Brown | Die Schritte zu deinem Herzen | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 416 Seiten

Brown Die Schritte zu deinem Herzen

Roman
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-492-99687-7
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 416 Seiten

ISBN: 978-3-492-99687-7
Verlag: Piper Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Im glamourösen New York der 60er Jahre tanzen zwei Herzen in eine neue Richtung ... New York City, 1961. Das scheinbar perfekte Leben der Ballettlehrerin Tess Blythe bricht in sich zusammen, als ihr Mann nach über zwanzig Jahren Ehe um die Scheidung bittet. Nachdem Tess ihr eigenes Glück stets dem ihrer Familie untergeordnet hat, muss sie sich nun zum ersten Mal fragen, was sie in ihrem Leben wirklich will. Durch die herannahende Hochzeit ihres Sohnes lernt sie die Familie ihrer zukünftigen Schwiegertochter kennen und begegnet so Marco Affini. Der italienische Schuhmacher weckt eine Sehnsucht in ihr, die sie lange Zeit in sich verborgen hat. Und mit jedem Schritt in seine Richtung beginnt ihr Herz, endlich wieder zu tanzen ... Der neue Liebesroman von SPIEGEL-Bestsellerautorin Kate Lord Brown ist nostalgisch schön und klingt lange nach. »Browns Erzählstil ist einfach wunderbar. Es gelingt ihr, den Leser bis zur letzten Seite zu fesseln.« The Bookseller »Kate Lord Brown schreibt Geschichten, die den Leser zu Tränen rühren.« literaturmarkt.info Kate Lord Brown wuchs in der englischen Grafschaft Devon auf. Nach ihrem Studium am Courtauld Institute of Art war sie zunächst als internationale Kunstberaterin tätig. Später zog sie mit ihrer Familie nach Valencia und widmete sich dort dem Schreiben. »Das Haus der Tänzerin«, ihr erster auf Deutsch erschienener Roman, stand mehrere Wochen auf der SPIEGEL-Bestsellerliste. Heute lebt sie in Großbritannien.

Kate Lord Brown wuchs in der englischen Grafschaft Devon auf. Nach ihrem Studium am Courtauld Institute of Art war sie zunächst als internationale Kunstberaterin tätig. Später zog sie mit ihrer Familie nach Valencia und widmete sich dort dem Schreiben. »Das Haus der Tänzerin«, ihr erster auf Deutsch erschienener Roman, stand mehrere Wochen auf der Spiegel-Bestsellerliste und wurde in sieben Sprachen übersetzt. Heute lebt sie in Großbritannien.
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1


New York, Oktober 1961

Vielleicht hatte Tess es nur geträumt. Alles kam ihr viel zu normal vor. Am Morgen, nachdem er seine Frau um die Scheidung gebeten hatte, frühstückte Kit Blythe wie jeden Tag pünktlich um acht Uhr hoch oben über dem Central Park im Esszimmer seines Penthouseapartments in der 5th Avenue 1040.

»Ich würde ja zu gerne dem Direktor schreiben«, fuhr Kit fort. »Stell dir nur vor, Matisse’ ›Le Bateau‹ verkehrt herum aufzuhängen. Wie ich zu Mr und Mrs Hoffman sagte, wenn das Museum of Modern Art es nicht hinkriegt, wie soll es dann der Plebs schaffen?«

Er schlug die frische Ausgabe der New York Times auf, die sein Gesicht vor Tess’ Blick verborgen hatte, und streckte die Hand nach einer weiteren Scheibe Toast aus. Die Morgensonne schimmerte auf dem goldenen Siegelring an seinem kleinen Finger, seinen säuberlich manikürten Nägeln. Tess hatte es immer geärgert, dass Kit so schöne Hände hatte. Es kam ihr irgendwie ungerecht vor, dass seine Nägel vollkommene Ovale waren, im Gegensatz zu ihren eigenen, die sich stur weigerten zu wachsen und ständig splitterten oder abbrachen. Die Titelschlagzeile Riesige Saturnrakete gestartet fiel ihr ins Auge.

»Ich bin froh, dass wir zivilisiert damit umgehen, meine Liebe«, sagte Kit.

Zivilisiert?, dachte Tess und setzte sich an ihren Platz ihm gegenüber. Am liebsten hätte sie ihn am Kragen seines Brooks-Brothers-Hemds gepackt und ihn geschüttelt. Sie wollte kohlschwarze Tränen um ihre Ehe weinen und das Gesicht an seiner gestärkten weißen Brust vergraben. Es musste doch etwas geben, das die Zerstörung ihres Lebens sichtbar machte? Es war unerträglich, dass sie sich beim Aufwachen einer Welt gegenübersah, die so normal wirkte.

»Ich würde nicht gerne …«, sagte Kit.

»Glaubst du wirklich, am Ende dieses Jahrzehnts wird es Menschen auf dem Mond geben?«, unterbrach sie ihn.

»Lächerlich.« Kit tupfte sich mit einer schweren Damastserviette einen Krümel vom Mundwinkel. Die Art, wie Kit die Silben dieses Wortes aussprach, ließ sie an Glasmurmeln denken. Also, ich könnte Ihrem Mann den ganzen Tag zuhören, hatte eine seiner Kundinnen ihr einmal atemlos gestanden. Was für eine schöne Stimme. Niemand von ihnen wusste, wie das Leben mit Kit wirklich war. Erst letzte Woche hatte eine Freundin zu ihr gesagt: Du bist die einzige Frau, der ich meinen Mann anvertrauen würde. Du und Kit habt die letzte gute Ehe in der ganzen Stadt.

»Ich würde gerne auf den Mond.« Tess blies in ihre dampfende Tasse mit heißer Zitrone.

»Du?« Er lachte hinter seiner Zeitung.

Wieso nicht?, dachte sie. »Ich kann doch jetzt machen, was ich will.«

»Sei nicht so, Schatz.« Kit trank einen Schluck Kaffee. »Iih!«, stieß er aus. »Kein Zucker.« Die Tasse klapperte auf der Untertasse. »Andererseits, wenn Kennedy jetzt will, dass wir alle Atomschutzbunker bauen, dann bist du auf deinem Mond vielleicht besser dran.«

Sie stand auf, ließ eine Grapefruit unangetastet auf ihrem Teller liegen und gab zwei Zuckerwürfel in Kits Tasse. »Du wirst dich daran gewöhnen müssen, dich selbst um dich zu kümmern.« Sie wandte sich den raumhohen Fenstern zu und betrachtete die Morgensonne, die sich durch den Dunst über dem Reservoir und dem Park brannte. Tess stellte sich vor, wie sie durch den Weltraum trieb und die Erde und all ihre unbedeutenden Probleme immer kleiner wurden, und Ruhe und Frieden erfüllten sie.

»Außerdem habe ich gehört, dass Bloomingdale’s nicht zum Mond liefert.«

»Idiot«, sagte sie leise. Ihre tizianroten Haare fielen ihr offen über eine Schulter, ihr nilgrüner Seidenkimono lag auf dem Boden auf. Sie hob die durchscheinende Porzellantasse an die Lippen und blies wieder sanft darüber, sodass der Dampf die Sonne verschleierte. Er isst geräuschlos, dachte sie. Das ist wenigstens etwas. Im Vergleich zu den Ehemännern mancher ihrer Freundinnen hatte Kit immer tadellose Manieren gehabt. Wie oft hatten Leute zu ihr gesagt: Du hast so ein Glück, mit Kit verheiratet zu sein. Er ist ein wahrer Gentleman und hat so einen guten Geschmack. Die Verkörperung des Engländers in New York.

»Wie hast du geschlafen?«, fragte sie. In diesem Moment empfand sie es nicht so, als hätte sie besonderes Glück.

»Nicht schlecht.«

»Ich habe kein bisschen geschlafen.« Tess rieb sich die Schläfen. Sie stellte sich eine Armee winziger Figuren vor, die die funkelnden Höhlungen in ihrem Hirn mit Spitzhacken bearbeiteten. »Ich hatte deine Tür gehört …«

»Bist du jetzt mein Gefängniswärter?«

»Fang nicht an, Kit.«

»Ich wollte dich nicht wecken.«

Tess schloss die Augen, zwang sich, langsam zu atmen, bevor sie antwortete. Sie kannte diesen bockigen Ton gut. »Kannst du auch nicht schlafen?«, fragte sie freundlich. »Es … es war ein Schock. In meinem Badezimmer sind Schlaftabletten, falls du …«

»Herrgott noch mal, Tess. Mir war einfach nach einem Spaziergang.« Kit blätterte um. »Ich werde erst entspannen können, wenn die Arbeit für die Hoffmans erledigt ist. Habe ich dir erzählt, dass Mrs Hoffman auf goldenen Delfinwasserhähnen und einer Tapete mit Tiki-Print für das Hauptbadezimmer besteht? Ich hatte gehofft, ich hätte sie ein bisschen erzogen …«

»Du hast also nicht ein Mal über uns nachgedacht?« Tess schüttelte den Kopf.

»Wir wollen doch zivilisiert damit umgehen.«

»Ach, Verzeihung.« Tess’ Hand zitterte, als sie sich setzte und die Tasse auf die Untertasse stellte. »Natürlich. Hoffman. Hoffman. … Die in der Park Avenue? Goldene Delfinwasserhähne und Tiki-Print-Tapete? Nicht schlecht.« Kit verzog das Gesicht. »Ach, das wird wunderschön. Alle deine Projekte sind gut.«

»Sobald ich damit fertig bin und wieder klar denken kann, treffen wir alle Vorkehrungen.«

»Vorkehrungen?« Tess blickte auf ihre Hände.

»Die Scheidung, Tess. Wir müssen entscheiden, was wir mit Bobby machen, mit dieser Wohnung.«

»Du warst derjenige, der dieses lächerliche Mausoleum wollte.« Sie machte eine ungestüme Geste, sodass die Porzellantasse zu Boden fiel und zerbrach. »Du und deine verdammte Obsession mit Zeit der Unschuld.«

»Du Tollpatsch.« Kit schnalzte mit der Zunge.

Sie blickte hinunter auf die feinen Scherben, die in einer sanft dampfenden Wasserpfütze auf dem Parkett lagen. »Das war die Letzte von dem Set aus Hongkong.« Irgendwie schien das zu passen. Tess kämpfte gegen die Versuchung an, zur Anrichte zu treten und jedes einzelne Stück wertvolles Porzellan und jeden Bone-China-Teller wie ein Frisbee durch den Raum zu schleudern. Bei der Vorstellung, wie Kit in Deckung ging und versuchte, sie zu retten, lächelte sie in sich hinein. »Kit, können wir nicht darüber reden, bitte …« Sie unterbrach sich, als es an der Tür klopfte, und warf einen Blick über die Schulter, immer noch mit dem wilden Geklapper der Pfoten ihres Hundes auf dem Parkettboden rechnend. »Er fehlt mir«, sagte sie.

»Wer?«

»Bingo.«

Draußen begrüßte ihre Haushälterin Bessie jemanden. Aus dem Vorraum drangen das beruhigende Brummen des Staubsaugers und das gedämpfte Klingeln des Aufzugs, als die Wohnungstür ins Schloss fiel.

»Wie auf ein Stichwort.« Kit legte seine Zeitung zusammen und lächelte zu Bessie auf, die einen großen Weidenkorb zum Tisch trug. Kits leicht gebräuntes Gesicht war frisch rasiert, seine goldfarbenen Haare waren noch feucht von der Dusche. Er sieht immer noch gut aus, dachte Tess. Die Erkenntnis, dass es bald einen Tag geben würde, an dem er nicht mehr der erste Mensch war, den sie am Morgen sah, traf sie wie ein Schlag auf die Brust, und sie schnappte unwillkürlich nach Luft. Irgendwann einmal hatte sie ihre Ehe, ihre Familie im Herzen getragen wie ein Geschenk, wie einen kostbaren, vom Meer geglätteten Stein. Sein Gewicht war zuverlässig und echt. Er erdete sie, ruhig und sicher. Wie konnte es sein, dass ihr nicht aufgefallen war, dass er weg war? Als Kit ihr sagte, er wolle sich scheiden lassen, spürte Tess, wie ein unergründliches dunkles Loch in ihrem Herzen entstand und alles wegriss, was sie kannte, alles, was sie liebte. Nun sah sie ihn an, leicht benommen und erschüttert. »Danke!« Kit nahm den Korb. »Mach die Augen zu«, sagte er zu Tess.

»Kit, ich bin jetzt wirklich nicht in der Stimmung für Spielchen.« Sie war den Tränen nahe.

»Vertrau mir«, sagte er sanft und wartete, bis Bessie gegangen war. »Mach die Augen zu.« Hinter ihren Augenlidern verblasste ein Strahlenkranz, bis alles ganz dunkel war, und Tess lauschte aufmerksam. »Hier, bitte«, sagte Kit, und sie fuhr überrascht zusammen, als sie Krallen in dem Korb scharren, ein erbärmliches Wimmern vernahm.

»Kit, was hast du dir bloß gedacht?« Tess stellte sich ein weißes Fellknäuel mit einer roten Satinschleife vor. »Du hast doch nicht …«

»Ich weiß, wie niedergeschlagen du bist, seit Bingo tot ist, und nachdem Bobby jetzt am College ist, na ja …«

»Du dachtest, ich wäre einsam.« Sie spürte das Gewicht des Hundes auf ihrem Schoß, die zitternde Flanke, den schnellen Herzschlag durch das weiche Fell und die dünnen Rippen. »Das ist wirklich typisch. Man kann sich darauf verlassen, dass du so etwas planst und es unmöglich machst, dich zu hassen.«

»Ich liebe dich, Tess, das weißt du.« Kit strich ihr über das Kinn. »Ich werde dich immer lieben, aber …«

»Aber das genügt dir nicht mehr.«

»Uns beiden nicht.«

Sie hielt die...



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