Cooper | Der Kettenträger oder die Handschriften der Familie Littlepage | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 200 Seiten

Cooper Der Kettenträger oder die Handschriften der Familie Littlepage


1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-95923-142-8
Verlag: RUTHebooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 200 Seiten

ISBN: 978-3-95923-142-8
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Erstes Kapitel


Das feste Hirn, der Glieder Mark,
Zum Springen, Klettern, Schwimmen stark;
Der ehrne Leib, gewohnt zu tragen
Sturm, Regen, Hagel ohne Klagen;
Gestählt, um mannhaft zu bestehn
Frost, Müdigkeit, des Hungers Wehn.

Rokeby

Mein Vater war Cornelius Littlepage von Satanstoe, in der Grafschaft West-Chester, im Staate New York, und meine Mutter Anneke Mordaunt, von Lilaksbush, ein Ort, der längst unter diesem Namen bekannt ist, und noch besteht in der Nähe von Kingsbridge, aber auf der Insel Manhattan, mithin in einem der Reviere von New York, obwohl volle elf Meilen von der Stadt entfernt. Ich will annehmen, daß meine Leser den Unterschied zwischen der Insel von Manhattan und Manhattan-Island kennen, obgleich ich schon angebliche Manhattanesen von reifen Jahren, aber auswärts geboren, gefunden habe, welchen man ihn erst erklären mußte. Lilaksbush, ich wiederhole es hiermit, lag auf der Insel von Manhattan, elf Meilen weit von der Stadt, obwohl im Weichbild von New York, und nicht auf Manhattan-Island.

Von meinen Vorfahren weiter zurück halte ich nicht für nötig, viel zu sagen. Sie waren teils von englischer, teils von niederländischer Abkunft, wie es sehr häufig der Fall ist bei denen, welche von New Yorker Familien von einigem Ansehen und Geltung in der Kolonie abstammen. Ich habe noch eine ziemlich deutliche Erinnerung von meinen beiden Großvätern und von meiner einen Großmutter; meine Großmutter von mütterlicher Seite war lang vor der Vermählung meiner Eltern gestorben.

Von meinem Großvater mütterlicher Seits jedoch weiß ich sehr wenig, denn er starb, als ich noch ganz jung war und ich ihn nur wenig gesehen hatte. Er bezahlte die große Schuld der Natur in England, wohin er gereist war, einen Verwandten zu besuchen, einen Sir Souso Bulstrode, der selbst in den Kolonien gewesen war und in großen Gunsten bei Herman Mordaunt stund, wie man meiner Mutter Vater allgemein in New York nannte. Mein Vater sagte oft, es sei vielleicht in einer Hinsicht ein Glück gewesen, daß sein Schwiegervater so bald gestorben sei, da er nicht zweifle, er würde sich gewiß bei dem Streit, der so bald nachher ausbrach, auf die Seite der Krone geschlagen haben, in welchem Falle vermutlich seine Besitzungen oder diejenigen, die dann meiner Mutter zufielen und jetzt die meinigen sind, das Schicksal der Güter der de Lancey's, der Philipses, eines Teils der Van Cortlandts, der Floyds, der Joneses und einiger anderer gewichtigen Familien geteilt haben, welche loyal blieben, wie man es nannte; worunter man die Loyalität gegen einen Fürsten, und nicht die Loyalität gegen das Land ihrer Geburt verstand. Es ist schwer zu sagen, wer bei diesem Streite Recht hatte, wenn wir die Ansichten und Vorurteile der Zeiten ins Auge fassen, obgleich die Littlepage's alle, das heißt aber nur: mein Vater, mein Großvater und ich, auf die Seite des Landes traten. Was die Rücksicht auf das eigene Interesse jedoch betrifft, muß bemerkt werden, daß die reichen Amerikaner, welche sich gegen die Krone erklärten, bei weitem am meisten Uneigennützigkeit an den Tag legten, insofern die Wahrscheinlichkeit, bezwungen und wieder unterworfen zu werden, eine lange Zeit hindurch sehr stark war, und im Fall eines unglücklichen Ausgangs Confiskation des Vermögens, um nicht zu sagen der Galgen, in ziemlich sicherer Aussicht stand. Aber mein Großvater väterlicher Seits war, was man ein Whig von hoher Kaste nannte. Er wurde im Jahr 1776 zum Brigadier bei der Miliz ernannt und leistete wirkliche Felddienste in dem großen Feldzuge des folgenden Jahres, in welchem Burgoyne gefangen wurde, so wie auch mein Vater, welcher als Oberstleutnant bei den Linientruppen von New York stand. In demselben Regiment mit meinem Vater war auch ein Major Dirck Van Valkenburgh, oder Follock, wie er gewöhnlich genannt wurde, ein geschworener Freund von jenem. Dieser Major Follock war ein alter Junggesell, und er brachte ebenso viele Zeit in meines Vaters Hause als in seinem eigenen zu: denn sein eigentlicher Wohnsitz war über dem Fluß drüben, auf Rockland. Ebenso wie mein Vater hatte meine Mutter eine Freundin in der Person der Miß Mary Wallace, einer unvermählten Lady, welche beim Anfang der Revolution wohl die Dreißiger Jahre überschritten hatte. Miß Wallace lebte in ganz bequemen Vermögensumständen; aber sie wohnte ganz in Lilaksbush und hatte gar keine andere Heimat, außer etwa in unserem Hause in der Stadt.

Wir waren sehr stolz auf den Brigadier, sowohl wegen seines Rangs, als wegen der von ihm geleisteten Dienste. Er kommandierte wirklich einen Kriegszug gegen die Indianer während der Revolution, eine Art des Krieges, worin er einige Erfahrung hatte, da er schon bei mehreren Gelegenheiten vor dem großen Unabhängigkeitskampfe solche Züge mitgemacht hatte. Bei einem dieser früheren Züge des letzteren Kriegs zeichnete er sich zuerst aus. Er stand damals unter dem Befehle eines Obersts, Brom Follock, des Vaters des Majors Dirck, des gleichen Namens, der beinahe ein ebenso vertrauter Freund von meinem Großvater, als sein Sohn von meinem Vater war. Dieser Oberst Brom war ein Freund von Zechgelagen, und ich habe erzählen hören, daß, wie er zu den Niederländern am Mohawk kam, er eine Woche lang mit wenig oder gar keiner Unterbrechung fortzechte, unter Umständen, wo ihm als Militär große Nachläßigkeit zur Last fiel. Die Folge war, daß eine Partei Indianer von Kanada einen Überfall auf sein Kommando ausführten und der alte Oberst, der so kühn war wie ein Löwe, und so betrunken wie ein Lord, obwohl ich nie habe erraten können, warum man annimmt, daß die Lords eine besondere Neigung zum Trinken haben, eines Morgens früh erschossen und skalpirt wurde, als er eben von einer nahen Schenke in sein Quartier in der 'Garnison' zurückkehrte, wo er seinen Posten hatte. Mein Großvater rächte seinen Tod heldenmütig, zerstreute die Angreifenden nach allen vier Winden, und gewann den verstümmelten Leichnam seines Freundes wieder; der Skalp aber blieb unwiederbringlich verloren.

General Littlepage überlebte den Krieg nicht, obgleich ihm nicht das Glück zu Teil war, im Felde zu fallen und so seinen Namen mit der Geschichte seines Vaterlandes unauflöslich zu verweben. Es geschieht in allen Kriegen und ganz besonders geschah es oft in unserem großen Nationalkampf, daß mehr Soldaten ihr Leben in den Spitälern aufgaben, als auf dem Schlachtfelde, obgleich das Verspritzen seines Blutes ein unerläßliches Erfordernis zum Ruhme dieser Art zu sein scheint, indem eine undankbare Nachwelt sich wenig um die Tausende kümmert, welche in eine andere Welt hinüberziehen, als Opfer von Strapatzen und Lagerkrankheiten, um das Lob der Hunderte zu singen, welche im Lärm und Getöse der Schlacht getötet werden. Und doch dürfte die Frage sein, ob nicht mehr wahrer Mut dazu gehört, dem Tod ins Auge zu schauen, wenn er in der unsichtbaren Gestalt einer Krankheit sich naht, als ihm entgegenzutreten, wenn er in sichtbarer Rüstung in der Schaar der Bewaffneten daherrückt. Meines Großvaters Benehmen, daß er im Lager blieb unter Hunderten, welche die Blattern hatten, die ekelhafte Krankheit, an welcher er starb, wurde zwar gelegentlich erwähnt, aber nie in der Art, wie der Tod eines Offiziers von seinem Range würde gepriesen worden sein, wäre er in der Schlacht gefallen. Ich bemerkte, daß Major Follock einen ehrenhaften Stolz auf den Tod seines Vaters empfand, welcher vom Feind getötet und skalpirt worden war, wie er von einem trunkenen Zechgelage heimkehrte, während mein würdiger Vater von dem Tode des Brigadiers immer als von einem Ereignisse sprach, das eher zu beklagen sei, als daß man sich dessen freudig rühmen dürfte. Ich für meine Person glaube, daß der Tod meines Großvaters bei weitem rühmlicher war, als der des Obersts; aber so wird er nie von der Geschichte noch vom Land angesehen werden. Was die Geschichtschreiber betrifft, so erfordert es einen ganz ausnehmend ehrlichen Mann, um gegen ein Vorurteil zu schreiben: und es ist so viel leichter, eine Tat zu feiern und zu verherrlichen, so wie man sie sich einbildet, als wie sie wirklich vorgefallen ist, daß ich zweifle, ob wir das Wahre auch nur vom zehnten Teil der Heldentaten wissen, von welchen wir schwärmen und aus welche wir glauben stolz sein zu dürfen. Nun! man lehrt uns, die Zeit werde kommen, wo alle Dinge in ihrer wahren Gestalt werden geschaut, und Menschen und Handlungen werden erkannt werden, wie sie wirklich waren, nicht wie sie in den Blättern der Geschichte geschildert sind.

Ich selbst war zu jung, um an dem Revolutionskrieg vielen Anteil nehmen zu können, obgleich der Zufall wollte, daß ich Augenzeuge ward von einigen der wichtigsten Ereignisse desselben, und zwar in dem zarten Alter von fünfzehn Jahren. Mit zwölf Jahren, der amerikanische Verstand war immer uns ist noch jetzt ausnehmend frühreif, ward ich nach Nassau-Hall in Princeton geschickt, um dort meine Bildung zu empfangen, und ich blieb dort bis ich endlich einen Grad erwarb, obgleich meine Studien verschiedene lange und herbe Unterbrechungen und Störungen erlitten. Obgleich so frühe schon ins Kollegium geschickt, wurde ich doch erst mit neunzehn Jahren wirklich graduirt, da die stürmischen Zeiten einen beinahe doppelt so langen Knechtsdienst erforderten, um einen Baccalaureus artium aus mir zu machen, als in den wohltätigeren, freundlichen Tagen des Friedens nötig gewesen sein würde. So machte ich ein Stück eines Feldzugs mit, wie ich erst Sophomor, und wieder einen im ersten Jahre, wo ich Junior war. Ich sage im ersten Jahr, weil ich...



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