Burrows | Die Lady und der Herzensbrecher | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 0555, 256 Seiten

Reihe: Historical MyLady

Burrows Die Lady und der Herzensbrecher


1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-7337-6227-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 0555, 256 Seiten

Reihe: Historical MyLady

ISBN: 978-3-7337-6227-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



So gedemütigt hat sich Henrietta noch nie gefühlt. Ausgerechnet der Mann, für den sie alles aufgegeben hat, lässt sie auf der Tanzfläche stehen. Unter Tränen flieht sie nach draußen - und wird Zeugin einer unerwarteten Szene: Kein anderer als der gefährliche Lord Deben wird von einer heiratswütigen Debütantin überlistet. Kann sie es wagen, ihm zu helfen? Und das in ihrem Aufzug? Zerzauste Haare, fleckiges Kleid - mutig tritt Henrietta aus den Schatten. Eine folgenschwere Tat. Denn jetzt sucht der Lord, den ganz London für seine amourösen Abenteuer kennt, verdächtig oft ihre Nähe ...



Annie Burrows wurde in Suffolk, England, geboren als Tochter von Eltern, die viel lasen und das Haus voller Bücher hatten. Schon als Mädchen dachte sie sich auf ihrem langen Schulweg oder wenn sie krank im Bett lag, Geschichten aus. Ihre Liebe zu Historischem entdeckte sie in den Herrenhäusern, die sie gemeinsam mit ihren Eltern und ihrer älteren Schwester besichtigte. Weil sie so gern las und sich Geschichten ausdachte, beschloss sie, Literatur zu studieren. An der Universität lernte sie ihren Mann, einen Mathematikstudenten, kennen. Sie heirateten, und Annie zog mit ihm nach Manchester. Sie bekamen zwei Kinder, und so musste sie zunächst ihren Traum von einer Karriere als Schriftstellerin vergessen. Doch ihr Wunsch zu schreiben blieb, und nach mehreren gescheiterten Versuchen wurde ihr Roman "His Cinderella Bride" angenommen und veröffentlicht. Inzwischen sind weitere Regency-Romane von ihr erschienen.

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1. KAPITEL

Oh Gott! Er hatte zwar gewusst, dass es nicht einfach werden würde, aber dass sie sich alle so vorhersehbar verhalten würden, hätte er nicht gedacht.

Lord Deben trat nach draußen auf die Terrasse, auf der sich sonst niemand aufhielt, da sie ganz feucht vom Nieselregen war. Er ging zum Geländer, lehnte sich schwerfällig dagegen und atmete ein paarmal tief ein. Zum Glück wurde die Luft hier weder durch Parfüm noch durch Schweiß oder Kerzenwachs getrübt.

Als Erstes war er Lady Twining, der Gastgeberin des heutigen Abends, begegnet. Ihr wären beinahe die Augen aus dem Kopf gefallen, als sie gesehen hatte, an wessen Seite die Dowager Lady Dalrymple eingetroffen war. Er war bisher nur einmal auf einem Debütantinnenball gewesen – und zwar auf dem seiner Schwester. Jenes prachtvolle Fest hatte er vor ungefähr vier Jahren selbst ausgerichtet. Er hatte Lady Twining angesehen, wie sehr sie sich darüber gewundert hatte, dass er plötzlich mit einer Verfechterin der guten Sitten auf ihrer Feier erschienen war – und dass er sich überhaupt freiwillig in das Haus einer anständigen Familie begab, anstatt sich wie üblich ausschließlich in seinen verruchten Kreisen zu bewegen.

Während er mit seiner Begleitung langsam die Treppe hochgelaufen war, hatte er die Gastgeberin dabei beobachtet, wie sie das Dilemma, das seine Anwesenheit für sie aufwarf, zu lösen versuchte. Sie konnte ihm kaum den Zutritt verweigern, da sie seiner Patentante eine Einladung geschickt hatte und er offensichtlich als ihr Begleiter auftrat. Aber es stand ihr ins Gesicht geschrieben, wie gerne sie genau das getan hätte! Offensichtlich glaubte sie, dass sie genauso gut einem herumstreunenden Fuchs die Tür zu einem Hühnerstall offen halten könne, wenn sie ihm Zutritt zu einem Haus voller unschuldiger junger Mädchen gewährte.

Allerdings fehlte ihr der Mut, um das, was sie dachte, auszusprechen. Als er bereits an der Empfangsreihe angekommen war, bekam er nur die üblichen Floskeln wie ‚Was für eine Ehre, Sie in unserem Haus begrüßen zu dürfen, Mylord‘ und ‚Wir hatten nicht erwartet, heute Abend solch einen hochgestellten Gast wie Sie willkommen heißen zu dürfen‘ zu hören.

Nein. Den letzten Satz hatte sie gar nicht gesagt, doch ihre überschwängliche, aufgeregte Begrüßung hatte ihm genau das zu verstehen gegeben. Durch die Anwesenheit eines Earls war ihr gesellschaftliches Ansehen so sehr in die Höhe geschossen, dass es beinahe keine Rolle spielte, was für eine moralische Gefahr von ihm ausging.

Als er die anwesenden Gäste betrachtete, schürzte er verächtlich die Lippen. Es hatten sich zwei unterschiedliche Lager gebildet: Die einen dachten lediglich an seinen Ruf und liefen wie aufgescheuchte Hühner, die ihre kostbaren Jungen beschützen mussten, durcheinander; wohingegen die anderen – er verzog das Gesicht – ihre große Chance gekommen sahen.

Er hatte ihre Blicke im Rücken gespürt, als er ins Haus geschritten war. Hinter vorgehaltener Hand hatten sie gewiss eifrig spekuliert: Warum er wohl gekommen war? Und warum ausgerechnet mit Lady Dalrymple? War das ein Zeichen, dass er in dieser Saison endlich seine Pflicht gegenüber der Familie erfüllen und sich eine Frau nehmen würde?

Bei der wenn auch unwahrscheinlichen Aussicht, dass der berüchtigtste Frauenheld und gefährlichste Charmeur seiner Generation nach einer Frau suchte, fingen die Ehrgeizigsten unter den Begleitdamen unverzüglich damit an, die anderen mit den Ellbogen zurückzudrängen. Sie platzierten ihre einfältig lächelnden Schützlinge in vorderster Reihe und träumten wahrscheinlich schon davon, das jeweilige Mädchen als Countess an seiner Seite zu sehen.

Die Tatsache, dass sie mit ihrer Vermutung richtiglagen, machte ihre Annäherungsversuche nicht weniger abstoßend. In Zukunft müsste er viele solcher Veranstaltungen besuchen und geistlose Gespräche, die als Konversation angesehen wurden, sowie jenes unbeholfene, affektierte Benehmen über sich ergehen lassen. Manchmal müsste er sogar über unreine Gesichtshaut hinwegsehen. Denn wie konnte er sich sonst vollkommen sicher sein, dass zumindest das erste Kind von ihm abstammte, wenn er nicht ein Mädchen, das frisch aus der Schule kam, heiratete? Die Pflicht gegenüber seinen stolzen Vorfahren machte dies zu einer unumstößlichen Bedingung.

Aber glaubten die anwesenden Gäste tatsächlich, dass er dem ersten jungen Ding, das seinen Weg kreuzte, einen Antrag machen würde? Noch dazu bei der allerersten Veranstaltung, die er besuchte, seit er entschieden hatte, dass es an der Zeit beziehungsweise längst überfällig war, sich dem Schicksal, das ihm seine gesellschaftliche Stellung aufbürdete, zu beugen?

Er lehnte sich zurück und hielt das Gesicht nach oben in den Regen. Das Brennen auf seiner Haut ließ nach, doch gegen die tiefe Bitterkeit, die in ihm hochkochte, konnte der Regen nichts ausrichten. Nichts und niemand wäre dazu imstande.

Es sei denn … Er hielt inne, als ihm ein grandioser Gedanke durch den Kopf schoss. Er glaubte nicht, dass er noch viele weitere solcher Veranstaltungen ertragen könnte. Wie sollte er sich zwischen diesen bleichgesichtigen, eifrigen jungen Frauen jemals für eine entscheiden? Was zum Teufel hielt ihn eigentlich davon ab, einfach dem erstbesten kleinen Ding, das ihm in dem Saal über den Weg laufen würde, einen Antrag zu machen? Dann hätte er diese ganze unangenehme Angelegenheit wenigstens so schnell und schmerzlos wie möglich hinter sich gebracht.

Wie viel Zeit würde ihn das Ganze kosten? Ein Jahr? Um die Hand eines dieser Mädchen anhalten, die im Übrigen genauso vorgeführt wurden wie die Zuchtstuten bei Tattersalls. Das Aufgebot bestellen, die Farce einer Hochzeitszeremonie überstehen, mit seiner Angetrauten das Bett teilen und sich so oft mit ihr zu vereinen, bis er sicher sein konnte, dass sie in anderen Umständen war. Hoffen, dass das Kind ein Junge sei. Nachdem er seine Erbfolge sichergestellt hätte, würde er sich wieder ganz seinem sorgenfreien Leben widmen können und sie würde …

Bei der Vorstellung, was seine Ehefrau, so ganz sich selbst überlassen, alles anstellen könnte, sog er scharf die Luft ein und ließ den Kopf wieder sinken.

Ihr wären keine Grenzen gesetzt. Sie könnte alles tun, wonach ihr der Sinn stehen würde. Niemand wusste besser als er, wie weit junge, gelangweilte Ehefrauen gewillt waren zu gehen, um amouröse Abenteuer zu erleben.

Ungeduldig stöhnte er auf und zog seine Uhr aus der Westentasche. Er drehte sich zum Licht, das aus den Fenstern des Ballsaals fiel, um zu sehen, wie spät es war. Ungläubig zog er eine Braue hoch. Waren seit seiner Ankunft erst fünfunddreißig Minuten vergangen? Es könnte Stunden dauern, bis Lady Dalrymple bereit wäre zu gehen. Sie würde es sich nicht nehmen lassen, zu tanzen, mit ihren Spießgesellinnen zu tratschen und zu Abend zu essen.

Dann musste es eben so sein. Widerwillig verzog er den Mund. Da er die Zeit ohnehin irgendwie herumbekommen musste, konnte er genauso gut seiner Eingebung folgen und die Heiratsangelegenheit ein für alle Mal klären. Er würde jetzt zum Ballsaal zurückgehen und das erste Mädchen, das ihm über den Weg lief, zum Tanz auffordern. Wenn sie einwilligen und er sie nicht allzu abstoßend finden sollte, würde er ihren Vater aufsuchen und alles Weitere mit ihm besprechen.

Sieh an! So einfach ließe sich diese ganze verdammte Angelegenheit regeln. Er müsste noch nicht einmal in jene Höhle des Löwen namens Almack’s gehen, wo sofort der ganze ton über seine Absichten Bescheid wüsste.

Doch als er die Uhr wieder in die Tasche steckte, waren seine Füße wie festgewachsen. Er blickte starr geradeaus, ohne den mit Tau überzogenen Rasen unterhalb der Terrasse überhaupt wahrzunehmen. Alles, was er sah, war der dunkle Abgrund, in den er sich jetzt stürzen würde.

Es spielte keine Rolle, ob er sich für die unbekannte junge Frau, die da drinnen im Haus auf ihn wartete, auf Dauer erwärmen könnte oder nicht. Er musste sich lediglich vorstellen können, so lange das Bett mit ihr zu teilen, bis er einen rechtmäßigen Erben gezeugt hätte. Wenn er sie nicht ins Herz schließen würde, dann könnte sie ihn weder verletzen noch demütigen. Auf ihre Liebesaffären könnte er genauso unbeteiligt und amüsiert reagieren, wie er es im Laufe der Jahre bei den Ehemännern, mit deren Frauen er ein Verhältnis eingegangen war, gesehen hatte. Die gelangweilten, unzufriedenen Frauen hatten auf eigene Faust nach jüngeren, tatkräftigeren Männern gesucht, um ihrem Leben die gewisse Würze, die in ihrer pflichtbewusst geschlossenen Ehe so offenkundig fehlte, zu verleihen.

Im Rahmen solch einer auf Gleichgültigkeit basierenden Übereinkunft könnte er vielleicht sogar ihren Nachwuchs dulden. Vielleicht würde er die Kinder sogar liebenswürdig behandeln, anstatt ihnen ins Gesicht zu sagen, dass sie nicht von ihm seien. Sie wiederum würden sich als Geschwister betrachten, sich umeinander kümmern und einander unterstützen, anstatt …

Als die Terrassentür geöffnet wurde, riss ihn die laute Musik aus dem Ballsaal aus dem Sog an niederschmetternden Gedanken, die ihn stets heimzusuchen pflegten, sobald er an seine Kindheit zurückdachte.

Verärgert darüber, dass sein Moment des Alleinseins unterbrochen wurde, drehte er sich langsam um. Er hätte nicht erwartet, die Silhouette einer Frau in der Türöffnung zu sehen.

„Oh, Lord Deben!“

Das Mädchen rang nach Luft und legte sich in einer theatralischen Geste die Hand an den Hals. Er vermutete, dass sie es mit...



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