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E-Book, Low German, Low Saxon, Deutsch, 456 Seiten

Bürger Sauerländische Mundart-Anthologie II

Plattdeutsche Prosa 1807 - 1889
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7412-0286-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Plattdeutsche Prosa 1807 - 1889

E-Book, Low German, Low Saxon, Deutsch, 456 Seiten

ISBN: 978-3-7412-0286-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
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Dieser zweite Band der 'Sauerländischen Mundart-Anthologie' erschließt plattdeutsche Prosa von 1807 bis 1889. Die 'Klassiker' des Sauerlandes - Friedrich Woeste, Friedrich Wilhelm Grimme und Joseph Pape - sind mit umfangreichen Abteilungen vertreten. In Tuchfühlung mit dem Leuteleben tritt im 19. Jahrhundert erstmals eine populäre Bücherkultur in der Region zutage, die einem plattdeutschen Feuerwerk gleichkommt. Humoristen und Anwälte einer ernsten Mundartliteratur stehen sich gegenüber. Beide Fraktionen sorgen für Lesegenüsse. Die Auswahl für die hier fortgesetzte Reihe erfolgt auf der Basis einer 1987 begonnenen Sammel- und Forschungsarbeit. Das Projekt entwickelt sich zu einer repräsentativen Bibliothek nicht nur für Fachleute und Liebhaber des Plattdeutschen. Auch 'Anfänger' sind eingeladen zu einer Lesereise durch die Sprach- und Kulturgeschichte Südwestfalens.

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Vorwort zu diesem Band


Wer ernsthaft an der Sprach-, Kultur- und Sozialgeschichte des Sauerlandes interessiert ist, kommt an einigen Abteilungen dieses Buchbandes mit plattdeutscher Prosa des neunzehnten Jahrhunderts kaum vorbei. Die Sache soll jedoch mitnichten als Pflichtübung präsentiert werden. Es warten literarische Genüsse ...

Für die Zeit bis 1918 ist die Darstellung zur Mundartliteraturgeschichte des Sauerlandes im Rahmen einer Buchreihe des bereits abgeschlossen3; zur bio-bibliographischen Orientierung steht zudem ein eigenes Nachschlagewerk4 zur Verfügung. Die Bezugsstellen zu den im vorliegenden Anthologie-Band zusammengeführten Texten sind über die jeweils beigegebenen Quellenverweise leicht auffindbar. In diesem Vorwort begnüge ich mich mit einem Überblick zur dargebotenen Auswahl und knappen Ausführungen zu Eigentümlichkeiten einiger Werke:

1. Es gibt eine . Um daran zu erinnern, beginnt auch dieser zweite Band mit einigen weit zurückreichenden Sprachbeispielen5, wobei für den altsächsischen Text aus dem „Heliand“ südwestfälische Bezüge freilich erst nachträglich „konstruiert“ worden sind. – Unabhängig davon bleibt es dabei, dass die ältesten, sieben Jahrhunderte zurückreichenden niederdeutschen Sprachdenkmäler des Sauerlandes die Verbundenheit mit dem Glauben Israels und der Sache Jesu bezeugen. Das kann angesichts der neuen völkischen Strömungen in der Gesellschaft und der Rückkehr menschenfeindlicher Gesinnungsparolen nicht oft genug wiederholt werden. – Die spärliche Auswahl zu früheren Epochen ergibt keine eigenständige Abteilung und wird, um keine falschen Erwartungen zu wecken, im Buchtitel auch nicht berücksichtigt. An sauerländischen Prosa-Zeugnissen zum Mittelniederdeutschen besteht freilich kein Mangel, doch hierbei handelt es sich fast ausschließlich um Quellen aus dem Bereich der Geschichtswissenschaften.6

2. Das Textbeispiel im vorliegenden Band ist die plattdeutsche Antwort der Markaner auf das Abschiedsschreiben des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. an seine einstigen Untertanen in den abgetretenen Gebieten von 1807. Der legendäre Pfarrer von Elsey JOHANN FRIEDRICH MÖLLER (1750-1807), so will es die patriotische Legende, soll sie aufgesetzt haben. Der Herausgeber des ältesten bekannten Druckes weiß jedoch im Jahre 1817 von einer solchen Verfasserzuschreibung noch nichts.

3. Während in RADLOFF’s (1822) nur ein einsames Prosazeugnis in der Sprache Attendorns zu finden ist, wartet JOHANNES MATTHIAS FIRMENICH 1843 im ersten Band seiner -Sammlung mit zahlreichen Texten aus Südwestfalen, namentlich aus dem kölnischen Sauerland, auf. Dies ist ein besonders starker Beleg für die Annahme, dass es vor dem eigentlichen Durchbruch hin zum neuniederdeutschen Schrifttum schon so etwas wie eine ‚plattdeutsche Literaturtradition‘ gegeben haben muss, die sich keineswegs nur in kurzen Versen des Leutegutes erschöpft hat.

4. FIRMENICHS Unternehmen war vermutlich die entscheidende Anregung für den in Hemer geborenen evangelischen Theologen JOHANN FRIEDRICH LEOPOLD WOESTE (1807-1878), der alsbald eine eigene Sammlung vorlegt und als der eigentliche „plattdeutsche Pionier“ des Sauerlandes zu betrachten ist.7 Sein – postum veröffentlichtes – Wörterbuch bleibt ein unverzichtbares Hilfsmittel. WOESTE, der sich mit dem berühmten JACOB GRIMM und anderen Forschern austauschte, hat nicht wenige Märchen in südwestfälischer Mundart aufgezeichnet. Jene Stücke, die in seiner Sammlung unter der Überschrift „Olle Fücke“ (Alte Späße) bzw. „Volksanekdoten“ eingeordnet sind, geben Zeugnis davon, dass die Ursprünge des Genres „Mundartschwank“ in lebendigen Erzähltraditionen des Leutelebens liegen. FRIEDRICH WOESTE war auch ein interessanter christlicher Nonkonformist, denn aus Abneigung gegenüber einer Unterwerfung unter die kirchenamtliche ‚Orthodoxie‘ hat er sich nie um eine Pfarrstelle beworben. In diesem Band ist er mit einer nennenswerten Abteilung vertreten, doch in den Nachlass-Beständen schlummern wohl noch viele unveröffentlichte Aufzeichnungen und auch eigene Mundartdichtungen des hochgelehrten Mannes, die wir noch gar nicht kennen.

4. Mit FRIEDRICH WILHELM GRIMME (1827-1887) aus (Olsberg-) Assinghausen, der wegen seiner literarischen ‚Konstruktionen von regionaler Identität‘ zu Recht als „Der erste Sauerländer“ bezeichnet worden ist, kommt im kölnischen bzw. katholischen Teil der Landschaft ab 1859 eine populäre plattdeutsche Bücherkultur zum Durchbruch.8 Fast möchte man das Phänomen mit einem Feuerwerk vergleichen. Die Produktivität des „Strunzerdälers“ auf dem plattdeutschen Feld, sein Niveau, sein Erfolg und die weit ins 20. Jahrhundert reichende Wirkungsgeschichte sind mehr als erstaunlich. Das eigentliche „Element“ des Dichters ist der Mundartschwank, den er – anders als sein mecklenburgisches Vorbild FRITZ REUTER – glücklicherweise nicht in gereimte Verse setzt. – Die einzelnen Schwank-Abteilungen werden unter gleichbleibender Überschrift in Neuauflagen wiederholt angereichert, was im Bedarfsfall über die im Anhang verzeichneten Digitalisate nachvollzogen werden kann. – Wer Mentalitäten des 19. Jahrhunderts, soziale Verhältnisse und Umbrüche in der wirklich extrem konfessionell geprägten Landschaft kennenlernen möchte, sollte sich mit diesem Werk vertraut machen. Im sauerländischen „Angebertal“ stößt man auf zumeist ärmere Bewohner, unerhörtes Selbstbewusstsein und bisweilen anarchisch-egalitäre Züge. GRIMMES Sauerlandpatriotismus sucht die Helden unter den ‚kleinen Leuten‘ auf und geht mit viel Selbstironie einher. Höhen und Krisen seines plattdeutschen Schaffens legen die Vermutung nahe, dass ein Meister des Schwanks in lebendiger Tuchfühlung mit der Erzählkultur des nahen Leutelebens stehen muss. Dem GRIMME’schen Werk ist in diesem Band wegen seiner herausragenden Bedeutung die umfangreichste Abteilung gewidmet. Im Vordergrund steht zunächst eine repräsentative, sehr reichhaltige Auswahl aus den so charakteristischen kurzen Stücken, wobei in einigen Fällen das Mittelmäßige nicht ausgeklammert bleibt. Doch auch ein plattdeutscher Erzähler mit langem Atem kommt zum Vorschein. Die vorherrschenden Schwankmuster werden manchmal auf überraschende und sehr kunstvolle Weise durchbrochen. Im Text aus dem Bändchen „Grain Tuig“ (1860) spinnt GRIMME z.B. einen Leutegut-Vers weiter aus zu einer hintergründigen, geheimnisvollen Geschichte, die durchaus vergnüglich bleibt und doch auch ein wenig an die Schreibwerkstatt eines EDGAR ALLAN POE (1809-1849) erinnert.

5. GRIMMES Freund, der in Eslohe geborene Jurist und Dichter JOSEPH PAPE (1831-1898), will nach einem – vielleicht nur fiktiven – Literaturdisput unter Gefährten den Nachweis erbringen, dass das „Platte ok füär wat erensthaftiges nit te slecht wör“.9 Mit seinem Buch (1878) wird dieser Sauerländer der ‚erste plattdeutsche Novellist Westfalens‘ (Lotte Foerste). Das Werk ist im Einzelfall – aus Ignoranz – als bloße Ansammlung von Kalendergeschichten abgetan, auf der Gegenseite jedoch überschwänglich als ein Gipfelpunkt der ganzen niederdeutschen Literatur gerühmt worden. Auf jeden Fall kann PAPE als Pionier auf dem Gebiet ernster Mundartprosa in keiner seriösen plattdeutschen Literaturgeschichte übergangen werden. Meine persönliche Wertschätzung der drei Erzählungen , von denen die beiden ersten nachfolgend dargeboten werden sollen, ist während der Bearbeitung dieses Anthologie-Bandes noch einmal gewachsen. Insgesamt drei Zeiten möchte der Dichter aufsuchen. Seine Novelle ist in der Gegenwart – d.h. in den 1870er Jahren – angesiedelt und beleuchtet – freilich anders als GRIMMES Schwänke – die katholische Landschaft. Gleich zu Beginn kommt ein sozialgeschichtlich brisantes Thema, die Wilddieberei10 der Armen, zur Sprache. PAPE, der noch zu liberal geprägten Sauerlandzeiten in zwei Pfarrhäusern aufgewachsen ist, macht uns mit einer Leutepastoral vertraut, in welcher der Geistliche – auf abenteuerliche Weise – auch die ‚Ränder‘ aufsucht und hierbei dem lateinischen Sakramentsgebet plattdeutsche Übersetzungen hinzufügt. Förster Kliusenwold – eine Hauptgestalt – hat ein ernsthaftes Alkoholproblem, das lässt sich nicht humoristisch beschönigen ... Die zweite Erzählung



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