Carr | Weihnachtsmärchen in Virgin River | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

Reihe: MIRA Taschenbuch

Carr Weihnachtsmärchen in Virgin River


1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-95649-500-7
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

Reihe: MIRA Taschenbuch

ISBN: 978-3-95649-500-7
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Um der erdrückenden Fürsorge ihrer Mutter zu entfliehen, fährt Angie zu ihrem Onkel Jack nach Virgin River. Allerdings kommt sie in dem verschneiten Städtchen vom Regen in die Traufe. Denn ihr Onkel denkt auch nur daran, sie vor allem und jedem zu beschützen. Selbst dann, wenn sie gegen ein bisschen vorweihnachtliche Aufregung nichts einzuwenden hätte. Besonders viel davon versprechen die heißen Blicke von Navy-Pilot Patrick Riordan, die er ihr beim traditionellen Aufstellen des Christbaums auf dem Dorfplatz zuwirft. Mehr als eine Winteraffäre will Angie nicht. Doch dem kleinen Bergdorf wohnt gerade zur Weihnachtszeit eine besondere Magie inne ...



Seit Robyn Carr den ersten Band ihrer gefeierten Virgin River-Serie veröffentlichte, stehen ihre Romane regelmäßig auf der Bestsellerliste der . Auch ihre herzerwärmende »Thunder Point-Reihe«, die in einem idyllischen Küstenstädtchen spielt, hat auf Anhieb die Leserinnen und Leser begeistert. Robyn Carr hat zwei erwachsene Kinder und lebt mit ihrem Ehemann in Las Vegas.

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1. KAPITEL


Ich glaube, ein kurzer Urlaub in Virgin River wäre genau das Richtige für Angie“, sagte Sam Sheridan, während er seine Familie ansah, die zum gemeinsamen Thanksgiving-Essen zu ihm gekommen war und nun mit ihm an einem Tisch saß. Erleichtert, dass endlich einer zu ihr hielt, schenkte Angie ihrem Großvater ein dankbares Lächeln. „Sie hat gerade einen schweren Schicksalsschlag überstanden“, fügte Sam hinzu. „Und ich finde, dass das Medizinstudium noch so lange warten kann, bis sie in Ruhe über alles nachgedacht hat. Eine kleine Pause und etwas Entspannung werden ihr guttun.“

„Nun, ich glaube, wenn jemand weiß, was gut für Angie ist, dann bin ich das“, erwiderte Donna streng und durchbohrte ihren Vater förmlich mit Blicken. „Ein Besuch bei Jack, Mel und Brie klingt ja gut und schön, doch ich bin ihre Mutter und habe sie vom Tag ihrer Geburt an immer unterstützt. An Urlaub sollte sie im Moment wirklich keinen Gedanken verschwenden. Der Unfall …“ Sie schaute Angie zögernd an. „Nun, lass uns ehrlich sein, Angie, dieser Unfall hat dich wirklich … hat dir wirklich zugesetzt. Aber jetzt solltest du so bald wie möglich deine akademische Laufbahn wieder aufnehmen und dich hauptsächlich darauf konzentrieren. Du solltest an das anknüpfen, was du vorher hattest.“

Vorher. Es schien Angie, als ob ständig nach einem Leben vor dem Unfall und einem Leben danach unterschieden würde. Während sie sich kaum an den eigentlichen Unfall erinnerte, gab es ein paar Momente, die sich tief in ihr Gedächtnis gebrannt hatten. Sie erinnerte sich, wie nahe sie dem Tod an diesem kalten, nebligen Märzabend gewesen war, als man sie blutüberströmt in die Notaufnahme des Krankenhauses eingeliefert hatte. Und dass es ihre schon lange verstorbene Großmutter gewesen war, die versucht hatte, ihr auf die andere Seite hinüberzuhelfen. Über dieses Detail hatte sie bislang noch mit niemandem aus der Familie gesprochen. Weshalb auch? Manche von ihnen hielten sie jetzt schon für leicht verrückt.

Am Tag ihres Unfalls war Angie im Wagen einer Freundin mitgefahren. Auf der Gegenfahrbahn der Interstate hatte ein Fahrer die Kontrolle über sein Auto verloren, war über den Mittelstreifen geschossen und hatte zwei entgegenkommende Wagen gerammt – darunter das Fahrzeug, in dem Angie saß. Die Unfallursache konnte ein platter Reifen gewesen sein oder der Versuch, einem anderen Auto auszuweichen, doch das würde wohl nie abschließend geklärt werden können. Jedenfalls waren weder Alkohol noch Drogen im Spiel gewesen. Es war einfach nur ein tragischer Unfall gewesen, wie sie so oft passieren.

Bei dem Crash war der Fahrer des anderen Wagens gestorben. Alle anderen Beteiligten waren verletzt worden. Angie am schwersten. Sie hatte einige üble Brüche erlitten, die operiert werden mussten. Außerdem hatte sie ihre Milz verloren, die Lunge war kollabiert, und in ihren rechten Oberschenkel hatte man eine Titanschraube einsetzen müssen. Aber ihre Kopfverletzung war das Schlimmste – sie hatte eine eindrucksvolle Fleischwunde am Hinterkopf, und obwohl es sich um keinen offenen Schädelbruch handelte, war es zu einer Hirnschwellung gekommen. Der Neurologe musste ihr eine Drainage legen, um die Flüssigkeit aus dem Ödem ableiten zu können. Nach diesem Eingriff hatte Angie drei Tage lang im Koma gelegen und musste sich ihre Rückkehr in die reale Welt durch den Anästhesie- und Schmerzmittelnebel erst mühsam erkämpfen. Freunde, Familie und die medizinischen Experten hatten sich wochenlang gefragt, ob diese kluge und ehrgeizige junge Medizinstudentin am Ende irgendwelche Behinderungen davontragen würde.

Zum Glück war ihr das erspart geblieben.

Dennoch hatte diese Erfahrung Angie für immer verändert. Das war nicht verwunderlich. Allerdings hatte der Unfall sie und ihre Mutter in eine Sackgasse geführt, in der sie nun feststeckten. Ihre Mutter Donna war Universitätsprofessorin und wollte, dass Angie so schnell wie möglich ihr Medizinstudium fortführte. Angie, die sich inzwischen vollständig von ihrem Unfall erholt hatte und das Studium im September wieder hätte aufnehmen können, hatte sich dagegen entschieden.

„Nun, vielleicht ist eine Auszeit vom Studium gar nicht so dramatisch“, gab Angies Vater Bob vorsichtig zu bedenken. Die restliche Familie saß glücklich beim Dessert, während sie drei angeboten hatten, schon einmal mit dem Abwasch anzufangen. Angie verdrehte die Augen. Sie wusste, dass sich ihr Vater letztlich aus allem heraushalten würde, um einen Streit mit ihrer Mutter zu vermeiden.

Donna war mit ihrer Meinung nicht halb so zurückhaltend. „Das ist absolut inakzeptabel, Angie“, erklärte sie streng. „Du hast zu hart dafür gearbeitet, es im Studium so weit zu bringen, und wir haben zu viel dafür bezahlt, als dass du das jetzt alles mit einem Schlag zunichtemachen kannst.“

Angie war schockiert, dann wurde sie wütend. Besorgt zu sein war das eine, aber so etwas? Sie hatte die Nase voll davon, ihre Eltern und vor allem ihre Mutter alles für sich entscheiden zu lassen. „Kann sein, dass ich das Medizinstudium nicht beenden will! Kann sein, dass ich für den Rest meines Lebens lieber Makramee-Ampeln herstelle! Oder Kräuter züchte! Oder durch Europa trampe! Ich habe keine Ahnung, was ich im Moment will, aber was auch immer es ist, es wird meine Entscheidung sein.“

„Sei nicht albern“, erwiderte Donna in ihrer üblichen, abschätzigen Art. „Du bist im Augenblick nicht ganz du selbst. Es ist offensichtlich, dass dieser Unfall deine Persönlichkeit mehr verändert hat, als dir bewusst ist, Angie. Sobald du das Studium wieder aufgenommen hast, wirst du rasch wieder ganz die Alte sein.“

Ihre Persönlichkeit hatte sich verändert? Angie war nicht dieser Meinung. Sie war höchstens erstaunlich stur geworden. „Eigentlich glaube ich, dass endlich meine wahre Persönlichkeit zum Vorschein gekommen ist. Und weißt du was, Mom? Ich glaube, sie ist deiner bemerkenswert ähnlich.“

Falls dieser Unfall überhaupt einen Sinn hatte, dann den, dass ihr in Großaufnahme gezeigt worden war, wie unvorhersehbar und wechselhaft das Leben sein konnte. In der einen Minute fährst du über den Highway und singst Lieder aus dem Radio mit, und im nächsten Moment blickst du schon auf dich selbst hinunter und beobachtest, wie Rettungssanitäter und Notarzt verzweifelt um dein Leben kämpfen, während du deine tote Großmutter am Ende eines Lichtbogens entdeckst.

Sobald ihr klar geworden war, was geschehen war und dass sie nur knapp überlebt hatte, war für sie jeder Tag heller, jeder Atemzug kostbarer und jeder Herzschlag leichter geworden. Angie war von Dankbarkeit erfüllt und betrachtete selbst Kleinigkeiten anders. Dinge, die sie vorher für selbstverständlich gehalten hatte, erhielten nun eine echte Bedeutung. Heute blieb sie stehen, um sich mit den Jungs zu unterhalten, die im Supermarkt die Waren in Einkaufstüten packten, und plauderte mit den Blumenhändlern an der Ecke, Buchhändlern und Schülerlotsen. Kurz, Angies Leben hatte sich verändert, und sie genoss jede Sekunde.

Sie hatte auch auf ihr bisheriges Leben zurückgeblickt und einiges bereut – besonders, dass sie so viel Zeit ins Studium gesteckt und so wenige Freunde hatte. Viele Kommilitonen, aber nur einige Freunde. Um der guten Noten willen hatte sie früher viele Partys und Essenseinladungen abgesagt. Lieber Himmel, sie war schon dreiundzwanzig und hatte erst zwei feste Freunde gehabt! Beide ziemlich unpassend für sie, wenn man es genau betrachtete. Bestand das Leben denn nur aus Büchern? Was hatte Angie gemacht, während ihre Freundinnen mit Männern ausgingen, verreisten, die Welt entdeckten und sich verlobten? Sie hatte ihre Mutter stolz gemacht.

Doch das würde sich von nun an ändern. „Mom, ich liebe dich, aber ich habe mich entschieden. Das Medizinstudium kann warten. Ich fahre nach Virgin River.“

Einen Tag nach Thanksgiving fuhr Angela LaCroix vor Jacks Bar und Restaurant vor und parkte ihren Wagen neben dem ihrer Tante Brie. Angie hupte zweimal, bevor sie aus dem Auto sprang und die Treppen hinauf ins Lokal stürmte. Da standen sie und warteten schon auf sie – Jack, Mel und Brie. Angie lächelte so breit, dass ihre Mundwinkel fast bis zu den Ohren reichten.

„Du hast es geschafft“, sagte Jack. Er eilte hinter dem Tresen hervor und hob sie hoch, um sie an sich zu drücken. „Ich dachte schon, man hält dich gefesselt und geknebelt in Sacramento fest.“

„Es kam zu keiner körperlichen Auseinandersetzung“, erwiderte sie lachend. „Wie dem auch sei, Mom spricht mit keinem von euch mehr ein Wort.“

„Was für eine Erleichterung“, entgegnete Jack. „Dann ruft sie auch nicht mehr fünfmal am Tag an.“

„Komm her, Schätzchen.“ Brie schob Jack zur Seite, damit sie Angie in die Arme schließen konnte. Danach sprang Mel vom Barhocker und umarmte sie ebenfalls. „Es freut mich so, dass du hier bist“, meinte Brie. „Deine Mutter wird schon darüber hinwegkommen.“

„Wohl kaum“, meldete sich Jack zu Wort. „Ich kenne niemanden, der länger grollen kann als Donna.“

„Ich hoffe, das entzweit jetzt nicht die ganze Familie“, sagte Angie.

Jack kehrte hinter die Theke zurück. „Wir sind nun mal Sheridans“, murmelte er. „Wir halten in schweren Zeiten fest zusammen, aber wir sind auch dafür bekannt, dass wir eine Menge Meinungsverschiedenheiten haben. Soll heißen, du bist hier jederzeit herzlich willkommen. In meinem Haus gibt es immer einen Platz für dich.“

„Und in meinem auch“, meinte Brie.

Angie biss sich kurz auf...


Carr, Robyn
Robyn Carr ist nicht nur Nr. 1- New York Times-Bestsellerautorin, sondern sie wurde auch mit dem RITA-Award ausgezeichnet. Sie hat mehr als vierzig Romane geschrieben, darunter die von den Kritikern hochgelobte Virgin-River-Reihe. Zusammen mit ihrem Mann lebt sie in Las Vegas.



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