Boysen | Nachhaltige Bewältigung von Unternehmenskrisen | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 384 Seiten, E-Book

Reihe: Haufe Fachbuch

Boysen Nachhaltige Bewältigung von Unternehmenskrisen

Soforthilfe für Industrieunternehmen und industrienahe Dienstleister
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-648-18245-1
Verlag: Haufe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Soforthilfe für Industrieunternehmen und industrienahe Dienstleister

E-Book, Deutsch, 384 Seiten, E-Book

Reihe: Haufe Fachbuch

ISBN: 978-3-648-18245-1
Verlag: Haufe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Auch stabile Unternehmen können in existenzielle Krisen geraten. Die Krisenauslöser lassen sich meist auf interne oder externe Faktoren zurückführen, die das Unternehmen plötzlich oder schleichend unterwandern. Globale Veränderungen, steigende Kosten, technologische Entwicklungen, ineffiziente Prozesse oder marktferne Produktentwicklungen führen Unternehmen jedoch nur dann in eine Gefahrenzone, wenn ihre Resilienz nicht ausgeprägt genug ist. Dr. Werner Boysen bietet Ihnen praxiserprobte Lösungsansätze und Methoden sowohl zur Krisenprävention als auch zur Sanierung von Unternehmen, die sich bereits in der Krise befinden. Sein Buch zeigt Ihnen, wie Sie Frühwarnzeichen erkennen und bewerten, die wahren externen und internen Faktoren identifizieren und rechtzeitig wirksame Maßnahmen dagegen einleiten. Inhalte: - Unternehmens-Check: Ist Ihr Unternehmen resilient? - Indikatoren für eine bereits eingetretene Unternehmenskrise - Beurteilung des Krisenstadiums und Identifikation der Krisenursachen - Prävention gegen drohende Unternehmenskrisen - Kurz-, mittel- und langfristig wirksame Maßnahmen zur Krisenbewältigung - Rechtliche Grundlagen und Erfordernisse in der wirtschaftlichen Unternehmenskrise - Integrierte Finanzplanung und Umsetzung der Sanierung

Dr. Werner Boysen ist promovierter Betriebswirt, diplomierter Maschinenbauingenieur, seit mehr als 30 Jahren Sanierungs- und Restrukturierungsberater und ein renommierter Fachbuchautor zahlreicher wissenschaftlicher Veröffentlichungen.
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Relevanz des Themas


Die Gefahr von Unternehmenskrisen rückt nicht nur bei Fach- und Führungskräften, sondern auch bei Firmenkundenbetreuern in Geschäftsbanken stärker in das Blickfeld. Auslöser sind sowohl technologische als auch makroökonomische sowie politische Rahmenbedingungen. Im Zuge der Polykrise, deren Ende nicht abzusehen ist, geraten immer mehr Unternehmen in wirtschaftliche Schwierigkeiten.

Technologische, makroökonomische und politische Rahmenbedingungen

Getrieben von einem steigenden Effizienzdruck nimmt die globale Vernetzung zu und schürt weiteren Effizienzdruck. Diese Entwicklung in vielen Märkten und Wertschöpfungsnetzen wird von der exponentiell zunehmenden Leistungsfähigkeit von informationstechnischen Anwendungen beschleunigt. Paradoxerweise werden Prozesse trotz der höheren Informationsdichte unberechenbarer und unüberschaubarer.

Von Picot et al. wurde bereits 1996 beschrieben, dass entstehende modulare Organisationen, Netzwerke und Kooperationsgeflechte, elektronische Marktplätze ebenso wie die virtuelle Zusammenarbeit in komplexen Organisationsstrukturen die Unternehmensgrenzen verschwimmen lassen werden (blurring boundaries) (Picot et al. 1998: 2). Mittlerweile ist diese Ahnung zur Realität geworden, die einerseits agiles Arbeiten ermöglicht, andererseits sehr schnelle Veränderungen von Strukturen fördert.

Viele teilweise widersprüchliche Entwicklungen vollziehen sich parallel. So schreitet die globale wirtschaftliche Vernetzung weiter voran, während sich gleichzeitig Tendenzen der Deglobalisierung abzeichnen. Künftige Strukturen lassen sich kaum prognostizieren. Ungewissheiten und Diskontinuitäten häufen sich. Wir agieren in einem dynamisch-komplexen Umfeld, das ein agileres Arbeiten nahelegt als bislang.

Viele kritische Rohstoffe verknappen sich weiter; die Abhängigkeit von südostasiatischen Beschaffungsmärkten, insbesondere bezüglich technischer Komponenten, nimmt trotz der schmerzlichen Erfahrungen, die während der Corona-Zeit gemacht wurden, weiterhin zu. Auch das Spannungsverhältnis zwischen Klimaschutzbemühungen und der Erhaltung des Wohlstands in den Industrieländern bzw. dem wirtschaftlichen Aufstieg von Schwellenländern schwingt in dieser komplexen Gemengelage mit. Bezüglich der Technologien ist das Spiel offen: Neben dem Ausbau erneuerbarer Energieträger und der Wasserstofftechnologien werden auch fossile Energieträger wieder stärker in den künftigen Energiemix einbezogen, und die Atomenergie scheint wieder an Bedeutung zu gewinnen.

Der Standort Deutschland ist für Wirtschaftsunternehmen besonders herausfordernd. Viele Unternehmen mit Sitz in Deutschland verlieren im internationalen Vergleich sichtbar an Wettbewerbsfähigkeit. Die Standortnachteile in Deutschland wirken sich nicht nur auf die Wettbewerbsfähigkeit im Export aus, denn deutsche Unternehmen konkurrieren auch in den hiesigen Märkten mit ausländischen Wettbewerbern. Deutschland liegt gemäß der aktuellen, im Auftrag der Stiftung Mittelstand erstellten neunten Auflage der ZEW-Studie im Länderindex Familienunternehmen (vgl. https://www.familienunternehmen.de/de) nur noch auf dem 18. Rang der 21 analysierten Industrienationen. In der Studie werden sechs Subindizes ermittelt, nämlich Steuern, Arbeit, Regulierung, Finanzierung, Infrastruktur sowie Investitionen und Energie. Die Autoren der ZEW-Studie kommen zu folgendem Schluss: »Der Befund zur Position Deutschlands bietet erheblichen Anlass zur Sorge.« Die deutsche Wirtschaft war 2024 zum zweiten Mal rezessiv (Statistisches Bundesamt, 15.01.2025). Die Bundesregierung korrigiert ihre Erwartungen an das Wirtschaftswachstum für 2025 von 1,1 % auf 0,3 % (Handelsblatt, 24.01.2025). BDI-Präsident Peter Leibinger geht speziell auf die wachsenden strukturellen Probleme der deutschen Industrie ein, die auf strukturelle Schwäche des Standorts Deutschland zurückzuführen sind (BDI, 28.01.2025).

Diese Aussagen passen nicht dazu, dass der DAX-Index auf Rekordhoch geklettert ist. Aber der DAX repräsentiert nicht die deutsche Unternehmenslandschaft, sondern die Großunternehmen, von denen die meisten global tätig sind und weltweit produzieren. Möchte man wissen, wie es den mittelständischen Unternehmen in Deutschland geht, die überwiegend auf deutsche Teilmärkte angewiesen sind, sieht man sich am besten den MDAX an. Und der MDAX hat seit 2021 ein Viertel seines Wertes verloren (vgl. Abb. 1). Diese Entwicklung wird sich offenbar nicht umkehren. Das Herbstgutachten 2024 der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute kommt zu dem bitteren Schluss, dass Deutschland in absehbarer Zeit höchstens mit leichtem Wirtschaftswachstum rechnen kann (ebd.: 34). Eine aktuelle Studie des BDI (BDI 2024) sieht 20?% der industriellen Wertschöpfung in Deutschland als bedroht an.

Abb. 1: Entwicklung des MDAX, Monats-Chart vom 25. September 2024 (Quelle: TWS, https://www.tagesschau.de/wirtschaft/boersenkurse/mdax-index-846741/)

Unternehmen in Deutschland leiden laut der ZEW-Studie vor allem unter der überbordenden Bürokratie, der im Ländervergleich hohen Steuerlast, den hohen Lohn- und Energiekosten bei gleichzeitigem sich verschärfenden Fachkräftemangel und der zunehmenden Konkurrenz mit chinesischen Unternehmen. Wer seine Wertschöpfung nicht ins Ausland mit günstigeren Produktionsfaktoren verlagern kann, hat es in Deutschland schwer. Hinzu kommen in Deutschland unsichere politische Rahmenbedingungen vor einer weltweit sogar unüberschaubaren Kulisse. Steuer- und Subventionsentscheidungen haben einen großen Einfluss auf den Einsatz von Technologien, sozialpolitische Entscheidungen beeinflussen die Verfügbarkeit von Arbeitskräften, und politisch motivierte Embargos schlagen auf die Energie- und die Rohstoffverfügbarkeit und -preise durch. Die geopolitischen Zusammenhänge werden komplexer und unterliegen schnelleren und stärkeren Veränderungen. Aus diesem wabernden Potpourri wirtschaftshemmender Faktoren resultiert die zu beobachtende und nachvollziehbare geringe Investitions- und Innovationsbereitschaft der deutschen Betriebe, die deren internationale Wettbewerbsfähigkeit weiter schwächen. Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer Spirale nach unten, die weitere Unternehmenskrisen nach sich ziehen wird.

Entwicklung der Zahl der Unternehmensinsolvenzen

Die unberechenbaren wirtschaftlichen Szenarien werden von einer konjunkturell bedingten wirtschaftlichen Schwäche überlagert, die bereits ihre Auswirkungen zeigt: Fachleute gehen davon aus, dass die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit weiter zunehmen wird. Allianz Trade erwartet nach einem Anstieg der weltweiten Insolvenzen um 1?% in 2022 und 6?% in 2023 einen weiteren Anstieg um 10?% in 2024 (Somersan Coqui 2023). Das Bundesamt für Statistik destatis dokumentiert, dass die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland seit 2022 dramatisch steigt. Während im Jahr 2021 14.000 Unternehmen Insolvenz anmeldeten, waren es 2022 14.600 und 2023 bereits 17.800. Im Februar 2024 wurden 26,2?% mehr Regelinsolvenzen angemeldet als im Februar des Vorjahres (Statistisches Bundesamt 2024). Für Deutschland erwarten die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute, unter anderem das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), deutlich zunehmende Insolvenzzahlen (Haufe 2023).

Der ifo-Geschäftsklimaindex ist im September 2024 zum vierten Mal in Folge weiter gefallen, und zwar sowohl in allen drei ausgewiesenen Kategorien: Klima, Lage und Erwartungen als auch in allen drei Geschäftskategorien: in der verarbeitenden Industrie, im Dienstleistungssektor und im Handel. »Die Kernbranchen der deutschen Industrie stecken in Schwierigkeiten.« (ifo Institut 2024). Der Ifo-Geschäftsklimaindex bildet vor allem die Erwartungen der Führungskräfte in der deutschen Wirtschaft ab und weist deshalb in die Zukunft. Offenbar hegen die Führungskräfte in der Wirtschaft wenig Hoffnung auf eine kurzfristige Verbesserung der Wirtschaftslage.

Aus dem Aktienhandel ist bekannt, dass das geschieht, woran viele Menschen glauben, weil sie sich darauf vorbereiten und dadurch die Eintrittswahrscheinlichkeit ihrer Erwartungen verstärken (self-fulfilling prophecy). Wenn Führungskräfte in den Unternehmen nicht an die Erholung der Wirtschaft glauben, liegt es nahe, dass sich die wirtschaftliche Krise tatsächlich weiter verschärft. Dann sind Unternehmen gut beraten, ihre Strukturen und sonstige Fixkosten kompromisslos an erwartete pessimistische Szenarien anzupassen, um die Phase der schwächelnden Konjunktur zu überstehen. Auch eine Bereinigung des Leistungsportfolios und Bestandsabbau können Unternehmen helfen, sich wettbewerbsfähig und liquide zu halten. Die Existenzsicherung muss Vorrang vor der Umsetzung von Zukunftsplänen haben. Die deutsche Wirtschaft im Ganzen fällt durch diese defensiven Strategien im internationalen Wettbewerb allerdings weiter zurück.

Tatsächlich ist unsere deutsche Wirtschaft im globalen Wettbewerb vulnerabel geworden, und zwar paradoxerweise genau deshalb, weil deutsche Unternehmen auf die bisherige Erfolgsgeschichte aufbauen (müssen). Nicht nur in BRICS-Staaten, sondern auch in Ländern Südostasiens, denken wir an Südkorea, werden viele Industrieunternehmen komplett neu aufgebaut und mit modernster und leistungsfähigster Technologie ausgestattet – quasi eine Entwicklung von der Dritten in die Erste Welt –, während in Westeuropa, speziell in Deutschland, die vorhandenen Ressourcen weitgehend weiterverwendet werden (müssen). Insofern fällt die deutsche Industrie nicht nur wegen des vergleichsweise hohen Lohnniveaus und der hohen Sozialleistungen im...


Boysen, Werner
Dr. Werner Boysen ist promovierter Betriebswirt, diplomierter Maschinenbauingenieur, seit mehr als 30 Jahren Sanierungs- und Restrukturierungsberater und ein renommierter Fachbuchautor zahlreicher wissenschaftlicher Veröffentlichungen.

Werner Boysen

Dr. Werner Boysen ist promovierter Betriebswirt, diplomierter Maschinenbauingenieur, seit mehr als 30 Jahren Sanierungs- und Restrukturierungsberater und ein renommierter Fachbuchautor zahlreicher wissenschaftlicher Veröffentlichungen.



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