Carey Star Trek - Deep Space Nine: Der Weg des Kriegers
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-641-11661-3
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, 0 Seiten
ISBN: 978-3-641-11661-3
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Eine klingonische Kampfflotte taucht unvermittelt vor der Raumstation auf. Zwar ist die Föderation seit langem mit dem Imperium verbündet, doch nun haben die Klingonen einen neuen Feind ausgemacht: Die Cardassianer. Sie sind davon überzeugt, dass die Gestaltwandler aus dem Gamma-Quadranten Cardassia infiltriert haben, und wollen nun einen Präventivschlag führen. Captain Sisko ist zwischen die Fronten geraten: Lässt er die Klingonen gewähren, ist der Friede im Alpha-Quadranten gefährdet. Die einzige Alternative ist, den alten Erzfeind zu unterstützen.
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Kapitel 2
Anspannung, Verlust, Niederlage. Diese drei Worte klangen so endgültig wie eine Totenglocke.
Bevor irgend jemand etwas unternehmen konnte, tauchte Chief O'Brien plötzlich hinter einer großen exotischen Pflanze auf und hielt dem Gestaltwandler sein Phasergewehr ins Gesicht, während das Wesen mit einem schlürfenden Geräusch menschliche Gestalt annahm.
»Peng«, sagte O'Brien. »Sie sind tot!«
»Und Dr. Bashir ebenfalls«, sagte der Gestaltwandler mit einer Mischung aus Verbitterung und Triumph. Er zog seinen tentakelförmigen Arm zurück und stellte den bestürzten Arzt wieder auf die Beine.
Siskos Magen zog sich vor Verärgerung zusammen, als er die Treppe hinunterstürmte und zu ihnen eilte.
Hinter ihm tippte Kira auf ihren Kommunikator. »Computer, wie viel Zeit ist vergangen?«
»Drei Stunden und siebenundzwanzig Minuten.«
»Das ist nicht gut genug«, sagte der Gestaltwandler. »Wenn einer meiner Artgenossen sich so lange frei in der Station bewegen könnte, hätte er Zeit genug, um jede Menge Schaden anzurichten.«
»Setzen Sie eine weitere Überraschungsübung an«, sagte Sisko schroff. »Wenn das Dominion die Station infiltrieren sollte, will ich darauf vorbereitet sein.«
Das waren große Worte nach einem so großen Fehlschlag. Er hatte soeben seinen Arzt und die Kontrolle über den zentralen Bereich der Station an den Feind verloren. Er warf seinem Sicherheitsoffizier Constable Odo einen kurzen Blick zu und empfand unwillkürlich eine tiefe Verbitterung darüber, dass der Gestaltwandler sie so mühelos überlistet hatte. Das war natürlich Odos Aufgabe gewesen, aber trotzdem spürte Sisko für einen kurzen Moment eine irrationale Feindseligkeit gegen ihn.
»Und vergessen Sie nicht«, sagte Odo, »beim nächsten Mal alles mit Phaserfeuer zu bestreichen. Ein Gestaltwandler kann alles mögliche sein. Ein Pfeiler, eine Säule … sogar eine reflektierende Oberfläche.« Er deutete auf den Übersichtsplan, der ihm als Versteck gedient hatte.
»Wir haben verstanden, Constable«, brummte Chief O'Brien.
»Das hoffe ich, Chief«, entgegnete Odo mit seiner eindringlichen Stimme. »Vergessen Sie niemals, dass die Gründer noch bessere Gestaltwandler als ich sind.«
Sein maskenhaftes Gesicht, das so glatt wirkte, als wäre es aus Wachs, war ein deutlicher Beweis dafür. In der Vergangenheit waren sie bereits von Gestaltwandlern getäuscht worden, die das Aussehen eines anderen Intelligenzwesens viel besser als Odo nachbilden konnten. Er besaß nur die natürliche Fähigkeit und hatte niemals eine besondere Ausbildung erhalten – wie eine Sopranstimme, die nie durch Gesangsunterricht geschult worden war.
Doch heute hatte es immerhin genügt, um Sisko und alle seine Sicherheitsmaßnahmen zu hintergehen. Er hatte die Station verloren, und nur, weil es eine Simulation gewesen war, hatte er sie noch einmal zurückbekommen.
Er drehte sich um und wollte gehen, doch dann zuckte er zusammen, als da plötzlich jemand stand, der einen Augenblick zuvor noch nicht dagewesen war – Quark.
»Entschuldigen Sie bitte«, sagte der durchtriebene Barbesitzer, »aber wenn Sie damit fertig sind, meine Kunden zu vergraulen, würde ich gerne meine Bar wieder öffnen.«
»Kein Problem«, sagte Kira.
»Vielen Dank.« Dann wandte sich der Ferengi an Odo. »Constable, mir ist da gerade eine Idee gekommen. Wenn ich im Voraus wüsste, wie lange es bei der nächsten Übung dauert, Sie zu fangen, dann könnten wir beide uns einen beträchtlichen Profit teilen.«
Odo war ohnehin schon gereizt, weil er den Bösen spielen musste. Und jetzt kam Quarks Doppelzüngigkeit hinzu, so dass er sich versteifte und ohne ein weiteres Wort davonstapfte.
Der Ferengi grinste und schickte ihm noch eine letzte Stichelei hinterher. »Denken Sie darüber nach!«
Er warf einen triumphierenden Seitenblick auf Sisko und Kira. Zumindest hatte er sich nach einem ganzen Vormittag ohne Profit einen kleinen Spaß gegönnt. Dann ging auch er.
Sisko sagte nichts dazu. Er trat zur Seite, damit Kira sich an die Sicherheitstruppen wenden konnte, die sich ringsum versammelten.
»Die Nachbesprechung wird morgen früh um Punkt acht Uhr in der Offiziersmesse beginnen«, sagte sie. »Setzen Sie sich wegen des genauen Zeitplans mit Ihren Vorgesetzten in Verbindung. Sie können jetzt gehen.«
Ihre Worte fielen wie kleine Steine auf den harten Bodenbelag. Niemand war mit dem Ergebnis zufrieden. Sie hatten ihr Leben aufs Spiel gesetzt und verloren.
Als Kira sich zu Sisko umdrehte, konnte er erkennen, wie peinlich ihr dieser Fehlschlag war. Sie war sein Erster Offizier. Es sollte ihre Aufgabe sein, ihm Erfolgsmeldungen zu liefern.
Er kannte dieses Gefühl aus seiner eigenen Laufbahn. Es war keineswegs angenehm.
»Hätten Sie Lust, mit mir essen zu gehen?«, fragte sie, ohne weiter auf die Übung einzugehen. Zumindest vorläufig vermied sie dieses Thema, das sie später unweigerlich noch einmal anschneiden mussten. Schließlich hatten sich ihre Sicherheitsmaßnahmen trotz straffer Organisation als lückenhaft erwiesen. Wenn Odo sie hintergehen konnte, dann würde ein erfahrener Gestaltwandler Deep Space Nine in ein Tollhaus verwandeln.
Doch wie sollten sie gegen Fremdwesen kämpfen, die so außergewöhnlich fremd waren? Welche Waffen könnten sie in die Knie zwingen? Die Phasergewehre verliehen zwar ein gewisses Gefühl der Sicherheit, aber selbst wenn man auf eins dieser Wesen schoss, vernichtete man es damit nicht zwangsläufig. Sie hatten es hier mit einer ganz anderen Ebene der Wirklichkeit zu tun, auf der die Physik scheinbar außer Kraft gesetzt war und die Wissenschaft an der Nase herumgeführt wurde.
Sie mussten kämpfen … aber wie?
»Nicht heute Abend«, sagte Sisko gedankenverloren. »Ich habe bereits eine Verabredung.«
»Ach ja, richtig«, entgegnete Kira. »Captain Yates ist heute früh eingetroffen.« Sie lächelte erleichtert über den Themenwechsel. »Grüßen Sie sie von mir.«
Sisko reichte ihr sein Phasergewehr, als könnte er sich dadurch von Ballast befreien, und erwiderte ihr Lächeln. Doch es war nicht echt. »Das werde ich tun«, sagte er.
Aber ich werde die Abenteuer des heutigen Tages für mich behalten.
Kerzenschein im Weltraum. Die Technologie zwanzig verschiedener Zivilisationen umgab ihn und erhielt ihn am Leben, und dennoch griff er wie viele andere Menschen auch auf Kerzen zurück, wenn er inneren Frieden suchte. Er stellte sich nicht die Frage, ob er die Kerzen entzündet hätte, wenn Kasidy heute Abend nicht kommen würde, ob er statt dessen im Halbdunkel dagesessen hätte, um in Gedanken immer wieder die Aktionen des Tages durchzukauen und nachzugrübeln, wie er sich gegen das Unaufhaltsame verteidigen konnte. Es musste doch eine Möglichkeit geben, die Gründer zu überwältigen, ohne so viel Mühe auf die Suche nach ihnen zu vergeuden. Eine Möglichkeit, wie man auf ihrer eigenen Ebene an sie herankam …
Nein, die Salatgabel gehörte auf diese Seite.
Der Türsummer meldete sich, und plötzlich bestand seine einzige Sorge nur noch darin, ob er den Tisch richtig gedeckt hatte. Endlich konnte er abschalten.
»Herein!«, rief er. Dann dachte er daran, dass er sich noch umziehen wollte. Nein, er trug bereits Zivilkleidung.
»Hallo, Ben!«, sagte die Frau, die im Schatten des Eingangs stand. »Ich hoffe, ich komme nicht zu spät.«
Sie war großartig, exotisch, hinreißend. Oder vielleicht suchte er nur nach einem Grund, sich glücklich fühlen zu können.
Doch während er auf sie zuging, wünschte er sich gleichzeitig, der Damm würde brechen, damit das, was sich gerade im Quadranten zusammenbraute, einfach geschah und seinen Lauf nahm, ganz gleich, wie es ausging. Das Warten war entsetzlich.
Doch jetzt war sie da …
»Es gibt Momente, auf die es sich zu warten lohnt«, sagte er und brachte dann zu seiner eigenen Überraschung ein ehrliches Lächeln zustande. Er nahm ein kleines Geschenkpaket vom Tisch. »Hier«, sagte er. »Das ist für dich.«
Ihr warmes, strahlendes Lächeln ließ die Kerzen vor Neid erblassen. »So ein Zufall! Ich habe auch etwas für dich.«
Mit der Effizienz zweier erfahrener Captains überreichten sie sich ihre Geschenke und öffneten sie.
Als sie ein Halstuch aus dem Geschenkpapier zog, bestaunte Kasidy es, als wäre ihr noch nie ein Halstuch untergekommen. »Wie bist du an tholianische Seide gekommen?«
»Der Botschafter der Tholianer schuldete mir noch einen Gefallen.«
Sie gab sich mit dieser Erklärung zufrieden und legte sich das Tuch um den Hals. Die Farbe erwachte erst auf ihrer Haut zu wahrem Leben. Er war froh, dass er nicht das purpurrote Tuch ausgesucht hatte.
»Darf ich?«, fragte er und hielt sein Geschenk hoch.
»Es ist zwar keine Seide«, sagte sie, »aber ich denke, dass es dir trotzdem gefällt. Es stammt aus der Mannschaft meines Bruders.«
»Die Pike City Pioneers!« Sisko strahlte, als er die Baseballmütze mit dem Mannschaftslogo auf der Vorderseite in der Hand hielt.
»Mein Bruder lässt ausrichten, wenn du jemals nach Cestus Drei kommst, besorgt er dir Sitzplätze im Unterstand.«
Die Mütze passte wie angegossen, obwohl Sisko sich seit kurzem den Schädel rasierte. »Wie weit ist es bis Cestus Drei?«
»Acht Wochen bei maximaler Warpgeschwindigkeit.«
Sisko nahm die Mütze ab, betrachtete sie wehmütig und schüttelte dabei den Kopf. »Um ein richtiges Baseballspiel zu sehen … wäre eine solche Reise die Mühe wert.«
»Wenn du einmal beschließen solltest, dir diesen Traum zu...




