Brella / Dietz / Ahlen | Dazwischengeschichten | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 428 Seiten

Brella / Dietz / Ahlen Dazwischengeschichten


2. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7526-8162-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 428 Seiten

ISBN: 978-3-7526-8162-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



9 Reisen durch Himmel, Welt und Hölle Die "Schreiber und Sammler" präsentieren ihr erstes gemeinsames Buch. 9 Autoren, 9 Geschichten - Fantasy, Krimi, SciFi, Historisches, Satire und Traumhaftes. 9 Geschichten über das, was passiert, wenn Welten aufeinanderprallen - im Weltraum, im Wilden Westen, im Hier und Jetzt und überall dazwischen. Schneewittchen klappert New York nach einem Kupferkessel ab, und eine Frau, die auch ein Jaguar ist, flieht vor ihrer eigenen Familie. Echte Raben suchen nach echtem Futter und nach Antworten. Eine Mutter ist spurlos verschwunden, und eine andere reist auf der Suche nach ihrem Sohn zu den Sternen. In Niemandsstadt begegnen sich ein Junge und ein Mädchen. Er weiß zu wenig, sie zu viel. Im frühen Rom und im Wilden Westen stehen Väter und Töchter vor ihrer schwersten Entscheidung. Was bedeutet Liebe? Was ist sie wert? Was tust du für deine Familie? Und sie für dich? In der Hölle herrscht tote Hose, und wer an das Paradies glaubt, kann tun, was er möchte. Lass dich nicht hängen! Die Menschheit feiert die Utopie!

Christine M. Brella ist in den Südstaaten der Bundesrepublik daheim - konkret in Augsburg. Seit sie lesen kann, liebt sie es, in andere Welten abzutauchen und an der Seite ihrer Helden Abenteuer zu erleben. Zurzeit arbeitet Christine an ihrem Abenteuerroman, der im amerikanischen Bürgerkrieg spielt. Besonders die Frauen, die sich in der rauen Männerwelt des Westens ihren Platz schafften, inspirieren sie zu ihren Romanfiguren.

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5. KAPITEL Schleifende Geräusche drangen in Mathildas wirre Träume. Etwas zupfte an ihrem Ärmel. War sie tot und wurde jetzt in ihr Grab gezerrt? Schwer atmend schlug sie die Augen auf. Ein unbekannter Junge starrte sie an. »Sie müssen etwas essen, Miss. Marie sagt, Sie haben schon zwölf Stunden geschlafen.« Also war sie doch noch nicht gestorben. »Wer bist du denn?« »Willy.« »Dann haben dich die Indianer gar nicht erschossen?« Verlegen scharrte er mit dem Fuß. »Ich war so müde. Nur einmal kurz hab ich die Augen zugemacht, da hat mein Pferd gescheut und mich abgeworfen. Ich bin den ganzen Tag gelaufen, aber zu Fuß ist man so langsam. Hätte Jacques mich nicht gefunden, hätte ich noch eine Nacht draußen verbringen müssen. Mathilda griff nach der Schüssel, die er ihr hinhielt. Offensichtlich war der Bohneneintopf noch immer nicht leer. Ihre Hände zitterten von der Anstrengung, den Napf zu halten, und das Loch in ihrer Hüfte brannte wie Feuer, doch wie es aussah, hatte sie das Schlimmste überstanden. Was auch immer dieser Indianer getan hatte – er hatte ihr damit das Leben gerettet. »Was hab ich verpasst?« »Wir haben ein Loch ausgehoben und legen die Leichen hinein.« »Alle kommen in dasselbe Grab?«, fragte sie entsetzt. »Nur die Männer. Jacques will seine Mutter und Schwester nach indianischer Art zur Ruhe betten.« »Das waren seine Mutter und seine Schwester?« Immerhin erklärte das, warum er überhaupt hier war. »Und sein Vater. Sie waren wirklich nett«, sagte Willy traurig. Mathilda schwieg betroffen. Dieser Mann hatte an einem Tag fast seine gesamte Familie verloren. Wie konnte er damit weiterleben? »Willy, hilfst du mir hier?«, fragte der schmächtige Indianer von der Tür her und der Junge sprang auf. Mit neuen Augen beobachtete Mathilda, wie die beiden den Pelzträger hochhoben und nach draußen beförderten. Danach folgten die anderen Leichen der Reihe nach. Der Indianer erteilte ruhig Anweisungen, legte dem kleinen Mädchen die Hand auf die Schulter und schonte sich keine Minute, obwohl Trauer tiefe Falten um seine Mundwinkel gegraben hatte. Für die Begräbniszeremonie kämpfte sich Mathilda auf die Füße. Es fiel ihr noch immer schwer zu begreifen, wie schnell die Situation gestern eskaliert war. Hätte etwas Ähnliches auch schon im Fort passieren können? »Was machen Sie denn hier draußen?«, wurde sie nicht gerade freundlich empfangen. »Es geht mir schon besser.« Mathilda hob stolz das Kinn und der Indianer drehte sich mit hochgezogener Augenbraue weg. Jetzt, da sie wusste, dass der Wirt sein Vater gewesen war, sah sie die Ähnlichkeit deutlich. Eigentlich kennzeichneten ihn nur seine bronzefarbene Haut und seine schulterlangen Haare als Indianer, ansonsten hätte er ebenso gut ein Weißer sein können. Das Grab war bereits zugeschaufelt und die Zeremonie nur kurz. Der Indianer überraschte Mathilda ein weiteres Mal, indem er die Bibel aufschlug und einen Psalm vorlas. Dann stellte das kleine Mädchen ein Kreuz auf. Darauf war ein Schild befestigt, auf dem nur ein einziger Name eingeritzt war: Bertrand Roux. Das Mädchen fing an zu weinen. Ohne zu zögern, nahm der Indianer sie in den Arm. Lautlos liefen auch ihm Tränen über das Gesicht. Mathilda musste sich auf die Lippen beißen, um nicht ebenfalls loszuheulen. Sie hatte diese Menschen kaum gekannt. Doch sie hatten sie aufgenommen, ohne Fragen zu stellen. Dass ihre Leben so grausam beendet worden waren, war nicht gerecht. Was sollte denn aus dem kleinen Mädchen werden ohne seine Mutter? Nach der Zeremonie wandte sich Mathilda dem Pferdestall zu. »Was haben Sie vor?« Der Indianer klang nicht gerade begeistert. »Ich muss die Post zum nächsten Quartier bringen. Wir haben schon zu viel Zeit verloren.« »Kommt nicht in Frage! Gestern habe ich Sie zusammengeflickt. Wenn Sie sich heute umbringen, war das reine Zeitverschwendung. Halten Sie das!« Er reichte ihr ein aufgewickeltes Seil und einen gut gefüllten Beutel. Dann drehte er sich um und hob die Leiche seiner Mutter auf, die in eine Decke gehüllt war, während das kleine Mädchen Willy half, ihre eigene Mutter zu tragen. Schweigend zog die kleine Prozession am Haus vorbei in Richtung der Uferböschung. Mathilda blieb nichts anderes übrig, als zu folgen. Bestimmt brauchte er die Gegenstände, die er ihr in die Hand gedrückt hatte. Die Büsche standen an diesem Flussabschnitt dicht. Wo Mathilda ein Durchkommen niemals für möglich gehalten hätte, fand der Indianer spielend einen Weg. Jetzt im Herbst leuchteten die Blätter in kräftigen Farben. Um sie flötete und zirpte es lautstark mit dem Rauschen des Flusses um die Wette. Es roch feucht nach modrigen Blättern, was in dieser trockenen Gegend ein kleines Wunder war. Mathilda hatte das Gefühl, alle Farben, Geräusche und Gerüche an diesem kühlen, klaren Tag viel intensiver wahrzunehmen als gestern noch. Lag das daran, dass sie dem Tod persönlich ins Auge geblickt hatte? Oder einfach am Gegensatz dieser kleinen Oase zur kargen Prärie? Plötzlich wichen die Zweige zur Seite und sie standen direkt am Ufer des Platte-Flusses. Der Indianer führte sie am Flusslauf entlang bis zu einer mächtigen Weide im silbergrauen Herbstkleid. Er sah Mathilda in die Augen. »Können Sie das Seil hierher bringen?« Zögernd folgte Mathilda seiner Bitte. »Jetzt binden Sie zwei Schlingen und knoten sie im Abstand von drei Fuß hier am unteren dicken Ast fest.« Wieder tat sie, was er verlangte, und half ihm dann, in eine Schlinge die Füße der Toten zu platzieren und die andere um ihre Schultern zu legen. Danach zog er seine schweren Lederstiefel aus und kletterte barfuß, geschickt wie ein Eichhörnchen, den Stamm hinauf. Die Seilenden hielt er dabei fest in der Hand. Den Beutel, den Mathilda getragen hatte, hatte er sich über die Schultern gelegt. Als der Indianer in doppelter Mannshöhe auf einen stabilen Ast gelangte, gab er den Befehl, das Seil vom unteren Ast zu lösen. Schwankend zog er die Tote nach oben. Er nahm sich die Zeit, sie sicher zu befestigen, bevor er auch seine Schwester nach oben hievte und auf einem benachbarten Ast zur Ruhe bettete. Staunend beobachtete Mathilda, wie er aus dem Beutel Pfannen, bunte Haarschleifen, Perlenketten und Pelze zog, die er dann in die Zweige hängte. »Was tut er da?«, fragte sie das kleine Mädchen. »Er gibt ihnen ihre Lieblingssachen mit, damit sie es im Jenseits schön haben.« Sie sah dabei so verloren aus, dass Mathilda nicht anders konnte, als sie in den Arm zu nehmen. Zuerst stand Marie steif da, dann ergab sie sich in die Umarmung und schmiegte sich an Mathildas Seite. Wärme, die von dem kleinen, verletzlichen Körper ausging, breitete sich an ihrer Hüfte und rund um ihr Herz aus. Gemeinsam beobachteten sie, wie der Indianer sein Gesicht mit Asche schwarz malte, ein Rauchopfer aus Tabak darbot und sich dann auf einem Ast niederließ. Mathildas Beine fingen an zu zittern, und sie setzte sich auf einen großen Stein. Das kleine Mädchen kuschelte sich in ihren Schoß. Während sie beobachteten, wie der Indianer auf dem Baum saß und Willy flache Steine über den Fluss hüpfen ließ, fielen ihnen beiden bald die Augen zu. Sonnenstrahlen kitzelten Mathilda in der Nase und sie schlug die Augen auf. Das Kind ruhte noch immer in ihrem Schoß, von Willy war keine Spur zu sehen und auf einem Stein ganz in der Nähe saß der Indianer und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen. »An was glauben Sie?«, fragte sie verschlafen und biss sich gleich darauf auf die Zunge. Manchmal wäre es wirklich besser, die Worte zu sieben, bevor sie auf ihrer Zunge landeten. Fragend sah er sie an. »Sie haben Ihren Vater in der Erde bestattet und Ihre Mutter und Schwester auf einem Baum.« »Ich glaube an die Harmonie. An die Harmonie zwischen den Menschen, wie sie Christus gelehrt hat, und an die Harmonie zwischen allen Lebewesen, nach der das Volk meines Großvaters lebt. Danach versuche ich zu streben, wenn es auch manchmal schwer ist. An was glauben Sie, Miss?« Mathilda schwieg lange und dachte nach. »Was Sie gesagt haben, klingt schön. Mein Vater war nicht sehr oft mit mir in der Kirche und meine Mutter ist früh gestorben. Aber nennen Sie mich bitte Mathilda.« »Dann bin ich Jacques.« Mit einem Schmunzeln reichte er ihr die Hand, die sie nach kurzem Zögern ergriff. Sie war kühl und stark. Es war seltsam, einem Indianer die Hand zu geben. Eigentlich fühlte es sich ganz normal an. Aber auch schön. All ihre Sinne kribbelten plötzlich. Jacques. »Warum ist dir dieser Brief so wichtig, Mathilda?« »Wenn er nicht rechtzeitig nach Kalifornien kommt, wird mein Vater gehängt. Frag nicht – das ist eine lange...



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