E-Book, Deutsch, Band 1, 320 Seiten
Reihe: EINE FÜR VIER (The Sisterhood of the Traveling Pants)
Brashares Eine für vier
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-641-18070-6
Verlag: cbj
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
E-Book, Deutsch, Band 1, 320 Seiten
Reihe: EINE FÜR VIER (The Sisterhood of the Traveling Pants)
            ISBN: 978-3-641-18070-6 
            Verlag: cbj
            
 Format: EPUB
    Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Es ist ein Sommer wie kein anderer. Carmen, Bridget, Lena und Tibby werden süße 16 und zum ersten Mal trennen sich ihre Wege. Um in Kontakt zu bleiben, schicken sie eine Jeans auf Reisen - von einer zur anderen, um die halbe Welt, in einer Zeit, in der sich alles verändert und die vier ganz unterschiedliche Erfahrungen machen mit Liebe, Verlust, Trauer und Freundschaft.
Ann Brashares wuchs mit drei Brüdern in der Nähe von Washington D.C. auf. Sie studierte Philosophie an der Columbia University in New York, unterbrach jedoch das Studium aus finanziellen Gründen und begann, in einem großen amerikanischen Verlag zu arbeiten. Die Arbeit dort gefiel ihr so gut, dass sie nicht mehr an die Uni zurückging und stattdessen einige Jahre als Lektorin tätig war. Seit 2000 widmet sich Ann Brashares ganz dem Schreiben - ihre Serie »Eine Jeans für vier« über vier Freundinnen um die 16 ist weltweit ein durchschlagender Erfolg. Ihr erstes Buch für Erwachsene, »Unser letzter Sommer«, war ein New-York-Times Bestseller in den USA. Brashares lebt mit ihrem Mann, dem Porträtmaler Jacob Collins, und ihren drei Kindern in Brooklyn, New York.
Weitere Infos & Material
   
  
  
  
  
 Nicht jeder Verirrte verliert sich. J. R. R. Tolkien PROLOG
 
  
  
                                         Es war einmal eine Hose. Und zwar eine von der absolut perfekten, unentbehrlichen Sorte – Jeans, das ist ja klar. Sie war blau, aber nicht dieses steife, neue Blau, das man am ersten Schultag so oft zu sehen kriegt. Es war ein sanftes, schillerndes Blau, an den Knien und am Hosenboden noch ein bisschen zusätzlich ausgebleicht und mit kleinen weißen Wellen an den Aufschlägen. Sie hatte vor uns ein gutes Leben gehabt. Das merkte man sofort. Ich schätze, ein Secondhandladen ist in mancher Hinsicht so ähnlich wie ein Tierheim. Was man dort bekommt, hängt sehr vom vorigen Besitzer ab. Unsere Hose war kein neurotisches kleines Hündchen, das von seinem Herrchen allein gelassen wurde und sich von morgens bis abends heiser bellte. Sie war eher so wie der ausgewachsene Hund, dessen Familie ihn liebte, jetzt aber in ein Mietshaus umziehen musste oder vielleicht nach Korea (das ist doch Korea, oder?), wo die Leute manchmal Hunde essen. Ich konnte auf Anhieb erkennen, dass die JEANS nicht durch eine Tragödie in unser Leben getreten war. Sie hatte nur eine von diesen Veränderungen im Leben durchgemacht, die zwar schmerzlich sind, aber in regelmäßigen Abständen auftreten. So ist nun mal der Lauf der Hosen. Es war eine edle Jeans, aber sie war unauffällig. Man konnte sie mit einem flüchtigen Blick streifen und einfach nur denken:»Okay, eine Hose.« Oder man konnte stehen bleiben und sich diese wunderbare Kombination aus Farben und Säumen genauer ansehen. Die Jeans drängt sich niemandem auf und ist nicht darauf aus, bewundert zu werden. Sie ist glücklich und zufrieden damit, ihrer grundlegenden Aufgabe nachzukommen, nämlich deinen Hintern zu bedecken, ohne dass er dicker aussieht, als er ohnehin schon ist.  
 Ich hab sie in einem Vorort von Georgetown gekauft, in einem Secondhandladen, der zwischen einem Geschäft liegt, in dem Wasser verkauft wird (ich weiß ja nicht, wie das bei euch ist, aber ich krieg das zu Hause kostenlos), und einem Bio-Laden, der Yes! heißt. Wenn eine von uns Yes! erwähnt (und wir flechten das bei jeder passenden Gelegenheit ein), schreien wir jedes Mal alle aus vollem Hals: Yes! Ich war mit Lena, ihrer jüngeren Schwester Effie und ihrer Mutter unterwegs. Effie wollte sich ein Kleid für den Schulball kaufen. Und Effie ist nicht der Typ, der sich bei Bloomingdales einen roten Fummel mit Spagettiträgern kauft, so wie alle anderen das machen. Für sie muss es was Ausgefallenes sein. Hauptsächlich hab ich die Jeans deshalb gekauft, weil Lenas Mutter solche Secondhandläden nicht ausstehen kann. Sie sagt, gebrauchte Kleidung ist nur was für arme Leute. »Ich glaube, das ist schmutzig, Effie«, sagte sie jedes Mal, wenn Effie irgendetwas vom Kleiderbügel nahm. Insgeheim war ich derselben Ansicht wie Mrs Kaligaris und dafür schämte ich mich ein wenig. Ehrlich gesagt sehnte ich mich nach der blitzblanken Seelenlosigkeit der Kaufhäuser, aber irgendwas musste ich ja kaufen. Die Jeans lag, säuberlich zusammengelegt, in aller Unschuld in einem Regal neben der Kasse. Ich sagte mir, dass man sie vielleicht doch gewaschen hatte. Außerdem kostete sie nur drei Dollar neunundvierzig inklusive Mehrwertsteuer. Ich hab sie noch nicht mal anprobiert, daran könnt ihr schon merken, dass ich nicht ernsthaft vorhatte, sie wirklich zu besitzen. Mein Hintern stellt nämlich sehr spezielle Ansprüche an Hosen. Effie suchte sich ein knappes Minikleid aus den Sechzigerjahren aus, das für den Schulball so unpassend war wie nur was, und Lena entdeckte ein Paar abgelatschte Mokassins, die aussahen, als hätten sie irgendeinem Großonkel gehört. Lena hat Riesenfüße, Größe einundvierzig oder so. Sie sind das Einzige an ihr, was nicht perfekt ist. Ich liebe ihre Füße. Aber bei diesen Schuhen bin ich doch zusammengezuckt. Es ist schon schlimm genug, gebrauchte Kleidung zu kaufen, die man theoretisch immerhin waschen kann, aber gebrauchte Schuhe? Als ich nach Hause kam, stopfte ich die Jeans in die hinterste Ecke von meinem Schrank und vergaß sie. Dort kamen sie erst wieder an unserem letzten Nachmittag heraus, bevor unsere Wege sich den Sommer über trennten. Ich fuhr nach South Carolina, um mit meinem Dad zusammen zu sein. Lena und Effie verbrachten zwei Monate bei ihren Großeltern in Griechenland. Bridget flog zu einem Fußball-camp auf Baja California (das, wie sich herausstellte, in Mexiko liegt. Wer hätte das gewusst?). Tibby blieb zu Hause. Zum allerersten Mal würden wir den Sommer getrennt verbringen, und ich glaube, dass uns allen deshalb seltsam zittrig zumute war. Letztes Jahr hatten wir alle gemeinsam einen Sommerkurs in amerikanischer Geschichte belegt, weil Lena gesagt hatte, dass man im Sommer bessere Noten bekommen kann. Ich bin überzeugt davon, dass Lena tatsächlich eine bessere Note bekam. Im Sommer davor waren wir alle ehrenamtliche Hilfskräfte im Camp Tall Timbers an der Ostküste von Maryland. Bridget trainierte die Fußballer und gab Schwimmunterricht, Lena arbeitete im Bereich Kunst und Werken und Tibby landete mal wieder in der Küche. Ich half beim Theater-Workshop mit, bis ich bei zwei neunjährigen Satansbraten ausrastete und der Campverwaltung zugewiesen wurde, wo ich ganz allein für mich Briefumschläge ablecken musste. Sie hätten mich auf der Stelle gefeuert, aber ich glaube, unsere Eltern haben allen Ernstes dafür bezahlt, dass wir dort arbeiten durften. Die Sommer davor sind eine verschwommene Mischung aus Babyöl und Sonnenbaden und Hass auf unsere Körper (ich bekam einen großen Busen; Tibby bekam keinen) im Schwimmbad von Rockwood. Meine Haut wurde dunkler, aber keine einzige Haarsträhne verwandelte sich in das verheißene Blond. Und ich schätze, davor haben wir … lieber Himmel, ich hab keine Ahnung, was wir da gemacht haben. Eine Zeit lang besuchte Tibby ein sozialistisches Tages-Camp und half beim Bau von Sozialwohnungen. Bridget hatte jede Menge Tennisstunden. Lena und Effie plantschten Tag um Tag in ihrem Pool herum. Ich glaub, ich habe viel ferngesehen, das muss ich ehrlich bekennen. Trotz allem schafften wir es jeden Tag, uns zumindest für ein paar Stunden zu treffen, und an den Wochenenden waren wir nie getrennt. Es gibt Jahre, die sich von den anderen abheben: der Sommer, in dem Lenas Familie den Pool baute; der Sommer, in dem Bridget Windpocken bekam und uns alle ansteckte; der Sommer, in dem mein Vater auszog. Irgendwie wurde unser Leben immer vom Sommer bestimmt. Während Lena und ich auf eine staatliche Grundschule gingen, war Bridget mit einem Haufen anderer Sportasse an einer Privatschule und Tibby besuchte Embrace, so eine ganz kleine, schräge Schule, wo die Kinder sich in Sitzsäcke kuscheln statt an normalen Tischen zu sitzen und an der es keine Noten gibt. Der Sommer war die Zeit, in der sich unser Leben vollständig mit dem der anderen verband. Im Sommer hatten wir alle Geburtstag, im Sommer ereigneten sich alle wirklich wichtigen Dinge. Bis auf das Jahr, in dem Bridgets Mutter starb. Das geschah an Weihnachten. Wir waren schon »wir«, bevor wir auf die Welt kamen. Wir sind alle vier am Ende des Sommers geboren, innerhalb von siebzehn Tagen: Lena kam als Erste, Ende August, und ich bin die Letzte, Mitte September. Das ist kein Zufall, sondern der Grund dafür, dass es mit uns angefangen hat. In dem Sommer, in dem wir zur Welt kamen, machten unsere Mütter einen Aerobic-Kurs für schwangere Frauen (das muss man sich mal bildlich vorstellen!). Der Veranstaltungsort hieß Gilda und unsere Mütter waren die September-Gruppe (Lena kam ein bisschen zu früh). Damals war Aerobic total beliebt. Ich schätze, die anderen Kursteilnehmerinnen hatten ihren Geburtstermin erst im Winter, aber die Septemberfrauen waren so gewaltig schwanger, dass die Kursleiterin befürchtete, sie könnten jeden Augenblick aufplatzen. Daher änderte die Kursleiterin den Ablauf für sie. Meine Mutter hat mir erzählt, dass sie lauthals »Septembers!« zu bellen pflegte. »Die Septembers wiederholen das nur viermal. Passt auf! Passt bloß auf!« Passenderweise hieß die Kursleiterin April und laut meiner Mutter hassten sie diese Frau. Allmählich blieben die Septembers nach dem Kurs noch ein bisschen zusammen, klagten über ihre geschwollenen Füße, jammerten darüber, wie dick sie geworden waren, und machten sich über April lustig. Nachdem wir zur Welt gekommen waren – wie durch ein Wunder lauter Mädchen plus Bridgets Zwillingsbruder –, bildeten sie ihre eigene Mütter-Selbsthilfegruppe und ließen uns alle zusammen auf einer Decke herumstrampeln, während sie über Schlafmangel klagten und darüber jammerten, dass sie immer noch so dick waren. Die Selbsthilfegruppe löste sich nach einer Weile auf, aber in den Sommern, in denen wir ein Jahr alt waren und dann zwei und drei, brachten sie uns alle nach Rockwood. Dort pinkelten wir ins Babybecken und nahmen uns gegenseitig die Spielsachen weg. Danach ging es mit der Freundschaft unserer Mütter den Bach hinunter. Warum das so war, weiß ich nicht genau. Ich schätze mal, dass ihr Leben komplizierter wurde. Zwei von ihnen fingen wieder an zu arbeiten. Tibbys Eltern zogen auf diese Farm, die weit außerhalb auf Rockville Pike liegt. Vielleicht...  




