Cleland / edition | Fanny Hill oder die Geschichte eines Freudenmädchens | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 106 Seiten

Cleland / edition Fanny Hill oder die Geschichte eines Freudenmädchens

Illustriert und neu bearbeitet (Klassiker der ofd edition)
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-8391-3107-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Illustriert und neu bearbeitet (Klassiker der ofd edition)

E-Book, Deutsch, 106 Seiten

ISBN: 978-3-8391-3107-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In diesem Roman erzählt die ehemalige Prostituierte Fanny Hill in Form zweier Briefe ihr Leben, das sie größtenteils in verschiedenen Bordellen verbrachte. Die Erzählweise ist unterhaltsam und abwechslungsreich, mitunter bricht auch ein gewisser Humor durch, die Schilderung des körperlichen Geschehens nimmt breiten Raum ein. In Deutschland durfte das Buch daher erst ab 1969 verkauft werden. Hier liegt der ehemalige Skandalroman in einer aktualisierten und illustrierten Fassung vor, wobei die die ursprüngliche Druckversion nicht automatisiert kopiert, sondern sorgfältig neu editiert und der aktuellen Rechtschreibung angepasst wurde - die bessere Lesbarkeit und Gestaltung verhelfen so zu einem ungetrübten Lesegenuss.

Obwohl John Cleland (1709 - 1789) auch anderweitig literarisch tätig war, ist er vor allem durch seinen Skandalroman "Fanny Hill" bekannt, der lange Zeit in fast allen Ländern der Welt verboten war. Cleland konnte von seiner Arbeit kaum leben und war mehrfach inhaftiert. Obwohl er einer gut situierten Familie entstammte, starb er als armer Mann.
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I. Brief


Meine liebe Freundin!

Um Dir einen Beweis zu geben, wie gern ich Dir gefällig bin, schreibe ich auf Deinen Wunsch diese Erinnerungen für Dich nieder. Und so peinlich die Aufgabe auch für mich ist, so betrachte ich es doch als meine Pflicht, Dir mit der größten Aufrichtigkeit die wüsten Szenen eines ausschweifenden Lebens zu schildern, dem ich mich jetzt endlich glücklich entzogen habe, um das Glück zu genießen, das Liebe, Gesundheit und ein nettes Vermögen mir bieten. Du weißt ja übrigens, dass ich von Natur aus wirklich verdorben gewesen bin und dass ich selbst in den Stunden wildester Ausschweifung nie aufgehört habe, Betrachtungen über Sitten und Charakter der Männer anzustellen. Beobachtungen, die bei Personen meines Standes gewiss nicht eben häufig sind.

Aber da ich jede unnütze Vorrede hasse, will ich Dich nicht lange mit Einleitungen langweilen und Dich nur darauf aufmerksam machen, dass ich alle meine Abenteuer mit derselben Freiheit erzählen werde, mit der sie begangen worden sind. Nur die Wahrheit soll meine Feder leiten, ohne Furcht vor den Gesetzen einer „Anständigkeit“, die für so intime Freundinnen, wie wir beide es sind, nicht existiert. Außerdem kennst Du ja selbst die Freuden der sinnlichen Liebe zu genau, als dass ihre Schilderungen Dich erschrecken könnten. Und Du weißt ferner, wie viele Leute von Geist und Geschmack Nuditäten aus ihren Salons verbannen, um sie mit Vergnügen in ihren Privatgemächern aufzuhängen.

Nun aber zu meiner Geschichte.

Man nannte mich als Kind Francis Hill. Ich bin in einem Dörfchen bei Liverpool als Kind armer Eltern geboren worden. Mein Vater, den seine Kränklichkeit an schweren Landarbeiten hinderte, gewann durch Garmaschen einen ansehnlichen Verdienst, den meine Mutter durch den Betrieb einer kleinen Kinderschule im Dorfe nur wenig vermehrte. Sie hatten mehrere Kinder, von denen jedoch allein ich am Leben blieb.

Meine Erziehung war bis zu meinem vierzehnten Lebensjahr die denkbar einfachste. Lesen, stricken, kochen – das war alles, was ich lernte. Was meinen Charakter angeht, so war sein Hauptmerkmal eine vollständige Reinheit und jene Furchtsamkeit unseres Geschlechts, die wir gewöhnlich erst auf Kosten unserer Unschuld verlieren.

Meine gute Mutter war mit ihrer Schule und unserem Haushalt immer so beschäftigt, dass ihr wenig Zeit blieb, mich zu unterrichten. Übrigens kannte sie selbst das Böse auf der Welt zu wenig, um uns darin Lehren erteilen zu können.

Ich war eben in mein fünfzehntes Lebensjahr getreten, als meine teuren Eltern wenige Tage hintereinander an den Pocken starben. Durch ihr Ableben ward ich eine arme Waise ohne Hilfe und ohne Freunde, denn mein Vater, der in der Grafschaft Kent zu Hause war, hatte sich auf gut Glück in meinem Geburtsort niedergelassen. Übrigens wurde auch ich von der ansteckenden Krankheit ergriffen, aber so leicht, dass nicht die geringste Spur sichtbar blieb. Ich gehe mit Stillschweigen über diesen herben Verlust hinweg. Die rasche Wandlungsfähigkeit der Jugend verwischte die traurigen Eindrücke dieser Zeit nur zu bald aus meinem Gedächtnis.

Eine junge Frau mit Namen Esther Davis, die um diese Zeit nach London zurückkehren musste, wo sie in Diensten stand, schlug mir vor, mich zu begleiten und versprach, mir nach besten Kräften beim Aufsuchen einer Stellung behilflich zu sein.

Da niemand auf der Welt sich um meine Zukunft scherte, nahm ich das Anerbieten dieses Weibes ohne Zögern an, entschlossen, mein Glück zu versuchen. Ich war entzückt von all den Wundern, die mir Esther Davis von London erzählte und brannte vor Begierde, ebenfalls die königliche Familie, das Mausoleum von Westminster, die Komödie, die Oper, kurz all die schönen Dinge, mit denen sie meine Neugierde reizte, zu sehen.

Aber das Interessanteste an ihren Geschichten war, dass so viele arme Landmädchen, allein durch ihre gute Führung, reich und angesehen geworden waren; dass viele tugendhafte Dienstmädchen ihre Herren heirateten und dann Pferd und Wagen hielten, dass manche sogar Herzoginnen geworden seien – kurz, dass das Glück alles könne und wir eben so gut darauf bauen müssten, wie andere.

Ermutigt durch so schöne Prophezeiungen, machte ich eilends meine kleine Erbschaft zu Geld. Der Erlös belief sich nach Abzug der Schulden und Begräbniskosten auf acht Guineen und siebzehn Shilling. Dann packte ich meine sehr bescheidene Garderobe in eine Hutschachtel und wir fuhren mit der Postkutsche ab. Meine Führerin diente mir während der Fahrt als Mutter und ließ sich dafür ihr Billett von mir bezahlen. Überhaupt verfügte sie über meine Börse wie über ihr Eigentum.

Sobald wir angekommen waren, hielt mir Esther Davis, auf deren Hilfe ich so fest gerechnet hatte, folgende kurze Rede, die mich fast zu Stein erstarren ließ:

„Gott sei Dank, wir haben eine gute Fahrt gehabt. Ich gehe jetzt schnell nach Hause; suche Du Dir nur so rasch wie möglich einen Dienst. Ich rate Dir, in ein Mietbüro zu gehen. Wenn ich etwas höre, werde ich es Dir mitteilen. Einstweilen tust Du gut daran, Dir irgendwo ein Zimmer zu nehmen. Ich wünsche Dir viel Glück und hoffe, dass Du immer brav bleiben und Deinen Eitern keine Schande machen wirst.“

Nach diesen Ermahnungen grüßte sie kurz und ging einfach weg. Kaum war sie fort, als ich in bitterliche Tränen ausbrach. Das erleichterte mich etwas, konnte mir aber über mein Schicksal nicht hinwegtrösten. Einer der Gasthauskellner machte mich noch verwirrter, indem er mich fragte ob ich etwas wünsche. Naiv antwortete ich „nein“ und bat nur um eine Unterkunft für die Nacht. Die Wirtin erschien und sagte mir kühl, dass das Bett einen Shilling koste.

Sobald ich Unterkunft hatte, schöpfte ich wieder etwas Mut und beschloss, gleich am nächsten Tage in das Mietbüro zu gehen, dessen Adresse mir Esther aufgeschrieben hatte. Die Ungeduld brachte mich schon früh aus den Federn. Ich legte eiligst meine schönsten Dorfkleider an, übergab der Wirtin mein kleines Paket und begab mich stracks in das Büro.

Eine alte Dame führte das Geschäft. Sie saß am Tisch vor einem riesigen Register, das in alphabetischer Ordnung unzählige Adressen zu enthalten schien. Ich näherte mich der achtbaren Dame mit züchtig gesenkten Augen, wobei ich mich durch eine Menge Leute hindurchdrängen musste, und machte ihr ein halbes Dutzend linkische Verbeugungen. Sie erteilte mir Audienz mit der ganzen Würde und dem Ernst eines Staatsministers und entschied nach einem prüfenden Blick und nachdem sie mir als Anzahlung einen Shilling abgenommen hatte, dass die Stellungen für Mädchen jetzt selten seien und dass ich offenbar für schwere Arbeit nicht zu brauchen sei, dass sie aber trotzdem nachsehen wolle, ob sich etwas für mich fände. Zunächst aber müsse sie erst einige andere Kundinnen abfertigen.

Ich verfügte mich traurig nach hinten, fast verzweifelt über die Antwort der Alten. Trotzdem ließ ich zur Zerstreuung die Augen umherschweifen und bemerkte eine dicke Dame von ungefähr 50 Jahren in gutbürgerlicher Kleidung, die mich anstarrte, als wolle sie mich verschlingen. Ich war zuerst etwas betroffen, aber die liebe Eitelkeit ließ mich bald diese Aufmerksamkeit zu meinen Gunsten auslegen und ich richtete mich daher so sehr als möglich auf, um recht vorteilhaft zu erscheinen. Endlich, nach einer nochmaligen genauen Prüfung, näherte sich mir die Dame und fragte mich, ob ich einen Dienst suche. Ich machte eine tiefe Verbeugung und antwortete „ja“.

„Hm ...“, sagte sie, „ich suche ein Mädchen und glaube, dass Sie etwas für mich sind ... Ihr Gesicht bedarf keiner weiteren Empfehlung ... Jedenfalls, liebes Kind, sehen Sie sich vor ... London ist eine sündhafte Stadt ... Folgen Sie meinem Rat und meiden Sie schlechte Gesellschaft ...“

In diesem Tone fuhr sie noch eine gute Weile fort und ich war glücklich, eine anscheinend so ehrenwerte Herrin gefunden zu haben. Währenddessen lächelte mir die alte Vermittlerin so bedeutsam zu, dass ich törichterweise überzeugt war, sie gratuliere mir zu meinem Glück. Später erfuhr ich, dass die beiden Hexen alte Vertraute waren und Madame Brown, meine neue Herrin, ihren „Vorrat“ oft aus diesem „Magazin“ ergänzte.

Die letztere war so zufrieden mit mir, dass sie mich aus Angst, ich könnte ihr entwischen, sofort in einen Wagen packte, mein Gepäck aus dem Gasthaus abholte und dann geradeswegs mit mir in ihr Haus fuhr. Das Äußere der neuen Heimat, der Geschmack und die Sauberkeit der Möbel bestätigten mich zunächst noch in meiner guten Meinung, die ich von meiner Stellung hatte. Ich zweifelte nicht, dass ich in einem außerordentlich anständigen Hause sei.

Sobald sie mich eingelassen hatte, sagte mir meine Herrin, dass es ihre Absicht sei, in familiäre Beziehungen zu mir zu treten. Sie habe mich weniger als Dienerin, denn als Gesellschafterin aufgenommen und werde mir eine wahre Mutter sein, wenn ich mich gut führe. Auf all das antwortete ich kindisch mit vielen lächerlichen Verbeugungen:

„Ja – oh ja – gewiss – Ihre Dienerin, Madame.“

Darauf klingelte Madame und ein großes, ältliches Stubenmädchen erschien.

„Martha“, sagte Madame Brown, „ich habe dieses junge Mädchen aufgenommen, um für meine Wäsche zu sorgen; zeigen Sie ihr ihr Zimmer. Ich empfehle sie Ihrer ganz besonderen Sorgfalt, denn ihr Gesicht gefällt mir ganz...



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