Bond | Mitgefühl als Weg | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 304 Seiten

Bond Mitgefühl als Weg

52 Lektionen zur Gewaltfreien Kommunikation
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7495-0376-6
Verlag: Junfermannsche Verlagsbuchhandlung
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

52 Lektionen zur Gewaltfreien Kommunikation

E-Book, Deutsch, 304 Seiten

ISBN: 978-3-7495-0376-6
Verlag: Junfermannsche Verlagsbuchhandlung
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Mehr Mitgefühl erleben In 52 anschaulichen Lektionen wird Gewaltfreie Kommunikation als konkrete Methode, integrative Umgangsform und als bereichernde Fertigkeit dargestellt und erlebbar gemacht. Vor dem Hintergrund seiner mehr als 30-jährigen Erfahrung stellt Thom Bond die transformative Wirkung der Gewaltfreien Kommunikation anhand von alltäglichen Situationen und Herausforderungen in einer leicht verständlichen, humorvollen und tiefgründigen Form dar. Das Buch bietet - eine prägnante, inspirierende und ehrliche Einführung in die Gewaltfreie Kommunikation, - konkrete Unterstützung, wie Sie mit fordernden und kritischen Situationen integrativ umgehen können, - eine alltagstaugliche Anleitung, um die Beziehung zu sich selbst und zu seinen Mitmenschen nachhaltig zu verbessern und zu vertiefen, - eine friedenstiftende Inspiration, um im eigenen Umfeld aktiv zu werden, GFK zu praktizieren und andere dazu einzuladen. Durch seine Tätigkeit als Trainer, Mediator, Referent und Coach hat der Autor Zehntausenden von Menschen die Idee der Gewaltfreien Kommunikation nähergebracht. Seine Artikel wurden u.a. in der New York Times, dem New York Magazine und dem Yoga Magazine veröffentlicht. Das Buch versammelt den Inhalt und die Erfahrung aus dem gleichnamigen Online-Kurs, den bisher über 6.000 Teilnehmer*innen weltweit absolviert haben.

Thom Bond ist der Begründer und pädagogische Leiter des NYCNVC (New York Center für Gewaltfreie Kommunikation), Autor und Leiter des Online-Kurses Mitgefühl als Weg. Er ist GFK-Trainer, Mitglied des Komitees für Kommunikationskoordination der Vereinten Nationen und Trainer bei Internationalen Intensiv-Seminaren (IITs) des CNVC.
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2. Was uns beigebracht wurde


Obwohl es möglich ist, alles, was wir tun, als einen Versuch anzusehen, Bedürfnisse zu erfüllen, haben die meisten von uns etwas anderes gelernt, nämlich, dass die Menschen aus ganz anderen Gründen handeln. Uns wurde eine andere Sichtweise über die menschlichen Handlungsweisen vermittelt – mit einer ganzen Kategorie von Begründungen, die wir „Urteile“ nennen.

Richtig und falsch

Viele von uns haben gelernt, dass es Dinge gibt, die „richtig“ sind, und solche, die „falsch“ sind. Und wir sollten die „richtigen Dinge“ tun und nicht die „falschen“.

Gut und böse

Noch immer wird die Eigenschaft „böse“ bestimmten Taten zugeschrieben und als rationale Erklärung für menschliches Verhalten verwendet. Ein bekannter Leitartikelschreiber der New York Times argumentierte auf diese Weise im Zusammenhang mit einem Amoklauf in den USA.

Viele von uns teilen die Ansicht, dass gewisse Menschen oder Handlungen ebenso als „gut“ einzustufen sind.

Sollen und nicht sollen

Für mich ist die Verwendung von „sollen“ und „nicht sollen“ eindeutig die weitverbreitetste Form von Urteilen und zugleich diejenige, die am schwierigsten auszumachen ist. Als kleines Kind lernte ich, mich in der menschlichen Gesellschaft zurechtzufinden, indem ich herausfand, was ich tun oder nicht tun „sollte“.

Mitgefühl für unsere Urteile

Wenn wir uns nun die Botschaft von Kapitel 1 noch einmal vor Augen führen, so lautete die Idee: „Alles, was wir tun, rührt aus der Motivation heraus, Bedürfnisse zu erfüllen.“ Dies gilt auch für Urteile. Indem wir zum Beispiel manche Menschen als „böse“ einstufen, erkennen wir, dass wir uns von ihnen fernhalten oder uns vor ihnen schützen möchten, und damit erfüllen wir eventuell unser Bedürfnis nach Sicherheit. Vielleicht erfüllt es uns auch ein Bedürfnis nach Verstehenwollen, warum Menschen so handeln, wie sie es tun.

Wenn ich Urteile in diesem Licht sehe, dann habe ich ein tieferes Verständnis und mehr Mitgefühl für die Menschen, die urteilen (mich selbst mit eingeschlossen). Der Fokus auf die „Bedürfnisse hinter den Urteilen“ bringt mich zu meinem Mitgefühl. Und so muss ich die Person, die das Urteil hat, nicht mehr verurteilen.

Wir sehen also, dass Urteile uns dabei helfen können, gewisse Bedürfnisse zu erfüllen. Allerdings stillen sie sehr selten das Bedürfnis nach Verbindung und noch seltener erzeugen sie Mitgefühl.

Warum also macht es Sinn, Urteile oder Bewertungen genauer unter die Lupe zu nehmen?

Wir können es so sehen, dass Urteile zweierlei bewirken – erstens haben sie die Tendenz, uns voneinander zu distanzieren, und zweitens geben sie uns (ironischerweise) zugleich Auskunft über unsere Bedürfnisse.

Stell Dir zum Beispiel vor, jemand kommt auf Dich zu und sagt: „Hey, hör mal …, ich möchte mit dir darüber reden, wie dumm du bist.“ Würdest Du gern so ein Gespräch führen wollen? Oder würde Dich so eine Formulierung eher abstoßen, wärst Du vielleicht schockiert? Befremdet? Distanziert?

Nun stell Dir vor, jemand spricht Dich folgendermaßen an: „Du, hör mal …, ich würde gern mit dir darüber reden, wie wir besser und leichter miteinander kommunizieren können.“ Wärst Du an solch einem Gespräch interessiert? Ich könnte mir vorstellen, dass das eher der Fall wäre.

Dieses Beispiel illustriert eine neue Art und Weise, wie wir mit allen Urteilen umgehen können. Durch diese neue Sichtweise entstehen mehr Verbindung und Mitgefühl. Denke an irgendein beliebiges Wort, das ein Urteil beinhaltet und das Du oder jemand anderer vielleicht verwendet – in demselben Wort steckt eine Information über etwas, das Du oder der andere gern haben möchte und nicht erfüllt bekommt … nämlich ein Bedürfnis.

„Egoistisch“ – vielleicht gegenseitige Rücksichtnahme?

„Gemein“ – vielleicht Fürsorglichkeit oder Verständnis?

„Dumm“ – vielleicht Verständnis oder Effektivität?

Wenn wir eine bewertende Sprache voller Urteile verwenden,

  1. schaffen wir Distanz und denken mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit weniger an Bedürfnisse;
  2. bleiben unsere konkreten Bedürfnisse außerhalb unseres Bewusstseins, wodurch wir uns schlechter für das einsetzen können, was wir uns wünschen;
  3. haben wir für gewöhnlich nicht so viel Lebensfreude, als wenn wir die darunterliegenden Bedürfnisse kennen.

Wenn wir Urteile erkennen und sie in Bedürfnisse übersetzen können,

  1. können wir mit anderen Menschen über unsere Bedürfnisse sprechen und die Chance ist groß, dass zugleich eine gewisse Verbindung aufrecht erhalten bleibt;
  2. können wir zu jemandem, dem es gerade schlecht geht, mehr Verbindung herstellen und mehr Mitgefühl für ihn entwickeln.

Es kann eine große Herausforderung sein, unsere Urteile zu bemerken. Wenn wir jedoch lernen, sie zu erkennen und uns ihrer bewusst zu werden, dann öffnen wir damit eine Tür zu mehr Mitgefühl.

Man könnte sagen, dass die Fähigkeit, unsere Urteile in Bedürfnisse zu „übersetzen“, der Schlüssel zu mehr Mitgefühl ist – auch angesichts eines Konflikts oder einer schmerzvollen Situation. Uns unserer Bedürfnisse bewusst zu werden, vergrößert die Chance, dass sie erfüllt werden. Letztendlich erfahren wir dadurch mehr Glück und Mitgefühl.

Das Erkennen und Übersetzen von Urteilen ist eine der größten Herausforderungen auf dem Weg zu einer mitfühlenden Haltung und ist doch so hilfreich.

Ich lade Dich ein zu einer Reise zu jenem Bewusstsein, zu der größeren Zufriedenheit und Verbindung, die durch das Erkennen von Urteilen und ein Verständnis über die dahinter liegenden Bedürfnisse entsteht. Mich persönlich hat dieser Prozess zu einem tieferen Sinnverständnis und einer tieferen Verbundenheit mit allen Menschen in meinem Leben geführt – ob es sich dabei um eine 30 Sekunden lange Begegnung in einem Lift handelt oder um die lebenslange Beziehung zu meinen Eltern.

2.1 Aus der Praxis: Was hören wir wie?


Wie das Hören auf die Bedürfnisse, die in den Urteilen verborgen liegen, Dein Leben und das der anderen verändern kann.

Drei Menschen betrachteten ein Gemälde von Monet. Der eine bemerkte die Zypressen, die im Hintergrund immer verschwommener wurden. Ein anderer bemerkte den ruhigen Charakter des Wassers. Der dritte sah eine Kerbe auf einer Seite des Bilderrahmens. Mir ist klar geworden, dass wir die Wahl haben, worauf wir unsere Aufmerksamkeit beim Sehen und Hören richten. Und auf diese Weise können wir beeinflussen, welche Art von Erfahrung wir machen. Ich kann Gedanken, Vorstellungen, Meinungen und Bewertungen hören oder auf die Lebensenergie horchen, die in Form von Gefühlen und den darunterliegenden Bedürfnissen und Werten ihren Ausdruck findet.

Urteile und Gedanken hören

Kürzlich saß ich mit ein paar Freunden zusammen beim Abendessen, als Brian die Bemerkung machte, dass unser gemeinsamer Freund Frankie „wankelmütig“ und „zu impulsiv“ sei. Da ich nicht mit Brian einer Meinung war, war ich etwas verstört. Mein erster Gedanke war: „Wow, was für eine verurteilende Einstellung. Er projiziert seinen eigenen Kram auf Frankie.“ Zum Glück sprach ich diesen Gedanken nicht aus. Stattdessen bemerkte ich, dass ich diesen Gedanken hatte, und ich bemerkte auch mein Gefühl von Verstörtheit.

Ich sage „zum Glück“, denn ich kann mir vorstellen, dass es nicht sehr gut angekommen wäre, wenn ich diesen Gedanken in einem impulsiven Statement ausgedrückt hätte. Zwei Signale gaben mir den Hinweis darauf, dass ich im Begriff war, etwas Trennendes aufzubauen: Erstens mein Urteil im Kopf, dass er bewertend war, und zweitens meine Verstörtheit. Ich ging in mich und stellte fest, dass ich mir mehr Verbindung und Verständnis wünschte. Und dass ich das höchstwahrscheinlich nicht bekommen würde, wenn ich meine Aufmerksamkeit auf Brians Gedanken und Urteile oder meine Bewertungen darüber richtete. Es würde eine noch größere Distanz schaffen.

Gefühle und Bedürfnisse heraushören

Da ich mir vorgenommen hatte, mehr Mitgefühl zu leben, hatte ich eine Alternative entwickelt. Durch empathisches Zuhören konnte ich meine Aufmerksamkeit auf Bedürfnisse richten und diese zum Ausgangspunkt meines Handelns machen.

Durch meine Geistesgegenwart und meine Aufmerksamkeit auf die Bedürfnisse nahm das Gespräch eine andere Richtung: Brian erklärte, dass er nicht verstand, warum Frankie etwas getan hatte. Im Laufe des Gesprächs stellte sich heraus, dass Brian sich mehr Verbindung und Klarheit wünschte und sich auch zugehörig fühlen wollte. Das Gespräch wurde langsamer und unsere Gedanken, Vorstellungen und Bewertungen wichen allmählich zurück, um dem Bewusstsein über Bedürfnisse nach Klarheit, Verbindung und Miteinbezogensein Platz zu machen.

Es fühlte sich so viel besser an, über diese Dinge zu reden, als darüber, wie „wankelmütig“ oder „impulsiv“ oder „verurteilend“ jemand sei. Und als unsere Aufmerksamkeit auf Bedürfnisse anstatt auf Bewertungen gerichtet war, war es uns möglich, etwas auf einer tiefen Ebene miteinander zu teilen, das uns im Leben wichtig war … ja, wir konnten sogar einen Weg finden, wie wir diese Bedürfnisse in Form von Bitten ansprechen konnten. Das war eindeutig eine viel schönere Erfahrung!

Vielleicht wirkt diese Episode nicht weltbewegend und doch hat dieser Sekundenbruchteil, als ich mir meiner Bewertungen bewusst wurde und Brians...


Bond, Thom
Thom Bond ist der Begründer und pädagogische Leiter des NYCNVC (New York Center für Gewaltfreie Kommunikation), Autor und Leiter des Online-Kurses Mitgefühl als Weg. Er ist GFK-Trainer, Mitglied des Komitees für Kommunikationskoordination der Vereinten Nationen und Trainer bei Internationalen Intensiv-Seminaren (IITs) des CNVC.

Thom Bond ist der Begründer und pädagogische Leiter des NYCNVC (New York Center für Gewaltfreie Kommunikation), Autor und Leiter des Online-Kurses Mitgefühl als Weg. Er ist GFK-Trainer, Mitglied des Komitees für Kommunikationskoordination der Vereinten Nationen und Trainer bei Internationalen Intensiv-Seminaren (IITs) des CNVC.



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