Bulwer-Lytton | Eugen Aram | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 523 Seiten

Bulwer-Lytton Eugen Aram


1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-8496-0537-7
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 523 Seiten

ISBN: 978-3-8496-0537-7
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Bulwer-Lyttons melodramatische Novelle gehört zu den großen Klassikern der englischen Literatur. Sie beschreibt die Vorgänge, die zu der Exekution Arams 1759 wegen Mordean seinem Kompanion geführt hatten.

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Siebentes Kapitel.



Die Macht der Liebe über den Entschluß des Gelehrten. – Aram wird ein häufiger Gast im Herrenhause. – Ein Spaziergang. – Gespräch mit Witwe Dunkelmann. – Ihre Geschichte. – Armut und deren Wirkungen.

Madeline:

Und als die Zeit dich öfter zu uns brachte,
Hast du nicht da gleich Träumen meiner Seele
Geheime holde Wunder der Natur,
Die süße Lehre von der grünen Pflanze,
Der bienenvollen Blüte angehaucht?
Und wenn die Nacht auf diese niedre Erde
Ein mildes Schweigen goß, und nun das Herz
Des Himmels lag in atemloser Liebe,
Entrolltest du mir nicht das Buch der Sterne,
Sprachst nicht von Wollen, Winden, zarter Luft,
Mir so beseelt, daß endlich ich gedachte,
Kein ird'scher Mund, nur höhre Geister könnten
Der Göttlichkeiten Wahrheit so enthüllen?
Und so – und so –

Aram:

... entstiegen wir dem Himmel
Und Weisheit zeugte ird'sche Leidenschaft.

Aram:

...Weise rühmten
Des Landmanns dumpfes Los, und stolzes Wissen
Hat niedre Müh beneidet; wenn mit Recht,
Dann laß uns diese Bücher hier verbrennen
Und niedersitzend tändeln mit der Zeit,
Prophet'scher Weisheit hohem Spruche spottend
Das schale Jetzt mit finstrer Wolk' vermauernd,
Bis Nacht uns zur Natur wird, und das Licht
Der Sterne selbst ein Meteor nur, das
Den irren Geist der trägen Ruh entrückt.
Die jetzt sein Glück ist. – Nehmen diesen Freibrief
Von Mühe will auch ich.

Aus Eugen Aram, einer handschriftlichen Tragödie.

Ein scheußlich Weib, ein Bild des Neids, ohn'gleichen
An argem Thun, sich selbst zur Quäl erschaffen,
Sich selbst und andern Ursach gleichen Leids,
Wer konnte streiten mit dem starten Bann
Der diese Welt in ew'gen Wechsel zwingt?
Drum geh' nicht weiter, schweife fürder nicht,
Nein, lieg hier nieder, denk an deine Ruh'.
Spenser.

Wenige Menschen konnten sich vielleicht eines so festen und männlichen Sinnes rühmen, wie Aram einen solchen trotz seiner Überspanntheit besaß. Seine fortdauernde Einsamkeit hatte seine natürliche Willensstärke noch vermehrt; denn, jede Quelle des Glückes nur aus sich selbst schöpfend, nur seine Gedanken zu Gefährten – nur seinen Geist, um seine Einsamkeit zu beleben, – mußte er dem Ton seiner Seele notwendig jene strenge, kräftige Spannung mitteilen, welche durch die Gewohnheit, der einzige Bestimmende des eigenen Selbst zu sein, fast immer hervorgerufen wird; und doch dürfte der Leser, falls er zu jung ist, kaum darüber staunen, daß der Entschluß des Gelehrten, gegen die aufkeimende Liebe zu kämpfen aus welchen Beweggründen er auch hervorgegangen fein mochte, wider dessen Willen allmählich dahinschmolz. Es verdient bemerkt zu werden, daß gerade Enthusiasten für Wissenschaft und stilles Nachdenken zu irgend einer Zeit ihres Lebens unter allen Menschen am empfänglichsten für Liebe gewesen sind. Ihre Einsamkeit nährt ihre Leidenschaft, und seiner, wie sie in der Regel von dem lauten, gewaltsameren Treiben der Welt sind, findet die Liebe, wenn sie einmal in ihr Herz gedrungen ist, kein Gegengewicht gegen ihre Regungen und keine Rettung vor ihrem Sturm.

Zudem hatte Aram eben das Alter erreicht, wo in der Regel eine Art von Ableitung in den Neigungen des Menschen eintritt. In diesem Alter werden gewöhnlich die, deren Lebensberuf bis jetzt die Liebe gewesen ist, für Ehrgeiz empfänglich; die, welche Sklaven des Genusses waren, erwachen aus ihrem Traum und richten ihre Wünsche auf den Gewinn. Und so lassen denn in demselben Verhältnis auch diejenigen, welche bisher die Fülle der Jugendkraft auf unfruchtbarem Boden vergeudeten, welche dem Ehrgeiz fröhnten – oder auch, wie Aram – ihre Herzen der Weisheit weihten, von ihrem Eifer nach, blicken mit Reue auf die entschwundenen Jahre zurück und fangen im Mannesalter an, sich den flammenden Wonnen, dem süßen Wahnsinn hinzugeben, der nur an der Jugend verzeihlich ist. Kurz, wie in jedem menschlichen Streben eine gewisse Nichtigkeit liegt, und wie alles Erstrebte in sich selbst den Samen des Überdrusses trägt, so giebt es eine Zeit, wo wir von dem Streben nachlassen und des Erstrebten überdrüssig sind. Wir blicken dann um uns nach etwas Neuem – folgen diesem – und sind abermals betrogen. Nur wenige Menschen begleitet während ihres ganzen Lebens derselbe Wunsch. Haben wir die Mitte der Brücke erreicht, die uns Sterblichen gezogen ist, so verlocken uns fast jedesmal andere Gegenstände zum Hinabgang, als diejenigen, welche uns zum Hinaufsteigen anreizten. Glücklich die, welche während der ersten Hälfte ihrer Reise alle Schwächen des irdischen Daseins erschöpft haben! Aber wie verschieden ist die Unreife der vorübergehenden Liebe jenes Alters, worin die Leidenschaft noch keine Dauer und Kraft durch den Gedanken erhalten hat, von der Liebe, welche zum erstenmal in reifen, aber immer noch jugendlichen Jahren gefühlt wird! Wie die Flamme heller brennt, je größern Widerstand sie zu überwinden hat, so ist diese späte Liebe um so glühender, je länger die Zeit dauerte, innerhalb welcher ihre Lockungen abgewiesen wurden: die gründlichen, zusammengefaßten und zur höchsten Stufe der Entwickelung gediehenen Seelenkräfte sind jetzt der unendlichen Zerstreuung, den zahllosen Launen der Jugend nicht mehr ausgesetzt; die Strahlen des Herzens, durch keine Teilung geschwächt, vereinigen sich in einem Brennpunkt. Jener Ernst, jene Einheit des Zwecks, die unsere Unternehmungen im Mannesalter so viel erfolgreicher machen, dem gegenüber, was wir in der Jugend hervorbringen konnten, sprechen sich gleich deutlich und gleich sieghaft aus, mögen sie nun auf äußeren Gewinn oder auf Liebe gerichtet sein. Hierzu jedoch müssen die Gefühle, wie bei Aram, noch ebenso frisch als gereift – sie dürfen nicht durch ein bereits mit ihnen getriebenes Lüsteln zerstückelt sein: Liebe muß als das erste Erzeugnis des Bodens, nicht als kränkelnder Nachwuchs erscheinen.

Der Leser wird bemerkt haben, daß die Zeit, worin unsere Erzählung Madeline und Aram das erste Mal zusammenbrachte, nicht das erste Zusammentreffen beider war. Längst hatte Aram mit Bewunderung eine Schönheit wahrgenommen, derengleichen er nie gesehen, und unbestimmte, undeutliche Empfindungen hatten den tiefen Eindruck vorbereitet, den ihr Bild jetzt in ihm erregte. Der Hauptgrund seiner jetzigen steigenden Zuneigung lag jedoch in dem unverkennbaren Wohlwollen, das er bei Madeline selbst für sich vorfand. Eine so zurückgezogene Natur, wie die seinige, hätte vielleicht niemals der Liebe Raum gegeben, falls diese als eine Anmaßung von seiner Seite erschienen wäre. Aber daß eine alle seine Träume überbietende Schönheit, wie Madeline Lester, sich herabließ, eine Zärtlichkeit gegen ihn auszudrücken, die ihm Hoffnung gestattete, war ein Gedanke, der von selbst in sein Herz drang, wenn er ihr Auge unbewußt auf sich ruhen sah und bemerkte, wie ihre Stimme im Sprechen mit ihm sanfter und zitternder wurde. Und dieser Gedanke rief eine unbekannte unwiderstehliche Bewegung in seinem Innern hervor, die durch Einsamkeit und durch das brütende Sinnen der Einsamkeit – ein Sinnen, das umsomehr an Stärke gewinnt, auf je weniger Gegenständen der Betrachtung es ruht – bald zur Liebe zeitigte. Vielleicht würde er gegen diesen Eindruck nicht so sehr angekämpft haben, wie er es wirklich that, hätten nicht eben damals gewisse Empfindungen, welche mit vorangegangenen Ereignissen in Verbindung standen, mächtiger als seit den letzten Jahren auf ihn eingestürmt und so gewissermaßen sein Herz geteilt. Allmählich jedoch sanken diese Gefühle von ihrer Lebhaftigkeit in das gewohnte tiefe, obwohl nicht ganz bedeckende Dunkel zurück, wohin seine mächtige Seele sie früher zur Ruhe gewiesen hatte. Als sie sich dort lagerten, schwebte ihm Madelines Bild ungestörter vor und sein Entschluß, demselben zu widerstehen, ward wankender und schwächer. Das Schicksal schien es darauf abgesehen zu haben, diese beiden Menschen, die einander jetzt schon so sehr anzogen, zusammenzubringen. Nach dem in unserm vorigen Kapitel erwähnten Gespräch zwischen Walter und dem Gelehrten hatte ersterer – wie wir gesehen haben, gegen seinen eigenen Willen gerührt und besänftigt – aus freiem Antrieb (wie früher nur mit Widerstreben) jene Andeutungen des Mißfallens, die er sonst so reichlich über Aram ausgeschüttet, unterdrückt, und Lester, der sich, bei aller eigenen Bereitwilligkeit, durch die feindliche Gesinnung seines Pflegesohnes in der Annäherung zu seinem Nachbar etwas zurückgehalten fühlte, hatte nun kein Bedenken mehr, seine Freundschaft mit einer Beharrlichkeit aufzudrängen, die eine Abweisung beinahe unmöglich machte. Es war Arams unabänderliche Gewohnheit, in jeder Jahreszeit zu gewissen Tagesstunden umherzustreifen, besonders gegen Abend; gelang es ihm daher nicht, sich Eingang in des Gelehrten Haus zu verschaffen, so wurde es Lester somit doch möglich, mit ihm auf seinen häufigen Wanderungen zusammenzutreffen, wobei er immer noch den Schein retten konnte, als geschehe dies ohne Absicht. In seiner großen Herzensgüte wünschte er eifrigst, den einsamen freundlosen Mann aus einer Stimmung und Gewohnheit zu reißen, welche, wie er nicht anders glauben konnte, denselben in immer tieferen Trübsinn versenken mußten. Seit Walter ihm das Nähere über sein Zusammentreffen mit Aram mitgeteilt hatte, war dieser Wunsch...



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