Cnyrim | Der Skorpion in der Bananenkiste | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Cnyrim Der Skorpion in der Bananenkiste

Moderne Mythen und Großstadtlegenden
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-86413-844-7
Verlag: riva
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Moderne Mythen und Großstadtlegenden

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

ISBN: 978-3-86413-844-7
Verlag: riva
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Abends am Lagerfeuer, ein kaltes Bier in der Hand. Jemand fängt an zu erzählen: 'Ich habe neulich von einem Freund eine Geschichte gehört: Eine junge Frau. Nachts. Eine dunkle Landstraße. Ihr werdet es mir nicht glauben ...' Jeder von uns kennt diese Geschichten. Die besten von ihnen werden zu Modernen Mythen oder Großstadtlegenden, bei denen man oft nicht weiß, ob sie tatsächlich einmal so passiert sind. Irgendwie. Irgendwo. Irgendwann. Viele haben einen wahren Kern. Und wenn es nur eine kollektive Angst ist. Denn, wer weiß, vielleicht krabbelt auch zwischen Ihren Einkäufen ein kleiner Skorpion? Dieses Buch ist eine Sonderausgabe des Titels 'Slenderman und Smile Dog'.

Petra Cnyrim, geb. 1975, lebt und arbeitet als Autorin in München. Die urbanen Legenden haben sie schon lange fasziniert und sie hofft inständig, niemals eine giftige Spinne in ihren Zimmerpflanzen zu entdecken.
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Meme und Creepypasta

Das folgende Kapitel beschäftigt sich mit den sogenannten Memen. Dabei handelt es sich wohl um die modernste Art der Mythen: ein Phänomen der heutigen Zeit. Geschichten, Mythen und Gerüchte werden in diesem Fall über das Internet verbreitet. Dies geschieht ganz unterschiedlich, manchmal durch Bilder, manchmal durch Tondateien. Oder auch durch ganze Filme.

Besonders interessant für die Sammlung moderner Mythen ist die »Creepypasta«, eine Unterform der Meme. Denn im Gegensatz zu den Memen, die in allen möglichen Formen erscheinen können, handelt es sich bei dem Creepypasta-Phänomen ausschließlich um Geschichten. Das Wort geht dabei zurück auf die englischen Begriffe creepy (gruselig) und copy and paste, dem Kopieren und Einfügen von Texten.

Es ist ein Zeichen unserer Zeit, dass sich die neuesten Mythen über dieses Medium verbreiten und somit schnell und meist weltweit vervielfältigt werden. Die meisten dieser Meme sind selbst direkt im Internet entstanden. Oft gibt es dazu nur Filme oder Bilder, deshalb ist es manchmal schwer, die eigentliche Geschichte dahinter zu finden.

Es kommt aber auch genauso vor, dass ein solches Internetphänomen den Sprung in die Realität schafft. Das kann sich dann in durchaus witzigen Bewegungen äußern, wenn zum Beispiel im Internet gezeigte Geschichten in die Tat umgesetzt werden und der dazu gedrehte Film wiederum im Netz eingesehen werden kann. Dabei bietet sich oft eine riesige Auswahl, der es an Facettenreichtum und Kreativität nicht mangelt. Zu den bekanntesten Varianten zählt zum Beispiel der Gangnam Style von Psy. Durch die Verbreitung im Internet gelang es dem Künstler innerhalb kürzester Zeit, weltweiten Ruhm zu erlangen. Das Tanzvideo avancierte zum erfolgreichsten Internetvideo aller Zeiten. Auch die allseits bekannte Ice Bucket Challenge, bei der Menschen einen Kübel mit Eiswürfeln oder Eiswasser über ihrem Kopf ausschütten, ist auf diese Weise entstanden.

Leider gibt es aber auch genug Beispiele dafür, dass Horror-, Gewalt- oder Mobbinggeschichten aus dem Netz in die Tat umgesetzt werden. Selbst vor Morden wird manchmal nicht zurückgeschreckt.

DER SLENDERMAN

Eines der bekanntesten Meme ist die Geschichte des Slenderman. Sie verbreitete sich rasend schnell, nachdem der Schwede Eric Knudsen 2009 im Zuge eines Fotowettbewerbes die Figur des Slenderman (übersetzt: der dünne Mann) ins Leben gerufen hatte. Es handelt sich dabei um eine Figur, die anormal groß ist und durch extrem lange und dünne Gliedmaßen auffällt. Meist trägt der Slenderman einen schwarzen Anzug und wechselt die Orte, ohne sich dabei zu bewegen. Sein Ziel ist es, seine Opfer, vor allem Kinder, nachts in Parks oder bewaldeten Gebieten zu jagen und zu töten. Laut den Erzählungen frisst er die Kinder auf, lässt sie verschwinden oder spießt sie auf den Ästen der Bäume auf.

Der Mythos verbreitete sich rasend schnell, vor allem über das Internet. Mittlerweile gibt es sogar verschiedene Computerspielvariationen zu dem Thema. Inzwischen kursieren Videos und Fotos aus der ganzen Welt im Internet, die die Existenz des grauenvollen Mörders belegen sollen.

In Amerika kam es aufgrund der Besessenheit zweier Mädchen von der Legende des Slenderman zu einem Mord an deren Freundin. Sie bezeichneten die Tat als Opfer für den Slenderman. Sie hatten ihre Freundin in einem Wald erstochen.

Es wird auch von mehreren Attacken durch Teenager auf ihre Eltern berichtet, die laut den Aussagen der Jugendlichen der Slenderman angeordnet hatte.

In Schweden lebte vor vielen Jahren ein alter Mann in einem Wald, in dessen Nähe sich ein See befand. Er hatte sein ganzes Leben dort verbracht, denn er hasste die Menschen und insbesondere Kinder. Eines Tages baute eine junge Familie nicht unweit von dem Haus des alten Mannes ebenfalls ein Häuschen, in das sie im Herbst einzogen.

Die Familie beschloss, sich ihrem einzigen Nachbarn in der Einsamkeit des riesigen Waldes vorzustellen. Doch jedes Mal, wenn sie dort klopften, wurden alle Vorhänge geschlossen und niemand öffnete die Tür. Irgendwann gaben sie es auf und kümmerten sich nicht mehr um den griesgrämigen alten Mann in dem schwarzen Anzug.

Nach ein paar Jahren passierte es: Das mittlerweile acht Jahre alte Mädchen der kleinen Familie langweilte sich, wie so oft in der letzten Zeit. Es war nicht einfach für die Kinder in dem einsamen Wald. Sie hatten nur sich und ihr selbstgebasteltes Spielzeug.

Da kam ihm eine Idee: Es könnte sich doch an das Haus des alten Mannes schleichen und beobachten, was er so machte. Es schlich an das Haus und schaffte es geduckt bis zu einem der Fenster, ohne dass wie sonst sofort die Vorhänge geschlossen wurden. Langsam richtete es sich auf und spähte durch die Scheibe. Und da war er: der alte Mann, auf den zuvor niemand von ihnen einen Blick hatte werfen können. Doch bei genauem Hinsehen stellte das Mädchen fest, dass der Mann nicht, wie anfangs von ihm vermutet, auf seiner Couch lag und schlief. Er lag dort in einer merkwürdigen und unbequemen Haltung und – seine Augen waren geöffnet. Aber er bewegte sich nicht, über eine halbe Stunde lang lag er genau so da.

Nach einiger Zeit wurde es dem Mädchen klar: Der Mann war tot. Es eilte zurück zu seinen Eltern, um ihnen den Fund mitzuteilen. Anfangs waren die beiden wenig begeistert von der Tatsache, dass sich die Kleine einfach über das seit Jahren geltende Verbot hinweggesetzt hatte und zu dem Haus des alten Mannes gelaufen war. Am Ende waren sie sich aber einig, dass es gut war, denn so konnten sie die Behörden informieren und er würde begraben werden. Die Eltern machten den Kindern klar, dass es besser sei, wenn sie zu Hause bleiben würden, solange die Erwachsenen alles andere im Haus des alten Mannes regelten.

Nachdem die Behörden informiert waren und ein Leichenwagen bestellt, machten sich die Eltern auf den Weg zu der Leiche, um vor Ort behilflich zu sein. Doch als sie dort ankamen, war keine Leiche zu finden! Sie durchsuchten das ganze Haus und den Garten, aber niemand war da. Als das Bestattungsunternehmen eintraf, mussten sie die Leute wieder wegschicken mit dem unangenehmen Gefühl, dass das Ganze vielleicht nur ein Streich ihrer Tochter gewesen war. Nachdem sie auch noch die Anfahrtskosten des Leichenwagens bezahlen mussten, stapften sie wütend zurück zu den Kindern.

Dort angekommen, riefen sie die beiden, um nun endlich der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Aber die Kinder kamen nicht. Völlig entnervt fingen sie also wieder zu suchen an. Aber sie blieben ohne Erfolg – ihre Kinder waren verschwunden. Als sie draußen auch alles abgesucht hatten und die Mutter der beiden völlig aufgelöst und tränenüberströmt zusammenbrach, sah der Vater etwas am Waldrand. Da waren sie! Ihre Kinder! Und sie rannten um ihr Leben, denn hinter ihnen lief eine grauenvolle Gestalt her! Sie war beinahe drei Meter groß, in einen schwarzen Anzug gekleidet und anstelle von einem Gesicht war nur eine flache, mit Haut bedeckte Scheibe zu erkennen.

Die Arme und Beine der Gestalt waren übernatürlich lang und dünn und es schien, als würden sie sich nicht bewegen, wenn das »Ding« seinen Standort wechselte. Es sah aus, als würde es in rasender Geschwindigkeit von einem Ort zum anderen schweben.

Die beiden Eltern rannten los, um ihren Kindern zu helfen. Sie folgten ihnen in den mittlerweile stockdunkel gewordenen Wald. Aber es war nichts mehr zu sehen, deshalb rannten sie hinter den Schreien ihrer Kinder her. Nachdem sie die ganze Nacht den schrecklichen Geräuschen hinterhergejagt waren, erkannten sie in der Morgendämmerung etwas Farbiges in der Nähe einer Böschung. Mit letzter Kraft gingen sie darauf zu, bis sie erkannten, um was es sich handelte. Es waren die Kleider ihrer Kinder, zerfetzt, auf dem Boden zerstreut und in Blut getränkt.

Die Polizei stellte später fest, dass es sich um das Blut der Kinder handelte. Sie wurden nie gefunden. Der Slenderman wurde von diesem Tag an oft in der Nähe von Spielplätzen und Waldrändern gesichtet, mehrere Kinder verschwanden.

Neben der Creepypasta vom Slenderman gibt es unzählige Berichte, Fotos und sogar kurze Filme, die die Existenz des Wesens belegen sollen. Einer davon sei hier erwähnt, denn in diesem Fall soll es sich um einen real existierenden Polizeibericht handeln.

Das Thomas-Nealy-Interview

Polizist: »Hallo, Thomas. Wir starten nun das Interview. Alles, was Sie sagen, wird ab jetzt aufgenommen.«

Thomas: »Okay, aber können Sie mir auch wirklich versichern, dass mir hier nichts passieren kann?«

Polizist: »Absolut. Sie befinden sich hier in Polizeigewahrsam – es kann Ihnen nichts passieren. Bitte erzählen Sie die ganze Geschichte noch einmal von vorne, damit wir am Ende alles auf Band haben.«

Thomas: »Also gut … unsere Tochter Susi hat eine Freundin, die ganz in der Nähe wohnt, ungefähr zwei Straßen weiter. Also zu Fuß braucht man da höchstens zehn Minuten. Susi war also bei ihrer Freundin Anna, als es langsam dunkel wurde.

Wir hatten ausgemacht, dass sie vor Einbruch der Dunkelheit nach Hause kommen sollte. Wissen Sie, ich hab immer ein mulmiges Gefühl, wenn sie erst abends losgeht – im Dunkeln. Es gibt schließlich genug Verrückte da draußen.«

Polizist: »Ja, wir wissen, was Sie meinen. Das ist unser täglich Brot … aber fahren Sie bitte fort.«

Thomas: »Es war schon relativ spät und Susi war immer noch nicht da. Also sagte ich zu meiner Frau, dass ich bei den Nachbarn anrufen würde, um zu hören, wann sie losgehen würde. Doch als ich die Mutter von...


Petra Cnyrim, geb. 1975, lebt und arbeitet als Autorin in München. Die urbanen Legenden haben sie schon lange fasziniert und sie hofft inständig, niemals eine giftige Spinne in ihren Zimmerpflanzen zu entdecken.



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