Böhm | One Last Song | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 448 Seiten, Digital

Reihe: MIRA Taschenbuch

Böhm One Last Song


1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7457-5214-4
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 448 Seiten, Digital

Reihe: MIRA Taschenbuch

ISBN: 978-3-7457-5214-4
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



»Wunderschön. Eine Liebeserklärung an die Liebe und die Musik. Große Empfehlung!«Bianca Iosivoni

In New York auf der Bühne zu stehen, das ist Rileys großer Traum - doch trotz harter Arbeit kommt sie nicht weiter. Als sie einen Job als Kellnerin im Bistro der New York Music & Stage Academy ergattert, ist sie der Musikwelt immerhin ein kleines Stück näher gekommen. Dort lernt sie Julian kennen, der den großen Durchbruch als Musiker bereits geschafft hat. Und obwohl sie sich eigentlich nur auf ihre Karriere konzentrieren möchte, steht ihre Gefühlswelt plötzlich Kopf. Auch Julian ist fest entschlossen, sich von Riley fernzuhalten, denn er hat sich geschworen, sich nie wieder auf eine Frau einzulassen, die auch auf die Bühne will. Durch die gemeinsame Liebe zur Musik kommen sich die beiden dennoch näher. Als ihre Beziehung ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt wird und alles droht auseinanderzubrechen, wird Riley schmerzhaft klar, dass das Leben im Rampenlicht auch seine Schattenseiten hat.



Nicole Böhm wurde 1974 in Germersheim geboren und lebt heute in Speyer. Mit zwanzig reiste sie nach Phoenix, Arizona, um Zeichen- und Schauspielunterricht am Glendale Community College zu nehmen. Es folgte eine Schauspielausbildung an der American Musical and Dramatic Academy in New York. Sie lebte insgesamt drei Jahre in Amerika und bereiste diverse Städte in den USA und Kanada, die nun als Schauplätze ihrer Geschichten dienen.

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RILEY


1.


»Komm sofort zurück, Riley Maddock, oder du bist gefeuert!«

»Ach, leck mich doch!«, blaffte ich, auch wenn es wohl eine schlechte Idee war, Ike derart über den Mund zu fahren. Immerhin finanzierte ich mit seinem Hungerlohn einen Teil meines Lebensunterhalts. Oder hatte das zumindest bisher getan.

Ich knallte die Stahltür hinter mir zu und trat in den viel zu frühen Morgen hinaus. Die Straßen waren nass und schmierig vom sommerlichen Platzregen, der vor einer Stunde heruntergekommen war, die Luft war schwüler als zuvor. Wie in einer Dampfsauna auf Hochbetrieb.

Ich rieb mir über den schweißnassen Nacken, schob die Brille auf meiner Nase zurecht und band die Haare zu einem Zopf. Mein Shirt klebte an mir, der Geruch nach Alkohol und Frittenfett schien förmlich aus meinen Poren zu quellen. Die Nachtschicht war hart gewesen. Heute waren viele Touristen gekommen, die letzten erst vor einer Stunde gegangen, obwohl wir um vier Sperrstunde ausgerufen hatten.

Ich zog die Schürze aus und pfefferte sie in eine der großen Mülltonnen neben der Tür. Ike hatte mich vorige Woche bereits abgemahnt, heute hatte ich es auf die Spitze getrieben. Aber was konnte ich dafür, wenn dieser eine Kerl seine Hände nicht bei sich lassen wollte? Abgesehen davon war es nicht meine Aufgabe, mich um die betrunkenen Gäste zu kümmern, auch nicht, wenn sie auf dem Klo schliefen. Als ich den Typen geweckt hatte, ging er mir gleich an die Wäsche, was ich mit einer Ohrfeige quittierte. Dumm nur, dass er nicht irgendein Gast gewesen war, sondern Ikes Bruder, der natürlich einen Riesenaufstand gemacht hatte.

Das rot und grün leuchtende Neonlicht von Ike’s Bar & Grill fiel auf mein Gesicht, als ich die Hände in die Hüften stemmte und meinem Arbeitsplatz einen letzten Blick zuwarf. Meinem ehemaligen Arbeitsplatz wohl eher … aber ich empfand nicht einmal Frust deshalb, obwohl das der dritte Job in vier Monaten war, den ich verlor. Es würde sich ein neuer finden. Irgendeine andere Spelunke, die ihre Leute unterbezahlte. In New York gab es weiß Gott genügend davon, und in fünf Monaten war sowieso alles vorüber.

Ich schloss die Augen, drängte den Gedanken beiseite, dass meine Zeit hier fast zu Ende war, und lauschte den Geräuschen. Autos fuhren vorbei, hupten, lärmten, eine Sirene schrillte in der Ferne. Es war erst halb sieben Uhr morgens, und dennoch gab es keine Ruhe. Nicht umsonst nannte man New York die Stadt, die niemals schlief.

Ich schulterte meine Tasche und ging davon, ohne mich noch einmal umzudrehen.

Es war nicht weit zur U-Bahn-Station, aber ich würde die Meile bis nach Hause zu Fuß gehen. Vielleicht half es, meinen Kopf frei zu bekommen und mir Gedanken über einen neuen Job zu machen. Außerdem konnte ich nach einer Nachtschicht sowieso nicht gleich schlafen.

Ich bog um eine Ecke auf den Times Square ab. Normalerweise mied ich die Gegend, wie jeder echte New Yorker, aber heute brauchte ich das bunte Treiben, auch wenn es noch verhältnismäßig ruhig war. Im Gehen kramte ich nach einem Kaugummi, damit ich den schalen Geschmack der Nacht loswerden konnte, und checkte mein Handy. Ajden hatte vor zwei Stunden angerufen. Ich drückte sofort auf Wiederwahl, denn eigentlich rief er um die Uhrzeit nicht an, sondern beachtete die Zeitverschiebung. Er war zurzeit in Indien, wo er in einem Bergdorf half, ein neues Bewässerungssystem anzulegen, das er mit seiner Freundin Liz entworfen hatte. Nach dem zweiten Klingeln hob er ab.

»Hey, Schwesterherz, schön, dass du zurückrufst und sorry, weil es so früh war. Mir ist der Zeitunterschied erst eingefallen, als ich schon gewählt hatte. Ich habe dich hoffentlich nicht geweckt.«

»Nein, hast du nicht. Wie geht es dir?«

»Großartig. Wir haben den ersten Brunnen zum Laufen gebracht!«

»Das ist fantastisch!«

»Ja. Du solltest die Kinder sehen. Sie rennen schon den ganzen Morgen herum und spritzen sich mit Wasser nass. Außerdem haben wir den neuen Impfstoff zum ersten Mal einsetzen können. Ich denke, er wird vielen hier helfen.«

Ich lächelte und bekam Gänsehaut. Es war unglaublich, was Ajden und Liz leisteten. Sie arbeiteten seit einem halben Jahr an diesem Projekt, bauten nicht nur Brunnen, sondern boten auch medizinische Hilfe für Menschen, die es sich nicht leisten konnten, zum Arzt zu gehen. Etwas zurückgeben von den Chancen, die ich in meinem Leben bekommen habe, nannte Ajden das.

»Dad platzt sicherlich vor Stolz.«

»Du bist die Erste, der ich es erzähle, aber ja, er wird zufrieden mit mir sein.«

Ein Gefühl, dass ich bei ihm nicht hervorrufen konnte.

»Wie lief das Vorsingen gestern?«, fragte Ajden.

Vorsingen, welches Vorsi… Ach Gott, stimmte! Er hatte mir vor zwei Wochen eine Liste von aktuellen Shows herausgesucht, die online Castings ausschrieben. Gestern hatte eines für die Tour von Wicked stattgefunden.

»Ich … Ich … nicht gut. Sie haben mich nach dem ersten Song aussortiert. Ich bin zu klein.« Bei der Lüge zog es mir das Herz zusammen, denn ich war gar nicht auf die Audition gegangen. Die Show war viel zu groß für mich, aber das wollte Ajden nicht einsehen. Daher war es leichter, es meinem Bruder auf diese Art beizubringen. Schlimm genug, dass er seine spärliche freie Zeit für mich aufbrachte.

»Ach, verdammt. Ich hab dich schon als Elphaba gesehen.«

Ich konnte das Schnauben nur mit Mühe unterdrücken. Sicher war ich nicht die schlechteste Sängerin, aber eine Rolle wie die der Elphaba war den Göttinnen vorbehalten. Ajdens Hilfe war lieb gemeint, doch er wusste nichts von diesem Geschäft.

»Die Castingfuzzies haben echt keine Ahnung«, sagte er.

»Dafür haben sie die Rollen, für die ich vorspreche.«

»Lass dich nicht entmutigen, ja?«

Ich versuche es.

»Heute steht dann das Casting für Waitress an?«

»Ich weiß noch nicht. Für die Rollen von Jenna und Dawn bin ich eigentlich zu jung und auch zu unerfahren. Im Ensemble suchen sie im Moment Tänzerinnen. Du weißt, wie schwer ich mich damit tue.«

»Wie laufen denn die Tanzstunden?«

»Geht so.« Würden besser laufen, wenn ich welche nehmen würde, aber sie waren so unfassbar teuer.

»Und der Gesangsunterricht?«

Ich rieb mir über die Stirn, denn den nahm ich ebenfalls nur sporadisch. Dads monatliche Überweisung reichte nur für die Miete, nicht für den Rest. »Ganz gut, meine Lehrerin ist zufrieden.«

Sie sagte aber auch, dass ich mir noch ein Jahr Zeit geben sollte und es besser wäre, wenn ich jede Woche zu ihr käme. Bedauerlicherweise hatte ich kein Jahr mehr in der Stadt.

»Ist alles klar bei dir? Du klingst gestresst«, fragte Ajden, und ich sah im Geiste, wie sich seine Stirn in Falten legte, als würde er über ein kompliziertes Rätsel nachdenken.

»Könnte daran liegen, dass ich die ganze Nacht gearbeitet habe.«

»Seit wann musst du denn bei Olivias Garden Nachtschichten schieben?«

Oh, verdammt. Ich hatte ihm gar nicht erzählt, dass ich den Job dort schon vor vier Wochen verloren hatte. »Ich … muss ich eigentlich nicht, aber wir hatten einen … einen Wasserrohrbruch, und alle haben geholfen, sauber zu machen.«

»Verarsch mich nicht, Riley.«

Ich seufzte und umklammerte das Handy fester. »Ich hab den Job nicht mehr. Stattdessen arbeite ich bei einem Grill, der die ganze Nacht offen hat.« Oder habe ich, bis heute Morgen. »Die zahlen besser.«

»Aber hast du so auch Zeit für alles andere? Die Castings sind wichtig.«

»Das ist Geldverdienen auch. Hast du eine Ahnung, wie teuer diese Stadt ist?«

»Natürlich hab ich das.«

»’tschuldigung, ich wollte dich nicht anpatzen. Du sitzt in einem der ärmsten Länder der Welt und tust alles, damit es den Menschen dort ein bisschen besser geht, und ich bin so dämlich … gestresst.« Von diesem ganzen Mist, den ich mir selbst aufgebürdet hatte. Mit Ajden zu sprechen machte mir jedes Mal bewusst, wie klein meine Probleme waren. »Ich bin nur müde. Heute Nacht war viel los.«

»Ich schick dir Geld, damit du nicht so schuften musst.«

»Das kommt überhaupt nicht infrage! Du brauchst es für wichtigere Dinge!«

»Ich komm klar, mach dir keine Sorgen.«

»Ich will aber keine Almosen. Es reicht, dass Dad mir unter die Arme greift.«

»Sei doch nicht so stur.«

»Ich bin nicht stur. Lass es mich bitte selbst machen, ja?«

»Okay.«

»Okay?!«

»JA! Mann, du bist echt unausstehlich, wenn du Schlafmangel hast.«

»Und Koffeinmangel. Ich muss auflegen, ich geh gleich runter in die Subway. Dort zu telefonieren ist ätzend.« Manchmal erschreckte es mich, wie leicht mir solche spontanen Lügen mittlerweile über die Lippen kamen. Was war nur aus mir geworden?

»Gut, aber wenn ich was für dich tun kann, rufst du sofort an, klar?«

»Natürlich. Hab dich lieb. Sag Liz schöne Grüße.«

»Mach ich, hab dich auch lieb. Wir quatschen in ein paar Tagen.«

Ich legte auf und sah auf das Bild auf dem Display. Es zeigte Ajden in seinem Heimatdorf in der Nähe von Mumbai, wo er letzten Sommer zu Besuch gewesen war. Seine Eltern, Großeltern und seine kleine Schwester waren dort vor zweiundzwanzig Jahren bei einer heftigen Überschwemmung ums Leben gekommen, zusammen mit unzähligen anderen Menschen. Ajden war erst...


Böhm, Nicole
Nicole Böhm wurde 1974 in Germersheim geboren und lebt heute in Speyer. Mit zwanzig reiste sie nach Phoenix, Arizona, um Zeichen- und Schauspielunterricht am Glendale Community College zu nehmen. Es folgte eine Schauspielausbildung an der American Musical and Dramatic Academy in New York. Sie lebte insgesamt drei Jahre in Amerika und bereiste diverse Städte in den USA und Kanada, die nun als Schauplätze ihrer Geschichten dienen.



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