Bürger | Sauerländische Mundart-Anthologie I | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, Low German, Low Saxon, 340 Seiten

Bürger Sauerländische Mundart-Anthologie I

Niederdeutsche Gedichte 1300 - 1918
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7412-1816-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Niederdeutsche Gedichte 1300 - 1918

E-Book, Deutsch, Low German, Low Saxon, 340 Seiten

ISBN: 978-3-7412-1816-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die ,Sauerländische Mundart-Anthologie' lädt zu einer Lesereise durch die Sprach- und Kulturgeschichte der Landschaft ein. Dieser erste Band erschließt niederdeutsche bzw. plattdeutsche Lyrik bis zum Ausgang des Kaiserreiches. Die Anfänge liegen weit zurück. Schon vor 700 Jahren sind religiöse Dichtungen in der Sprache des Sauerlandes niedergeschrieben worden. Aus den nachfolgenden Jahrhunderten gibt es zarte Verse, aber auch Kriegsgeschrei, beißenden Spott und unzensierte Derbheiten. Bei einigen Pionieren der plattdeutschen Literatur im südlichen Westfalen findet man Liebesgedichte und Schauerballaden, in denen es freilich nicht immer todernst zugeht. Die Auswahl der Lesetexte für die hier eröffnete Reihe erfolgt auf der Basis einer 1987 begonnenen Sammel- und Forschungsarbeit. Fachleute werden die soliden Quellennachweise begrüßen. Liebhaber der regionalen Literatur und des Plattdeutschen können den Lesegenuss mit Erkundigungen zur Entwicklung des mundartlichen Schreibens verbinden. Für 'Anfänger' stehen - auch im Internet - Wörterbücher bereit.

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Vorwort


Das Sauerland bildet den südlichsten Zipfel des niederdeutschen Sprachraums. Noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein sprachen die Leute in vielen Ortschaften ein eigentümliches Plattdeutsch. Es zeichnete sich vor allem durch zahlreiche Mehrfachselbstlaute aus und wurde (bzw. wird) von Mundartsprechern aus anderen niederdeutschen Landschaften oft nur schwer verstanden. Heute ist den meisten jungen Südwestfalen selbst der Klang der früheren Alltagssprache des Sauerlandes nicht mehr vertraut. Über ältere Schallplatten oder Tonkassetten, eine von Walter Höher bearbeitete CD-Edition des Märkischen Kreises und die Hörbuchreihe „Op Platt“ aus dem von Dr. Werner Beckmann betreuten Mundartarchiv Sauerland können jedoch zahlreiche Ortsmundarten, die schon „verstummt“ sind, noch immer hörbar gemacht werden (Im reypen Koren 2010, S. 670–673 und 675–680).

Daneben versucht das Christine-Koch-Mundartarchiv am Dampf Land Leute-Museum Eslohe seit 1987, über die Vermittlung schriftlicher bzw. literarischer Sprachzeugnisse einen Beitrag zum „plattdeutschen Kulturgedächtnis“ im dritten Jahrtausend zu leisten. Eine von mir bearbeitete Mundartliteraturgeschichte des Sauerlandes ist für den Zeitraum bis 1918 bereits abgeschlossen. Folgende Bände sind bislang erschienen und können über das Museum erworben werden (www.museum-eslohe.de):

  1. Im reypen Koren.
    Ein Nachschlagewerk zu Mundartautoren, Sprachzeugnissen und plattdeutschen Unternehmungen im Sauerland und in angrenzenden Gebieten (Eslohe 2010).
  2. Aanewenge.
    Plattdeutsches Leutegut und Leuteleben im Sauerland (Eslohe 2006).
  3. Strunzerdal.
    Die sauerländische Mundartliteratur des 19. Jahrhunderts und ihre Klassiker Friedrich Wilhelm Grimme und Joseph Pape (Eslohe 2007).
  4. Liäwensläup.
    Fortschreibung der sauerländischen Mundartliteraturgeschichte bis zum Ende des ersten Weltkrieges (Eslohe 2012).

Die hier mit einem ersten Band „Niederdeutsche Gedichte 1300–1918“ begonnene „Sauerländische Mundart-Anthologie“ soll – ohne „theoretisches Beiwerk“ – zusätzlich Lesetexte erschließen und ist so konzipiert, dass Entwicklungen des plattdeutschen Schreibens in der Region anhand von Quellen nachvollzogen werden können. Die Auswahl kann also keineswegs auf solche literarischen Texte beschränkt bleiben, die der Bearbeiter als „besonders kunstvolle“ Beispiele erachtet.

Vorab einige „praktische Hinweise“ zum Gebrauch dieser Sammlung. Jegliche Literatur wird im Hauptteil nur über Kurztitel verzeichnet, deren Aufschlüsselung im Anhang (?S. 327–334) keine große Mühe bereitet. Der jeweils zugrundegelegten Textquelle ist ein „T“ vorangestellt, während ein „L“ auf weiterführende Hintergrundliteratur, Vergleichstexte etc. verweist. Jeder Kurztitel, der mit einem Sternchen* versehen ist, steht für eine Quelle bzw. Publikation, die auch im Internet abgerufen werden kann. Eingriffe werden bei den Texten zumindest über einen summarischen Vermerk kenntlich gemacht. In dieser Edition geht es nicht um eine Vereinheitlichung der Schreibweise oder eine Beseitigung aller Widrigkeiten in den originalen Textdarbietungen. Die „Mundart“ ist auf vielerlei Wegen und Irrwegen zu Papier gebracht worden. Auch das soll vermittelt werden.

Für die Zeit bis zum Ende des ersten Weltkrieges besteht inzwischen ein sehr komfortabler Quellenzugang. Über die Reihe „daunlots“ auf www.sauerlandmundart.de und weitere Digitalbibliotheken, insbesondere die der Universitäts- und Landesbibliothek Münster, ist die sauerländische Mundartliteratur dieses Zeitraums zum größten Teil schon im Internet eingestellt. Das gilt auch für zwei plattdeutsche Wörterbücher (Woeste 1882a* und Pilkmann-Pohl 1988*), die als Hilfsmittel für Textarbeit oder Eigenstudium empfohlen seien. Die Kommission für Mundartund Namenforschung Westfalens erschließt auf ihrer Website Projekte, Publikationsangebote, Schaubilder, Hörbeispiele und interaktive „Lernmöglichkeiten“ für den gesamtwestfälischen Raum (www.lwl.org/LWL/Kultur/komuna/).

Die Reihe „Sauerländische Mundart-Anthologie“ soll zu einer plattdeutschen Lesereise verführen und durchaus kein weiteres Forum werden für Forschungsliteratur über Texte. Deshalb begnüge ich mich an dieser Stelle mit knappen Ausführungen zu den vier Abteilungen des vorliegenden ersten Bandes:

I. Mittelniederdeutsche Literatur aus Südwestfalen (1300–1549): Dem Altsächsischen um 800–1150 nach Christus, von dem es keine sauerländischen Überlieferungsspuren gibt, folgten nach einer mutmaßlichen „Auszeit“ für die niederdeutsche Schreibkultur drei Phasen des Mittelniederdeutschen (1200–1400: Frühmittelniederdeutsch, 1401–1520: Klassisches Mittelniederdeutsch, 1521–1750: Spätmittelniederdeutsch). Selbst ein Mundartsprecher, der Plattdeutsch als Erstsprache spricht, wird die hierzu ausgewählten – zumeist lyrischen – Textbeispiele aus der Region Südwestfalen kaum mühelos verstehen. Neugierigen Lesern sei dennoch der Versuch empfohlen, auch bei den ältesten Stücken zumindest einzelne Wörter oder Sätze zu verstehen. Im Internet ist übrigens ein „Mittelniederdeutsches Handwörterbuch“ frei zugänglich (Lübben/Walther 1888*). Bei zwei dargebotenen Auszügen zum Mittelniederdeutschen habe ich durch Unterstreichungen exemplarisch kenntlich gemacht, wo U als V oder V als U zu lesen ist. – Die mit größter Wahrscheinlichkeit auf dem Gebiet des heutigen Hochsauerlandkreises nach mittelfränkischen Vorlagen niedergeschriebenen Psalmen und Breviertexte (um 1300/1325?) enthalten zwei Jahrhunderte vor der Reformation ,sauerländische Übersetzungen‘ aus der heiligen Schrift (nebst Liturgien), was kein regionaler Kirchenhistoriker übergehen kann. Sie sind bezogen auf den gesamten niederdeutschen Sprachraum auch ob ihrer frühen Entstehungszeit etwas ganz Besonderes (?S. 15–19; vollständiger Textzugang: NiW*). Am Anfang steht also – mit hochpoetischen Anteilen – eine „sauerländische Bibel“. Es folgen nicht nur fromme Verse (Weihnachtsfest, Liturgie bei Kinderwunsch), Scherz und Liebeslied, sondern auch blutige Kriegsreime aus dem „allerchristlichsten Abendland“ (Soester Fehde) und schließlich derbe oder gar bösartige Spottverse, mit denen sich die Getauften während der Reformation gegenseitig madig gemacht haben.

II. Frühe neuniederdeutsche Dichtungen (1670–1850): Zur Mitte des 16. Jahrhunderts zeichnete sich der Niedergang der mittelniederdeutschen Schreibkultur schon deutlich ab (der letzte bekannte mittelniederdeutsche Druck aus Münster trägt die Jahreszahl 1706). Für Zeugnisse aus der – vermutlich nie ganz schriftlosen – Zeit danach sprechen die Philologen von „Neuniederdeutsch“ (frühes Plattdeutsch: 1751–1850). Dass die entsprechende Abteilung in diesem Band mit einem märkischen Gelegenheitsgedicht zur Hochzeit schon aus dem Jahre 1670 beginnt, passt nicht zur gängigen Einteilung. Der frühe Text, der zu einer sehr verbreiteten Gattung gehört, ist übrigens ziemlich „schlüpfrig“ (?S. 71–73). 1763 will sich der „hochdeutsche Ehrengeck“ beim Zwischenspiel auf der Schulbühne von Arnsberg-Wedinghausen zu den Sternen aufmachen, doch ein „plattdeutscher Charlatan“ würde sich nicht wundern, wenn er von da aus wieder ganz schnell herunter auf die Erde fällt (?S. 74). „Plattdeutsche Bodenständigkeit“ erscheint in anderen Beispielen den besseren Herrschaften und Bürgersleuten nützlich zu sein, wenn sie deftige Anzüglichkeiten in den Mund nehmen, sich über Bauern lustig machen oder im Rahmen einer patriotischen Gesinnung „Volkstümlichkeit“ demonstrieren wollen. Drei Beispiele von 1805 und 1822 deuten auf Versuche hin, das Plattdeutsche über Literaturübersetzungen zu „adeln“ bzw. wertzuschätzen. Die zahlreichen sauerländischen Zeugnisse im frühesten Band von J. M. Firmenichs „Völkerstimmen“ und auch eine gereimte Karnevals-Annonce beweisen, dass im Jahr 1843 so etwas wie plattdeutsche Dichtung in der Landschaft keine extreme Seltenheit mehr ist. Auch über lange Zeit nur mündlich tradierten Alltagsreime und Lieder der „kleinen Leute“ kommen zum Druck (Aanewenge 2006), wobei sich im märkischen Sauerland Johann Friedrich Leopold Woeste sehr verdient macht – übrigens im Gegensatz zu anderen Sammlern unter Verzicht auf eine Zensur erotischer Eindeutigkeiten.

III. Mundartlyrik zur Mitte des neunzehnten Jahrhunderts (1851–1870): Doch erst nach 1850 entsteht im Anschluss an die ,norddeutschen Klassiker‘ (Klaus Groth, Fritz Reuter) und erste Anläufe auf Zeitungspapier auch im Sauerland eine populäre plattdeutsche Bücherkultur mit Breitenwirkung. Friedrich Wilhelm Grimme, der maßgebliche und...



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