Christie | Das krumme Haus | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 208 Seiten

Christie Das krumme Haus


1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-455-00231-7
Verlag: Atlantik Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

ISBN: 978-3-455-00231-7
Verlag: Atlantik Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein Haus. Ein Mord. Viele Verdächtige. Drei Generationen der Familie Leonides leben in dem großen, krummen Haus mit den vielen Giebeln. Doch dann wird der alte Aristide Leonides ermordet. Jeder hatte einen Grund, den alten Tyrannen ins Jenseits zu befördern, aber als Motiv für einen Mord reicht eigentlich keiner dieser Gründe aus. Solange der Mordfall ungeklärt bleibt, weigert sich Sophia, die geliebte Enkelin des Millionärs, ihren Verlobten Charles zu heiraten. Dann geschieht ein zweiter Mord ... Kann Charles Scotland Yard helfen, den Mörder zu entlarven?

Agatha Christie begründete den modernen britischen Kriminalroman und avancierte im Laufe ihres Lebens zur bekanntesten Krimiautorin aller Zeiten. Ihre beliebten Helden Hercule Poirot und Miss Marple sind - auch durch die Verfilmungen - einem Millionenpublikum bekannt. 1971 wurde sie in den Adelsstand erhoben. Agatha Christie starb 1976 im Alter von 85 Jahren.
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Cover
Titelseite
Vorwort der Autorin
Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Sechstes Kapitel
Siebtes Kapitel
Achtes Kapitel
Neuntes Kapitel
Zehntes Kapitel
Elftes Kapitel
Zwölftes Kapitel
Dreizehntes Kapitel
Vierzehntes Kapitel
Fünfzehntes Kapitel
Sechzehntes Kapitel
Siebzehntes Kapitel
Achzehntes Kapitel
Neunzehntes Kapitel
Zwanzigstes Kapitel
Einundzwanzigstes Kapitel
Zweiundzwanzigstes Kapitel
Dreiundzwanzigstes Kapitel
Vierundzwanzigstes Kapitel
Fünfundzwanzigstes Kapitel
Sechsundzwanzigstes Kapitel
Über Agatha Christie
Impressum


2


Es sollten über zwei Jahre vergehen, bevor ich nach England zurückkehrte. Es waren keine leichten Jahre. Ich schrieb Sophia und hörte von ihr ziemlich regelmäßig. Ihre Briefe waren, ebenso wie meine, keine Liebesbriefe. Es waren Briefe, wie sie sich gute Freunde schreiben – sie handelten von Einfällen und Gedanken und alltäglichen Begebenheiten. Dennoch weiß ich, dass, was mich – und, wie ich annahm, auch Sophia – betraf, unsere Gefühle füreinander stetig wuchsen und an Kraft gewannen.

Es war ein milder grauer Tag im September, als ich nach England zurückkehrte. Die Blätter an den Bäumen leuchteten golden im Abendlicht. Der Wind spielte in Böen damit. Vom Flugplatz aus schickte ich Sophia ein Telegramm:

SOEBEN GELANDET.

DINNER HEUTE MARIO’S 21 UHR? CHARLES.

Ein paar Stunden später hatte ich es mir mit der bequem gemacht und überflog gerade die Spalte mit den Geburten, Hochzeiten und Todesfällen, als mein Blick am Namen Leonides hängen blieb:

Am 19. Sept. in Three Gables, Swinly Dean, starb Aristide Leonides, geliebter Gatte von Brenda Leonides, in seinem 88. Lebensjahr. Schmerzlich vermisst.

Unmittelbar darunter stand eine weitere Traueranzeige:

LEONIDES – Unerwartet verstarb in seinem Domizil Three Gables, Swinly Dean, Aristide Leonides. Zutiefst betrauert von seinen liebenden Kindern und Enkeln. Blumen an die St Eldred’s Church, Swinly Dean.

Ich fand die zwei gesonderten Anzeigen ziemlich kurios. Irgendein organisatorischer Fehler musste zu dieser Überschneidung geführt haben. Aber meine Hauptsorge galt Sophia. Hastig schickte ich ihr ein zweites Telegramm:

SOEBEN VOM TOD DEINES GROSSVATERS ERFAHREN. HERZLICHES BEILEID. SCHREIB WANN ICH DICH SEHEN KANN. CHARLES.

Sophias telegraphische Antwort erreichte mich um sechs im Haus meines Vaters. Sie lautete:

BIN 21 UHR BEI MARIO. SOPHIA.

Beim Gedanken daran, Sophia wiederzusehen, war ich zugleich nervös und gespannt. Die Zeit kroch mit zermürbender Langsamkeit dahin. Ich war zwanzig Minuten zu früh bei Mario. Sophia verspätete sich lediglich um fünf Minuten.

Es ist immer ein gewisser Schock, jemandem wiederzubegegnen, den man lange nicht gesehen hat, der einem aber während dieser Zeit höchst gegenwärtig war. Als Sophia endlich durch die Schwingtür trat, kam mir unser Zusammentreffen vollkommen irreal vor. Sie trug Schwarz, und diese Tatsache überrumpelte mich kurioserweise. Zwar trugen die meisten anderen anwesenden Frauen ebenfalls Schwarz, aber ich war mir irgendwie sicher, dass es bei ihr eindeutig Trauerkleidung war – und es überraschte mich, dass Sophia die Sorte Mensch sein sollte, die tatsächlich Trauer trug, und sei es auch für einen nahen Verwandten.

Wir tranken Cocktails und gingen dann zu unserem Tisch. Wir sprachen schnell und hektisch, erkundigten uns nach alten Freunden aus unserer Zeit in Kairo. Es war eine gekünstelte Konversation, aber sie half uns über unsere anfängliche Verlegenheit hinweg. Ich sprach ihr mein Beileid wegen ihres Großvaters aus, und Sophia sagte leise, dass sein Tod »sehr plötzlich« gekommen sei. Dann stürzten wir uns wieder in Erinnerungen. Allmählich bekam ich das unangenehme Gefühl, dass da etwas war – etwas anderes, meine ich, als die ganz natürliche anfängliche Befangenheit nach einer langen Trennung. Irgendetwas stimmte nicht, mit Sophia stimmte etwas ganz eindeutig nicht. War sie möglicherweise im Begriff, mir zu sagen, dass sie einen anderen Mann kennengelernt hatte, einen, der ihr mehr bedeutete als ich? Dass ihre Gefühle für mich »ein einziger Fehler« gewesen waren?

Irgendwie glaubte ich nicht, dass es das war, aber ich wusste nicht, was es sonst sein konnte. Einstweilen setzten wir unsere gekünstelte Konversation fort.

Dann, ganz plötzlich, als der Kellner den Kaffee an den Tisch brachte und sich mit einer Verbeugung zurückzog, rückte sich alles zurecht: Da saßen Sophia und ich wie schon zahllose Male zuvor an einem kleinen Tisch in einem Restaurant. Und mit einem Schlag waren die Jahre unserer Trennung wie weggewischt.

»Sophia«, sagte ich.

Und sofort sagte sie: »Charles!«

Ich atmete erleichtert auf.

»Gott sei Dank ist das vorbei«, sagte ich. »Was war eigentlich los mit uns?«

»Wahrscheinlich mein Fehler. Es war dumm von mir.«

»Aber jetzt ist alles wieder gut?«

»Ja, jetzt ist alles wieder gut.«

Wir lächelten uns an.

»Liebling!«, sagte ich. Und dann: »Wie bald wirst du mich heiraten?«

Ihr Lächeln erstarb. Dieses Etwas, was immer es sein mochte, war wieder da.

»Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Ich bin mir nicht sicher, Charles, ob ich dich überhaupt jemals heiraten kann.«

»Aber Sophia! Warum denn nicht? Liegt es daran, dass ich dir fremd vorkomme? Brauchst du Zeit, um dich wieder an mich zu gewöhnen? Gibt es einen anderen? Nein …« Ich brach ab. »Ich bin ein Idiot. Es ist nichts von alledem.«

»Nein, du hast recht.« Sie schüttelte den Kopf und schwieg einen Moment. Dann sagte sie mit leiser Stimme:

»Es liegt am Tod meines Großvaters.«

»Am Tod deines Großvaters? Aber wieso? Was in aller Welt kann sich dadurch ändern? Du meinst doch nicht etwa – du kannst doch unmöglich – geht es ums Geld? Hat er nichts hinterlassen? Aber Liebste, du …«

»Es geht nicht um Geld.« Sie lächelte flüchtig. »Ich glaube, du wärst durchaus bereit, ›mich im Hemd zu nehmen‹, wie man früher zu sagen pflegte. Und Geld hat Großvater in seinem ganzen Leben nicht verloren.«

»Was ist es dann?«

»Es ist einfach sein Tod als solcher. Verstehst du, Charles, ich glaube, dass er nicht einfach so – gestorben ist. Ich glaube, möglicherweise wurde er – getötet …«

Ich starrte sie an.

»Aber – was für eine Schnapsidee! Wie bist du denn darauf gekommen?«

»Ich bin nicht darauf gekommen. Der Arzt war von Anfang an komisch. Er wollte keinen Totenschein ausstellen. Es wird eine Obduktion geben. Es besteht ganz eindeutig der Verdacht, dass irgendetwas nicht stimmt.«

Ich widersprach ihr nicht. Sophia hatte Grips für zwei; auf ihre Schlussfolgerungen konnte man sich getrost verlassen.

Also sagte ich ernst:

»Der Verdacht könnte sich als vollkommen unberechtigt erweisen. Aber selbst wenn dem nicht so wäre, selbst wenn sich der Verdacht bestätigen sollte – inwiefern tangiert es dich und mich?«

»Das könnte es, unter bestimmten Umständen. Du bist im Auswärtigen Dienst. Die Burschen sind ziemlich eigen, was Ehefrauen anbelangt. Nein, bitte, sprich sie nicht aus, die ganzen Dinge, die du jetzt unbedingt sagen möchtest! Du fühlst dich verpflichtet, sie zu sagen, und ich glaube dir, dass du sie auch so meinst, und theoretisch bin ich völlig deiner Meinung. Aber ich bin stolz – ich bin stolz wie Luzifer! Ich will, dass unsere Heirat in jedermanns Augen etwas Gutes ist – ich will nicht die bessere Hälfte eines Opfers aus Liebe darstellen! Und, wie ich schon sagte, es könnte alles gut werden …«

»Du meinst, der Arzt könnte sich geirrt haben?«

»Selbst wenn er sich nicht geirrt hat, braucht es keine Rolle zu spielen – solange ihn die richtige Person getötet hat.«

»Was sagst du da, Sophia?«

»Ich weiß, es klang abscheulich. Aber schließlich kann man auch genauso gut ehrlich sein.«

Sie kam meiner Entgegnung zuvor.

»Nein, Charles, ich werde nichts weiter sagen. Wahrscheinlich habe ich sogar schon zu viel gesagt. Aber ich war fest entschlossen, dich heute Abend zu sehen, mit dir zu sprechen, damit du es verstehst. Wir können keine Pläne schmieden, solange diese Sache nicht aufgeklärt ist.«

»Dann erzähl mir wenigstens alles.«

Sie schüttelte den Kopf.

»Ich will nicht.«

»Aber Sophia …«

»Nein, Charles. Ich will nicht, dass du die Sache aus meinem Blickwinkel siehst. Ich will, dass du uns unvoreingenommen, als Außenstehender betrachtest.«

»Und wie soll ich das bitte anstellen?«

Sie sah mich an, und in ihren strahlend blauen Augen lag ein seltsames Licht.

»Dein Vater wird dir dabei behilflich sein«, sagte sie.

In Kairo hatte ich Sophia erzählt, dass mein Vater Assistant Commissioner bei Scotland Yard war. Dieses Amt hatte er nach wie vor inne. Bei ihren Worten spürte ich, wie sich eine kalte Last auf mich senkte.

»So schlimm steht es also?«

»Ich fürchte, ja. Siehst du den Mann, der ganz allein an dem Tisch neben der Tür sitzt – Typ vorzeigbarer, stur korrekter Exsoldat?«

»Ja.«

»Er stand heute Abend auf dem Bahnsteig, als ich in Swinly Dean in den Zug gestiegen bin.«

»Du meinst, er ist dir hierher gefolgt?«

»Ja. Ich glaube, wir – wie sagt man das? – stehen alle unter Beobachtung. Die Beamten haben mehr oder weniger angedeutet, dass wir besser daran täten, das Haus nicht zu verlassen. Aber ich war fest entschlossen, dich zu treffen.« Sie streckte ihr kleines kantiges Kinn streitbar vor. »Ich bin durchs Badezimmerfenster gestiegen und das Fallrohr runtergeklettert.«

»Liebling!«

»Aber die Polizei ist sehr tüchtig. Und natürlich war da noch das Telegramm, das ich dir geschickt hatte. Tja, egal, wir sind hier, zusammen … Aber von nun an müssen wir beide im Alleingang...


Christie, Agatha
Agatha Christie begründete den modernen britischen Kriminalroman und avancierte im Laufe ihres Lebens zur bekanntesten Krimiautorin aller Zeiten. Ihre beliebten Helden Hercule Poirot und Miss Marple sind - auch durch die Verfilmungen - einem Millionenpublikum bekannt. 1971 wurde sie in den Adelsstand erhoben. Agatha Christie starb 1976 im Alter von 85 Jahren.

Agatha Christie begründete den modernen britischen Kriminalroman und avancierte im Laufe ihres Lebens zur bekanntesten Krimiautorin aller Zeiten. Ihre beliebten Helden Hercule Poirot und Miss Marple sind - auch durch die Verfilmungen - einem Millionenpublikum bekannt. 1971 wurde sie in den Adelsstand erhoben. Agatha Christie starb 1976 im Alter von 85 Jahren.



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