Chatterjee / Wigger | So eine WM gab es noch nie | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 152 Seiten

Reihe: zenith

Chatterjee / Wigger So eine WM gab es noch nie

Katar 2022: Das Land, die Teams, Fußballkultur und Affären
Originalausgabe 2022
ISBN: 978-3-943737-89-9
Verlag: Deutscher Levante Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

Katar 2022: Das Land, die Teams, Fußballkultur und Affären

E-Book, Deutsch, Band 1, 152 Seiten

Reihe: zenith

ISBN: 978-3-943737-89-9
Verlag: Deutscher Levante Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Fußball-Experten und Nahost-Experten sind Dauergäste im TV: Aber kann man beides gleichzeitig sein? Robert Chatterjee und Leo Wigger können. Die beiden Redakteure des Nahost-Magazins zenith zählen zu den wenigen Menschen in Deutschland, die einen politischen Konflikt im Orient ebenso kenntnisreich kommentieren können wie ein Champions-League-Finale. Da ist die erste Fußball-WM in einem arabischen Land die beste Gelegenheit, um dies unter Beweis zu stellen!
Auf ca. 170 Seiten liefern sie nicht nur den ultimativen Fan-Guide für die lang erwartete WM-Endrunde; sie erklären auch politisch und landeskundliche Hintergründe zu Katar, der Golfregion
und den Mannschaften, die dort gegeneinander antreten. Auf ihrer Reise an den Golf begegnen sie arabischen Fußball-Pionieren, skizzieren die politischen Kontroversen um diese womöglich teuerste WM aller Zeiten und tauchen ein in eine faszinierende, mitunter kuriose Fankultur, die Gesellschaften verändert. Praktische Tipps für WM-Besucher finden sich in diesem Buch ebenso wie alles, was man wissen muss, um in der heimischen Sportsbar gescheit mitreden zu können. Bei einer so politischen WM scheint das notwendig: Und hier kommt der passende Crash-Kurs – und zwar auch für Nahostinteressierte, die mehr über Fußball wissen wollen.

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Zielgruppe


Fußball- und Sportinteressierte, Leserinnen und Leser von Kicker, 11 Freunde, Zuschauer von Sportschau und "ZDF Das aktuelle Sportstudio", WM-Fans, Menschen mit Interesse an Hintergründen und Zusammengängen von Sport und Politik, dem Nahen Osten und der arabischen Welt

Weitere Infos & Material


1.
Prolog
Ein lauer Märzabend in Kairo. Die Innenstadt rund um den Tahrir-Platz ist weiträumig abgesperrt. An jeder Ecke stehen Polizisten in Kampfmontur. Es liegt Spannung in der Luft und doch ist die Stimmung vorsichtig optimistisch. Überall dort, wo in der 20-Millionen-Metropole am Nil etwas los ist, verkaufen Straßenhändler Fanartikel wie ägyptische Flaggen und Plastiktröten. Am Abend steigt das Hinspiel der WM-Playoffs zwischen zwei Spitzenteams der islamischen Welt: Ägypten und Senegal. Es ist die Neuauflage des dramatischen Afrikacup-Finals. Wenige Wochen zuvor gewann Senegal im Elfmeterschießen. Und es ist das Duell zweier Topstars, die zu diesem Zeitpunkt noch zusammen beim FC Liverpool spielen: des Senegalesen und Neu-Bayern Sadio Mané und des Ägypters Mohamed Salah. Die ganze Arabische Welt und halb Afrika schaut also gebannt auf dieses Spiel in der wichtigsten Metropole des Nahen Ostens: Wird Mohamed Salah, der wohl größte arabische Fußballer aller Zeiten, bei der ersten WM in der Arabischen Welt dabei sein? Und mit ihm die wichtigste Fußballnation der Region? Ägypten ist das Mutterland des arabischen Fußballs und in Kairo schlägt sein Herz. Hier wurden Anfang des 20. Jahrhunderts einige der ersten Fußballklubs des Nahen Ostens gegründet: Al-Ahly (1907) und Zamalek SC (1911). Beide gehören bis heute zu den erfolgreichsten Vereinen der Region. Und zu den beliebtesten. Das Kairoer Derby elektrisiert die Massen. Fußball im Nahen Osten ist hochpolitisch. Der Sport kam zur Kolonialzeit in die Region, durch Briten und Franzosen. In den Fankurven spiegelten sich von Beginn an die politischen Konflikte der Zeit. Ob Nationalisten, Monarchisten oder Linke, im Fußball fanden alle ein Zuhause, wenn auch in rivalisierenden Vereinen. Entsprechend zur Sache ging es zwischen den Fans. Im Stadion waren lange Zeit Formen des Protestes gegen die autokratischen Herrscher der Region möglich, die im Alltag nie geduldet worden wären. In der Anonymität des Stadions konnte ordentlich Dampf abgelassen werden und nicht nur über den sportlichen Gegner, sondern auch herzhaft über die Herrschenden gelästert werden. Das galt in Kairo, in Casablanca und selbst im syrischen Latakia. Es waren Fußballfans, die dank ihrer Erfahrung im Umgang mit den Sicherheitskräften eine tragende Rolle bei den Protesten des Arabischen Frühlings spielten. Ohne die Macht der Kurve wäre die Geschichte des Nahen Ostens in den letzten Jahren womöglich anders verlaufen. In Ägypten standen die Fans von Al-Ahly und Zamalek Seite an Seite bei den Protesten gegen das Regime von Hosni Mubarak 2011, die im Sturz des alternden Autokraten endeten. Das erklärt auch, warum es in der Innenstadt von Kairo an diesem Märzabend nur so von hochgerüsteten Sicherheitskräften wimmelt. Die ägyptische Regierung fürchtet kaum etwas so sehr wie die geballte Kraft der Fußballultras. Die Autoren dieses Wegweisers zur WM in Katar sind Robert Chatterjee und Leo Wigger. Wir beide arbeiten in Berlin für das Nahostmagazin zenith. Und wir sind eingefleischte Fußballfans, Roberts Sympathien gehören dem FC Bayern, während Leo HSV-Fan ist. Wir verfolgen die Debatten um die WM-Vergabe seit Jahren. Was uns aufgefallen ist: Die Debatten in unseren bevorzugten Diskussions-Blasen – zur Nahostpolitik und unter Fußballfans – werden zwar mit ähnlich viel Elan geführt, stehen aber kaum miteinander in Verbindung. Schon 2014 widmete zenith der Weltmeisterschaft eine Titelgeschichte. Die Hoffnung damals: Durch die WM-Vergabe und die damit einhergehende Berichterstattung könnte Katar zu Reformen gedrängt werden, zu denen das Emirat sonst nie bereit wäre. Das Fußballfest könnte die Region umfassend verändern. Unter Nahost-Experten war das damals eine weitverbreitete Hoffnung. Wir fragen uns, ob die nicht etwas zu optimistisch ausfiel. Auf der anderen Seite steht die Fußballblase. Hier ist die Wahrnehmung der WM so negativ wie nie zuvor bei einem Turnier. Klar, auch in früheren Jahren gab es Kritik. Die WM 1994 in den USA oder die WM 2002 in Japan und Südkorea zum Beispiel sorgten wegen der Zeitumstellung und angeblich mangelnder Fußballkultur für Kopfschütteln unter manch hartgesottenen Fans. Und auch die Turniere in Argentinien 1978 oder Russland 2018 sorgten zumindest in Fachkreisen für Debatten um Menschenrechte und die Positionierung des Sports. Doch die Intensität der Kritik an der WM in Katar ist neu. Wir fragen uns, ob der Debatte nicht etwas mehr Einordnung, Verständnis, und ja vielleicht sogar Sympathie für den Nahen Osten und die Menschen, die die Region ausmachen, guttun würde. Wir wollen die Polarisierung rund um die WM aufbrechen. Deshalb haben wir dieses Buch geschrieben. Zurück nach Kairo: Ins Stadion kommen wir anders als geplant heute nicht. Das Spiel des Jahres findet zwar im Gegensatz zu so vielen Begegnungen in Ägypten seit dem Ende des Arabischen Frühlings nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Aber wer heute Abend in den Hexenkessel von Kairo möchte, um neben 60.000 Fans die ägyptische Nationalmannschaft um Mohamed Salah anzufeuern, der braucht eine personalisierte Fan ID, abgenickt von den Sicherheitsbehörden. Denn nichts soll den Frieden an diesem Abend stören. Brot und Spiele. Und das Brot ist nicht nur am Nil nach Jahren der Wirtschaftskrise und gesellschaftlichen Stagnation ziemlich teuer. Die erforderliche Erlaubnis für den Stadionbesuch flattert trotz der Hilfe eines freundlichen ägyptischen Diplomaten erst Monate nach dem Spiel ins Email-Postfach. Auf also ins Ausgehviertel Mohandesin am Westufer des Nils. Die festlich dekorierten Sportbars und Cafés der Gegend sind schon lange vor dem Anpfiff zum Bersten gefüllt. In einem Lokal ist umgeben von Familien noch ein Platz frei. »1:0 für Ägypten«, tippt eine Frau mittleren Alters, die das Spiel bei Wasserpfeife gemeinsam mit ihrem Mann verfolgt. Am Nachbartisch sitzt eine Gruppe Sudanesen, die extra für das Spiel aus Khartum angereist sind. Den erhofften Triumph von Mohamed Salah und die Volksfeststimmung danach wollen sie sich nicht entgehen lassen. Ein frühes Eigentor der Senegalesen kann kaum über das zerfahrene Spiel hinwegtäuschen. Mund abwischen. Ägypten rettet das knappe Resultat über die Zeit und gewinnt wie vorhergesehen mit 1:0. Sofort bilden sich unter den wachsamen Augen der Sicherheitskräfte Autokorsos auf dem nahegelegenen Al-Arabeya-Boulevard. Inflation und Wirtschaftskrise sind für einen Moment vergessen. Kairo kommt an diesem Abend noch später zur Ruhe als sonst. Ein paar Tage später folgt die Ernüchterung. Im Rückspiel in Dakar gewinnt die senegalesische Elf unter Trainer Aliou Cissé nach Elfmeterschießen. Die erste Nahost-WM muss ohne Fußballschwergewicht Ägypten und seinen größten Star auskommen. Eine Gewissheit bleibt: Die Zeit ist mehr als reif für die erste WM im fußballverrückten Nahen Osten. Doch ausgerechnet in Katar? Wie man dieser besonderen Weltmeisterschaft auch gegenübersteht, als Fußballhochburg ist der Gastgeber allgemein nicht bekannt. Aber stimmt der Eindruck? Das hängt unter anderem davon ab, wie man Fußballkultur eigentlich definiert – und die Vorstellungen, was dazu gehört, fallen mitunter sehr unterschiedlich aus. Für viele Fans von zentraler Bedeutung ist die Heimstatt des Fußballs: das Stadion. Auch hier gehen die Meinungen auseinander. Geht es darum, wie voll die Stadien sind? Oder darum, wie viel Stimmung von den Rängen kommt? Braucht es Choreos, Pyrotechnik und Gesänge von An- bis Abpfiff? Andere Fans gucken sich Spiele lieber im Fernsehen an, mit Freunden oder der Familie. Und für wieder Andere lebt die Fußballkultur nicht im Profibereich, sondern auf Provinzäckern in niedrigklassigen Ligen. Bratwurst, Bier und die Nörgler am Spielfeldrand – dort, wo die Distanz zwischen Spielern und Fans am geringsten erscheint. Bei anderen Fans steht das Verhältnis von Klub und Fans im Mittelpunkt: Wieviel Mitbestimmung ist im Verein erlaubt, ist man mit seinem Klub schon seit Generationen verbunden und was bedeutet er für die Stadt oder die Nachbarschaft? Dazu kommt die Rolle, die der Freizeit- und vor allem der Jugendfußball einnimmt. Welchen sozialen oder Altersgruppen außerhalb einer Profimannschaft wird es ermöglicht, selbst dem Ball nachzujagen? Die Frage der Verwurzelung stellt sich für viele Fans nicht nur räumlich, sondern auch zeitlich: Wie lange reicht Fußballtradition in die Vergangenheit und ab wann beginnt sie eigentlich? Mit der Klubgründung? Mit sportlichen Erfolgen? Mit dem Aufkommen organisierter Fankultur? Und ab wann ist eine Fußballkultur authentisch? Auch hier wird es unübersichtlich. Denn viele Fans sind gleichermaßen stolz auf die lokale Tradition und die globale Faszination für den Sport. Eben die erlaubt es ja, dass Menschen auf der ganzen Welt diesem Sport nachgehen, dass Fußballer aus anderen Teilen der Welt ihre (fußballerische) Heimat woanders finden. Es ist ein Aspekt dieses widersprüchlichen Verhältnisses für viele Fans: Auf der einen Seite das globale Geschäft, auf der anderen Seite eine internationale Kultur, die vom Austausch lebt. Solch ein weltoffener Lokalpatriotismus, verbunden mit einem Bewusstsein für die gesellschaftliche Rolle des Fußballs, steht für viele Fans heute mehr im Vordergrund als noch vor ein paar Jahren. Die Frage nach Authentizität des Fußballs ist ja nur einer, vielleicht sogar der leichtfüßigste von vielen Reibungspunkten rund um die WM in Katar: Da ist die Menschenrechtslage, die sowohl die katastrophalen Bedingungen auf den Baustellen als auch die Situation der LGTBQ+-Gemeinschaft betrifft. Das wiederum wirft eine Kernfrage auf: Kann die geballte...


Wigger, Leo
Leo Wigger wurde in Hamburg geboren. An der Londoner School of Oriental and African Studies (SOAS) studierte er Internationale Politik. Er absolvierte u.a. Studienaufenthalte in Bulgarien und Pakistan. Beim Nahost-Magazin zenith und dem Berliner Think-Tank Candid Foundation ist er Fachmann für Süd- und Zentralasien sowie die Schwarzmeerregion. Außerdem befasst sich Wigger mit internationaler Sportpolitik.

Chatterjee, Robert
Robert Chatterjee wurde in Berlin geboren. Er studierte Geschichte und Islamwissenschaft an der Freien Universität. Der Fußball- und Nahostexprte ist heute stellvertretender Chefredakteur des Nahost-Magazins zenith (zenith.me).



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