Cooper | Die Grenzbewohner | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 446 Seiten

Cooper Die Grenzbewohner

Die Beweinte von Wish-Ton-Wish
1. Auflage 2017
ISBN: 978-80-268-8028-8
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Die Beweinte von Wish-Ton-Wish

E-Book, Deutsch, 446 Seiten

ISBN: 978-80-268-8028-8
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Dieses eBook: 'Die Grenzbewohner oder Die Beweinte von Wish-Ton-Wish' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Aus dem Buch: 'Das Antlitz des Fremden röthete sich ein wenig; vielleicht aus Scham über einen Auftrag, in welchem er so weit hierher gekommen, oder vielleicht auch aus Aerger über einen so deutlichen Wink, daß je eher dieses unangenehme Geschäft beendet wäre, desto lieber es seinem Wirthe sein würde. Doch verrieth er noch nicht die Absicht, von der Vollstreckung seines Befehls abzulassen; im Gegentheil, etwas von jener unterwürfigen Weise ablegend, welche anzunehmen er vielleicht für politisch gehalten hatte, so lange er die Ansichten eines so geraden Mannes sondiren wollte, brach er jetzt vielmehr in die Darlegung einer üblen Laune aus, die wohl besser dem Geschmack Dessen angemessen war, dem er diente.' James Fenimore Cooper (1789-1851) war ein amerikanischer Schriftsteller der Romantik.

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Viertes Kapitel.


Inhaltsverzeichnis

Im Namen alles desjenigen, was heilig ist, Sir, warum steht
Ihr so starr dorthinblickend?

Der Sturm.

Als Mädchen war Ruth Harding eines der sanftesten lieblichsten Geschöpfe des menschlichen Geschlechts. Wenn auch ihren natürlichen freundlichen Neigungen durch die Anhänglichkeit als Weib und Mutter an Mann und Kind neue Antriebe gegeben worden, so erlitt doch ihr eigentlicher Charakter durch die Ehe keine Veränderung. Unterwürfig, uneigennützig und ergeben gegen die, welche sie liebte, wie schon ihre Eltern sie kennen gelernt hatten, hatte sie sich auch nach einer Erfahrung von vielen Jahren beständig gegen Contentius gezeigt. Bei dem äußersten Gleichmuth ihres Charakters und Benehmens schlief doch ihre wachsame Besorgniß für die Wenigen, die den beschränkten Kreis ihres Wirkens und Daseins bildeten, nimmer. Diese wohnte anspruchslos, doch thätig in ihrer liebenden Brust, gleich dem hohen, bewegenden Princip des Lebens. Obgleich Umstände sie an eine ferne, entblößte Grenze versetzt hatten, wo den verschiedenen Beschäftigungen noch nicht Zeit gelassen worden, sich in die gewöhnlichen Abstufungen zu trennen, blieb sie doch 61 unverändert in Gewohnheiten, Gefühlen und Charakter. Der Wohlstand ihres Mannes hatte sie über die Nothwendigkeit, schwere Arbeit zu verrichten, hinausgehoben, und während sie die Gefahren der Wildniß empfunden und keine der Pflichten ihres thätigen Standpunktes vernachlässigt hatte, so war sie doch den meisten der für die weibliche Schönheit so nachtheiligen Wirkungen entgangen, welche so wenig geeignet sind, die besondere Lieblichkeit eines Weibes zu erhöhen. Ungeachtet der Beschwerlichkeiten eines Lebens an der äußersten Landgrenze, verlor sie daher die Weiblichkeit und ihre jugendlichen Reize nicht.

Der Leser mag sich nun die Gefühle einer solchen Frau, während ihr Gatte in der Ausführung eines Geschäfts, wie das erwähnte, begriffen war, und ihr Streben denken, seine fernere Gestalt nicht aus den Augen zu verlieren. Trotz des Einflusses langer Gewohnheiten näherten sich doch selten die kühnsten Waldleute nach dem Einbruche der Nacht den Wäldern ohne ein geheimes Bewußtsein, sie setzten sich bestimmter Gefahr aus. Es war die Stunde, wo bekanntlich die wandernden, hungrigen Bewohner der Wälder am meisten in Bewegung sind, und das Rascheln eines Blattes, oder das Brechen eines dürren Zweiges, unter dem leichten Tritt des kleinsten Thieres, war fähig, Bilder von gefräßigen, feueräugigen Panthern, oder vielleicht von spähenden Zweifüßlern heraufzubeschwören, die, obgleich listiger, wie bekannt, kaum weniger wild und grausam waren. Freilich erfuhren Hunderte das Unruhige solcher Gefühle, die niemals vom Schicksal dazu bestimmt waren, die Wirklichkeit der grausenhaften Bilder an sich selbst zu erfahren. Indeß fehlte es doch auch nicht an Thatsachen, welche hinreichenden Grund zu jenen schweren, vernünftigen Besorgnissen gaben.

62 Geschichten von Kämpfen mit Raubthieren und von Mordthaten durch räuberische, jedes Gesetz verschmähende Indianer, waren die anregenden Sagen der Grenze. Throne hätten umgestürzt und Reiche in dem fernen Europa gewonnen oder verloren werden mögen, und weniger wäre über diese Ereignisse von Denen gesprochen worden, die in jenen Wäldern lebten, als bei einem besondern, auffallenden Vorfall im Walde geschehen wäre, der die Uebung des stattlichen Muthes und scharfen Verstandes eines Schiedsrichters in Anspruch genommen. Solch eine Begebenheit ging von Mund zu Mund, mit dem Eifer eines persönlichen mächtigen Antheils, und ihrer viele waren schon in der Gestalt der Ueberlieferung von Vater auf Kind übergegangen, bis, wie dies auch in weit künstlicheren und mehr verfeinerten Menschenvereinen sich zutrug, zu großen Unwahrscheinlichkeiten sich auf die zweifelvollen Blätter der Geschichte einschlichen, und Uebertreibung mit der Wahrheit sich so eng vermischte, daß sie nie wieder davon auszuscheiden waren.

Unter dem Einfluß dieser Gefühle und vielleicht durch seine nie ihn verlassende Umsicht dazu bewogen, hatte Contentius eine wohlbewährte Büchse über die Schulter geworfen, und als er der Anhöhe hinaufritt, auf welcher sein Vater dem Fremden begegnet war, erhaschte Ruth auf einen Blick seine Gestalt, wie er, auf den Nacken seines Pferdes gebeugt, durch das neblige Licht der nächtlichen Stunde hinglitt, einem jener phantastischen Schreckbilder von herumstreifenden, kühn reitenden Gespenstern vergleichbar, von denen die Mährchen des östlichen Continents so gerne erzählen.

Dann folgten angstvolle Augenblicke, während welcher weder Gesicht noch Gehör auch nur im Geringsten die 63 Vermuthungen des aufmerksamen Weibes unterstützen konnten. Athemlos lauschte sie, und ein-oder zweimal glaubte sie die Hufschläge härter und schneller, als früher, auf die Erde fallen zu hören; aber erst, als Contentius die plötzlich aufsteigende Hügelseite hinaufritt, wurde er wieder einen Augenblick sichtbar, während er schnell in das Dickicht der Wälder hineinjagte.

Obgleich sich Ruth mit den Sorgen der Grenze vertraut gemacht, hatte sie doch vielleicht nie einen Augenblick erfahren, der für sie peinlicher und voll stärkerer Besorgnisse gewesen, als jener, wo die Gestalt ihres Mannes hinter den dunkeln Baumstämmen verschwand. Die Zeit schien ihrer Ungeduld länger als gewöhnlich, und in der Erregung einer fieberischen Unruhe, die keinen bestimmten Grund sich anzugeben wußte, schob sie den einzigen Riegel, der die Pforte verschlossen hielt, zurück, und trat völlig aus den Schranken hinaus. Ihren von Angst besessenen Sinnen schienen die Pallisaden Hindernisse für die Aussicht.

Aber noch immer schlich Minute nach Minute dahin, ohne Erleichterung zu bringen. In dieser Besorgniß fiel ihr mehr als gewöhnlich, die verlassene Lage auf’s Herz, in welcher sie und Alle, die ihr theuer waren, sich befanden. Das Gefühl des Weibes behielt die Oberhand und die Seite der Anhöhe, auf der sie stand, verlassend, wandelte sie den Pfad entlang, den ihr Mann eingeschlagen hatte, bis Besorgniß sie unmerklich in schnellere Schritte drängte. Erst dann stand sie still, als sie fast den Mittelpunkt der Lichtung auf der Anhöhe erreicht hatte, wo ihr Vater am Abend Halt gemacht hatte, um das wachsende Gedeihen seiner Besitzungen in Augenschein zu nehmen.

64 Hier wurden ihre Schritte plötzlich festgehalten, denn ihr dünkte, eine Gestalt tauche an jener für sie so wichtigen Stelle, die ihre Augen zu beobachten nie unterlassen hatten, plötzlich aus dem Walde hervor. Es zeigte sich, daß es nichts weiter war, als der vorüberschwindende Schatten einer mehr als gewöhnlich dichten Wolke, die ihr Dunkel auf die Bäume warf, und einen Theil ihrer Umrisse auf den Boden, nahe dem Rande des Waldes, fallen ließ. Gerade in diesem Augenblicke blitzte der Gedanke, daß sie unvorsichtigerweise die Pforte habe offen stehen lassen, in ihrer Seele auf, und mit Gefühlen, die zwischen ihrem Gemahl und ihren Kindern hin und her flutheten, trat sie schnell ihren Rückweg wieder an, um ein Versehen wieder gut zu machen, dem Gewohnheit eben so sehr als Klugheit einen hohen Grad von Strafbarkeit beimaß. Die Augen der Mutter, denn die Gefühle dieses heiligen Standes hatten jetzt mächtig die Oberhand erlangt, richteten sich zur Erde, als sie eifrig ihren Weg längs der unebenen Fläche zurücknahm, und ihr Gemüth war von der Unterlassung ihrer Pflicht, die sie sich streng vorhielt, so erfüllt, daß ihre Blicke Gegenstände in sich aufnahmen, ohne dem Verstande abgeschlossene deutliche Bilder davon zu überliefern.

Aber ungeachtet des einen, alles verdrängenden Gedankens, begegnete Etwas ihrem Auge, welches selbst den nichts bestimmt auffassenden Blick zurückschrecken und jede Nerve ihres Körpers erzittern machte. Es war ein Moment, in welchem ihre Verwirrung den Schreck fast bis zum Wahnsinn steigerte. Nachdenken trat erst wieder ein, als Ruth sich auf mehrere Schritte von der Stelle entfernt hatte, wo dieser aufschreckende Gegenstand, halb ihr unbewußt vor ihrer Seele 65 vorübergegangen. Dann stand sie einen Augenblick, einen einzigen aber schrecklichen Augenblick still, als berathe sie mit sich, was sie setzt thun sollte. Die mütterliche Liebe siegte, und das Reh ihrer eigenen Wälder setzt kaum mit größerer Flüchtigkeit dahin, als die Mutter der schlafenden, vertheidigungslosen Familie jetzt dem Wohnhause entgegen eilte. Bebend und athemlos erreichte sie die Pforte, die sie mehr unwillkürlich, als einem Vorsatze folgend, schloß und doppelt, ja dreifach verriegelte.

Zum ersten Male nach langen Minuten athmete sie wieder tief und ohne Schmerz. Sie bemühte sich, ihre Gedanken zu sammeln, um über den Weg mit sich zu Rathe zu gehen, den Klugheit und ihre Pflicht gegen Contentius, der noch der Gefahr ausgesetzt war, welcher sie selbst entgangen, ihr vorschrieb. Ihr erster Gedanke war, das eingeführte Signal zu geben, welches bei irgend einem verdächtigen Fall die Arbeiter vom Felde zurückrief und die Schlafenden aufschreckte; aber reiferes Nachdenken sagte ihr, ein solcher Schritt möchte Dem verderblich werden, der in ihrer Liebe...



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