Colins | Nächster Halt: Indien | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 464 Seiten

Reihe: MIRA Taschenbuch

Colins Nächster Halt: Indien

The Lonely Hearts Travel Club
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-95576-673-3
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

The Lonely Hearts Travel Club

E-Book, Deutsch, 464 Seiten

Reihe: MIRA Taschenbuch

ISBN: 978-3-95576-673-3
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Georgia Green gründet ihr eigenes Business, den 'Lonely Hearts Travel Club'. Die junge Frau ist fest entschlossen, ihre Freude am Reisen auch an andere Singles weiterzugeben. Aber ein Unternehmen aus dem Boden zu stampfen, ist kein Strandspaziergang. Beinahe droht Georgia in der Arbeit unterzugehen. Was könnte da besser helfen, als in eine vollkommen fremde Kultur einzutauchen? Also auf in das Land von Bollywood, Taj Mahal und Yoga. In Indien erfährt Georgia viel über sich selbst, und was noch alles in ihr steckt.
'Ein Handbuch für Abenteuer und Überlebenshilfe, das jede Frau gut gebrauchen kann.' Sarah Morgan



Katy Colins wurde vorm Altar stehengelassen und hat sich daraufhin entschlossen, ihr Leben zu ändern. Sie hat ihr Haus verkauft, ihren Job gekündigt und ist um die Welt gereist. Von ihren Erlebnissen erzählt sie auf ihrem Blog notwedordead.com, der eine sehr große Leserschaft gefunden hat. Georgia Green ist ihr Alter Ego.

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Kapitel 1

Konfus (Adjektiv): verworren; durcheinander

Das Erste, was ich hörte, waren die Schlüssel an der Tür. Sie stießen klimpernd aneinander, während sich das Schloss drehte.

Mist! Ich hatte es doch tatsächlich schon wieder geschafft.

Ruckartig hob ich den Kopf von meinem Notebook. Auf meiner linken Wange hatte sich ein QWERTY-Abdruck verewigt, und ich rieb mir die müden Augen, wobei ich wahrscheinlich die verklumpten Reste der schwarzen Wimperntusche überallhin verteilte. Die Tür öffnete sich, und ich hörte das Klingeln der Türglocke. So schnell ich konnte, versteckte ich mich unter meinem Schreibtisch. Dabei stieß ich mir den Musikantenknochen am Metallbein meines Stuhls und verzog vor Schmerz das Gesicht. Ich zog die Knie ans Kinn, versuchte, in der Ecke zu verschwinden, und hoffte inständig, dass er meine Schuhe nicht bemerken würde, die verlassen neben meinem Schreibtisch standen.

Ich hörte, wie er mit schweren Schritten langsam über die Bodenfliesen stapfte. Die vorherige Inhaberin des Reisebüros hatte sie aus Marokko importieren lassen. Dort waren sie einst mit Wüstenstaub bedeckt gewesen, doch nun waren die feinen Risse für alle Ewigkeit mit dem Schlamm und Dreck von Manchester gefüllt. Die Fliesen waren wirklich wunderschön, aber ein echter Albtraum, wenn’s ums Sauberhalten ging. Er pfiff vor sich hin; ich glaubte, die Titelmelodie dieser einen Serie zu erkennen, von der gerade alle sprachen, für die ich bisher jedoch keine Zeit gefunden hatte. Mental verpasste ich mir eine Ohrfeige dafür, dass ich mich schon wieder in diese Lage manövriert hatte, aber um keinen Preis der Welt konnte ich zulassen, dass er mich hier unten fand. Nie im Leben!

Plötzlich blieb er stehen. Ich hielt unvermittelt die Luft an. Von hier aus konnte ich seine schicken kastanienbraunen Schuhe sehen. Es waren diejenigen, die ich beim Ausverkauf im Januar im Schaufenster des Ladens um die Ecke gesehen und dann erwähnt hatte, wie gut sie ihm stehen würden.

Die Schuhspitzen zeigten jetzt in meine Richtung. Ich gab mir Mühe, so leise wie möglich zu sein. Ein tiefes Seufzen ersetzte das Pfeifen. Warum geht er nicht weiter? Ich spürte, wie mir das Herz in der Brust hämmerte. Warum nur war mir das schon wieder passiert? Ich hatte mich in diese peinliche Situation manövriert und konnte niemandem außer mir selbst die Schuld dafür geben. Als er sich wieder in Bewegung setzte und auf meinen Schreibtisch zusteuerte, hörte ich, wie die Tür erneut aufschwang.

„Was geht?“ Kellis heisere Morgenstimme erfüllte den stillen Raum.

„Guten Morgen, Kel, hast du gestern Abend das Licht angelassen, als du gegangen bist?“, fragte er.

Ich hörte Kelli aufstöhnen und konnte mir sehr gut vorstellen, wie sie die stark mit Kajal geschminkten Augen verdrehte und ihm diesen unglaublich genervten Blick zuwarf – den hatte sie bis ins kleinste Detail perfektioniert.

„Was? Nee, das war ich nicht. Bin noch vor Georgia gegangen.“ Sie gähnte laut. Jetzt kamen ihre schmutzigen, abgestoßenen Converse-Treter in Sicht. Die ehemals weißen Schnürsenkel waren von etwas überzogen, das wie brauner Matsch aussah. Diesem Boden musste dringend eine ordentliche Grundreinigung verpasst werden. Noch ein Punkt für meine ständig länger werdende To-do-Liste. Vielleicht sollte ich mir einen dieser supertollen Teppich- oder Dampfreiniger ausleihen. Ich war mir ziemlich sicher, dass meine Mutter vor einer Weile einen beim Bingo gewonnen hatte. Nicht abschweifen, Georgia. Konzentrier dich darauf, außer Sichtweite zu bleiben. Erneut spannte ich meinen ganzen Körper an. Meine Schultern taten weh, weil ich die ganze Nacht übers Notebook gebeugt gesessen hatte, und jetzt fingen auch noch meine Beine an, zu kribbeln.

„Oh, verstehe“, erwiderte Ben, und dann waren seine Füße nicht mehr in meinem Blickfeld. Ich hörte, wie das Holzschild sanft gegen die Glasscheibe der Tür schlug und somit anzeigte, dass wir jetzt geöffnet hatten. „Kannst du dann einfach Georgias Lampe ausschalten? Ich werde mit ihr reden, sobald sie hier ist. Vielleicht ist es ja eine neue Sicherheitsmaßnahme, die sie sich ausgedacht hat“, rief er Kelli zu.

Scheiße. Ich hatte vergessen, dass sie noch angeschaltet war.

„Ja, klar“, murmelte Kelli und schlurfte zu mir herüber. Ihre Füße blieben genau neben meinem Stuhl stehen. Durch die Risse ihrer ausgewaschenen Jeans konnte ich ihre blassen, weißen Beine sehen. „Kann sie ihre blöde Lampe nicht selbst ausmachen?“, hörte ich sie vor sich hin grummeln, während sie sich über meinen Tisch hinweg beugte. Ich kniff die Augen zu. Wie sollte ich hier unten nur wegkommen, ohne dass mich die beiden dabei erwischten?

„Mist. Die Milch ist alle. Kannst du uns Kaffee holen? Nimm dir etwas Kleingeld aus der Kaffeekasse“, rief Ben aus der kleinen Küche im hinteren Bereich des Ladens.

„Na gut“, schnaufte Kelli und fegte dabei einen meiner Stifte vom Tisch.

„Pass bloß auf“, warnte Ben. „Bring ihren Schreibtisch nicht durcheinander.“

„Ja, wir wissen ja, dass sie ’ne Zwangsneurose hat“, erwiderte Kelli kichernd.

„Organisiert, Kelli. Das hast du doch eigentlich gemeint, oder? Sie ist organisiert“, korrigierte Ben und ich konnte das Lächeln in seiner Stimme heraushören.

„Hm, eher ein Psycho-Kontrollfreak, wenn du mich fragst“, murmelte Kelli leise.

„Was war das?“

„Nichts. Ich hab nur gesagt, ich werd schon kein Chaos machen.“

Ich war weder ein Psycho-Kontrollfreak noch hatte ich eine Zwangsneurose! Ich mochte es einfach nur, den Überblick über alles zu behalten, einen Plan zu haben, und zu wissen, dass alles so lief wie vorgesehen – es war doch klar, dass ich dann einen gewissen Grad an Organisation brauchte; und Kelli würde es garantiert nicht schaden, sich das auch mal anzueignen, wütete ich innerlich.

Kellis dünner Arm streckte sich nach dem Stift am Boden aus. Ihre Finger tasteten nur wenige Zentimeter von meinen Füßen entfernt herum. Der Hand folgten die Haare mit den blauen Strähnen und ihr blutarm wirkendes, blasses Gesicht. Ihre blutunterlaufenen Augen trafen auf meine. „Oh!“ Ich zuckte zusammen und legte schnell den Zeigefinger über die Lippen.

„Was denn?“, rief Ben.

Ich schüttelte den Kopf und zeigte mit dem Finger hinauf zum Schreibtisch. Langsam verzog sich Kellis Mund zu einem Grinsen, und sie richtete sich wieder auf.

„Nichts. Ich habe nur eben, ähm, den Tacker gefunden, den ich gesucht hatte.“ Ihre Füße verschwanden wieder aus meinem Blickfeld. „Ähm, weißt du, ich glaube, es wäre besser, wenn du den Kaffee holst. Ich habe gerade meine Tage und sollte nicht zu lange in der Kälte draußen sein.“

Ich musste mir das Lachen verkneifen. Clever gemacht, Kelli; eines wusste jede Frau: Die Periode zu erwähnen war die beste Methode, um einen Mann abzuschrecken und sich aus etwas rauszureden, das man nicht machen wollte.

Ich konnte förmlich spüren, wie Bens Gesicht einen wunderschönen tiefroten Ton annahm, während er stammelte: „Ah, oh, okay. Kein Problem. Mach du dich einfach, ähm, an die Arbeit, und ich hole uns Kaffee.“ Kelli sank theatralisch in den gegenüberstehenden Schreibtischstuhl. „Danke, Ben. Das weiß ich echt zu schätzen. Wenn meine Tage vorbei sind, dann gehe ich wieder, versprochen.“

Ich hörte Stoff rascheln und dann das Klingeln der Glocke, als die Tür zügig geöffnet und wieder geschlossen wurde. Vorsichtig lugte ich hinter meinem Rollschrank hervor, um zu prüfen, ob die Luft rein war.

„Keine Sorge. Er ist weg“, sagte Kelli und legte die Füße auf den Tisch. Ich krabbelte unter meinem Tisch hervor und zupfte große Staubflocken von meinem zerknitterten Rock. „Dann hast du also schon wieder hier übernachtet?“

„Ich weiß echt nicht, wie das passieren konnte. Eben habe ich noch an den europäischen Rundreisen gearbeitet, und dann kommt plötzlich Ben durch die Tür und weckt mich auf. Er darf mich auf keinen Fall so vorfinden, nicht nach dem, was letztes Mal passiert ist.“ Bei der Erinnerung daran zuckten wir beide zusammen.

Vor ein paar Wochen hatte ich Tag und Nacht an einer Präsentation für einen neuen Reiseveranstalter gesessen, mit dem wir gern zusammenarbeiten wollten, und war dabei am Schreibtisch eingeschlafen. Ben hatte mich schlafend auf eine der Folien sabbernd vorgefunden, und weil er mich so abrupt geweckt hatte, hatte ich aus Versehen eine volle Tasse kalten Tees umgestoßen und damit mein Notebook ertränkt. Auf dem Notebook befand sich unsere ganze harte Arbeit, und ich hatte keine Sicherheitskopie gemacht. Das bedeutete, dass all unsere Mühen umsonst gewesen waren. Die Tastatur hatte in der braunen Pfütze geschwommen, und die Computerfritzen hatten nichts mehr retten können. Ben hatte mit den Schultern gezuckt und gemeint, solche Dinge würden eben manchmal passieren, und dass es uns eine Lehre sein sollte, wie wichtig es sei, unsere Arbeit zu sichern. Aber ich hatte gewusst, dass er angepisst war.

Bei der Gründung unseres Geschäfts hatte ich die Vorstellung gehabt, dass wir beide unsere Tage mit viel Spaß an unserer harten Arbeit verbringen würden – und unsere Nächte eng umschlungen im Bett. Mir war nicht klar gewesen, wie weit wir uns durch unsere Zusammenarbeit voneinander entfernt hatten. Aus dem Schlafzimmerblick waren Blicke der Enttäuschung geworden.

Ich schaute auf die Uhr. Es war kurz nach neun, und ich würde es nicht mehr nach Hause schaffen, um mich umzuziehen, ohne dass Ben sich...


Colins, Katy
Katy Colins wurde vorm Altar stehengelassen und hat sich daraufhin entschlossen, ihr Leben zu ändern. Sie hat ihr Haus verkauft, ihren Job gekündigt und ist um die Welt gereist. Von ihren Erlebnissen erzählt sie auf ihrem Blog notwedordead.com, der eine sehr große Leserschaft gefunden hat. Georgia Green ist ihr Alter Ego.



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