Cahill Call me, maybe
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-8025-9796-1
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 299 Seiten, Format (B × H): 124 mm x 180 mm
ISBN: 978-3-8025-9796-1
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
CALL ME, MAYBE? Den Uniabschluss frisch in der Tasche befindet sich Clementine Daly auf dem Weg nach Kalifornien, als sie am Flughafen buchstäblich in den Schoß eines Fremden stolpert. In dem darauffolgenden Durcheinander verwechselt sie sein Handy mit ihrem eigenen und steckt es ein. Als Clem den Fehler bemerkt, liegen zwischen ihr und Justin Mueller bereits Tausende von Meilen. Clem und Justin beginnen sich Nachrichten zu schreiben und lernen einander immer besser kennen. Und bald schon geht das, was zwischen ihnen passiert, weit über harmloses WhatsApp-Flirten hinaus ... Doch was passiert, wenn sie sich wieder wahrhaftig gegenüberstehen?
Ellie Cahill lebt mit ihrem Ehemann und einem Sohn in Milwaukee, wo sie zu viel Zeit im Internet und mit dem Schauen von Katastrophenfilmen verbringt. Sie hat jeden Tag einen anderen Ohrwurm, der sie verfolgt. Zu ihren größten persönlichen Erfolgen zählt der erste Platz bei einem Hula-Hoop-Wettbewerb.
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2
»Was zum Teufel …?«
Honor sah zu mir herüber. »Was ist los?«
»Mein Handy spinnt total. Es hat mir einen ganzen Haufen Textnachrichten von mir selbst geschickt. Guck dir das mal an.« Konnte man sich mit dem Handy einen Virus einfangen? Ich hielt das Telefon meinem Bruder hin.
Honor starrte es blinzelnd an, dann sagte er mit schreckgeweiteten Augen: »Oh Mist.«
»Was denn?«
»Das ist nicht dein Handy.«
»Was?!« Ich riss es wieder an mich, um mich selbst davon zu überzeugen.
Unter meiner Nummer war der Inhalt der Nachrichten nur teilweise sichtbar, aber es war nicht schwer, sich den Rest zusammenzureimen.
+1 (847) 555-2015
Sie haben mein Handy! Bitte kommen Sie zurück zum …
+1 (847) 555-2015
Wer sind Sie? Ich habe Ihr Handy …
Oh. Mist.
Ich entsperrte das Handy und suchte hektisch nach der Messenger-App. Sie war nicht dort, wo ich sie auf meinem Display hatte. Als ich sie fand, stand dort in einem kleinen roten Kreis die Zahl 15. Bei den Anrufen befand sich ebenfalls ein Kreis, darin stand die Nummer sechs.
Oh. Doppelmist.
Ich sprach es laut aus. »Das ist definitiv nicht mein Handy.«
»Hab ich doch gesagt. Wem gehört es?«
Ich scrollte durch die zunehmend verzweifelten Nachrichten von meiner Nummer. Wer immer auch mein Handy hatte, gab nicht seinen Namen an.
Ich wählte meine Nummer. Vor Aufregung drehte sich mir der Magen um, und plötzlich war ich hellwach.
Ring.
Nein nein nein nein nein nein nein, so etwas konnte mir doch nicht passieren.
Ring.
Honor musste am Flughafen das falsche Handy genommen haben!
Ring.
Wer zum Teufel hatte mein Handy?
Ring.
Gott, es könnte überall sein. Es könnte sich schon auf halber Strecke nach Kathmandu befinden!
Der Klang meiner eigenen Stimme ließ mich zusammenzucken. »Hi, dies ist der Anschluss von Clementine. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht.«
Während mir die automatisierte Stimme am Ende meine Optionen vortrug, wurde mir klar, dass ich keine Ahnung hatte, was ich sagen sollte. Aber jetzt war es zu spät, darüber nachzudenken. Piep.
»Ähm, hi. Ich bin die Person, die Ihr Handy hat. Es tut mir leid. Ich weiß nicht, wie das passieren konnte, ähm … ich, äh … bitte rufen Sie mich zurück, damit wir überlegen können, was wir tun können.«
Als ich auflegte, warf ich Honor einen tödlichen Blick zu. »Du hast das falsche Handy mitgenommen!«
»Da war sonst keines mehr!«, protestierte er.
»Offensichtlich nicht.« Meine Hände krümmten sich fest um das fremde Handy, während ich gegen den Drang kämpfte, ihm gegen die Schulter zu boxen.
»Ich schwöre es, Clementine, es war das einzige, das noch da war. Du hast es eingesteckt gelassen, ich habe es genommen, Ende der Geschichte.«
»Aber was ist denn da passiert?«
»Woher soll ich das wissen?«
Serena, die Stewardess, erschien besorgt im Gang. »Alles in Ordnung?«
»Alles wunderbar«, blaffte Honor.
»Sei kein Idiot. Es ist nicht ihre Schuld.«
»Meine ist es aber auch nicht«, erwiderte er.
»Tja, meine ist es auf keinen Fall!«, sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen, dann sah ich Serena an. Zeit, meine Großmutter zu imitieren. Ich schenkte ihr mein bestes Miriam-Schulman-Daly-Patrizier-Lächeln. »Alles in bester Ordnung. Nur ein kleines Problem mit meinem Handy. Vielen Dank.«
Der Pilot bremste die Maschine ab, als wir an unserem Gate ankamen. Das Flugzug füllte sich mit dem metallischen Klicken von Sitzgurten. Serena eilte zurück in den vorderen Teil des Flugzeugs, und Honor stand eilig auf, als sei er entschlossen, der Erste zu sein, der das Flugzeug verlässt. Ich nahm an, dass dies seine Art war, nicht länger über diese Sache reden zu müssen.
Wahrscheinlich war es so auch am besten. Weil ich ihn nun doch töten würde.
Er schien die ganze Zeit entschlossen, Abstand zu mir zu halten, was ihm mithilfe seiner langen Beine auch gelang, vom Terminal über die Aufzüge zur Gepäckausgabe. Als ich ihn endlich eingeholt hatte, war ich ganz außer Atem, aber das würde mich nicht aufhalten. Oh nein. Je länger ich darüber nachdachte, desto wütender wurde ich. Ich pikte meinem Bruder in den Hinterkopf.
»Ich schwöre dir, Honor, wenn wir nicht von Zeugen umgeben wären …«
Mürrisch drehte er sich um. »Es ist möglich, dass doch zwei Handys eingesteckt waren, okay?«
»Ach ja, meinst du?«
Genau in diesem Moment begann das Handy in meiner Hand zu vibrieren.
»Oh Gott, das ist er – sie – wer auch immer.« Nicht einmal das wusste ich, da ich mir die zweifellos wütenden Voicemails nicht angehört hatte. Die Textnachrichten hatten mir schon gereicht.
Ring.
Würde man mich anbrüllen?
Ri–
»Geh endlich dran«, explodierte Honor.
Ich wischte über das Display. »H-hallo?«
»Hallo?«, sagte eine männliche Stimme, und ich erschreckte mich fast zu Tode. Es bestand eine fünfzigprozentige Chance, dass es ein Mann ist, du Genie.
»H-hi«, stotterte ich. »Ich bin die Idiotin, der unsere Handys verwechselt hat.« Es war wahrscheinlich am besten, es auf die demütige Tour zu versuchen.
Er seufzte, und ich hörte Rauschen im Ohr. »Hi. Danke, dass Sie angerufen haben.«
»Es tut mir sehr leid«, sagte ich.
»Ja, mir auch.« Er klang resigniert. »Was machen wir jetzt?«
»Ähm …« Ich hatte keine Ahnung. Was für Möglichkeiten hatten wir denn? Wahrscheinlich wäre es für mich am unkompliziertesten, mir ein neues Handy zu kaufen, mein altes stilllegen und meine Nummer auf das neue Handy übertragen zu lassen. Aber dann hätte dieser Fremde nur ein nicht funktionierendes Handy und ich immer noch seines. Er könnte theoretisch dasselbe tun, aber das setzte voraus, dass er dort, wo er war, ein neues Handy bekam. Und dass er genug Geld hatte.
»Ich könnte es Ihnen per FedEx zuschicken«, bot ich an. Mein Herz blutete bei dem Gedanken, mein kostbares Handy einem Lieferdienst anzuvertrauen.
»Und in der Zwischenzeit sind wir beide ohne Handy.«
»Stimmt.« Ich folgte Honor auf Autopilot zur Gepäckausgabe. Meine ganze Konzentration war auf das Handy gerichtet.
»Und es setzt voraus, dass sie unsere Päckchen nicht verlieren.«
»Stimmt«, sagte ich und klang dabei viel lässiger, als ich mich fühlte. »Ist nicht meine Lieblingslösung …«
»Meine auch nicht …«, sagte die Stimme sanft. »Die Vorstellung, mein Handy niemals wiederzusehen, ist für mich schlimmer, als ich eigentlich zugeben möchte.«
Ich lachte und war froh, dass es nicht nur mir so ging. Wenn auch wahrscheinlich aus ganz anderen Gründen. »Okay, was dann?«
»Wo wohnen Sie?«
»Chicago. Aber ich bin bis Freitag in Kalifornien.«
»Sie kommen aus Chicago?«, fragte er. »Ich auch. Aber ich bin in Florida bis Freitag.«
»Also warten wir einfach, bis wir beide wieder zurück sind, und tauschen?«
Er machte ein wimmerndes Geräusch. »Ich schätze, das müssen wir.«
»Ich verspreche Ihnen, dass ich es mit meinem Leben bewachen werde, bis ich wieder in Chicago bin.«
»Ich werde auf Ihres auch gut achtgeben.«
Ich fuhr mir mit den Fingern durchs Haar. Ein Gefühl hatte von mir Besitz ergriffen, das ich das letzte Mal vor drei Jahren empfunden hatte, als wir darauf gewartet hatten, dass meine Großmutter aus dem OP-Saal nach ihrer Hüftoperation gefahren wurde. Was einfach lächerlich war in Anbetracht der Tatsache, dass ich dieses Handy für ein paar Hundert Dollar ersetzen konnte. Ich konnte meines und seines schnell mit ein paar Telefonanrufen und meiner American-Express-Karte erneuern.
»Es tut mir wirklich leid«, wiederholte ich.
»Wenn Sie es nicht mit Absicht getan haben, können Sie aufhören, sich zu entschuldigen. Wir müssen jetzt irgendwie damit umgehen.«
»Stimmt.« Ich biss mir auf die Zunge.
»Wer sind Sie?«, fragte er.
Meine Nerven zitterten vor vertrauter Anspannung. Aber er hatte mein Handy. Es gab nichts, was ich tun konnte, sollte er sich entschließen, Detektiv zu spielen. Oh Gott, ich hatte so hart daran gearbeitet, es sauber zu halten. Hatte ich irgendetwas übersehen? Etwas, das er benutzen konnte? Schließlich sagte ich: »Clementine.«
»Clementine?«, wiederholte er im Tonfall totaler Skepsis. Es war eine typische Reaktion.
»Ja.«
»Ich bin Justin. Ich würde ja sagen, es ist nett, Sie kennenzulernen, aber …«
»Ja, na ja. Danke, dass Sie es so locker nehmen, Justin.«
»Kein Problem. Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich Ihre Nummer ein paar Leuten gebe?«
Ich brauchte einen Moment, um zu verstehen, was er meinte. Er brauchte immer noch ein Telefon, und momentan war meines das einzige, das er hatte.
»Nein, das ist schon in Ordnung. Machen Sie nur. Ich glaube nicht, dass ich allzu viele Anrufe bekommen werde. Alle wissen, dass ich unterwegs bin.«
»Sie können meine Nummer rausgeben, wenn Sie müssen.«
»Gleichfalls.«
»Okay …« Er wurde leiser und schien unsicher. »Ich nehme an, dass ich … Sie einfach verständige, wenn Sie eine Nachricht...




