Christie | Mord nach Maß | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Christie Mord nach Maß

Kriminalroman
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-455-01421-1
Verlag: Atlantik Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Kriminalroman

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

ISBN: 978-3-455-01421-1
Verlag: Atlantik Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein maßgeschneidertes Idyll - ein verfluchter Ort Dem Arbeiter Mike Rogers scheint der soziale Aufstieg mit links zu glücken: Er heiratet in eine reiche Familie ein und erfüllt sich den Traum vom eigenen Haus auf einem großzügigen Anwesen. Doch je größer das Idyll, desto stärker droht Zerstörung: Plötzlich verunfallt seine Frau auf rätselhafte Weise und 'was wie eine Romanze anfängt, geht in schier unerträgliche Spannung über und mündet in das wohl schockierendste Romanende, das diese überraschende Autorin jemals inszeniert hat' (The Guardian).

Agatha Christie begründete den modernen britischen Kriminalroman und avancierte im Laufe ihres Lebens zur bekanntesten Krimiautorin aller Zeiten. Ihre beliebten Helden Hercule Poirot und Miss Marple sind - auch durch die Verfilmungen - einem Millionenpublikum bekannt. 1971 wurde sie in den Adelsstand erhoben. Agatha Christie starb 1976 im Alter von 85 Jahren.
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Cover
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Titelseite
Widmung
Motto
Erstes Buch
Zweites Buch
Drittes Buch
Über Agatha Christie
Impressum


Erstes Buch


1


Jedes Ende ist ein neuer Anfang – wie oft hört man die Leute das sagen. Es klingt nicht schlecht, aber was heißt es schon?

Wann gäbe es denn je einen festen Punkt, auf den man nachträglich den Finger legen könnte und sagen: »Da hat alles begonnen – um soundso viel Uhr, an dem und dem Platz, mit diesem bestimmten Ereignis«?

Begann meine Geschichte vielleicht in dem Moment, als mein Blick auf den Aushang am fiel? Auf den Aushang, der die Versteigerung jenes ansehnlichen Besitzes namens ankündigte und alle Einzelheiten wie Ausdehnung, Länge und Breite brachte, nebst einer höchst euphorischen Beschreibung des Anwesens – einem Porträt von wie es vielleicht für seine Glanzzeit vor mindestens achtzig bis hundert Jahren zugetroffen haben mochte?

Ich hatte weiter nichts vor, schlenderte ziellos durch die Hauptstraße von Kingston Bishop und schlug die Zeit tot. Da fiel mir das Plakat auf. War’s ein Glückstreffer? Oder eine Falle des Schicksals? Ganz wie man’s nimmt.

Andererseits könnte man auch behaupten, dass es damals begann, als ich Santonix traf, irgendwann während unserer langen Gespräche. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich ihn wieder vor mir: die roten Flecken auf den Wangen, die fiebrig glänzenden Augen, die Bewegungen der kräftigen, aber zartgliedrigen Hand, wie sie Baupläne und Aufrisse von Häusern aufs Papier wirft, ausarbeitet – besonders von einem ganz bestimmten Haus, wie es schöner und begehrenswerter keines gab.

Damals regte sich zum ersten Mal das Verlangen nach einem Haus in mir, einem klassisch schönen Haus, das zu besitzen ich niemals hoffen durfte. Es war unser beider Wunschtraum, dieses Haus, das Santonix für mich bauen würde – wenn er noch dazu kam … Im Geiste wohnte ich in diesem Haus bereits mit meiner großen Liebe, lebte hier wie im Märchen. Es waren natürlich alles alberne Phantastereien, aber sie ließen in mir diese blinde, aussichtslose Sehnsucht keimen.

Oder, wenn man es als Liebesgeschichte sehen will – und es ist die Geschichte meiner Liebe, bei Gott –, warum sollte sie dann nicht damit beginnen, wie ich Ellie unter den dunklen Fichten von stehen sah?  – Zigeuneranger.

Ja, vielleicht mache ich den Anfang am besten da, beginne mit dem Augenblick, als ich mich von dem Aushang am Schwarzen Brett abwandte – fröstelnd, weil die Sonne hinter Wolken verschwunden war – und beiläufig einen Mann fragte, der neben mir seine Hecke stutzte: » was ist das für ein Haus?«

Ich sehe immer noch die seltsame Miene des Alten vor mir, als er mich von der Seite anschielte und sagte: »So nennt das hier kein Mensch nich. Was’n das schon für’n komischer Name?« Er schniefte missbilligend. »Is ’ne Ewigkeit her, dass da Leute drin gewohnt haben und dazu sagten.«

Da fragte ich ihn, wie er das Haus denn nenne, und wieder wandten sich die Augen in dem alten Runzelgesicht von mir ab. »Hier am Ort heißt’s .«

»Warum denn das?«

»Is so ’ne Art Sage. Genau weiß ich’s auch nich. Einer sagt so, der andere so.« Nach einer Pause fügte er hinzu: »Jedenfalls isses dort, wo immer die Unfälle passieren.«

»Verkehrsunfälle?«

»Alle möglichen Unfälle. Heutzutage freilich meistens mit ’nem Auto. Is nämlich ’ne gefährliche Ecke, da draußen.«

»Na ja«, meinte ich, »in einer scharfen Kurve kann man leicht verunglücken, das ist klar.«

»Der Landrat hat ’n Warnschild aufstellen lassen, aber geholfen hat’s auch nicht. Es kracht so oder so.«

»Woher kommt der Name?«

»Von irgend so ’nem Gerede. Das Land soll früher mal Zigeunern gehört haben, aber sie sind fortgejagt worden und haben’s verflucht.«

Ich musste lachen.

»Ja, ja, lachen Sie nur«, knurrte er. »Ihr Schlaumeier aus der Stadt habt ja keine Ahnung von so was, aber ’s gibt manche Stelle, die is verhext, und das is so eine, Ehrenwort. Schon im Steinbruch, beim Bau, sind die Leute zu Tode gekommen. Der alte Geordie, der is nachts übern Rand gekippt und hat sich’n Hals gebrochen.«

»Weil er betrunken war?«

»Kann schon sein. Der hat gern tief ins Glas geschaut. Aber jeder Suffkopp fällt mal hin, und nich zu sanft, und doch schadet er sich nich fürs Leben. Bloß Geordie hat sich gleich’n Hals gebrochen. Dort drüben«, er deutete über seine Schulter nach dem kiefernbestandenen Hügel, »auf .«

Doch, ja, so hat es wohl angefangen. Nicht dass ich sonderlich darauf geachtet hätte. Zufällig erinnerte ich mich später daran, das ist alles. Danach – oder auch vorher, ich weiß es nicht mehr genau – fragte ich den Alten, ob denn noch Zigeuner in der Gegend wären. Nein, meinte er, davon gäb’s ja heutzutage nicht mehr allzu viele, auch anderswo nicht; die Polizei schiebe sie immer ab.

»Was haben die Leute nur gegen Zigeuner?«

»Dieses Diebsgesindel«, raunzte er. Und dann wurde sein Blick schärfer. »Oder haben Sie zufällig auch’n Tropfen Zigeunerblut in den Adern?«

Nicht dass ich wüsste, antwortete ich. Sicher, ich habe etwas Südländisches an mir, das manche Leute an einen Zigeuner erinnert; vielleicht faszinierte mich deshalb auch die Geschichte von so. Also Ich schlug die Straße ein, die in vielen Kurven aus dem Dorf hinaus und durch dunklen Wald hügelaufwärts führte bis zum Gipfel, wo sich der Blick aufs offene Meer und die Schiffe auftat. Die Aussicht war unvergleichlich schön, und ich dachte: Wenn nun dir gehörte? Als ich unten wieder an meinem Heckenstutzer vorbeikam, meinte er: »Also, wenn Sie’s mit’n Zigeunern haben, dann gehn Se man zu Oma Lee. Was der Major is, der lässt sie in der Hütte wohnen.«

»Welcher Major?«

»Major Phillpot, natürlich.« Der Ton verriet seine ganze Empörung, dass ich überhaupt danach fragte.

Ich wünschte ihm einen guten Tag und wandte mich zum Gehen; da fügte er hinzu: »Die letzte Kate da unten an der Straße, das is ihre. Kann sein, dass sie im Garten is, sie hält’s nie lang aus in ihren vier Wänden. Wie alle mit Zigeunerblut.«

Und so schlenderte ich weiter die Straße hinunter, vor mich hin pfeifend und in Gedanken bei Fast hatte ich schon wieder vergessen, was mir da erzählt worden war, als mir eine große schwarzhaarige Alte auffiel, die mich über ihre Gartenhecke hinweg anstarrte. Da wusste ich, dass ich Mrs Lee vor mir hatte. Ich blieb stehen.

»Angeblich können Sie mir mehr von da oben erzählen«, begann ich.

Unter einer schwarzen Strähne hervor funkelte sie mich stumm an. Dann sagte sie: »Da lässt du lieber die Finger davon, junger Mann. Glaub mir und denk nicht mehr daran. Du bist ein hübscher Kerl, und von ist noch keinem Gutes widerfahren. Nie und nimmer.«

»Es ist doch zum Verkauf ausgeschrieben.«

»Jawohl, das ist es, und ein Narr, der’s kauft.«

»Haben sich schon Käufer gemeldet?«

»Bauunternehmer, und mehr als einer. Das geht billig weg, glaub mir.«

»Warum denn?«, widersprach ich. »Es ist doch ein erstklassiger Besitz.«

Darauf gab sie keine Antwort.

»Also angenommen, ein Bauunternehmer erwirbt es – was dann?«

Sie kicherte in sich hinein, es war ein böses, unangenehmes Lachen. »Was wohl? Dann lässt er das alte verkommene Haus abreißen und fängt an zu bauen. Zwanzig, dreißig Häuser kann er da hinstellen und alle mit dem Fluch drauf.«

Das Letzte ignorierend, meinte ich nachdenklich: »Das wäre schade, jammerschade.«

»Ah, keine Sorge, sie werden schon nicht froh damit; nicht die neuen Herren und auch nicht die Maurer und Zimmerleute. Da wird ein Fuß auf der Leiter ausrutschen, dort wird eine Kiesfuhre verunglücken oder ein Ziegel vom Dach fallen und sein Ziel finden. Und dann die Bäume – vielleicht knickt sie ein plötzlicher Sturm. Du wirst schon sehen. Keiner wird froh auf Es täte ihnen besser, sie ließen’s in Ruhe. Du wirst sehen, du wirst’s schon sehen.« Sie nickte heftig und wiederholte leise wie zu sich selbst: »Es bringt kein Glück, sich mit einzulassen, nie und nimmer.«

Ich musste lachen, und sie fuhr mich an: »Lach nicht, junger Mann. Es könnte dir eines Tages im Hals stecken bleiben, das Lachen. Da oben liegt kein Segen drauf, nicht auf dem Haus und nicht auf dem Boden.«

»Was ist denn passiert mit dem Haus?«, wollte ich wissen. »Warum steht es so lange leer? Wieso lässt man es verfallen?«

»Sie sind alle gestorben, die Leute, die’s zuletzt bewohnt haben. Alle.«

»Wie gestorben?«, fragte ich aus purer Neugier.

»Das lässt man besser ruh’n und spricht nicht mehr davon. Aber hinterher hat keiner mehr dort wohnen wollen, ’s wurde alles dem Moder und Zerfall überlassen. Heute ist’s in Vergessenheit geraten, und so soll’s auch bleiben.«

»Aber wissen, wie’s war«, schmeichelte ich. »Sie könnten mir die ganze Geschichte erzählen.«

»Über tratsche ich nicht.« Dann sagte sie, jetzt im heuchlerisch greinenden Ton einer Bettlerin: »Aber ich will dich gern einen Blick in die Zukunft tun lassen, junger Herr. Salb mir die Hand mit Silber, und ich sag dir wahr. Du bist einer von denen, die es eines Tages noch weit...


Christie, Agatha
Agatha Christie begründete den modernen britischen Kriminalroman und avancierte im Laufe ihres Lebens zur bekanntesten Krimiautorin aller Zeiten. Ihre beliebten Helden Hercule Poirot und Miss Marple sind - auch durch die Verfilmungen - einem Millionenpublikum bekannt. 1971 wurde sie in den Adelsstand erhoben. Agatha Christie starb 1976 im Alter von 85 Jahren.

Agatha Christie begründete den modernen britischen Kriminalroman und avancierte im Laufe ihres Lebens zur bekanntesten Krimiautorin aller Zeiten. Ihre beliebten Helden Hercule Poirot und Miss Marple sind - auch durch die Verfilmungen - einem Millionenpublikum bekannt. 1971 wurde sie in den Adelsstand erhoben. Agatha Christie starb 1976 im Alter von 85 Jahren.



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