Bühlmann | Die Methamorphose des Zürcher Bunkers | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 120 Seiten

Bühlmann Die Methamorphose des Zürcher Bunkers

Macht, Prestige, Zucker und Peitsche, dann noch lieber einen kiffen
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7565-8400-0
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Macht, Prestige, Zucker und Peitsche, dann noch lieber einen kiffen

E-Book, Deutsch, 120 Seiten

ISBN: 978-3-7565-8400-0
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Täglich wird gewischt, alles unter den Tisch gewischt ... Der weisse Ärztekittel, den man als 'Bürogummi' nicht mehr braucht, wird täglich abgestaubt. Arbeiten heisst abwimmeln. Alles tun, um eine reine Weste zu bewahren. Frustrationen werden auf andere Mitarbeiter abgewälzt und die dadurch entstehenden Folgen, wie stressbedingte Krankheiten (Krebs, Burnout, Depressionen, Zwänge, Suizide, etc.), werden vertuscht und mit dem Besen unter den Tisch gewischt. Machtkämpfe werden ausgetragen; strategische Allianzen gegründet. Es geht darum, eigene Vorteile zu schaffen 'Zückerli' zu ergattern. Es wird eine heilige Welt vorgespielt, dahinter befinden sich die Abgründe des 'Bunkers'! Druck, Stress, Hyperaktivität aufgrund von Langeweile, Existenzängste aufgrund von Drohungen, die Stelle zu verlieren, wenn man nicht mitspielt ... Teamgeist basiert auf Lug und Trug. Es wird rumgemotzt und gelästert, aber nur hinter dem Rücken. Gerüchteküche vom Feinsten. Beweise und Alibis werden erfunden. Mitarbeiter stetig überwacht, damit man ein Druckmittel hat, wenn jemand die 'Zückeligesellschaft' im Bunker infrage stellt. Doch auch die besten 'Zückerliprofiteure' sind nicht glücklich, denn sie stehen unter stetigem Druck, dass ja nichts auffliegt ... Dann doch lieber Kiffen! Doch das ist erst der Zwischenschritt...

Andrea Bühlmann geboren 1977; Expertin für Organisationsentwicklungen hat aus Ihren praktischen Erfahrungen das Präventionstheater für die Prävention von stressbedingten Erkrankungen weiterentwickelt. An der Schnittstelle zur Medizin, Forschung und Politik hat Sie in hierarchischen Organisationen Erfahrungen gesammelt und reflektiert. Dabei fand Sie heraus, dass es oftmals am gleichen Phänomen scheitert; nämlich am 'Bunkerphänomen'..
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Das Schauspiel


Akt I - Der Zürcher Bunker


Der Bunker von Zürich. Ein hochmodernes Hochhaus mit grossen Glasscheiben in kahlen grauen Mauern. Die Mitarbeiter sind frisch in das Gebäude eingezogen. Im Innern des Gebäudes befinden sich Büroräume, die in einem hufeisenförmigen Gang angeordnet sind. Alles transparent, keine Privatsphäre und sehr unpersönlich. Man sieht keine Pflanzen und keine Bilder, nur die graue Mauer. Von überall kann man auf die Bildschirme schauen. Rechts im Raum ist ein durchsichtiges Büro zu erkennen. Es ist das Büro von Herrn Dr. Unterwurf. Links davon ein ähnliches Büro. Es ist das Büro von Herrn Dr. Gugelhopf. Er ist der Chef der ersten Etage. Obwohl er nur an seinem Schreibtisch sitzt, ein paar Telefonate erledigt und ab und zu zu einer Sitzung eingeladen wird, ist sein weisser Ärztekittel wie ein Bild an der Wand mit einem Kleiderbügel aufgehängt. Der Kittel wurde jahrelang nicht benutzt. Trotzdem ist er nicht staubig. Er wird von Herrn Dr. Gugelhopf täglich höchstpersönlich abgestaubt. In der Mitte der Bühne befindet sich ein durchsichtiger Kaffeepausenraum. Der Raum wird auch als Sitzungszimmer genutzt. Im Gang befinden sich die Schreibtische der Klangschalenprinzessin, der Frau Strubelpeter und der Frau Schnickschnack. Im Hintergrund des Gangs befinden sich weitere Büros für das Sekretariat und für die Juristen. Herr Jesus, der Chef der Juristen, hat auch ein eigenes Büro im Hintergrund, welches er abschliessen kann.

Die Büros sind alle transparent und vom Publikum zu erkennen. In der Mitte der Räumlichkeiten befindet sich eine Türe zum Treppenhaus des Bunkers. Dort gehen die Personen ein und aus. Der ganze Bunker ist sehr trendig, aber nicht funktional. Die Stimmung ist sehr gedrückt. Die Mitarbeiter können nicht mehr atmen, auf ihren Schultern tragen sie eine Last. Sie dürfen nicht darüber reden. Eine Sekretärin rast durch die Räumlichkeiten und sagt die ganze Zeit, sie hätte viel zu tun und sie müsse alles unter den Tisch wischen. Die Chefsekretärin schläft auf ihrem Sessel fast ein. Ab und zu streicht sie ihre Fingernägel neu an.

Jeder Mitarbeiter bekam zur Einweihung eine Glasflasche mit einem eingravierten „Bunkerlogo“. Die Flasche kann man an einem Aquadispenser kostenlos mit Wasser auffüllen. Die Mitarbeiter tragen diese Flasche überall mit und trinken ab und zu aus der Flasche. Manchmal gibt es ein Durcheinander. Frau Strubelpeter hat für alle Fälle ihre Flasche bezeichnet, dennoch gibt es auch bei ihr Verwechslungen. Ebenso wurde jedem Mitarbeiter ein eigener Besen mit „Bunkerlogo“ gegeben. Für alle Fälle, wenn es etwas unter den Tisch zu wischen gibt.

Im Hintergrund befindet sich ein elektrisches Riesenarchiv. Alles wird im Bunker archiviert! Vor der Archivierung wird alles kontrolliert und vielleicht sogar manipuliert? Nur die Sekretärinnen dürfen dieses Archiv betätigen. Sie müssen auch eine Aufgabe haben. Auf den Schreibtischen stapeln sich rosarote Dossiers. Jeder Text, jedes Telefongespräch muss archiviert werden, elektronisch und im rosa- roten Dossier. Eigentlich sind alle Mitarbeiter und auch Herr Gugelhopf Archivaren. Auch wenn sie mindestens zwei Hochschul-Titel besitzen, die Ärzte noch einen der lächerlichen „Ärzte-Doktortitel“. Die Titelbesitzer versuchen natürlich möglichst viel von den Archivarbeiten den Sekretärinnen abzugeben. Man möchte ja kein Archivar sein. Schliesslich wurde man auch als Experte oder sogar als Bereichschef eingestellt. Diese Hierarchiestufe zu den Sekretärinnen muss natürlich eingehalten werden. Man muss schon korrekt sein, mit der Sprache und im Umgang. Das Hierarchiegefälle muss ersichtlich sein. Schliesslich haben die Sekretärinnen nicht mal ein Hochschulstudium. Die frustrierten Ärztinnen merken es gar nicht mehr, wenn sie mit herablassenden Kommentaren um sich schmeissen.

(Dr. Unterwurf) spricht mit sich selber:

Herr Dr. Gugelhopf geht es immer schlechter. Ich muss eine Lösung parat haben. Ich habe mit Frau Dr. Schnickschnack einen „Teufelspakt“ geschlossen. Ich möchte sie als meine Nachfolgerin, wenn ich die Stelle von Herrn Dr. Gugelhopf übernehme. Sie hat keine Kinder und muss sich nach niemandem richten. So könnte ich alle „Zückerli“, die ich bis jetzt beansprucht habe, weiterhin für mich nutzen. Frau Strubelpeter gefällt das natürlich nicht. Sie müsste der Frau Schnickschnack Arbeitsprozente abgeben. Frau Schnickschnack hat natürlich wieder rumgetratscht, sonst hätte die Frau Strubelpeter gar nichts erfahren, bis der Pakt umgesetzt gewesen wäre. Jetzt sind beide unmotiviert und bekämpfen sich. Ebenso können sie nicht verstehen, wieso wir der Klangschalenprinzessin die Funktion als Leiterin gegeben haben. Und die Ärztinnen sind nur wissenschaftliche Mitarbeiterinnen. Ich muss das ändern. Man muss schon merken, dass Ärzte intern das Sagen haben! Ich gebe ihnen einfach einen Titel als Oberärztinnen, diesen können sie dann auf ihre Visitenkarte schreiben. Das sieht gut aus, ist repräsentativ und preiswert. Damit könnte man beide Ärztinnen motivieren. Eine Gratis-Motivation! Ich bin genial, ein Genie!

(Pensionierter Tabakpfeifenraucher):

So, meine Arbeit ist getan. Ich habe alles meiner Nachfolgerin, der Klangschalenprinzessin, übergeben. Alle Links für nützliche Internetseiten, alle E-Mail-Adressen und alle Zugriffe auf Informationsplattformen sind übergeben. Ist schon etwas komisch, nach all den Jahren in diesem Büro wieder frei zu sein. Eigentlich hätte ich gerne die Diskussionen über die Bortoluzzi-Initiative, über die Kostenübernahme der Komatrinker und das Hotel Suff der Stadtpolizei Zürich in den Medien angeheizt. Das wäre nach vielen Jahren stummer Schreibtischarbeit endlich wieder ein Thema gewesen, worüber man in den Medien hätte berichten können. Seit der Räumung des Platzspitzes habe ich kein öffentliches Interesse, keine Medienanfragen mehr gehabt. Zu den Platzspitzzeiten hat das Netzwerk funktioniert, wir sind höchstpersönlich ausgerückt – wir konnten aktiv die Situation gestalten und verbessern. Da wurde man gebraucht und bekam die nötige Wertschätzung. Das hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Ebenso hat man die Entscheidungskompetenzen im sozialen Bereich einer anderen Direktion übertragen. Seither habe ich kein Einspruchsrecht mehr. Auch in der Kommunikation hat man die internen Bestimmungen geändert und nicht die Dossierverantwortlichen, sondern allein der Mediensprecher darf Auskunft geben. Dieses Dokument über die inhaltliche Verschwiegenheit gegenüber den Medien bei einer Anstellung müssen alle Mitarbeiter unterschreiben. So hat Herr Oberhändlilanger die Kontrolle über alles. (streckt der Klangschalenprinzessin ein Dokument zur Unterschrift hin)

(Pensionierter Tabakpfeifenraucher) liest ein paar Zeilen des Papiers vor:
Der Hauptinhalt des Papiers ist folgender: „Mit meiner Unterschrift bin ich bereit, die Auskunft gegenüber den Medien über die verantwortlichen Themengebiete vollständig dem Mediensprecher zu überlassen. Der Mitarbeiter darf keine direkte Auskunft an die Medien erteilen, ausser es wird explizit von Herrn Oberhändlilanger so bestimmt. Wer diese Bestimmung verletzt, dem droht die Kündigung“.

(Klangschalenprinzessin) runzelt die Stirn und zögert:

Bereits nach der ersten Woche geht mir die Stimmung und diese Unterwürfigkeit auf den Wecker. Schon am ersten Tag meiner Anstellung wollte man mir die Bezeichnung der Jobausschreibung abändern. Ich wurde als Leiterin eingestellt. Im Mitarbeiterbulletin steht jedoch wissenschaftliche Mitarbeiterin. Bereits vor einem halben Jahr musste ich der Stelle zusagen und jetzt, bei Beginn der Anstellung, wird der Titel abgeändert. Die Bezeichnung als Leiterin war also reiner Marketingzweck, einen hochqualifizierten Mitarbeiter zu einem guten Preis zu gewinnen. Ebenso wurde mir nur Kurzarbeit, immerhin 80% angeboten. Sie haben meine Arbeitslosigkeit ausgenutzt und mir einen viel zu tiefen Lohn für meine Qualifikationen geboten. Ich musste zusagen, egal zu welchen Konditionen, das haben sie ausgenutzt. Jetzt auch noch das! Wissenschaftliche Mitarbeiterin, das war ich die letzten zehn Jahre schon! Lächerlich! Der Bunker spekuliert damit, dass die Arbeitskraft nicht kündigt, wenn sie andere Angebote bereits abgesagt hat. So kann der Bunker machen, was er will. Jetzt will der Bunker auch noch, dass man keine Auskünfte geben darf. Ein solches Papier muss man auch noch unterschreiben! Pure Unterwürfigkeit, vollkommene Verarschung eines menschlichen Wesens.

(Pensionierter Tabakpfeifenraucher):

Wie gesagt, ich finde diese Bestimmung auch nicht gut. Aber man hat keine andere Wahl. Du solltest dich an den Umgang gewöhnen. Du musst das Dokument unterschreiben.

(Klangschalenprinzessin):

Muss ich?! Ich mache es später. (legt das Papier zur Seite)

(Pensionierter Tabakpfeifenraucher):

Aber nicht vergessen! Ich habe noch eine Einladung zu einem Abschiedsapéros im Viadukt Bogen F rumgeschickt. Die sozialen Bereiche der Stadt, der ganze Bunker und sogar wichtige Personen der Bundesverwaltung sind eingeladen. Alle, mit denen ich zu tun gehabt habe. Zu den Platzspitzzeiten und überhaupt. Es wird ein Riesenfest. Ich habe dir die Einladung ausgedruckt. Morgen Abend ist es soweit.

(Klangschalenprinzessin) nimmt das Dokument entgegen:

Merci.

(Jesus):

Jesus! (melodisch und laut gesungen)

(Klangschalenprinzessin) schaut den pensionierten Tabakpfeifenraucher verwirrt an:
Was soll das denn?

(Pensionierter Tabakpfeifenraucher) streicht sich mit der...



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