E-Book, Deutsch, 170 Seiten
Bürger Gedichte
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-8496-0561-2
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 170 Seiten
ISBN: 978-3-8496-0561-2
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Dieser Band beinhaltet die gesammelten Gedichte des deutschen Dichters der Aufklärung. Inhalt: Erstes Buch - Lyrische Gedichte Zweites Buch - Episch-lyrische Gedichte Drittes Buch - Vermischte Gedichte
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Danklied
Allgütiger, mein Hochgesang
Frohlocke dir mein Leben lang!
Dein Name sei gebenedeit,
Von nun an bis in Ewigkeit!
O Gott! An meiner Mira Brust
Durchschauert mich die fromme Lust.
Den du erschufst, der Traube Saft,
Gibt meinem Liede Schwung und Kraft.
Im Wonnetaumel thut mein Mund,
Du Geber, deine Gaben kund!
Kuß, Freudenmahl und Becherklang
Entweihen keinen frommen Sang. –
Dies süße Mädchen, welches mir
Den Himmel küsset, danket dir,
Dir dankt es feurig mein Gesang!
Wie meine Liebe flammt mein Dank.
Die Tenne zollt mir ihre Gift;
Mir zinsen Garten, Forst und Trift;
Von mancher edlen Kelter fleußt
Für mich der Traube Feuergeist.
Auf Rebenbergen, fern und nah,
Am hohen Kap, zu Mallaga,
Zu Hochheim, Zypern und Burgund
Troff Nektar schon für meinen Mund.
Auch mir führt, unter Tausenden,
Das reiche Schiff auch Indien
Gewürz und edle Spezerei
Und Saba's Bohnen mit herbei. –
Wer zählt die Gaben alle? Wer?
Zählt jemand auch den Sand am Meer?
Wer ist, der an dem Firmament
Die Summe der Gestirne nennt? –
Von dieser Unzahl weg den Blick!
Zurück, mein Geist, in dich zurück!
In diesem engumschränkten Bau,
Gott, welcher Gaben Wunderschau!
Du flößest Geist den Nerven ein,
Mit Kraft erfüllst du mein Gebein,
Strömst in die Adern reines Blut,
Und in die Brust gesunden Mut.
Ich fühle deinen schönen Mai,
Und Philomelens Melodei,
Des Sommers wollustvolle Luft,
Der Blume Farbenglanz und Duft.
Vor Tausenden gab deine Gunst
Des Liedes und der Harfe Kunst
In meine Kehle, meine Hand;
Und nicht zur Schande für mein Land!
Daß meine Phantasei, voll Kraft,
Vernichtet Welten, Welten schafft,
Und höllenab, und himmelan,
Sich senken und erheben kann;
Daß meines Geistes Auge hell
Der Dinge Wirrwarr, leicht und schnell,
Wie nicht ein jeder Erdenmann,
Durchspähen und entwickeln kann;
Daß ich, von freiem Biedersinn,
Kein Bube nimmer war und bin,
Nie werden kann mein Leben lang,
Durch Schmeicheleien oder Zwang:
Des freuet meine Seele sich,
Und meine Lippe preiset dich!
Dein Name sei gebenedeit,
Von nun an bis in Ewigkeit!
Winterlied
Der Winter hat mit kalter Hand
Die Pappel abgelaubt,
Und hat das grüne Maigewand
Der armen Flur geraubt;
Hat Blümchen, blau und rot und weiß,
Begraben unter Schnee und Eis.
Doch, liebe Blümchen, hoffet nicht
Von mir ein Sterbelied.
Ich weiß ein holdes Angesicht,
Worauf ihr alle blüht.
Blau ist des Augensternes Rund,
Die Stirne weiß, und rot der Mund.
Was kümmert mich die Nachtigall,
Im aufgeblühten Hain?
Mein Liebchen trillert hundertmal
So süß und silberrein;
Ihr Atem ist, wie Frühlingsluft,
Erfüllt mit Hyazinthenduft.
Voll für den Mund, und würzereich,
Und allerfrischend ist,
Der purpurroten Erdbeer' gleich,
Der Kuß, den sie mir küßt. –
O Mai, was frag' ich viel nach dir?
Der Frühling lebt und webt in ihr.
Bei dem Grabe meines guten Großvaters Jakob Philipp Bauer's
Ruhe, süße Ruhe schwebe
Friedlich über dieser Gruft!
Niemand spotte dieser Asche,
Die ich jetzt mit Thränen wasche,
Und kein Fluch erschütt're diese Luft!
Denn dem Frommen, der hier schlummert,
Galt der Wert der Redlichkeit. –
Was vordem, in goldnen Jahren,
Deutsche Biedermänner waren,
War er den Genossen seiner Zeit. –
Dieser Biederseele Flecken
Rüge keine Lästerung!
Denn was Flecken war, vermodert;
Nur der Himmelsfunken lodert
Einst, geläutert, zur Verherrlichung. –
Ach! Er war mein treuer Pfleger,
Von dem Wiegenalter an.
Was ich bin, und was ich habe,
Gab der Mann in diesem Grabe,
Alles dank' ich dir, du guter Mann! –
Ruhe, süße Ruhe schwebe
Friedlich über dieser Gruft!
Bis der himmlische Belohner
Ihren ehrlichen Bewohner,
Seine Krone zu empfangen, ruft.
Das Lob Helenens
Am Tage ihrer Vermählung
O Bräutigam, welch' eine Braut
Wird deinem Arm' zur Beute!
Bei meiner Leier schwör' ich's laut:
Die Krone schöner Bräute!
Wer zweifelt, wandre hin und her,
Rings um die alten Gleichen!
Kein schön'res Fräulein findet er,
In allen Königreichen. –
Ihr Blick verheißt ein Paradies;
Die Wang' ist Morgenröte;
Und ihre Stimme tönt so süß,
Wie König Friedrichs Flöte.
Noch mehr! Des Dichters Phantasei
Verrät es seiner Leier,
Daß ihre Lippe süßer sei,
Als Honig und Tokaier.
Ihr schlanker Wuchs – Doch wie vermag
Ich jeden Reiz zu singen?
Kaum reicht' ein langer Sommertag,
Ihr Loblied zu vollbringen.
Sie weichet nicht in Griechenland
Der schönen Namensschwester;
Doch hält ihr Herz das goldne Band
Der Liebestreu' weit fester. –
Sie hätten in der Wunderzeit
Der Riesen und der Mohren,
Die Paladine weit und breit
Zur Dame sich erkoren.
Ihr Name hätt' im Feldpanier
Den Rittern Mut geschimmert,
Und Schild' und Lanzen im Turnier
Zu tausenden zertrümmert.
Wär' sie geboren auf der Flur,
In jenen goldnen Jahren,
Als ritterliche Lanzen nur
Noch Hirtenstäbe waren:
So hätt' um sie, in Flur und Hain,
Ein jedes Lied geworben.
Wohl mancher wär' in Liebespein,
Nach Schäferart gestorben. –
Sieh, solche Braut zieht deine Hand
Hinweg aus unsern Blicken.
Wie...