E-Book, Deutsch, 424 Seiten
Carroll Liebeschaos auf Irisch
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-98952-889-5
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Irland-Roman - Charmant, spritzig, romantisch: »Sex and the City« in Dublin
E-Book, Deutsch, 424 Seiten
ISBN: 978-3-98952-889-5
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Claudia Carroll ist eine irische Bestsellerautorin und Schauspielerin. Geboren und aufgewachsen in Dublin, studierte sie dort Musik und besuchte die ?Gaiety School of Acting?. Ihre ersten Romane schrieb sie zwischen Takes am Set der TV-Show »Fair City« - heute widmet sie sich voll und ganz ihren Romanen und ihrer geliebten Heimatstadt. Die Autorin auf Instagram: @claudiacarrollbooks Bei dotbooks veröffentlichte die Autorin ihre humorvollen Liebesromane »Irisches Wiedersehen«, »Davenport Hall - Liebe nach Drehbuch«, »Liebeschaos auf Irisch«, »Du stehst in meinen Sternen«, »Wolke Sieben kann mich mal« und »Ein irischer Gentleman«.
Weitere Infos & Material
Kapitel 1
Der Lovely-Girls-Club
Ich arbeite als Producerin bei einer Fernseh-Soap und denke oft, wenn es für diesen Job einen Slogan gäbe, müsste er lauten: »Ich hasse Schauspieler!!!!«
Na ja ... eigentlich sollte ich genauer sagen, alle Schauspieler bis auf meinen lieben Freund Jamie French, mit dem ich mich nachher noch treffe.
Momentan tritt Jamie »zwischen den Engagements etwas kürzer« und arbeitet als Kellner bei Nosh, einem angesagten Restaurant in Dublins Temple Bar, das angeblich von vielen Promis frequentiert wird. Allerdings meint Jamie, dass es damit in Wirklichkeit nicht so weit her ist. Anscheinend hat Enya hier mal einen Kaffee getrunken, und es kursierte auch das Gerücht, dass Bono mal reingekommen ist, um nach dem Weg zu fragen, aber dann stellte sich heraus, dass es bloß ein Doppelgänger war. Jedenfalls feiert Nosh heute Abend seinen ersten Geburtstag, und wir Mädels von den »Lovely Girls« sind alle mit dabei. Ich benutze das Wort »Mädels« im weitesten Sinne, denn wir sind alle Ende dreißig, aber keine von uns ist bereit, erwachsen zu werden und sich als Frau zu bezeichnen. Bisher jedenfalls nicht.
Okay. Nummer eins der Lovely Girls ist Caroline, die eindeutig und mühelos die Hübscheste von uns ist (die Konkurrenz ist ja auch nicht so groß). Caroline ist nicht nur bildhübsch (sie sieht aus wie die Blonde von ABBA), sondern auch supernett. Wenn ich mal groß bin, möchte ich so werden wie sie. Sie ist meine älteste und beste Freundin, seit wir uns in der Grundschule kennen gelernt haben, und zwar als Engel beim Krippenspiel. In ihrem Fall eine hundertprozentig gelungene Typbesetzung.
Zwei Dinge noch zu Caroline: a) führt sie ein nahezu traumhaftes Leben, und b) war sie in den paarunddreißig Jahren, die ich sie kenne, nicht ein einziges Mal mies drauf. Zu allem Überfluss ist sie auch noch klug, hat nach dem College eine Weile professionell gemodelt und dann das gemacht, was wir eigentlich alle hätten tun sollen – nämlich ihren Freund Mike geheiratet, mit dem sie schon eine ganze Weile zusammen war (ein traumhafter Typ: einsdreiundneunzig, Zahnarzt, Rugbyspieler und auch noch ein durch und durch netter Kerl), und hat zwei perfekte Bilderbuchbabys in die Welt gesetzt. Jetzt ist sie eine Bilderbuchmami; sie sind reich, beneidenswert glücklich, und man kann es ihnen nicht mal übel nehmen. Dafür sind sie alle einfach zu liebenswert.
Die Zweite im Bunde ist – Trommelwirbel, tadaaa! – Rachel. Unter uns nennen wir sie manchmal Joan Collins, weil sie, obwohl so alt wie wir, bereits zwei Ehemänner verschlissen hat. Nein, das ist kein Witz. Ehemann eins war ein extrem gut aussehender Architekt aus Paris, den sie schon aus unserer Collegezeit kannte. Die beiden führten ein supercooles Leben in einer Loft-Wohnung auf der Rive Gauche, aber Rachel weigerte sich strikt zu heiraten, weil es ihre Mutter viel mehr nervte, dass sie mit dem Typen einfach nur zusammenwohnte.
An dieser Stelle wird es etwas kompliziert. Ich muss euch nämlich etwas über Rachel erzählen, eine Art Running Gag.
Wir nennen es das tödliche Rachel-Pheromon. Man könnte nämlich beinahe glauben, dass Rachel einen chemischen Duftstoff absondert, der die Botschaft aussendet: »Ich suche keinen Mann, ich lege eigentlich überhaupt keinen Wert auf Männer, und wenn du noch einen Schritt näher kommst, dann schneid ich dir die Kehle durch.« Aber je mehr sie davon freisetzt, desto mehr Typen laufen ihr in Fast-Forward-Geschwindigkeit hinterher. Die Ironie an der Sache ist, dass ich dasitze und mich nach einem Mann sehne, während Rachel nur einen im Vorbeigehen böse anschauen muss, und schon verwandelt er sich in ein sabberndes Schoßhündchen. Ich frage mich oft, ob Männer vielleicht meine Verzweiflung oder ihren absoluten Mangel daran riechen können.
Na, egal. Zurück zu Paris und Ehemann Nummer eins. Nachdem er Rachel lange Jahre zu überzeugen versucht hatte, dass die Genervtheit ihrer Mutter eine echt lahme Ausrede dafür war, nicht zu heiraten, stellte er ihr ein Ultimatum. Entweder trennen wir uns, oder wir heiraten.
Ich weiß, ich weiß, normalerweise ist es andersrum, die Frauen sind diejenigen, die den Männern eine Entscheidung im Stil von »fang an zu scheißen oder geh runter vom Pott« abverlangen, aber in diesem Fall befinden wir uns in Rachels Welt, nicht in meiner. Sie hatte eigentlich keine Lust auf eine Trennung, also gab es, als sie in Las Vegas Urlaub machten, am Ende einer durchzechten Nacht eine impulsive Heirat à la Britney Spears, mit zwei Mitgliedern der Putzkolonne als Trauzeugen. Aber dann geschah das Unglaubliche.
Rachel kam zu einer Stippvisite nach Dublin, um uns die Neuigkeit zu überbringen, aber dann hatte sie einen Mordskrach mit ihrer Mutter, die fast durch die Decke ging, als ihr klar wurde, dass sie jetzt niemals mit Jimmy-Choo-Schuhen und dem passenden Mutter-der-Braut-Outfit würde durch die Gegend stolzieren können. Daher beschloss Rachel, den ersten Flug zurück nach Paris zu nehmen und ihren frisch gebackenen Ehemann zu überraschen.
Großer Fehler.
Rachel sagt, sie erinnere sich noch heute in allen Einzelheiten daran, wie sie die fünfzehn Stockwerke hinaufraste, die Tür aufstieß und ihren Mann mit einer guten gemeinsamen Freundin im Bett vorfand. Völlig fassungslos gelangte sie irgendwie zurück zum Flughafen, nur um dort festzustellen, dass sie kein Geld in der Tasche hatte. Nichts. Nicht einmal für einen Anruf in jenen längst vergangenen Tagen vor der Erfindung des Handys. So tat sie das, was wir alle unter ähnlichen Bedingungen tun würden. Sie setzte sich mitten in der Halle auf ihren Koffer und fing, die Zigarette in der Hand, jämmerlich an zu heulen.
Zweiter großer Fehler.
Wie der Zufall es wollte, war just an diesem Wochenende ein großes Match gewesen, und die Flughafenbar war gerappelt voll mit Fans auf dem Nachhauseweg. Einer von ihnen entdeckte die schöne Jungfrau in Nöten (Rachel sieht ein bisschen aus wie ein Stummfilmstar aus den 1920ern, ihr wisst schon, schneeweiße Haut und dunkler Pagenkopf, à la Louise Brooks, nur durchtrainierter), und er eilte ihr zu Hilfe. Er war ein großer, kräftiger Neuseeländer, der genau die richtige Antwort auf Rachels Gebete zu sein schien, das heißt, er holte ihr was zu trinken, bezahlte ihr den Heimflug und bot ihr an, dem Ehemann Nummer eins den Kopf abzureißen. Was Rachel anbelangte, war er in so dichten romantischen Nebel gehüllt, dass er auch auf einem weißen Streitross hätte angaloppieren können. Wie hätte sie ihm da widerstehen können? Innerhalb eines Jahres hatte sie sich von Ehemann Nummer eins scheiden lassen, Nummer zwei geheiratet – und sich ein paar Monate später schon wieder von ihm getrennt.
So was kann man nicht erfinden.
»In einem Zeitraum von achtzehn Monaten hab ich es geschafft, die beiden nutzlosesten Männer der nördlichen und südlichen Hemisphäre zu heiraten«, sagt Rachel oft. »Himmel, mein erster Ehemann dachte, treu sein heißt, mit nur einer Frau gleichzeitig ins Bett zu gehen, und für meinen zweiten Ehemann bestand das Vorspiel daraus, dass er sich die Zähne putzte. Ich hab die Nase voll, Schluss, aus, mir reicht’s. Liebe ist was für Teenager. Ich stehe am Rand des Grand Canyon und blicke in den romantischen Abgrund des Singlelebens über fünfunddreißig, und wisst ihr, was? Es ist mir vollkommen schnurz.«
Na ja, ihr gehört eine der coolsten und teuersten Boutiquen in Dublin, sie kleidet sich traumhaft, trinkt wie ein Fisch, hat ein loses Mundwerk und von allen Leuten, die ich kenne, den meisten Humor.
Unseren Mädels-Club gibt es inzwischen seit fast zwanzig Jahren – seit wir vier uns am University College Dublin kennen gelernt haben. Wir sind beste Freundinnen / Seelenverwandte / urbaner Familienersatz / Schultern zum Anlehnen, und ich würde ohne Zögern alles für die anderen tun. Na ja, alles außer pünktlich sein.
»Zu spä-hät!«, rufen sie wie aus einem Mund, als ich sie endlich entdeckt und mir durch die Menschenmenge einen Weg zu ihnen gebahnt habe.
»Tut mir furchtbar schrecklich Leid«, keuche ich atemlos, »aber wir hatten auf der Arbeit Schauspielerkatastrophenalarm.«
»Sag jetzt bloß nicht, Rob Richards hat sich in der Mittagspause besoffen und sich an dich rangeschmissen«, ruft Jamie, der zwar eigentlich arbeiten müsste, es sich aber zwischen den beiden anderen Mädels gemütlich gemacht hat.
»Iiiieh!«, antwortet der Chor.
Rob Richards, das sollte ich an dieser Stelle vielleicht hinzufügen, ist uraltgedientes Mitglied des Ensembles der Serie »Celtic Tigers«, für die ich seit kurzem arbeite. Er ist seit der ersten Folge dabei, seit rund zehn Jahren, und damals war er tatsächlich sehr attraktiv.
»Ich möchte darauf hinweisen«, sage ich gespielt prüde, »dass ich ihn nur ein einziges Mal geküsst habe, bei einer Studioparty, und zu meiner Verteidigung kann ich anführen, dass Weihnachten war, dass ich mich einsam fühlte, dass ich vier Gläser Pinot Noir auf leeren Magen gekippt hatte und ... ihr wisst doch, was ich immer sage, oder?«
»Ja, ja, Weihnachten ist nichts für Singles«, äffen sie eins meiner zahlreichen Mottos im Chor nach, und ich kann mich nicht mal beklagen, weil ich diese Reaktion selbst provoziert habe.
»Lacht ihr nur, aber es ist doch wahr. Nur weil zufällig ein blöder Plastik-Mistelzweig von der Decke hängt und John Lennon dazu...




