E-Book, Deutsch, 146 Seiten
Reihe: MIRA Taschenbuch
Colter Viel Liebe zum Fest
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-95649-993-7
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, 146 Seiten
Reihe: MIRA Taschenbuch
ISBN: 978-3-95649-993-7
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Weiße Weihnacht in den verschneiten Bergen hat Beth ihrem kleinen Neffen versprochen! Ist es vielleicht nicht nur eine märchenhafte Winterlandschaft, die Beth in Kanada erwartet, sondern auch die große Liebe?
Cara Colter hat Journalismus studiert und lebt in Britisch Columbia, im Westen Kanadas. Sie und ihr Ehemann Rob teilen ihr ausgedehntes Grundstück mit elf Pferden. Sie haben drei erwachsene Kinder und einen Enkel. Cara Colter liest und gärtnert gern, aber am liebsten erkundet die begeisterte Reiterin auf ihrer gescheckten Stute Dakota die kilometerweiten Waldwege, die direkt an ihrem Haus vorbei- und in die freie Natur führen. Als Autorin von insgesamt 40 Büchern wurde Cara Colter mehrfach ausgezeichnet. 2006 erhielt sie von der Romantic Times einen Sonderpreis für ihre humorvollen Romane, 2007 kam sie erstmalig auf die Bestellerliste von Waldenbooks.
Autoren/Hrsg.
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1. KAPITEL
Mitch, du bist wirklich genauso dämlich, wie du aussiehst! Wenn ich nur wollte, würde ich im Handumdrehen eine neue Braut finden“, verkündete Finn Reilly, bevor er einen weiteren Schluck von seinem Bier nahm.
Als wäre er heute nicht schon genug gestraft worden! Erst ließ ihn seine Verlobte vor dem Traualtar stehen, und dann musste er sich auch noch Mitch Mulligans dumme Sprüche anhören! Mitch war Finns größter Konkurrent im Baugeschäft und eine entsetzliche Nervensäge. Vielleicht war das alles nur ein böser Traum, und wenn er für einen Augenblick die Augen schloss, würde dieses dreihundert Pfund schwere Walross neben ihm sich in Luft auflösen. Um nichts unversucht zu lassen, blinzelte Finn kurz. Vergeblich.
„Ach ja?“, höhnte Mitch, dessen Bierfahne Finn fast vom Barhocker riss. „Ich sag dir was, ich hab die Nase voll davon, wie du immer mit deinem Erfolg bei den Frauen prahlst!“
„Weil du neidisch bist.“
„Pah! Auf was denn? Etwa darauf, wie deine letzte Eroberung heute aus der Kirche gestürmt ist?“
Finn kühlte sich die pochende Stirn mit der Bierflasche. Warum mussten alle ihn immer wieder daran erinnern, wie Vivian aus der Kirche gerannt war, sich zu diesem Kerl auf das Motorrad geschwungen hatte und dem Sonnenuntergang entgegengebraust war? Und wieso schien niemand auch nur das geringste Mitleid mit ihm zu haben?
„Na, Reilly? Du sagst ja gar nichts mehr.“
„Lass ihn in Ruhe, Mulligan“, mischte sich Matt Marshall ein, Finns bester Freund seit der Highschool. „Siehst du denn nicht, dass es Reilly nicht gut geht?“
„Ihm geht es nicht gut?“, wiederholte Mitch spöttisch und grölte vor Lachen. „Ich wusste ja schon immer, dass unser Reilly hier ein Sensibelchen ist, aber ich hätte nicht gedacht, dass du mir darin Recht gibst.“
„Halt die Klappe“, sagte Matt. „Reilly ist genauso wenig ein Sensibelchen wie deine Mutter.“
„Lass meine Mutter aus dem Spiel!“, brauste Mitch auf und sprang von seinem Barhocker. Für einen Mann von seinem Körperumfang war er erstaunlich schnell auf den Beinen.
Hinter dem Tresen erklang ein schriller Pfiff, und Finn verzog das Gesicht. Lu und ihre Trillerpfeife waren stadtbekannt in Greenleaf, einem Städtchen im Bundesstaat Utah. Lu, die das Lokal schon seit einer Ewigkeit führte, war im Allgemeinen nicht zimperlich, aber sie duldete keine Schlägereien.
„Mitch Mulligan! Entweder du trägst deinen Streit draußen aus, oder du bekommst es mit mir zu tun!“
Lu war eine zierliche Person, aber mit ihrer energischen Art schaffte sie es trotzdem, dass die gestandenen Kerle in Lu’s Bar sich duckten wie kleine Jungen, die von ihrer strengen Mutter zurechtgewiesen wurden.
Jeder hatte Respekt vor ihr, außer dem Neandertaler Mitch. „Was soll das, Lu? Halt dich da raus.“
„Das werde ich nicht tun, Mitch, und außerdem hat Matt recht. Lass Reilly in Ruhe. Hier“, sie schob ihm einen Pappteller mit einem Stück des üppig verzierten Hochzeitskuchens hin. „Iss was, das hebt deine Laune.“
„Ich will keinen Kuchen, und meine Laune ist nicht schlechter als sonst. Mir geht es erst besser, wenn ich diesem Weichei eins verpasst habe.“
„Na schön“, sagte Lu und zwinkerte Finn zu. „Meinetwegen fordere ihn zu einer Wette heraus oder so was. Aber ruinier ihm ja nicht sein hübsches Gesicht, denn das wäre ein Jammer für die Damenwelt.“
„Danke für die Blumen“, sagte Finn. Wenigstens eine Frau, die ihn mochte, auch wenn sie nichts mit der Rothaarigen gemein hatte, mit der er eigentlich um diese Zeit seine Hochzeitsnacht hatte verbringen wollen.
„Gern geschehen, Schätzchen.“
Mitch prustete. „Ich freu mich schon darauf zu sehen, wie unser Schätzchen seine Wette haushoch verliert!“ Er holte ein Geldbündel aus der Vordertasche seiner schmutzigen Jeans und blätterte zehn Hundert-Dollar-Scheine auf den Tresen. „Pass auf, Schönling. Ich wette die gesamten Wochengehälter meiner Leute, dass du es nicht schaffst, bis zum Ende der Woche eine Frau zu finden, du blöd genug ist, dich zu heiraten.“
„Mulligan!“, protestierte Lu. „Ist dir eigentlich klar, dass deine Leute Familien zu ernähren haben? Du verwettest gerade ihr Abendessen.“
Er hob seine gewaltigen Pranken und winkte ab. „Keine Sorge, die Wette kann ich gar nicht verlieren. Und Reilly kann sich den Einsatz allemal leisten, jetzt, wo er den Vertrag für das schicke neue Motel gekriegt hat.“
Finn verdrehte die Augen. Mulligan wurde wohl nie damit fertig, dass Finn’s Custom Building regelmäßig mehr und größere Aufträge bekam als AAA Construction.
„Na, was nun, Weichei? Zu feige, um eine Wette anzunehmen, die du mit Sicherheit verlierst?“
Das reichte! Finn knallte seine Bierflasche auf den Tresen und stand auf. Niemand nannte ihn ungestraft einen Schönling, ein Weichei und ein Sensibelchen, noch dazu innerhalb von wenigen Minuten – erst recht nicht, nachdem ihn seine Tante heute Nachmittag schon als armen Liebling bezeichnet hatte. „Falsch, Mulligan!“ Finn zog das Geld aus der Brusttasche seines Smokings, das er für seine Flitterwochen gedacht hatte, und zählte eintausend Dollar ab. „Und ich erhöhe den Einsatz um meinen Truck.“
„Finn!“, sagte Lu schockiert. „Bist du denn von allen guten Geistern verlassen, Junge? Wir reden hier vom Heiraten, einer Verpflichtung, die man für ein ganzes Leben eingeht. Und du setzt deinen brandneuen schwarzen Chevy?“
„Bei allem Respekt, Lu, aber ich bin weder von allen guten Geistern verlassen noch ein Junge.“ Er nahm einen Schluck Bier. „Und wenn eine blöde Wette nötig ist, um zu beweisen, dass jede Frau sich glücklich schätzen kann, mich zu heiraten, dann werde ich eben wetten.“ Er schob das Geld über den Tresen zu Lu. „Heb das Geld bis nächsten Samstag für mich auf, Süße. Und sollte ich wider Erwarten bis dahin keinen Ring tragen, tja, dann darfst du es dem hässlichen Gorilla geben.“ Er nickte in Mitchs Richtung. „Er wird es brauchen, um meine Beerdigung zu finanzieren, denn so viel ist sicher …“
„Was?“, unterbrach Lu ihn erschrocken.
„Wenn ich bis Samstag nicht verheiratet bin, muss ich wohl mausetot sein.“
„Nein, nein, nein“, schimpfte Lilly Churchill und stampfte wütend mit ihren weißen Satinpumps auf. Leider erreichte sie damit bloß, dass sich eine riesige Staubwolke bildete, die ihr einen furchtbaren Niesanfall bescherte. Nun brauchte sie auch noch ein Taschentuch – aus ihrer Handtasche, die auf dem Beifahrersitz lag, gleich neben ihren Autoschlüsseln. In dem Wagen, aus dem sie sich soeben ausgesperrt hatte.
Warum ausgerechnet jetzt? Wieso gerade dann, wenn sie endlich einmal etwas richtig machen wollte? Tränen kullerten ihr über die Wangen. Für einen Heulanfall war der Moment allerdings denkbar ungünstig.
Sie raffte ihren weißen Rock und stelzte über den kiesbedeckten Parkplatz zum Restaurant.
Am Abend vor ihrer Hochzeit musste sie sich aus ihrem Auto aussperren! Typisch!
Aber sie weigerte sich, das als schlechtes Omen für ihre Ehe zu sehen. Immerhin war die Hochzeit ihrer Schwester Mary ebenfalls von einem ihrer Missgeschicke überschattet gewesen und hielt nun schon vier Jahre.
Auf der anderen Seite wäre die Ehe bestimmt genauso glücklich, wenn Mary und ihre drei Brautjungfern am Tag der Trauung nicht zwei Stunden zu spät gekommen wären.
Marys Bräutigam Robby war halb wahnsinnig geworden, weil er geglaubt hatte, Mary habe kalte Füße bekommen. Apropos kalt – irgendwann war dem Partyservice der Brennspiritus für die Rechauds ausgegangen, und schließlich mussten die Gäste kalte Hähnchenschenkel, Minipizzas und Quiches essen. Igitt! Lilly erinnerte sich nur zu gut an den Geschmack von kaltem Fett.
Ihre Brüder und sogar Mary hatten der kleinen Schwester damals immer wieder versichert, sie könne nichts dafür, dass ihr auf der Fahrt zur Kirche das Benzin ausgegangen war, dass die Tankanzeige des alten Novas immer schon gesponnen hätte. Aber Lilly wusste es besser. Es war eines dieser Missgeschicke gewesen, die niemandem außer ihr passierten.
Woher sie das wusste? Weil ihre Mom und ihr Dad wieder diesen traurigen Blick gehabt hatten, mit dem sie sich so oft fragten, warum ihre Jüngste so anders war als die anderen Kinder.
Genauso hatten sie sie angesehen, als sie im ersten Semester von der Universität geflogen war, als sie zum zigsten Mal ihr Portemonnaie verloren hatte, die Milch vor der Tür hatte stehen lassen, bis sie sauer geworden war, als sie vergessen hatte, den Hund zu füttern, bei den Abschlussprüfungen durchgefallen war, eine Anmeldefrist verpasst oder wieder einmal einen Job verloren hatte. Die Liste ließ sich endlos fortsetzen.
Ihr ganzes Leben lang hatten ihre Brüder und Schwestern Erfolg an Erfolg gereiht, während Lilly am laufenden Meter versagt hatte. Und dabei behandelten sie ihre kleine Schwester wie ein niedliches Haustier, das viel zu süß war, als dass man ihm etwas übel nehmen konnte.
Mittlerweile hatten sie alle tolle Karrieren oder zumindest vorbildliche Ehen vorzuweisen, wohingegen Lilly eigentlich immer noch nicht wusste, was sie wirklich wollte. Sie hatte gedacht, sie wüsste es, doch dann kam dieses schrecklich Fiasko mit Elliot, und jetzt …
Jetzt wollte sie nur noch, dass ihre Probleme endlich aufhörten. Und genau das würden sie auch, sobald sie mit Dallas verheiratet war. Oder? Wer weiß, vielleicht würden ihre Eltern die Ehe ja auch als einen weiteren Fehler auffassen. Andererseits hatte Lilly das Gefühl, sie...