Colier | Wenn die Gedanken wieder kreisen... | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 152 Seiten

Colier Wenn die Gedanken wieder kreisen...

Hilfreiche Impulse zum Umgang mit ständigem Grübeln
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7495-0379-7
Verlag: Junfermannsche Verlagsbuchhandlung
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Hilfreiche Impulse zum Umgang mit ständigem Grübeln

E-Book, Deutsch, 152 Seiten

ISBN: 978-3-7495-0379-7
Verlag: Junfermannsche Verlagsbuchhandlung
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Warum wir unseren Gedanken nicht immer glauben sollten Sind Sie eine chronische Grüblerin, ein klassischer 'Overthinker'? Steigern Sie sich in Ihre Gedanken hinein bis zu dem Punkt, an dem Sie sich unruhig, besorgt, gestresst, hoffnungslos oder wütend fühlen? Haben Sie jemals versucht, einen Weg aus dem Strudel negativer Gedanken zu finden, nur um noch tiefer hineingesogen zu werden? Der Versuch, von unserem Gedankenkarussell loszukommen oder es gar kontrollieren zu wollen, kann uns langfristig betrachtet sogar noch stärker belasten als unsere ursprünglichen Gedanken selbst. - Doch wie können wir unseren 'Denkzwang' überwinden? In 'Wenn die Gedanken wieder kreisen...' zeigt die Psychotherapeutin Nancy Colier Wege auf, die dabei helfen, sich von zwanghaften Grübeleien zu lösen, die zu Stress, Sorgen und Ängsten führen. Mithilfe von Übungen aus der Achtsamkeitspraxis sowie der Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) erhalten Sie als Leser*in zahlreiche Impulse, um Ihre negativen Gedankenkreise zu beobachten und eine gesunde Distanz zu ihnen aufzubauen, harscher Selbstkritik ein Ende zu setzen und mit belastenden Gefühlen wie Verbitterung und Scham umzugehen. Entdecken Sie ein Leben, das nicht länger von Ihren kreisenden Gedanken beherrscht wird - ein Leben voller Selbstmitgefühl, Präsenz und innerem Frieden.

Nancy Colier ist Psychotherapeutin, interreligiöse Geistliche, Autorin und Speakerin. Als langjährige Gelehrte östlicher Spiritualität ist sie Vordenkerin auf den Themengebieten Achtsamkeit, Wohlbefinden und digitales Leben.
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1. Bewusste Wahrnehmung: Unsere Beziehung zum Denken verändern


Tara kam mit Mitte 30 zu mir. Ihren eigenen Schilderungen zufolge hatte sie die vergangenen zehn Jahre damit verbracht, ihre obsessiven und, wie sie es formulierte, unaufhaltsamen Gedanken zu bezwingen und zu unterdrücken. So lange hatte sie sich schon mit Selbsthilfe beschäftigt, ließ nichts unversucht, um ihren Kopf „zum Schweigen“ zu bringen und sich von ihm vor allem nicht mehr sagen zu lassen, sie sei nichts wert. In erster Linie hatte sie Methoden des positiven Denkens ausprobiert, Affirmationen und Dankbarkeitsübungen. Sie hatte hart daran gearbeitet, andere Gedanken zu hören. Inzwischen war sie mit allen Selbsthilfewassern gewaschen, und doch saß sie da in meiner Praxis, rang immer noch mit dem unaufhörlichen innerlichen Geschnatter, fühlte sich hoffnungslos und geschlagen, machtlos über die eigenen Gedanken und machtlos darüber, was sie ihr antaten.

Mir sind Hunderte von Taras begegnet – Menschen, die psychologische Ratgeber und Selbsthilfestrategien enttäuscht zurückgelassen haben. Meine Praxis ist voll von Leuten, die durch Selbsthilfetechniken und deren immer neue Versprechungen auf ein neues Leben keine dauerhafte Befreiung von ihrem exzessiven Denken finden konnten. Wenn auch Sie schon alles Mögliche probiert haben, verzweifeln Sie nicht. Es ist nicht Ihre Schuld, dass Sie noch nicht gefunden haben, was Sie brauchen. Den Inhalt unserer Gedanken zu verändern ist allenfalls eine vorübergehende Lösung, ein schicker Hut auf einem ungewaschenen Kopf. Es funktioniert bis zu einem gewissen Grad, wenn gerade alles glatt läuft und in unserem Leben Angenehmes passiert. Aber wenn es hart auf hart kommt und das Leben die Samthandschuhe auszieht – was es früher oder später immer tut –, haben die positiven Gedanken keinen Bestand. Die Selbsthilfestrategien funktionieren nicht, und wir fallen auf unsere alten Glaubenssätze und Denkmuster zurück. Positives Denken kann hilfreich sein, und es fühlt sich gut an, aber es greift das wahre Problem nicht an; es ist nicht stark genug, um wirklich die Überzeugungen zu verändern, die unsere negativen Gedanken nähren. Letztlich ist es nur ein Pflaster auf einer viel tiefer liegenden und stärkeren Verletzung.

Positives Denken ist nicht bloß aufgrund seiner Unzuverlässigkeit eine dürftige Lösung. Vor allen Dingen fällt es durch, weil es sich auf das falsche Problem richtet. Wenn die Strategie lautet, negative oder unerwünschte Gedanken mit positiven zu ersetzen, verlassen wir uns auf fehlgeleitete Grundsätze und nehmen Folgendes an: Wir können und sollten in der Lage sein, unsere Gedanken zu kontrollieren; die Aussagen unserer Gedanken sind bedeutsam; unsere Gedanken haben die Macht, uns zu beherrschen; und, zum Abschluss, wir müssen unsere Gedanken unter Kontrolle bekommen, damit es uns gut gehen kann. Nichts davon stimmt. Positives Denken behauptet (fälschlicherweise), unser Wohlergehen hänge davon ab, was unsere Gedanken in jedem beliebigen Moment sagen, und somit liege der Schlüssel zu unserem Glück darin, unsere Gedanken erfolgreich zu managen. Innerhalb dieses Systems bleiben wir dem Inhalt unserer Gedanken ausgeliefert, bleiben abhängig von etwas, das außerhalb unseres Einflusses liegt. Positives Denken beteuert uns zu stärken, entkräftet uns letzten Endes aber nur.

Die Selbsthilfe verkauft eine Art kognitive Munition, ein Arsenal, mit dem wir den Krieg gegen unsere unerwünschten Gedanken gewinnen sollen. Wenn Sie aber nicht mehr von Ihren Gedanken kontrolliert werden möchten, dann müssen Sie aufhören, Ihre Gedanken kontrollieren zu wollen – hören Sie auf, sie zu bezwingen. Was uns von negativem Denken befreit, ist kein Sieg über unsere Gedanken (immer und immer wieder, jede Minute aufs Neue, Tag für Tag, jahrelang), sondern uns stattdessen vollständig aus diesem Krieg zurückzuziehen.

Rückzug für den Seelenfrieden


Wie aber geben wir den Kampf auf? Mit welcher Strategie beenden wir die Schlacht? Der Prozess, den ich hier vorschlage, beginnt mit einem radikalen Perspektivwechsel. Das System hinter positivem Denken folgt der Annahme, uns könne es nur gut gehen, wenn unsere Gedanken auch gut sind – nach unserem Geschmack. Das bedeutet, wir hängen von unseren Gedanken ab. Im Grunde genommen bedeutet das, wir sind unsere Gedanken. Aber was, wenn das gar nicht wahr ist? Aus der Schlacht mit Ihrem Denken auszusteigen fängt damit an, Ihr Wohlbefinden nicht mehr davon abhängig zu machen, ob Sie Ihre Gedanken korrigieren oder austauschen. Und genauso wenig davon, ob Sie Ihre Gedanken mögen oder ihnen auch nur zustimmen.

Haben Sie das schon einmal bemerkt? Wenn gerade einmal kein Gedanke da ist, wenn auch nur einen kleinen Augenblick lang, dann sind Sie trotzdem noch da, noch wach, noch bei Bewusstsein. Wir bleiben bestehen, mit oder ohne Gedanken, was ganz klar nahelegt, dass wir nicht aus Gedanken bestehen. Wie könnten wir noch da sein, wenn das fehlt, was wir sind? Wie Sie im Verlauf der Übungen in diesem Buch noch mehrfach feststellen werden, können wir manchmal förmlich zusehen, wie unsere Gedanken sich abspielen, wie sie aufkommen und sogar, wie sie wieder vergehen. Die Tatsache, dass wir unseren Gedanken zuschauen und das hören können, was sie sagen, bestätigt uns ebenfalls: Wir können nicht unsere Gedanken sein. Wir können nicht das sein, was wir vor uns geschehen sehen. Wohlbefinden hängt von unserer Erkenntnis ab, dass wir nicht unsere Gedanken sind und unsere Gedanken nicht wir.

Fragen Sie sich: Was, wenn ich nicht meine Gedanken bin? Was, wenn ich das bin, was die Gedanken hört und sieht, das Bewusstsein, in dem Gedanken auftauchen?

Lassen Sie diese Möglichkeit in sich aufkeimen; laufen Sie ein bisschen damit umher, setzen Sie sich damit hin, duschen Sie damit, essen Sie damit… und schauen Sie, was passiert.

Gedanken erscheinen und verschwinden innerhalb unseres Bewusstseinsbereichs, allerdings sind wir nicht verantwortlich für ihren Inhalt. Gedanken können sagen, was sie wollen, und uns kann es trotzdem gut gehen. Unsere Gedanken verlieren die Kontrolle über uns, wenn wir sie in uns selbst von einem abgetrennten Bereich aus beobachten können und es nicht mehr als unsere Aufgabe ansehen, sie zu berichtigen und zu bezwingen. Freiheit gewinnen Sie durch bewusste Wahrnehmung, speziell im Bezug darauf, was in Ihrem Kopf vor sich geht, von einem Beobachtungsposten aus. Das geht damit los, die Verantwortung für das abzugeben, was Sie sehen.

Bewusstsein durch Beobachtung


Ich spreche in diesem Buch viel über Bewusstsein. Tatsächlich ist es auch der Schlüssel, mit dem wir uns von unserer Denksucht befreien. Aber mit dem Wort „Bewusstsein“ werfen wir sehr viel um uns und meinen doch eigentlich unterschiedliche Dinge damit. Wir sehen bewusste Wahrnehmung auch nicht als eine Fertigkeit an, sondern als etwas, das wir einfach an uns haben, womit wir geboren werden. Bis zu einem gewissen Grad ist das auch richtig, doch im Kontext dieses Buchs bedeutet Bewusstsein etwas ganz Spezifisches und ist eine Fähigkeit, die wir entwickeln und pflegen müssen.

Bewusste Wahrnehmung, so wie ich den Begriff benutze, ist die Bildung eines inneren Zeugen, der Gedanken sehen kann, ohne sich mit ihnen zu identifizieren, mit ihnen zu verschmelzen oder in ihnen zu verschwinden. Bevor Sie irgendwelche Entscheidungen darüber treffen können, wie Sie zu Ihren Gedanken stehen und auf sie reagieren wollen, müssen Sie ein „Ich“ oder eben diesen Zeugen entwickeln, der gesondert von den Gedanken existiert. Sie müssen einen Schritt zurücktreten, denn wir können unsere Beziehung zu etwas nicht ändern, solange wir es nicht als „etwas“ erkennen können, mit dem wir in einer Beziehung stehen. Wie auch Eckhart Tolle erklärt: Sobald wir unsere Gedanken sehen können, sind wir nicht mehr abhängig.4

Gedanken sehen wie Vögel am Himmel

Wenn wir auf die Welt kommen, erfahren wir das Leben erst einmal durch unsere Sinne. Es gibt sehen, hören, schmecken, riechen und fühlen, aber noch kein Ich, das all das tut. Sinneseindrücke passieren einfach; unser Selbst, unsere Erfahrungen und unsere Umgebung sind alles eins. Doch wenn wir heranwachsen und beginnen, uns als unabhängige Entität zu empfinden, als ein Ich mit einem Namen, das im Spiegel zu sehen ist, mit meinem Bauch, meinen Süßigkeiten, meiner Schubkarre, meiner Mama und so weiter, nehmen wir uns selbst allmählich als abgetrennt von unserer Umgebung wahr. Dieses eigenständige Ich lernt mit der Zeit, sich auf die Dinge zu konzentrieren, die in seinem Bewusstsein auftauchen: Spielzeuge, Gegenstände, Menschen, Essen und so weiter. Oh, schau mal das da, fass das mal an, probier das mal. Wir zeigen auf ein Objekt, und es nimmt unsere Aufmerksamkeit ein. Doch im Laufe dessen verlieren wir das Sehen oder Wahrnehmen selbst aus dem Blick: das Bewusstsein, das die Beziehung zu dem Objekt erst möglich macht. Gleichsam verlieren wir den Kontakt zu dem Raum, in dem das Objekt erscheint.

Wenn Sie zum Himmel zeigen und fragen: „Was ist das?“, werden die meisten Leute antworten: „Ein Vogel.“ – „Ein Flugzeug.“ – „Eine Wolke.“ Oder was auch immer gerade am Himmel zu sehen ist. Aber was ungesehen und nicht wahrgenommen bleibt, ist der Himmel selbst. Wir sind so sehr darauf trainiert, uns auf das auftauchende Objekt zu fokussieren, dass uns der endlose Raum entgeht, der Himmel, in dem die Vögel, Flugzeuge, Wolken und alles andere kommen und...


Colier, Nancy
Nancy Colier ist Psychotherapeutin, interreligiöse Geistliche, Autorin und Speakerin. Als langjährige Gelehrte östlicher Spiritualität ist sie Vordenkerin auf den Themengebieten Achtsamkeit, Wohlbefinden und digitales Leben.

Nancy Colier ist Psychotherapeutin, interreligiöse Geistliche, Autorin und Speakerin. Als langjährige Gelehrte östlicher Spiritualität ist sie Vordenkerin auf den Themengebieten Achtsamkeit, Wohlbefinden und digitales Leben.



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