleine blieben, sie können sogar vor Kummer sterben.“ Herr Theodor geriet ins Stocken und plötzlich rollten die Tränen über seine blassen Wangen. „Ach Papa“, sagte Anna bestürzt und legte den Arm um ihn. „Geh sei so lieb, hol mir ein Taschentuch. Die Packerl sind in der Kommode, in der ersten Schublade.“ „Weißt“, meinte er, nachdem Anna ihm ein Taschentuch gereicht hatte, „so fühle ich mich auch manchmal. Als könnte ich ohne die Mama eigentlich gar nicht mehr weiterleben, aber ich hab ja dich und das ist mir ein großer Trost. Der Heinz hat niemanden, der ihn tröstet, denn wie könnte ich ihn wirklich trösten? Natürlich kümmere ich mich um ihn und sorge für sein Wohlergehen, aber das ist etwas anderes. Also hab ich mir schweren Herzens überlegt, dass ich ein schönes Platzerl für ihn finden muss.“ Rasch winkte er ab, als Anna meinte, dass sie doch eine neue Partnerin für Heinz suchen könnten. „Daran hab ich natürlich auch gedacht, aber schau, nachdem ich das ganze Buch gelesen hab, weiß ich, dass der Käfig für zwei Meerschweinchen eigentlich zu eng ist. Sie bräuchten viel mehr Auslauf; Heinz allein bräuchte den schon. Aber wie könnte das hier gehen, wie soll ich das bewerkstelligen? Du weißt, ich tu mich schwer mit dem Bücken und Heben, und selbst wenn ich Heinz in der Wohnung herumspazieren ließe, wie fange ich ihn wieder ein, wenn er sich vielleicht unter dem Schrank versteckt?“ Anna nickte. „Das stimmt.“ „Wir müssten ein Gehege für zwei Meerschweinchen bauen, freilich ginge das, und man könnte es in Mamas Wäschezimmer stellen, das früher dein Kinderzimmer war. Aber dann müsstest du immer kommen und alles sauber machen, und vor allem, was mache ich, wenn Heinz stirbt? Dann muss ich wiederum einen Partner für seine Gefährtin suchen. Nein Anna“, sagte er entschieden. „So schwer es mir fällt und so betrübt ich gerade bin: Ich möchte das Beste für Heinz. In dem Buch steht, dass man im Tierheim anfragen kann, oder auf einem Gnadenhof.“ „Das ist eine gute Idee, Papa. Ein Lebenshof wäre aber besser, glaub ich. So nennt man das heute, früher hießen sie Gnadenhöfe. Wir können gemeinsam im Internet schauen, vielleicht finden wir sogar einen, der nicht weit von Wien entfernt liegt. Dann könntest du Heinz besuchen, was meinst du?“ Anna gab sich Mühe aufmunternd und hoffnungsvoll zu klingen, aber insgeheim brach es ihr fast das Herz. Die Anwesenheit von Heinz tat ihrem Vater so gut und nun das. Ein neuer Kummer durch einen drohenden Abschied. Doch bei Annas Worten hatte sich die Miene von Herrn Theodor wieder aufgehellt. „Das ist eine feine Idee! Dann kann ich Heinz vielleicht sogar öfters besuchen und wahrscheinlich täte es mir gut, ein wenig rauszukommen.“ Anna war über die Reaktion ihres Vaters erleichtert. „Ich werde im Internet recherchieren“, meinte sie. „Jetzt mache ich noch den Käfig von Heinz sauber. Willst du ihn wirklich zu Tante Irmtraud mitnehmen?“ Herr Theodor schüttelte den Kopf. „Nein. Nach allem, was ich jetzt über die Meerschweinchen weiß, ist es besser, er bleibt daheim. Aber am Dienstag wollte ich zum Tierarzt gehen, um ihn untersuchen zu lassen, ob alles in Ordnung ist. Vielleicht kann er das ungefähre...



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