Bulwer-Lytton | Die letzten Tage von Pompeji (Historischer Roman) | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 246 Seiten

Bulwer-Lytton Die letzten Tage von Pompeji (Historischer Roman)


1. Auflage 2014
ISBN: 978-80-268-1586-0
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 246 Seiten

ISBN: 978-80-268-1586-0
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
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Dieses eBook: 'Die letzten Tage von Pompeji (Historischer Roman)' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Die letzten Tage von Pompeji ist ein Roman von Edward Bulwer-Lytton aus dem Jahre 1834. Erzählt wird die Geschichte des jungen, reichen Griechen Glaukus und seiner Geliebten Ione, die um 79 n. Chr. in Pompeji leben. Glaukus, der das Leben eines verwöhnten Adligen führt und seine Tage in der Gesellschaft nichtsnutziger, neureicher Tagediebe wie etwa des Patriziers Clodius und des Freigelassenen Diomed verbringt, ändert seine Lebensweise abrupt, als er Ione begegnet. Diese ist, wie auch ihr Bruder Apaecides, ein Mündel des ägyptischen Isispriesters Arbaces, der sie begehrt. Apaecides, von Arbaces in der ägyptischen Religion unterwiesen, ist enttäuscht von dem technischen Mummenschanz, mit dem Arbaces die Gläubigen beeindruckt, und wendet sich nach langen Gesprächen mit dem Christen Olinth dessen Glauben zu. Aus dem Buch: ''Willkommen, Diomedes!' sagte ein junger Pompejaner. 'Kommst du auch heute abend zu Glaukus?' Er war von kleiner Statur und trug seine Tunika in jener nachlässigen Weise, an der man die Mitglieder der vornehmen Lebewelt erkannte. 'Leider, mein lieber Klodius, bin ich nicht eingeladen', antwortete Diomedes, ein stark gebauter Mann von mittlerem Alter. 'Schön ist das nicht von Glaukus, seine Abendessen sollen ja die besten von Pompeji sein.'...'

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Zweites Kapitel.


Das blinde Blumenmädchen und die Modeschönheit. – Geständnis des Atheners – Der Leser macht die Bekanntschaft des Arbaces von Egypten.

Während sich die beiden jungen Männer über tausenderlei verschiedene Gegenstände flüchtig besprachen, durchwandelten sie die Straßen der Stadt mit leichtem Schritte. Sie waren in das Quartier der reichsten Kaufläden gelangt, deren offenstehendes Innere von der flimmernden, aber harmonischen Pracht der Fresken strahlte, die in Geschmack und Zeichnung von unsäglicher Mannigfaltigkeit waren. Die sprudelnden Springbrunnen, die, wo sich ein freier Anblick darbot, ihren kühlenden Schaum in die Sommerluft schleuderten; die Menge der Vorübergehenden oder vielmehr der Umherschlenderer, von denen der größere Theil in Gewänder von tyrischem Purpur gekleidet war, die um die reizendsten Läden versammelten Haufen, die hin und her wandelnden Sklaven mit bronzenen Gefäßen von den anmuthigsten Formen auf dem Kopf; die da und dort stehenden jungen Landmädchen mit Röcken voll hochrother Früchte oder Blumen, welche für die alten Bewohner Italiens reizender waren, als für ihre Nachkommen, denen in der That latet anguis in herba – in jedem Veilchen oder jeder Rose eine Krankheit zu lauern scheint.4 Die verschiedenen Versammlungsörter, die bei diesem geschäftslosen Volke unsere Kaffeehäuser und Clubs ersetzen; die Schuppen, in welchen auf Marmortafeln Gefäße mit Wein und Öl aufgestellt waren, und vor deren Schwellen Bänke, die man durch ausgespannte Purpurdecken gegen die Sonne geschützt hatte, die Müden zum Ausruhen, die Müßiggänger zum Verweilen einluden – Alles dieses bildete eine so bunte, belebte und belebende Scene, daß der athenische Geist des Glaukus wegen seiner Empfänglichkeit für die Freude dadurch wohl entschuldigt wurde.

»Sprich mir nicht mehr von Rom,« sagte er zu Klodius. »In seinen mächtigen Mauern sind die Vergnügungen zu prunkvoll und schwerfällig. Sogar in dem Kreise des Hofes, in dem vergoldeten Hause des Nero, inmitten der beginnenden Pracht des für Titus bestimmten Palastes liegt eine gewisse Schwerfälligkeit. Das Auge leidet darunter und der Geist wird dadurch ermüdet. Überdies macht es uns angenehm, mein lieber Klodius, den unermeßlichen Luxus und Reichthum Anderer mit der Mittelmäßigkeit unserer eigenen Zustände vergleichen zu müssen. Hier hingegen überlassen wir uns ganz behaglich den Vergnügungen und genießen den vollen Glanz des Luxus ohne das Ermüdende seines Pompes.«

»Aus diesem Grunde also hast Du Pompeji zu Deinem Sommeraufenthalt gewählt?«

»Ja wohl; ich ziehe Pompeji Bajä vor. Zwar lasse ich den Reizen von Bajä Gerechtigkeit widerfahren; aber ich hoffe die Pedanten, die es bewohnen und jedes ihrer Vergnügungen nach Drachmen abzuwägen scheinen.«

»Und doch bist Du ein Freund der Gelehrten, und was Poesie betrifft, so sind ja Äschylus und Homer, das Epos, wie das Drama, bei Dir zu Hause.«

»Ja, aber diese Römer, die meine athenischen Vorfahren nachahmen, benehmen sich bei Allem so schwerfällig! Selbst wenn sie auf die Jagd gehen, lassen sie sich die Werke Plato's von ihren Sklaven nachtragen; und wenn sie die Fährte des wilden Schweines verlieren, greifen sie nach ihren Büchern und ihrem Papyrus, um nicht auch die Zeit zu verlieren. Während die Tänzerinnen in dem ganzen Zauber persischer Tänze vor ihren Augen hingleiten, liest ihnen ein Freigelassener mit einem Marmorgesichte ein Kapitel aus Cicero de officiis vor. Ungeschickte Parmazisten! Vergnügen und Studium, sind keine vereinbare Elemente; man muß sie getrennt genießen; die Römer aber verlieren beide Genüsse durch diese vorwitzige Affektation von Versteinerung, und beweisen dadurch, daß sie weder für den einen noch für den andern Sinn haben. Oh! mein lieber Klodius, wie wenig verstehen Deine Landsleute von der wahren Geschmeidigkeit des Perikles, von den wahren Zauberkünsten einer Aspasia! Gestern besuchte ich Plinius. Er saß in seinem Sommerhause und schrieb, während ein unglücklicher Sklave Flöte blies. Sein Neffe, (ach! Ohrfeigen möchte ich solchen philosophischen Zierbengeln geben!) sein Neffe las die Beschreibung der Pest von Thucybides, begleitete bisweilen die Musik mit einem Nicken seines dünkelhaften Köpfchens, während seine Lippen all die Ekel erregenden Details dieser schrecklichen Schilderungen vortrugen. Dieser junge Windbeutel fand es ganz in der Ordnung, zu gleicher Zeit ein Liebeslied und die Beschreibung der Pest zu lernen.«

»Nun, sie sind auch ziemlich dasselbe!« meinte Klodius.

»Dies sagte ich auch wirklich zu ihm, um seine Abgeschmacktheit zu entschuldigen; aber mein junger Philosoph sah mich vorwurfsvoll an, und antwortete mir, ohne den Spott zu verstehen, die Musik ergötze nur den Sinn des Gehörs, während das Buch (wohl zu bedenken, die Beschreibung der Pest!) das Herz erhebe. ›Ach!‹ sagte der dicke Oheim, ›mein Neffe ist ein ganzer Athenienser, der das utile mit dem dulci zu vereinigen weiß.‹ Bei der Minerva, wie lachte ich in die Faust hinein. Ich war noch da, als man dem philosophischen Schulknaben meldete, daß sein liebster Freigelassener eben am Fieber sterbe. ›Unerbittlicher Tod!‹ rief er, ›bringet mir meinen Horaz. Wie schön weiß dieser liebenswürdige Poet auch in solcherlei Unglücksfällen zu trösten!‹ Oh, können solche Leute lieben, mein Klodius? Kaum mit den Sinnen! Wie selten hat ein Römer ein Herz! Er ist nur eine geistige Maschine, der Fleisch und Blut fehlt.«

Obschon Klodius sich im Geheimen etwas verletzt fühlte, als er seine Landsleute so herabwürdigen hörte, so stellte er sich doch, als ob er derselben Meinung sei, wie sein Freund; theils weil er von der Natur ein Parasit, theils weil es damals unter den leichtsinnigen jungen Römern Sitte war, gegen dieselbe Abkunft, die sie in Wirklichkeit so anmaßend machte, einige Verachtung zu affektiren. Es gehörte zur Mode, die Griechen nachzuahmen und sich zugleich über diese ungeschickte Nachäfferei lustig zu machen.

Während dieses Gesprächs wurden ihre Schritte von der Menge aufgehalten, die sich an einem offenen Platze, wo drei Straßen zusammenliefen, versammelt hatte. Hier, im Schatten der Säulenhalle eines Tempels von graziöser und leichter Architektur, stand ein junges Mädchen, am rechten Arm ein Blumenkörbchen, in der linken Hand ein kleines, dreisaitiges Instrument, zu dessen schwachen und angenehmen Tönen sie ein halb barbarisches Lied sang. Bei jeder Ruhepause in der Musik bot sie mit Anmuth den Zuschauern ihr Körbchen dar, und lud sie zum Kaufe der Blumen ein; und mehr als ein Sesterz fiel in den Korb, entweder zur Belohnung des Gesanges, oder als ein Beweis der Theilnahme an der Sängerin – denn sie war blind.

»Es ist meine arme Thessalierin,« sprach Glaukus stille stehend. »Ich habe sie seit meiner Rückkehr nach Pompeji nicht wieder gesehen. Sie hat eine angenehme Stimme; wir wollen ihr zuhören.«

Das Lied des blinden Blumenmädchens

1.

Kauft meine Blumen, hört meine Klagen,
Ich komm' aus der Ferne, ich bin blind;
Wenn die Erde so schön ist, wie sie sagen,
Die Blume hier ist der Erde Kind!
Ihr seht noch die Schönheit, die sie ihr lieh?
Sie kommt so eben von ihrem Schooß;
Vor einer Stunde erst riß ich sie
Aus dem Schlafe in ihren Armen los,
Mit der Kunst, die ihr zarter Odem ist,
Die ihr zarter, lieblicher Odem ist,
Und tosend sich über sie ergoß!

Seht, wie auf den Lippen ihr Kuß noch schwebt,
Wie auf den Wangen die Thräne noch bebt,
Denn sie weinet, die zärtliche Mutter weinet,
(Wenn sie, Sorge und Sehnsucht im Herzen geeinet,
Morgens und Abends die Wache bezieht) –
Sie weinet, weil der Liebling so schön erblüht,
Sie weinet, sie weinet aus Liebe,
Und der Thau ist die Thräne der Liebe,
Die aus dem Brunnen des Herzens quillt.

2.

Ihr lebet in eitler Welt voll Licht,
Wo Liebe sich in dem Geliebten spiegelt,
Das Ohr allein ist der Blinden Gesicht,
Und ihr ist der Tag für immer verriegelt.

Wie drunten ein abgeschied'ner Geist
Steh' ich am Strome der Qual verwaist;
Ich höre die Schatten vorüberziehen
Und fühle nur ihres Odems Wehen.

Und ich möchte so gern die Geliebten schauen
Und ich recke die Arme nach ihnen all,
Doch ich fasse nur hohler Stimmen Schall,
Das Leben ist mir ein Gespenst voll Grauen.

Kauft meine Blumen, o seht sie weinen,
O hört sie seufzen die lieblichen Kleinen
(Sie haben auch eine Stimme wie wir);
»Die Blinde,« klagen die Blätterlosen,
»Versengt mit ihrem Odem die Rosen;
»Wir sind vom Lichte ans Licht gebracht,
»Wir schauern zurück vor dem Kinde der Nacht.
»O lasset uns uns're Erlösung erflehen;
»Wir schmachten nach Augen, die uns sehen.
»Wir sind zu heiter für diese Nacht,
»O gönnt uns den Tag, der aus Euch lacht,
»O kaufet, o kaufet die Blumen!«

»Ich muß diesen Veilchenstrauß haben, liebenswürdige Nydia,« sagte Glaukus, sich durch die Menge hindurchdrängend und eine Handvoll kleiner Münzen in das Körbchen werfend; »Deine Stimme ist reizender als je.«

Die junge Blinde fuhr rasch vor, als sie die Stimme des Atheners hörte, aber plötzlich stand sie still, und Hals, Wangen und Stirne überzog schnell eine hohe Röthe.

»Du bist also wieder zurückgekehrt?« sagte...



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