Conrad | In purpurner Finsternis | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 224 Seiten

Conrad In purpurner Finsternis

Science-Fiction-Klassiker
1. Auflage 2017
ISBN: 978-80-272-3812-5
Verlag: Musaicum Books
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Science-Fiction-Klassiker

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

ISBN: 978-80-272-3812-5
Verlag: Musaicum Books
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In 'In purpurner Finsternis' von Michael Georg Conrad wird die Geschichte einer Gruppe von Forschern erzählt, die in die Tiefen des Amazonas-Dschungels reisen, um ein mysteriöses Artefakt zu finden. Der Roman ist in einem fesselnden und atmosphärischen Stil geschrieben, der den Leser von der ersten Seite an in seinen Bann zieht. Conrad kombiniert gekonnt Elemente des Abenteuers, der Mystery und des Thrillers, um eine packende Erzählung zu schaffen, die sowohl konventionelle als auch Genre-Grenzen überschreitet. Das Buch hebt sich deutlich von der üblichen Literatur ab und zeigt Conrads Talent und Innovation als Schriftsteller. Michael Georg Conrad, ein ehemaliger Anthropologe, bringt seine fachliche Expertise und Leidenschaft für Abenteuer in 'In purpurner Finsternis' ein. Seine Erfahrungen aus erster Hand im Umgang mit indigenen Kulturen und archäologischen Funden fließen in die Konstruktion der Handlung und der Charaktere ein und verleihen dem Roman eine authentische Tiefe. Mit seiner fesselnden Erzählweise und seiner multidisziplinären Herangehensweise hat Conrad ein Buch geschaffen, das sowohl unterhaltsam als auch anspruchsvoll ist. 'In purpurner Finsternis' ist ein Muss für Leser, die auf der Suche nach einer einzigartigen und packenden Lektüre sind und gleichzeitig einen tiefgründigen Einblick in fremde Kulturen und geheimnisvolle Welten erhalten möchten.

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Kapitel 3


Kaspe und Ao saßen in ihrem geheimsten Berathungssaal, dreißig Klafter tiefer, als die übrigen Amtsstuben, unter der gemeinen Erde.

Es war ein weiter, magisch erleuchteter und wie ein Treibhaus durchwärmter Raum, zeltartig mit Teppichen und seidenen Geweben ausgekleidet, so daß keine Wand zu sehen. Von der Decke hingen Reihen verschiedenfarbiger Schnüre für die Luft-, Licht- und Tonleitungen. Die Mitte nahm ein kleiner runder Tisch ein mit dem Tastwerk und dem Spiegel.

Der oberste Diplomat von Teuta, Titschi und sein junger Gehilfe Soundso hielten ihnen abwechselnd den Wochenvortrag.

Ein Theil war nunmehr erledigt, der auf die allgemeinmenschliche Stimmung der Teutaleute bezügliche.

— Alle satt? fragte Ao, der dicke Oberpriester, sich auf dem fahrstuhlähnlichen Polstersitz streckend.

— Alle ruhig? fragte Kaspe, der schmächtige Oberrichter.

— Alle satt und ruhig, antwortete Titschi mit verbindlichem Lächeln.

— Also Alle glücklich, nickte Ao.

— Wie üblich, bestätigte Kaspe.

— Ist es Euch, Hoheiten, nicht um einen Zehntel Grad zu warm? fragte Soundso. Ich meine, es müßte uns um einen Zehntel Grad zu warm sein.

Ao drehte den Ring an seinem kleinen Finger der linken Hand, die mit einem feinen Faden umwickelt war, der magnetische Apparat spielte, mit einem zarten Ton entwich das Zehntel überschüssiger Wärme durch die Temperaturorgel.

Alle nickten. Soundsos Hautempfindung war unfehlbar.

— Ist es Euch, Hoheiten, nicht um eine Zehntausendstel Kerze zu hell? fragte wieder Soundso. Ich meine, es müßte uns um eine Zehntausendstel Kerze zu hell sein.

Alle stimmten bei.

Ao berührte den Ring an seinem kleinen Finger der rechten Hand, der Apparat spielte, mit einem feinen Duft kam die gewünschte Milderung der Helligkeit in den Raum. Die Talare der hohen Räthe schimmerten um die Idee einer Schattirung tiefer in ihrem purpurnen Seidenglanz. Der goldgelbe Ton der Zeltgewebe und Tücher stumpfte sich um ein kaum Merkliches. Aber die hohen Räthe empfanden die schwache Veränderung als eine Mehrung ihrer sinnlichen Behaglichkeit.

— Die Abschaffung sämmtlicher Luftfahrzeuge für das gemeine Volk hat sich bewährt? fragte Kaspe mit zirpender Stimme. Es finden keinerlei Entweichungen mehr nach oben statt, die Teutaleute halten sich zufrieden am Rücken der Erde? Es wurde keinerlei Verunreinigung der Luft durch Schwinggondeln mit Flüchtigen und Durchbrennern bemerkt?

— Die Luft ist vollkommen geschlossen, erwiderte Titschi, seine etwas geknickte Gestalt erhebend.

— Freiheit und Gleichheit herrschen im Lande innerhalb der Grenzen der gemeinen Wohlfahrt. Ungetrübt ist das gemeine Glück, dank der Idealität unserer Zustände. Gott und sein Volk sind das A und das O, und ich bin, durch beider Willen, ihrer frommen Fürsorge treuer Knecht, so lange ich im geheiligten Amte stehe — sprach der Oberpriester in schläfriger Feierlichkeit.

— Ja, Hoheit, Deiner Tugenden Lohn ist Allen sichtbar, Du verdaust gut, Du schläfst gut. Dem Volke Gottes kann es an nichts mangeln, betheuerte im weichsten Ton Titschi, der oberste Diplomat.

— Wie war das Ergebniß der letzten Zeugungsperiode? nahm Kaspe das Wort.

Titschi rieb sich die feine Schnüffelnase. Er blätterte in einem winzigen Notizbuche, das mit allerlei krausen Abbreviaturen vollgekritzelt war.

Abtheilung I zwischen Fünfzehn und Fünfundzwanzig sehr gut, Abtheilung II zwischen Achtundzwanzig und Fünfunddreißig gut, Abtheilung III zwischen Vierzig und Fünfundvierzig mäßig, Abtheilung IV zwischen Achtundvierzig und Fünfzig gut, Abtheilung V Rest ungenügend.

— Wir werden uns mit dem Oberphysikus benehmen müssen. Vielleicht, daß er eine Abkürzung der Schonperioden gutheißt und eine Erweiterung der Abtheilungen nach unten und oben vorschlägt, lallte Ao schlafsüchtig.

— Nach oben, das wird wenig nützen, bemerkte Soundso mit pfiffiger Miene, es liegt in der Natur, daß die Leute mit der Zeit flau und bequem werden und sogar angenehmeren Pflichten sich entschlagen.

Soundso hatte sich diesmal verschnappt. Niemand nickte.

Das riß Ao aus seiner Schlummerstimmung.

— Natur? rief er merklich überrascht, beinahe vorwurfsvoll, was hat in Teuta die Natur zu sagen? Ich schaudere schon vor dem Wort zurück. Größe und Glück unseres Teutalandes, seine Einzigkeit und sein Ruhm begründen sich darauf, daß wir über die Natur hinaus sind, seit Jahrhunderten, seit Jahrtausenden. Alles ist Mechanik und Mystik. Damit stehen und fallen wir. Das ist unser Lebensgeheimniß. Das ist unsere Macht. Mechanik und Mystik, das sind die beiden Pole unseres Staates, um den uns die Welt beneidet. Soundso, ich rufe Dich zur Ordnung. So lange ich hier meines Amtes walte, ich, Ao, will ich das Wort Natur in diesem Zusammenhange nicht mehr hören. Hüte Deine Lippen, Soundso. Auch Deine Werthung der Pflichten, nach ihrer größeren oder geringeren Annehmlichkeit, ist Ketzerei, wenn man der Sache auf den Grund geht. Du bist gewarnt.

Alle stutzten. So lebhaft hatten sie den würdevollen Ao schon lange nicht mehr gesehen.

— Das macht die Jugendlichkeit meines vortrefflichen Gehilfen, daß er sich so verschnappt hat, beschwichtigte Titschi, mit einem mahnenden Zwinkerblick auf Soundso.

Der junge Diplomat hatte sofort die gefügigste Lammsmiene aufgesteckt, als hätte er nie das kleinste Wässerchen getrübt.

Titschi fuhr im trockensachlichen Tone fort: Ja, Hoheiten, der Oberphysikus wird uns Bescheid sagen. Inzwischen will ich feststellen, daß keinerlei ernste Gefahr im Verzuge ist.

Nun zirpte auch Kaspe: Der Bevölkerungsrückgang ist durchaus normal und giebt zu keinen Befürchtungen Anlaß, so lange wir in der Lage sind — und wir sind es, wie seit fünfzig Jahren stets — den Slavakos die festgesetzte Zahl an jungem Tauschvolk alljährlich und pünktlich gegen die Einlieferung der bedungenen Nahrungsfrüchte zu liefern. Wir können sogar, bei der nächsten Erneuerung des Vertrages, mit der Schätzung unserer Leistung hinaufgehen und stärkere Gegenleistung fordern.

Soundso konnte hier eine sachliche Bemerkung nicht unterdrücken.

— Eines Tages möchte sich’s doch ereignen, daß Teutaland nicht mehr so viel Tauschvolk produzirte, um die genügende Nahrung geliefert zu erhalten. Und bei allen Fortschritten der Technik werden wir nicht leicht dahin kommen, das Volk mit Luft zu ernähren. Auch die Surros kriegt man auf die Dauer satt. Der Magen nimmt sie nicht mehr an. Er will natürliches Originalfutter zur Abwechslung. Unsere Vorfahren thaten nicht gut, die Landwirthschaft zu zerstören und uns ganz den Künsteleien der Techniker und Chemiker zu überliefern oder gar den dilettantischen Erfindern vom Schlage Greges. So hängen wir von den Slavakos ab. Wenn denen einmal Unheil zustößt, sind wir ohne Früchte. Es könnte sich auch ereignen, daß sie unsere menschliche Tauschwaare zurückwiesen. Womit wollten wir sie dann verpflichten? Oder sie führen ein System des Lebens ein, das ihnen selbst genügend Menschen lieferte. Was dann, Hoheiten? Gestattet meiner Jugendlichkeit diese bescheidenen Gedanken.

— Zukunftsgespenster! Die schrecken uns nicht. Die Slavakos werden im Gegentheil immer nachdrücklicher auf unsern Menschenersatz angewiesen sein.

— Wie das? fragte Ao, der seine Schläfrigkeit vollkommen bezwungen zu haben schien.

— Sehr einfach. Wie ich aus zuverlässigen Berichten weiß, sind bei den Slavakos wieder einige neue religiöse Sekten entstanden, welche es mit den Lehren ihres Heiligen, den sie unter den größten Auserwählten ihrer Rasse vor zweitausend Jahren entdeckten, noch viel strenger nehmen. Toistoji nennen sie sich. Diese Toistoji setzen ihre Seligkeit in absolute Enthaltung von jedweder Fortpflanzung aus eigenem Samen und wählen ihre Anhänger aus den jüngsten Jahrgängen . . .

— Beachtenswerth, rief Ao erbaut, das nächste Mal erbitten wir uns weitere Aufschlüsse, Kaspe. Die Zeit ist heute zu vorgerückt. Ich habe noch andere Fragen. Zunächst die: Wie stehen wir zu den Angelos? Hat sich unsere Abschließungszone gegen sie erweitert? Ist unsere Grenze genügend geschützt? Die Angelos verharren in der Barbarei ihrer alten Ordnung und sind Feinde unserer Ruhe. In jedem Blutstropfen lauert ihre Herrschgier. Liegt nichts Verdächtiges vor?

Als Titschi den Kopf schüttelte, räusperte sich Soundso, als wolle er wieder das Wort nehmen. Aber nun kam ihm Titschi zuvor, um nicht durch eine neue Verschnappung seines jungen Gehilfen umständliche Erörterungen und damit eine lästige Verlängerung der Sitzung herbeizuführen.

— Nein, es liegt nichts vor. Seit Jahren ließ sich keiner von diesen Störenfrieden an der Grenze unseres Reiches blicken. Unsere Abschließungszone gegen das Meer hat sich inzwischen um weitere bedeutende Flächen vermehrt, der Wüstengürtel hat sich verbreitert. Die sanften Slavakos, obwohl sie immer weiter nach Westen drücken, sind unsere vertragsmäßigen Freunde. Die Frankos scheinen wirklich stille Leute geworden zu sein, von liebenswürdiger Gesinnung. Weitab wohnen die kleinen Völker, die ihrer turbulenten Neigungen zwar noch nicht ganz Herr geworden sind, aber zu fernen Abenteuern jeden Anlaß verloren haben. Ich kann mir kein friedlicheres Bild unserer Beziehungen zur Umwelt denken. Je tiefer der Trieb unserer Leute im Leben und Bauen geht, desto weniger Angriffspunkte bieten wir.

— Ja,...



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