E-Book, Deutsch, 960 Seiten
Cooper Der rote Freibeuter + Die Wassernixe oder der Streicher durch die Meere: Die beliebtesten Seeabenteuer
1. Auflage 2014
ISBN: 978-80-268-2590-6
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Abenteuerromane des Autors von Der letzte Mohikaner und Der Wildtöter
E-Book, Deutsch, 960 Seiten
ISBN: 978-80-268-2590-6
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Dieses eBook: 'Der rote Freibeuter + Die Wassernixe oder der Streicher durch die Meere: Die beliebtesten Seeabenteuer' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. James Fenimore Cooper (1789-1851) war ein amerikanischer Schriftsteller der Romantik. Cooper ist in vielerlei Hinsicht eine Schlüsselfigur der amerikanischen Literatur. Neben Washington Irving war er der erste amerikanische Schriftsteller, der von seinen Büchern leben konnte. Er blieb bis weit in das 20. Jahrhundert hinein auch in Europa der wohl meistgelesene. Inhalt: Der rote Freibeuter Die Wassernixe oder der Streicher durch die Meere Aus dem Buch: 'Sie waren in diesem Augenblick dem Schiffe nahe, das unweit der Kaje vor Anker lag, und, wie der junge Seemann heimlich im Turme erfahren hatte, am folgenden Morgen mit Frau Wyllys und der bezaubernden Gertraud nach Karolina absegeln sollte. Während das Boot vorüberschwamm, betrachtete Wilder mit Seemannsaugen das Schiff beim schwachen Sternenlicht. Kein Teil des Rumpfs, die Spieren, die Takelage, nichts entging seiner Untersuchung; und als sie sich entfernten und alles ineinanderfloß und wie eine dunkle Masse hinter ihnen lag, da lehnte sich der junge Mann mit dem Kopfe auf den Bootsrand und fiel in ein langes und tiefes Nachdenken. Wilder war der erste, der die Stille brach und, sich plötzlich fassend und besinnend, die paar Worte hervorstieß: 'Ein großes, festes Schiff; ein Schiff, das eine lange Jagd machen könnte!'
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Der Fremden waren drei; denn »Fremde sind’s!« wisperte der gute Homespun seinem Begleiter ins Ohr, und Homespun war ein Mann, der nicht nur die Namen kannte, sondern meistenteils die geheime Geschichte aller Männer und Frauen, zehn Meilen ab von seiner Residenz. »Fremde sind’s, und überdies«, setzte er hinzu, »Fremde von geheimnisvoller, drohender Art.«
Der eine von ihnen und bei weitem der, dessen Äußeres am meisten hervorstach, war ein junger Mann, dem man ungefähr sechs-bis siebenundzwanzig Jahre geben konnte. Daß dieser Teil seines Lebens nicht bei Tage in beständigem Sonnenschein, bei Nacht nicht in ungestörter Ruhe verflossen, verrieten die Lagen von brauner Farbe, die sich über seine Züge schichtweise und in einer so deutlichen Folge von Nuancen verbreitet hatten, daß seine ehemals weiße Haut allmählich in dunkle Olivenfarbe übergegangen war, durch die das Blut in Fülle der Gesundheit noch immer hervorschimmerte. Seine Züge waren eher männlich und edel, als sich durch genaues Ebenmaß auszeichnend, seine Nase mehr stolz und kühn hervorragend als regelmäßig gebaut, seine Augenbrauen, buschig, bogenmäßig gekrümmt, gaben seiner Stirn und dem obern Teile des Gesichts einen entschiedenen Ausdruck geistigen Vermögens, der den amerikanischen Physiognomien so eigentümlich geworden ist. Der Mund zeigte Festigkeit und Mannheit, und da ihn der Fremde zufällig, als sich der neugierige Schneider an ihn heranschlich, zu einem bedeutenden Lächeln verzog und ein paar Worte in sich murmelte, zeigten sich zwei Reihen schöner Zähne, deren Weiße durch die braune Umgebung noch gehoben wurde. Das pechschwarze Haar floß in wilden, starken Locken auf die Schultern herab; die Augen waren nicht größer als gewöhnlich, grau, und obschon von verschiedenem Ausdruck und wandelbar, doch eher zur Milde als zur Strenge geneigt. Die ganze Gestalt des jungen Mannes hielt das Mittel, das Tätigkeit mit Kraft verbindet, das glückliche Mittel zwischen richtigem Ebenmaß und leichter Gefälligkeit. Gegen diese körperlichen Eigenschaften und Vorzüge stand die Kleidung des Fremden einigermaßen im Nachteil; sie war reinlich und geschmackvoll, und wiewohl ganz die schlichte, einfache eines gemeinen Seemanns, doch von der Art, daß sie den bedächtigen Arbeiter in Steifleinen stutzig machte, und er zweifelte, ob er den Mann wohl anreden dürfe, dessen Auge wie bezaubert auf das Sklavenschiff im äußern Hafen geheftet schien. Ein Zucken der Oberlippe und ein zweites seltsames Lächeln und Gemurmel, in das sich ein ernsteres Gefühl zu mischen schien, übte einen entschiedenen Einfluß auf den unschlüssigen Geist unseres Schneiderleins. Er wagte es nicht, den in sich vertieften Fremdling zu stören, der sich an das Pfahlwerk, wo er stand, anlehnte und nicht die leiseste Ahnung hatte, daß jemand in der Nähe war und ihn beobachtete. Dieser Jemand wendete sich schnell von ihm zu den beiden anderen.
Von diesen beiden war der eine ein Weißer, der andere ein Neger. Beide waren über das Mittelalter hinaus; beiden sah man es an, daß sie des Lebens Last und Hitze getragen, der Strenge des Klimas und den Stürmen der See ausgesetzt gewesen. Ihre Tracht war die einfache, verschossene, abgenutzte, beteerte Tracht der gemeinen Matrosen; sie verrieten beim ersten Blick ihren Stand und Verkehr. Der erste war eine kurze, dicke, stämmige Gestalt, teils von der Natur, teils durch lange Anstrengung vorzüglich mit breiten, muskeligen Schultern und starken, sehnigen Armen begabt, als wären gleichsam die unteren Teile nur dazu bestimmt, den oberen zur Unterlage und zur Erleichterung ihrer Bewegungen und Kraftäußerungen zu dienen. Der Kopf stand im Verhältnis zu den oberen Gliedern, die Stirn rund, fast ganz mit Haaren bedeckt, die Augen klein, starr, bisweilen wild, bisweilen stumpf, die Nase aufgestülpt, dick, gemeiner Art, der Mund breit und gefräßig, die Zähne kurz, rein, vollkommen gesund, das Kinn breit, männlich, voll Ausdruck. Dieser so sonderbar gestaltete Mensch hatte seinen Sitz auf einem leeren Fasse genommen; mit übereinandergeschlagenen Armen saß er da, ebenfalls das Sklavenschiff betrachtend und ab und zu seinem Gefährten, dem Schwarzen, Bemerkungen mitteilend, die ihm seine Beobachtungen und seine nicht geringe Erfahrung eingaben.
Der Neger nahm einen niedrigeren Posten ein, der sich besser für seine untergeordneten Verhältnisse und Neigungen schickte. An Gestalt und besonderer Einteilung der körperlichen Kraft glichen sich beide, nur daß der Schwarze einen höhern Wuchs und mehr Ebenmaß in den Gliedern besaß. Die Natur hatte zwar seinen Zügen die charakteristischen Merkmale seiner Abstammung eingeprägt, aber nicht in jenem abstoßenden Maße, womit sie manchen aus seinem Volke auf die widrigste Art bezeichnet hat. Sein Gesicht war mehr ausgearbeitet als gewöhnlich; sein Auge mild, der Freude leicht empfänglich, und wie das seines Gefährten bisweilen humoristisch. Sein Haupthaar fing an zu grauen, seine Haut hatte die glänzende Pechfarbe verloren, die sie in seiner Jugend auszeichnete; alle seine Glieder und Bewegungen bekundeten den Mann, dessen Körper durch unaufhörliches Arbeiten hart und steif geworden war. Er saß auf einem niedrigen Steine und schien seine ganze Aufmerksamkeit auf kleine runde Kiesel zu richten, die er in die Luft warf und mit großer Geschicklichkeit wieder mit derselben Hand auffing; ein Zeitvertreib, der zugleich die natürliche Richtung seines Gemüts, sich an Kleinigkeiten zu vergnügen, und die Abwesenheit höherer Gefühle verriet, die die Folge einer gebildeteren Erziehung sind, obschon er auch geeignet war, die physischen Kräfte des Negers anschaulich zu machen. Um sein triviales Spiel desto ungehinderter und mit mehr Bequemlichkeit treiben zu können, hatte er den Ärmel seiner groben Jacke bis zum Ellbogen aufgestreift und zeigte einen entblößten Arm, der als Modell zu einem Herkulesarm hätte dienen können.
Beide hier beschriebene Personen hatten gewiß nichts so Imponierendes an sich, daß sie ein von Neugier so geplagtes Wesen, wie unser ehrlicher Schneider war, hätten abhalten können, näher an sie zu rücken. Gleichwohl hütete er sich, seinem Gelüste sogleich Luft zu machen und geradezu auf sie loszusteuern; im Gegenteil wollte er die Sache so einleiten, daß sein Begleiter, der Landmann, einen hohen Begriff von seiner Kunst bekäme, in ein Geheimnis einzudringen. Er fing damit an, ihm ein geheimes Zeichen von Behutsamkeit und Einverständnis zu geben; dann näherte er sich dem Fremdenpaar von hinten mit leisem Tritt und auf den Zehen, damit er Gelegenheit hätte, Heimliches aufzufangen, was diesem und jenem der unachtsamen Seeleute in ihrer Unterredung entschlüpfen könnte. Sein Aufpassen führte ihn jedoch zu keinem wichtigen Resultat; nur diente es dazu, ihn in dem Verdacht zu bestärken, den er schon gegen diese Leute geschöpft hatte, denn in jedem Laut, der über ihre Lippen kam, glaubte er neue offenbare Beweise zu hören, daß sie nichts Geringeres als Landesverräter sein müßten. Die Worte, die sie sprachen, waren freilich nicht so beschaffen, daß sie den Argwohn des guten Mannes hätten vermehren können; und obschon es in seinen Augen ausgemacht war, daß sie Verrat und Hochverrat enthielten, so konnte er doch nicht umhin, sich selbst zu gestehen, daß ihre Reden so künstlich gesetzt seien, daß sich durchaus, selbst von einem scharfsinnigen Späher wie er, nichts zu ihren Ungunsten herausbringen ließe.
»Sieh mal die schöne Binnenbucht an, Guinea,« bemerkte der Weiße, seinen Tabak im Munde rollend und zum erstenmal die Augen vom Schiffe abwendend; »ist sie nicht ein Plätzchen, in dem man gerne sein Schiff untergebracht sehen möchte, wenn man ohne Krücken vor einem Legerwall liegt? Ich bin doch auch ein Stück von einem Seemann, kann aber die Philosophie jenes Burschen nicht klein kriegen, der sein Schiff draußen liegen hat, wenn er’s in einer halben Stunde hier im Mühlenteich einbringen könnte. Wozu läßt er seine Böte so unnütz arbeiten? Meinst du nicht auch so, schwarzer Sip? Heißt das nicht aus schönem Wetter schlechtes machen?«
Der Neger hatte nämlich in der Taufe den Namen Scipio Africanus – abgekürzt Sip – erhalten; eine Art von Witz, der zur Zeit, als Amerika noch in Provinzen zerfiel, weit mehr Mode war, als seitdem es in Staaten geteilt ist, und die niedrigen Dienerklassen mit Namen, wenigstens mit Beinamen belegte, die mit den Philosophen, Helden, Dichtern und Kaisern des alten Roms seltsam kontrastierten. Ihm, dem afrikanischen Scipio aus Guinea, war es im Grunde einerlei, ob das Schiff in offener See oder im Hafen lag, so daß er, ohne sein Kinderspiel zu unterbrechen, mit großer Gleichgültigkeit zur Antwort gab:
»Er mag denken, das Binnenwasser ist ‘nem Mars verschlossen.«
»Ich sage dir, Guinea,« erwiderte jener in hartem, nachdrücklichem Tone, »der Kerl draußen ist ein Strohmann. Würde sich ein Mensch, der nur ein Lot Grütze im Kopfe hätte und mit einem Schiff umzugehen wüßte, auf der Reede abäschern, wenn er sein Gefäß, Steuer und Spiegel, in das schöne Becken bringen könnte?«
»Reede? Reede?« – wiederholte der Schwarze mit dem Triumph der Unwissenheit, der es einmal gelingt, den Widerpart auf einem kleinen Irrtum zu ertappen. – »Reede? Was versteht Ihr unter Reede?« Der andere hatte nämlich den Außenhafen von Newport mit dem stürmischen Ankerplatze der Reede verwechselt; dieses griff unser Scipio mit jener Gier auf, womit Leute seiner Art auf Nebendinge achten, wenn sie...




