Boethius | Trost der Philosophie | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 42, 148 Seiten

Reihe: Schätze der christlichen Literatur

Boethius Trost der Philosophie


1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8192-5974-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 42, 148 Seiten

Reihe: Schätze der christlichen Literatur

ISBN: 978-3-8192-5974-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



"Die letzten Gesinnungen eines großen, in jeder Hinsicht achtbaren und bemerkenswerten Mannes, gleichsam an der Pforte des Todes und im Angesichte der Ewigkeit geschrieben, müssen allen Zeiten und allen Menschen wert sein, die über den Zweck ihres Daseins, über ihre Pflichten und Hoffnungen nachdenken, und denen es nicht gleichgültig sein kann, darüber belehrt zu werden, so oft und so gut, als möglich ist. Die Schrift des verewigten Boethius vom Troste der Philosophie verdient daher vorzügliche Aufmerksamkeit, denn sie ist in hohem Grade geeignet, das Gemüt des Menschen tief und kräftig zu ergreifen, und den Geist auf Höhen zu führen, die uns einen umfassenden Anblick unseres eigenen Geschlechtes und seiner Schicksale gewähren, ja sogar erfreuliche Lichtstrahlen aus den uns erforschlichen Tiefen göttlicher Weisheit erblicken lassen. Wer immer jemals in seinem Leben unglücklich war, oder sich unglücklich dünkte, wer immer je sich die Möglichkeit vorstellte, es werden zu können, und vielleicht in trüberen Stunden über das große Rätsel des menschlichen Daseins sich härmte, und vergebens nach einer Lösung desselben suchte, der wird nicht ohne Nutzen diese Schrift Boethius´ zur Hand nehmen, mit ihm vielleicht klagen und nachsinnen, mit ihm der Wahrheit Spur erblicken, sie verfolgen, heller sie und heller schauen, und getröstet werden." - J. H. Weingartner

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Vorwort.


DIE letzten Gesinnungen eines großen, in jeder Hinsicht achtbaren und bemerkenswerten Mannes, gleichsam an der Pforte des Todes und im Angesichte der Ewigkeit geschrieben, müssen allen Zeiten und allen Menschen wert sein, die über den Zweck ihres Daseins, über ihre Pflichten und Hoffnungen nachdenken, und denen es nicht gleichgültig sein kann, darüber belehrt zu werden, so oft und so gut, als möglich ist.

Die Schrift des verewigten Boethius vom Troste der Philosophie verdient daher vorzügliche Aufmerksamkeit, denn sie ist in hohem Grade geeignet, das Gemüt des Menschen tief und kräftig zu ergreifen, und den Geist auf Höhen zu führen, die uns einen umfassenden Anblick unseres eigenen Geschlechtes und seiner Schicksale gewähren, ja sogar erfreuliche Lichtstrahlen aus den uns erforschlichen Tiefen göttlicher Weisheit erblicken lassen. Wer immer jemals in seinem Leben unglücklich war, oder sich unglücklich dünkte, wer immer je sich die Möglichkeit vorstellte, es werden zu können, und vielleicht in trüberen Stunden über das große Rätsel des menschlichen Daseins sich härmte, und vergebens nach einer Lösung desselben suchte, der wird nicht ohne Nutzen diese Schrift Boethius' zur Hand nehmen, mit ihm vielleicht klagen und nachsinnen, mit ihm der Wahrheit Spur erblicken, sie verfolgen, heller sie und heller schauen, und getröstet werden. Wie viele der Sterblichen sind nicht bereits in ähnlichen Lagen gewesen, ihr Wirkungskreis und ihr Glück oder Unglück mögen noch so beschränkt oder unbedeutend sein, so scheint doch jedem sein eigenes Schicksal stets bedeutend, und auch das geringste Mißgeschick verursacht ihm Schmerz und Kummer, und leiht seiner Unzufriedenheit Vergrößerungsgläser, die ihm oft das Übel in der Welt als ein gräßliches Gespenst darstellen. Läuft er sogleich im übermäßigen Schreck vor demselben, so wird sein Elend mit seiner Furcht vergrößert. Getraut er sich aber, dem Ungetüme kühn unter die Augen zu schauen, so wird er seinen Irrtum, und seine überflüssige Angst erkennen. So verlieren die Übel in der Welt ihre Furchtbarkeit bei näherer Prüfung, die Schattenseite der menschlichen Schicksale hellet sich auf, und der Weise gelangt endlich zur Überzeugung, daß er eigentlich kein Übel zu fürchten habe, als das moralische, vor dem er sich stets verwahren kann, wenn er nur selbst will. Denn dies ist der Grundgedanke, der durch die ganze Schrift waltet; der Tugendhafte, der auf Gott traut, seine Bestimmung und seinen Wert erkennt, kann nie unglücklich werden. Sein Gut kann ihm niemand rauben, wenn er sich nicht selbst entwürdigt. Aller äußeren Gewalt ist sein Glück unzugänglich, unangreifbar, wenn er nur kein falsches, sondern das wahre Glück sucht, welches im getreuen Streben nach Gottähnlichkeit, in Tugend und Gerechtigkeit besteht. Von diesem Standpunkte aus erscheint die Welt und das Menschenleben im freundlichen Lichte einer erhabenen moralischen Weltordnung, die in der ewigen Weisheit und Güte Gottes ihren Grund hat, und von ihm so geleitet wird, daß den Guten alles zum Guten gereichen müsse. Von hier aus werden die falschen Güter von den wahren unterschieden. Der Weise beurteilt die Dinge nicht mehr nach dem gewöhnlichen Namen, mit dem sie oft die Welt unrichtigerweise bezeichnet, sondern nach ihrem wahren inneren Werte, den sie in allen Stürmen des Lebens, mitten im Wechsel der Schicksale behalten. Da diese Ansicht notwendig das höchste, unvergängliche Gut nur in Gott und seinen Anordnungen findet, so erzeugt sie eine unbedingte kindliche Ergebung in seinen Willen, eine heilige Sehnsucht, ihm wohlzugefallen, und söhnet den Weisen oder Guten mit aller Welt aus. – Es liegt in dieser erhabenen reinen Gesinnung eine so hohe Religiosität, eine so umfassende, belebende Liebe zum wahren Guten, daß dadurch das Glück des Menschen unzerstörbar und ewig gesichert ist. Wohl kann nur ein frommer Sinn solche Gesinnungen nähren, und ihre beseligenden Früchte vollkommen genießen; aber selbst der Gefallene kann durch sie aufgerichtet werden, wenn er den noch nicht erloschenen Funken seiner höheren Natur an dieser reinen, göttlichen Flamme entzündet, und die Täuschung sinnlichen Glücks mit der Wahrheit des ewigen vertauscht, wenn er auch in der Tat nach jenem höchsten Ziele strebt, nach dem alle Wesen ihre Bestimmung ruft, und ihre eigene, unverdorbene Natur gleichsam hinzieht.

Ist nun gleich die Einkleidung des Ganzen weder dem neueren Geschmacke, noch den Forderungen neuerer Philosophenschulen angemessen, so ist doch die Tendenz desselben so erhaben und schön, die Beweisführung so stufenweise folgerecht, daß es auch gegenwärtig seinen Zweck nicht verfehlen kann, und gewiß verdient mehr bekannt zu sein, als es wirklich ist.

Das Wesentlichste aus dem Leben des Verfassers.


ANICIUS Manlius Severinus Boethius war aus dem berühmten römischen Geschlechte der Anicier und Torquate entsprossen. Aber so glänzend auch seine Ahnen waren, so wurde doch er selbst der Trefflichste seines ganzen Geschlechtes, und trug mehr zum Ruhme desselben bei, als er selbst durch seine Abkunft berühmt war. An Weisheit und Tugend übertraf er alle seine Vorfahren, und die meisten seiner Zeitgenossen. Er ward geboren im Jahre 455, gerade zu einer Zeit, da Barbarei und Sittenverderbnis über den Okzident hereinbrachen, und Kunst und Wissenschaft mit einem allgemeinen Verderben bedrohten. Vieles Gute und Herrliche, das noch gerettet wurde, verdankte die Mittel- und Nachwelt den außerordentlichen Bemühungen unseres Boethius, der gleichsam von der Vorsicht dazu ausersehen, ein Beschützer, Beförderer und unerschrockener Verteidiger der Unschuld, Gerechtigkeit und Wahrheit sich dem verheerenden Strome mit seltener und dauernder Kraft entgegenstemmte. Achtzehn Jahre studierte er zu Athen, war ausgezeichnet durch attische und römische Beredsamkeit, und ein Freund der Dichtkunst. Die größten Verdienste aber erwarb er sich um die Philosophie. Seine trefflichen Erklärungen des Nikomachus, Euklides, Aristoteles und Ptolomäus sind von bleibendem Werte, und haben seinen Namen verewigt. Sein Kommentar über die Prädikamente des Porphyrius zeigte seine außerordentlichen Gaben in einem so herrlichen Lichte, daß ihm der römische Senat sehr frühzeitig verschiedene angesehene Ämter, und bereits im zweiunddreißigsten Jahre die Konsulswürde einstimmig zuerkannte, zu welcher er im Jahre 510 zum zweiten, und 522 zum dritten Male, nebst dem berühmten Symmachus, gewählt wurde, dessen Tochter Elphia er zur Gemahlin hatte. Er besaß die aufrichtigste Hochachtung bei allen Guten, so, wie er von den Bösen, mit denen er im unaufhörlichen Kampfe lebte, gehaßt und gefürchtet wurde. Bei einem so mühevollen und tatenreichen Leben, als das seine war, ist es um so mehr zu bewundern, daß er mitten unter den schwierigsten und verwickeltsten Staatsgeschäften eine so große Menge von Schriften verfassen konnte. Denn nach dem Scharfsinne sowohl, als nach der ausgebreiteten Gelehrsamkeit und dem Fleiße, wodurch sich seine Schriften auszeichnen, sollte man eher vermuten, er habe sich mit nichts anderem beschäftigt, sondern die reichlichste Muse bloß auf sie allein verwenden können. Dennoch lebte er so ganz für den Dienst seines Vaterlandes, daß man sagen kann, er habe es beinahe allein durch seine Klugheit und Festigkeit noch vor dem drohenden Verfalle gerettet. Unter dem gotischen Könige Theodorich war es eigentlich Boethius, der regierte, und den König, der bei manchen Fehlern nicht ohne große Gaben war, durch seinen weisen Rat leitete, durch seinen Starkmut unterstützte, oder von Mißgriffen abhielt. Sein großes Vermögen verwendete Boethius für das allgemeine Wohl, und wußte ebensogut die Not der ärmeren Klassen zu würdigen, als mit edler Freigebigkeit derselben abzuhelfen. Unwandelbar fest hielt er auf Gerechtigkeit, weder Drohungen und Gefahren, noch Lockungen eigenen Vorteils, denen wohl selten auch ein Redlicher ganz widerstanden wäre, konnten ihn zu einer Ungerechtigkeit verleiten. Dabei verschmähte er auch Schmeicheleien und verführerisches Lob mit trockenem Ernste, und war ein erklärter Feind aller derer, die das Volk unterdrücken wollten. Als einst während einer Hungersnot schwere Steuern ausgeschrieben wurden, ruhte Boethius nicht eher, als bis der ungerechte Befehl zurückgenommen war. Auch war er ein eifriger Verfechter der Rechte des Senats und des Volkes, schützte die beiden Senatoren Albinus und Paulinus, welche unschuldigerweise verfolgt waren, und setzte sich fast allein, da alle übrigen den Mut verloren hatten, den Ränken einiger elenden Menschen, eines Konigastus, Ciprianus und Triquilla entgegen, die er auch endlich ihrer angesehenen Hofämter beraubte. Doch eben diese strenge Tugend, dieser unbescholtene Ruf, und sein Widerstand, den er gegen alle Umtriebe niederträchtiger Absichten leistete, zogen ihm Neid, Haß, vielfache verleumderische Anklagen, und endlich den Tod zu.

Gerade auf dem Gipfel seines Ruhmes, im schönsten Glanze seines Glücks überfiel ihn der Schlag einer lange lauernden Rache....



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