Brinkmann | Romantische Bibliothek - Folge 22 | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 22, 80 Seiten

Reihe: Romantische Bibliothek

Brinkmann Romantische Bibliothek - Folge 22

Die Adoptivtochter des Grafen Klattenbach
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7325-2406-8
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Die Adoptivtochter des Grafen Klattenbach

E-Book, Deutsch, Band 22, 80 Seiten

Reihe: Romantische Bibliothek

ISBN: 978-3-7325-2406-8
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Nach dem Tod des Grafen von Klattenbach erträgt Gräfin Rita es nicht mehr, ihre Adoptivtochter Milena bei sich zu haben. Sie glaubt, dass das Mädchen der Beweis für einen früheren Seitensprung ihres Mannes ist. Deshalb jagt sie die Komtess unbarmherzig von dem Anwesen. In der Fremde versucht die junge Frau, sich eine neue Existenz aufzubauen. Milena von Klattenbach gibt sich als Lena Bach aus und findet eine Anstellung als Pferdepflegerin auf dem Gestüt Spreenhagen. Sie fühlt sich dort auf Anhieb wohl, und ihr Arbeitgeber Volkmar von Spreenhagen erfüllt sie mit einem bisher noch nie dagewesenen Kribbeln im Bauch.
Als Milena für ein wichtiges Geschäft eines Tages mit Volkmar nach Schloss Klattenbach fahren muss, bemerkt der junge Mann, dass seine Pferdepflegerin völlig verändert ist. Auch auf Klattenbach verhalten sich alle ihr gegenüber sehr seltsam. Da beginnt der junge Graf zu ahnen, dass Lena Bach ihm etwas Wichtiges aus ihrer Vergangenheit verschwiegen hat ...

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„Bettine braucht unbedingt ein neues Kleid für den nächsten Ball.“ Gräfin Rita sprach mit einer Entschiedenheit, die keinen Widerspruch duldete.

„Hat sie nicht erst im Frühjahr …“, begann ihr Gatte dennoch zaghaft zu protestieren.

„Bettine kann nicht immerzu in demselben Kleid herumlaufen“, schnitt Rita von Klattenbach ihm das Wort ab. „Außerdem können wir es uns ja erlauben, unsere Tochter ein bisschen zu verwöhnen.“

„Das schon“, räumte Graf Edgar widerstrebend ein. „Aber ich bin der Meinung, dass man es den Kindern nicht zu leicht machen darf. Sie gewöhnen es sich sonst an, ständig neue Ansprüche zu stellen. Doch geh meinetwegen mit den Mädchen in die Stadt und kaufe ihnen etwas.“

Die Frau runzelte die Stirn. „Milena könnte ihr Kleid noch gut ein wenig länger tragen.“

Der Graf schüttelte den Kopf. „Wenn Bettine ein neues Kleid bekommt, dann darf Milena nicht zurückstehen. So haben wir es doch immer gehalten, Rita. Schließlich ist sie unsere Tochter.“

„Adoptivtochter“, entgegnete seine Gattin leise.

„Ja, aber das weiß sie nicht. Sie glaubt, unser Kind zu sein. War sie dir nicht immer eine gute Tochter?“

„Das kann man nach allem, was wir für sie getan haben, wohl auch verlangen.“

Edgar von Klattenbach seufzte. „Du bist eine herzensgute Frau, Rita, und deshalb verstehe ich nicht, dass du ausgerechnet Milena gegenüber so wenig Verständnis zeigst. Es ist doch nicht ihre Schuld, dass ihre Eltern ums Leben gekommen sind, als sie noch ein Säugling war.“

Gräfin Rita trommelte mit den Fingerspitzen auf die Sessellehne. Sie wollte nichts mehr davon hören. So oft schon hatten sie sich über dieses Thema unterhalten. Angeblich war Milena die Tochter eines Freundes ihres Mannes, der bei einem Eisenbahnunglück zusammen mit seiner Frau ums Leben gekommen war. Gräfin Rita hatte diesen Freund niemals kennengelernt. Und, was noch merkwürdiger war, vor dem Unfall hatte Edgar ihr auch nie etwas von ihm erzählt. Eines Tages war er ganz plötzlich mit dem Säugling angekommen und hatte von ihr verlangt, sie solle Mutterstelle an ihm vertreten.

„Wenn du darauf bestehst, dass wir Milena so verwöhnen, meinetwegen“, gab die Gräfin widerwillig nach. Aus Erfahrung wusste sie, dass ihr Mann darauf bestand, dass sie beide Mädchen gleich behandelten. Er begriff einfach nicht, dass ihr eigen Fleisch und Blut ihrem Herzen naturgemäß näherstand.

Ja, wäre sie überzeugt, dass Milena wirklich die Tochter seines Freundes war, dann wäre für sie alles leichter gewesen. Aber diesen Glauben hatte Gräfin Rita nicht.

Früher einmal war Edgar von Klattenbach ein Mann gewesen, der gern nach anderen Frauen geschaut hatte. Die Gräfin wusste, dass viele Mädchen für ihn geschwärmt hatten. Edgar hatte oft landwirtschaftliche Versammlungen besucht und war manchmal eine ganze Woche fort gewesen. Was hat er in der Zeit getan?

Das war eine Frage, die Gräfin Rita auch heute noch bedrückte. Sie war überzeugt, dass Milena die Tochter einer Frau war, die Edgar einmal geliebt hatte. Eine unverheiratete Frau, die nichts von dem Kind hatte wissen wollen. Wie sonst war es zu erklären, dass Edgar so an Milena hing?

Die Gräfin war eifersüchtig auf das Kind, eifersüchtig auf jedes gute Wort, das Edgar ihm gönnte, eifersüchtig auf jede Minute, die er Milena widmete.

Rita von Klattenbach hatte es, ihrer eigenen Meinung nach, im Leben nicht leicht gehabt. Was für eine Zumutung, das Kind eines Fehltritts aufziehen zu müssen! Aber Männer hatten einfach kein Verständnis für die Gefühle einer Frau, war sie überzeugt.

„Was hast du eigentlich gegen Milena?“, fragte der Graf von Klattenbach. „Hat sie dir ein einziges Mal Kummer bereitet?“

„Nein. Das wäre ja auch noch schöner“, knurrte die Gräfin. Sie griff nach ihrer Handarbeit, um Edgar beim Sprechen nicht anschauen zu müssen.

Milena war zu einer sehr schönen jungen Dame herangewachsen, schöner als ihre eigene Tochter Bettine. Die Männer liefen ihr nach, während Bettine immer ein wenig in Milenas Schatten stand.

Und Edgar war stolz auf Milenas Erfolge. Alles im Haus drehte sich nur um sie. Edgars erste Frage galt stets ihr und nicht Bettine.

Hätte ich um ein neues Kleid für Milena gebeten, hätte er keine Einwände erhoben, dachte die Frau.

„Wo stecken die Mädchen eigentlich?“, fragte Graf Edgar.

„Bettine ist in ihrem Zimmer und liest. Milena wird sich wahrscheinlich draußen herumtreiben. Sie reitet ja gern.“

Das hat sie von Edgar geerbt, dachte die Gräfin.

Ihr Mann war ein leidenschaftlicher Reiter, und er hatte Milena ein Pony gekauft, als die Kleine kaum richtig laufen konnte. Ihr hatte er persönlich Reitunterricht erteilt. Bettine nicht … Sie war ungeschickt im Sattel, hatte Angst vor Pferden und ritt nur, wenn es sich nicht vermeiden ließ.

„Sie ist wirklich ein Prachtmädchen geworden“, meinte der Graf versonnen. „Das hätten wir uns nicht träumen lassen, als ich sie damals brachte, Rita. Weißt du noch, wie sie uns angelacht hat?“

„Ja.“

Ritas Einsilbigkeit fiel Edgar von Klattenbach nicht auf. Er hing seinen schönen Erinnerungen nach.

„Und dann ihr erster Ball! Sie trug damals ein weißes Kleid und sah wunderschön aus.“

Was Bettine bei ihrem ersten Ball getragen hat, weiß er bestimmt nicht mehr, dachte die Gräfin. Sie ist ja auch bloß meine Tochter, und wir haben geheiratet, weil unsere Eltern es so wollten. Richtig geliebt hat er mich nie.

Fühlst du dich nicht wohl?“, fragte der Graf mitleidig. „Du atmest so schwer. Du solltest dich einmal gründlich untersuchen lassen. Du bist so blass geworden, Rita, geh mehr an die frische Luft. Schade, dass du nicht reitest. Du hast keine Ahnung, was dir dadurch an Freude entgeht.“

Gräfin Rita hatte, genau wie ihre Tochter, Angst vor Pferden. Seit einem Sturz hatte sie ihren Schock nicht überwinden können und war niemals wieder in einen Sattel gestiegen.

„Ich denke, ich schaue einmal nach, wo Milena steckt.“ Der Graf von Klattenbach stand auf. „Dass du immer sticken musst. Verdirb dir nicht die Augen, Rita“, meinte er mit gutmütiger Nachsicht. „Wir haben doch schon so viele Decken. Du solltest lieber an die frische Luft gehen, das würde dir besser bekommen.“

„Danke, ich fühle mich ausgezeichnet“, gab die Gräfin knapp zurück. Sie stichelte nervös weiter.

Natürlich, Milena lief er nach. Auf den Gedanken, zu Bettine ins Zimmer zu gehen, kam er nicht. Seiner Meinung nach war Bettine wohl langweilig, ihr fehlte diese gewisse Ausstrahlung, die Milena zweifelsohne hatte.

Als Edgar von Klattenbach hinausging, ließ sie ihre Stickerei sinken und schaute ihm nach.

Wenn ich ihn doch nur nicht so lieben würde!, dachte sie. Er hat keine Ahnung, was er mir bedeutet. Er ist freundlich zu mir, denn ich bin seine Frau. Er weiß, was er mir schuldig ist. Er achtet und respektiert mich, aber lieben, nein, lieben kann er mich nicht. Er liebt nur Milena.

Hastig tupfte sich Gräfin Rita die feucht gewordenen Augen trocken. Es hatte ja keinen Zweck zu weinen. Sie musste sich damit abfinden, in Edgars Leben nur eine Nebenrolle zu spielen. Er brauchte sie nicht, er hatte ja Milena, die ganz genauso geworden war, wie er sich seine Tochter immer gewünscht hatte.

***

„Hier finde ich dich!“ Edgar von Klattenbach winkte Milena schon von Weitem zu.

Die junge Dame drehte sich im Sattel herum und lachte ihn an. Ihr Anblick war wirklich eine Augenweide. Sie trug einen Reitanzug, der ihre Figur vorteilhaft zur Geltung brachte, und ihr goldblondes Haar flatterte im leichten Sommerwind.

Lachend kam sie auf ihren Vater zugeritten.

„Ich wollte nur einmal sehen, wie es dir geht“, erklärte Graf Edgar. „Was hast du heute Morgen gemacht?“

„Mitgeholfen“, erklärte Komtess Milena stolz. „Sieh nur meine Hände an, Vater!“ Sie wies sie ihm mit den Innenflächen vor, und neben der schlanken Form konnte Graf Edgar die Schwielen bewundern, die sie hatte.

„Du sollst doch nicht immer so viel körperlich arbeiten“, mahnte er. „Du kannst zum nächsten Ball unmöglich mit solchen Händen gehen. Was sollen die jungen Herren von dir denken?“

„Die jungen Herren sollten selbst arbeiten, dann würden sie nicht über Schwielen die Nase rümpfen. Schließlich packst du ja auch noch tüchtig zu. Ich glaube, wir werden eine gute Ernte bekommen.“

„Es sieht ganz so aus“, bestätigte der alte Herr zufrieden. „Deine Mutter will übrigens mit dir und Bettine in die Stadt fahren. Ihr sollt neue Ballkleider bekommen.“

„Aber ich habe doch genug. Ein neuer Reitanzug wäre mir lieber. Kannst du nicht mit Mutter sprechen, ob …“

„Nein, du sollst ein neues Ballkleid bekommen“, bestimmte der Graf. „Wahrscheinlich hat die Mode inzwischen gewechselt, und ich will, dass du die hübscheste junge Dame bist.“

„Wozu? Du weißt, dass ich mir nichts aus Bällen mache. Viel lieber würde ich früh ins Bett gehen und richtig ausschlafen. In den nächsten Tagen wird Wirbelwind fohlen. Ich freue mich schon darauf.“

„Du mit deinen Pferden“, murmelte Graf Edgar gerührt. „Deine ganzen Gedanken kreisen nur um Pferde.“

„Immerhin haben wir eine Zucht, die sich sehen lassen kann und sogar noch gut Geld einbringt“, erinnerte Milena stolz. „Die meisten Züchter setzen...



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