E-Book, Deutsch, 1920 Seiten
Cooper Die Littlepage-Trilogie: Satanstoe + Der Kettenträger + Ravensnest
1. Auflage 2014
ISBN: 978-80-268-2588-3
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Wildwestromane: Die Familie Littlepage + Die Handschriften der Familie Littlepage + Die Rothhäute
E-Book, Deutsch, 1920 Seiten
ISBN: 978-80-268-2588-3
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Dieses eBook: 'Die Littlepage-Trilogie: Satanstoe + Der Kettenträger + Ravensnest' ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. James Fenimore Cooper (1789-1851) war ein amerikanischer Schriftsteller der Romantik. Cooper ist in vielerlei Hinsicht eine Schlüsselfigur der amerikanischen Literatur. Neben Washington Irving war er der erste amerikanische Schriftsteller, der von seinen Büchern leben konnte. Er blieb bis weit in das 20. Jahrhundert hinein auch in Europa der wohl meistgelesene. Inhalt: Satanstoe, oder die Familie Littlepage Der Kettenträger oder die Handschriften der Familie Littlepage Ravensnest oder die Rothhäute Aus dem Buch: 'Roger Littlepage war im Jahre 1786 geboren und der zweite Sohn meines Großvaters Mordaunt Littlepage aus dessen Ehe mit Ursula Malbone. Mein Vater Malbone Littlepage war der älteste Sprößling dieser Verbindung, und würde, wenn er seine Eltern überlebt hätte, kraft seines Erstgeburtsrechts die Besitzung Ravensnest geerbt haben. Da er jedoch in jungen Jahren starb, trat ich in einem Alter von kaum achtzehn das Erbe des Eigenthums an, welches ihm zugefallen wäre. Auf meinen Onkel Ro kamen Satanstoe und Lilaksbush, zwei Landhäuser und Meiereien, die, wenn sie auch nicht den Namen großer Besitzungen verdienten, im Lauf der Zeit doch weit werthvoller wurden, als die große Bodenfläche, welche das Erbtheil des ältern Bruders war.'
Weitere Infos & Material
»Glaube mir, du schwatzest von einem bewundernswerth einge-
bildeten Gesellen. Hat er irgend welche glatte Waaren?«
»Ich bitte dich, bring ihn herein; und laß ihn singend sich
nähern.«
Wintermährchen.
Ich habe nicht die Absicht, mich vom Leser durch das Collegium begleiten zu lassen, wo ich die gewöhnliche Zeit von vier Jahren blieb. Diese vier Jahre wurden nicht im Müssiggang vertändelt, wie dieß manchmal geschieht, sondern zu wirklichem Fortschreiten benützt. Ich las das ganze Neue Testament im Griechischen; einige von Cicero’s Reden, jede Zeile von Horaz’s Satiren und Oden; vier Bücher von der Ilias; den ganzen Tullius de Oratore; und außerdem widmete ich die gebührende Aufmerksamkeit der Geographie, der Mathematik und andern gewöhnlichen Fächern. Besonders die Moral-Philosophie studirte ich fleißig in meinem letzten Jahre, so wie auch Astronomie. Wir hatten ein Teleskop, welches uns alle vier Monde des Jupiter zeigte. In andern Beziehungen konnte Nassau der Sitz der Gelehrsamkeit heißen. Einer von unserer Klasse kaufte in der Hauptstadt ein Exemplar des Euripides aus zweiter Hand, und wir hatten es ganze sechs Monate im Collegium, obgleich mir nie das Glück zu Theil ward, es zu sehen, da der junge Mann, dem es gehörte, nicht sehr geneigt war, seinen Schatz von profanen Augen beschauen zu lassen. Dennoch bin ich überzeugt, daß das Exemplar jenes Werkes wirklich im Kollegium sich befand; und wir trugen Sorge, die Leute zu Yale mehr als einmal davon hören zu lassen. Ich glaube, sie haben nie einen Euripides auch nur von außen gesehen. Was das Teleskop betrifft, so kann ich von diesem aus eigener Anschauung und Kenntniß zeugen; denn ich habe mit meinen eigenen Augen, mittelst seiner Vergrößerungsgläser, die Monde des Jupiter wohl zehnmal gesehen. Wir hatten einen Lehrer, der in der Sternkunde sehr bewandert war, und der, wie man allgemein glaubte, im Stande gewesen seyn würde, den Ring des Saturn zu sehen, wenn er nur den Planeten selbst gefunden hätte; aber das gelang ihm eben nicht.
Meine vier Jahre im Collegium waren glückliche Jahre. Die Ferien kamen oft, und ich ging jedesmal in meine Heimath, und auf dem Hin-oder Herweg brachte ich einen oder zwei Tage bei meiner Tante Legge zu. Die Erwerbung von Kenntnissen war mir jederzeit angenehm; und ich darf es jetzt, hoffe ich, ohne Eitelkeit sagen, ich errang den dritten Ehrengrad in meiner Klasse. Wir würden unserer Viere graduirt worden seyn, aber Einer von unsrer Klasse war gegen das Ende des ersten Cursus genöthigt, uns wegen leidender Gesundheit zu verlassen. Er studirte mit ungewöhnlichem Eifer und Fleiß, und man anerkannte allgemein, daß er, wäre er geblieben, den ersten Platz behauptet haben würde. Es herrschte anfänglich die Ansicht, daß wir unsere Sachen recht löblich gemacht hätten; doch hörte ich nachher meinen Großvater gegen Mr. Worden äußern, er sey der Ansicht: die Vorträge würden männlicher und preiswürdiger gewesen seyn, wenn weniger von dem erstaunlichen Wachsthum, dem Gedeihen und der Macht der Colonieen gesprochen worden wäre. Er habe Nichts einzuwenden gegen die Ermunterung einer tüchtigen, gesunden patriotischen Gesinnung; aber ihm scheine, etwas mehr Neues würde den Zuhörern besser gefallen haben. Das mochte wahr seyn, da wir drei Alle Etwas über diesen Gegenstand zu sagen hatten, und es ist ein Beweis, wie gleich unsre Denkweise war, daß unsre Sprache sich beinahe ebenso glich wie unsre Ideen.
Was die Fähre von Powles’ Hook betrifft, so war das eine unangenehme Sache, wie ich zugeben muß; aber so lang ich jünger war, dachte ich nicht daran. Meine Mutter jedoch war froh, als ich sie zum letzten Male hinter mir hatte. Ich erinnere mich noch der allerersten Worte, die ihr entschlüpften, als sie mich nach meiner endlichen Rückkehr vom Collegium geküßt hatte: »Nun, Gott sey gedankt, Corny, jetzt wirst Du nicht mehr in den Fall kommen, auf dieser entsetzlichen Fähre übersetzen zu müssen, nachdem du mit dem Collegium fertig bist!« Meine arme Mutter ahnte nicht, wie viel größeren Gefahren ich mich später in einer anderen Richtung aussetzen sollte. Auch hatte sie mit ihren Erwartungen in diesem bestimmten Punkte nicht einmal Recht, da ich im spätern Leben noch verschiedene Male auf der fraglichen Fähre übergesetzt bin; aber in den spätern Jahren erschienen auch die Entfernungen nicht mehr so groß, als sie allerdings in meiner Jugend zu seyn schienen.
Es war gleichsam eine Feder auf der Mütze eines jungen Mannes, durch das Collegium gegangen zu seyn, im Jahr 1755, in welchem ich promovirte. Es ist wahr, die Universitäts-Männer, welche ihre Bildung und Gelehrsamkeit im Mutterlande geholt hatten, waren mehr oder minder zahlreich vorhanden; aber sie gehörten einer Classe an, welche sich von der niedern Gentry entfernt hielt, und die meisten von ihnen wurden bald in ein Amt eingesetzt, wodurch dann die Würde eines öffentlichen Charakters zu ihren geistigen Erwerbnissen kam, und zwar wurden letztere von jenem so ziemlich in Schatten gestellt. Ich aber stand dem Gemeinwesen näher, und meine Stellung machte ganz natürlich möglich, Vorzüge zu unterscheiden und zu vergleichen. Niemand denkt viel an gewisse Gewohnheiten und Ansichten, an gewisse Eigenthümlichkeiten des Benehmens und des Geschmacks in dem Kreise, wo man sie als von sich selbst verstehend voraussetzt; etwas ganz anderes aber ist es da, wo alle solche Eigenthümlichkeiten oder diese und jene die Ausnahme bilden. Ich fürchte, man versprach sich mehr von meiner Bildung im Collegium, als je in Erfüllung ging; aber das will ich doch zu Gunsten meiner Alma mater sagen, daß ich mir nicht bewußt bin, meine im Collegium erworbenen Kenntnisse seyen mir je nachtheilig gewesen, und ich glaube vielmehr, sie haben einigermaßen wenigstens zu dem kleinen Erfolg beigetragen, der mich auf meiner bescheidnen Laufbahn begleitet hat.
Ich hielt fortwährend Freundschaft mit Dirck Follock so lange ich im Collegium blieb. Er setzte die Lektüre der Classiker unter Anleitung Mr. Worden’s fort, zwei Jahre nachdem ich die Schule verlassen hatte; aber ich konnte keine irgend der Erwähnung werthen Fortschritte bei ihm entdecken. Sein Lehrer pflegte dem Oberst zu sagen: »Dircks Fortschritte seyen langsam aber sicher«; und dieß befriedigte immer einen Mann, der von Haus aus eine Abneigung hatte gegen die Alles überstürzende Art und Weise, die Sachen zu betreiben, welche unter der englischen Bevölkerung herrschte. Oberst Follock, wie wir ihn immer nannten, außer wenn mein Vater oder Großvater ihn aufforderten, ein Glas Wein mit ihnen zu trinken, oder seine Gesundheit in dem ersten Glase tranken, nachdem das Tischtuch weggenommen war, wo er unabänderlich Oberst Van Valkenburgh, in ganzer Länge seines Namens, betitelt wurde – Oberst Follock war ganz zufrieden damit, daß sein Sohn und Erbe nicht Mehr wissen sollte, als er wußte, den Unterschied an Jahren und an Erfahrung gebührend in Rechnung genommen. Bis zu der Zeit jedoch, wo ich nach Hause zurückkehrte, war eine wesentliche Veränderung in der Schule eingetreten. Mr. Worden ward Erbe eines mäßigen Vermögens in seinem Heimathlande, und in Folge hievon gab er das Unterrichten auf, als eine Beschäftigung, woran er nie Freude gehabt hatte. Man wollte sogar finden, er sey um einen Grad minder eifrig in Erfüllung seiner seelsorgerlichen Pflichten, als er es früher gewesen, seitdem er diese fünfzig Pfund Sterling jährlich besaß; doch bin ich weit entfernt, dieß als entschiedene Thatsache behaupten zu wollen. Jedenfalls vermochten fünfzig Pfund jährlich den Mr. Worden nicht gleichgültig zu machen in Betreff der Kirche, denn er blieb fortwährend ein höchst eifriger Kirchenmann bis auf die Stunde seines Todes; und dieß war schon Etwas, selbst zugegeben, daß er nicht ganz ebenso eifrig gewesen wäre als Christ. Da die Kirche die Inhaberin und Trägerin des Glaubens ist, wenn auch nicht der Glaube selbst, so folgt daraus, daß ihre Freunde der Religion nahe stehen, wenn sie auch nicht eigentlich religiös sind. Ich habe immer einen Mann um so mehr leiden mögen, wenn er war, was ich einen tüchtigen, warmen Kirchenmann nenne, mochten auch seine Lebensgewohnheiten etwas frei seyn.
Es war nöthig, die Stelle wieder zu besetzen, welche durch den Rücktritt Mr. Worden’s erledigt worden war, oder eine Schule aufzugeben, welche der Kern der gelehrten Kenntnisse in West Chester geworden war. Zuerst machte sich der natürliche Wunsch geltend, wieder einen Gelehrten aus dem alten Heimathlande dafür zu gewinnen; aber da sich kein geeigneter Mann darbot, wurde ein Graduirter aus dem Collegium von Yale angenommen, jedoch nicht ohne vielfaches Widerstreben und großes Mißtrauen. Im Augenblick, wo er erschien, zogen Oberst Follock und Major Nicholas Oothout, ein anderer achtbarer, holländischer Nachbar, ihre Söhne aus der Schule zurück; und von dieser Stunde an besuchte Dirck die Schule nicht mehr. Es ist wahr, West Chester war nicht eigentlich eine holländische Grafschaft, wie Rockland, Albany und Orange, und einige andere dem Fluß entlang, aber es enthielt...




