Cooper | Die Monikins | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 367 Seiten

Cooper Die Monikins


1. Auflage 2017
ISBN: 978-80-272-2716-7
Verlag: Musaicum Books
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 367 Seiten

ISBN: 978-80-272-2716-7
Verlag: Musaicum Books
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In 'Die Monikins', geschrieben von James Fenimore Cooper, wird der Leser in eine faszinierende Welt entführt, in der sprechende Affen die Hauptrolle spielen. Cooper's Werk zeichnet sich durch seinen detaillierten Schreibstil und die präzise Darstellung dieser alternativen Gesellschaft aus. Mit einem Hauch von Fantasie und Satire bietet das Buch einen tiefgründigen Einblick in die menschliche Natur und Gesellschaftsstrukturen. Cooper, bekannt für seine Werke des amerikanischen Realismus, schafft es, durch die Verwendung von Fabelwesen und Allegorien ein eindringliches Bild seiner Zeit zu schaffen. Seine kritische Auseinandersetzung mit politischen und sozialen Themen ist auch in 'Die Monikins' unverkennbar. James Fenimore Cooper, ein bedeutender amerikanischer Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, nutzt dieses Werk, um seine Leser zum Nachdenken anzuregen und sie mit seiner einzigartigen Erzählweise zu fesseln. Durch die Kombination von Unterhaltung und tiefgründigen, philosophischen Themen empfiehlt sich 'Die Monikins' sowohl für Liebhaber der klassischen Literatur als auch für Leser, die nach intellektueller Herausforderung suchen.

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Zweites Kapitel


Inhaltsverzeichnis

Von mir und zehen Tausend Pfund

Obgleich mein Vorfahr viel zu weise war, um nicht manchmal in weltlicher Rücksicht auf seinen Ursprung zurückzuschauen, so warf er doch diese Rückblicke nie so weit, daß sie das hohe Geheimniß seines moralischen Zustandes hätten erreichen können, und während seine Gedanken, wie man hätte sagen mögen, immer auf der Jagd waren, Blicke in die Zukunft zu thun, waren sie doch viel zu irdisch, um sich über einen andern Abrechnungstag zu verbreiten, als den, der durch die Stockbörse regulirt ward. Bei ihm war geboren worden, nur der Anfang einer Speculation und sterben das Abschließen der allgemeinen Bilanz zwischen Gewinn und Verlust. Ein Mann also, der so selten über die wichtigen Wechsel des Lebens nachgedacht hatte, war um so weniger vorbereitet, auf die sichtliche Erhabenheit des Sterbebettes zu blicken. Obgleich er nie meine Mutter wahrhaft geliebt hatte, denn Liebe war ein viel zu reines und erhabenes Gefühl für einen Mann, dessen Einbildung gewöhnlich über den Schönheiten des Rentenbuchs verweilte, war er doch immer gütig gegen sie gewesen, und zuletzt war er selbst, wie schon gesagt, sogar ziemlich geneigt, zu ihren zeitlichen Bequemlichkeiten soviel beizutragen, als nur immer mit seinen Bestrebungen und Gewohnheiten verträglich war. Andrerseits verlangte das ruhige Gemüth meiner Mutter eine mehr erregende Ursache, als dieß bei der Zuneiguug ihres Mannes der Fall war, um diese Keime tiefer, ruhiger, weiblicher Liebe zu beleben, die gewiß in ihrem Herzen versteckt waren, wie der Saame, den des Winters unerfreuliche Kälte drückt. Das letzte Zusammentreffen eines solchen Paars konnte nicht wohl von heftigen Ergüssen des Schmerzes begleitet sein. Doch war mein Vorfahr tief von den körperlichen Veränderungen im Aeußern seiner Frau betroffen. »Du bist sehr mager geworden, Betsey« sagte er, und nahm nach einer langen feierlichen Pause ihre Hand; »vielmehr als ich geglaubt hatte, oder hätte denken können. Gibt die Wärterin Dir stärkende Suppe und Nahrung?« Meine Mutter lächelte das geisterhafte Lächeln des Todes, aber wieß bei dieser Aeußerung voll Ueberdruß mit der Hand zurück. »Dieß all ist jetzt zu spät«, antwortete sie, und sprach mit einer Deutlichkeit und Stärke, wozu sie lange ihre Kraft zurückgehalten. »Nahrung und Kleidung stehen nicht ferner unter meinen Bedürfnissen.«

»Gut, gut Betsey, fehlt es einem weder an Nahrung noch Kleidung, so kann man doch gerade nicht in großer Noth sein, und ich freue mich, daß es dir in soweit wohl ergeht. Doch sagt mir Dr. Ethrington, körperlich stehe es nicht so gut, und ich bin ganz besonders hierher gekommen, um zu sehen, ob ich etwas anordnen kann, was beitragen mag, deine Lage leichter zu machen.«

»Das kannst du, mein Gemahl; meine Bedürfnisse für dieses Leben sind fast vorüber, eine kurze Stunde oder zwei werden mich über diese Welt hinausbringen, über ihre Sorgen, ihre Eitelkeiten, ihre – –« Meine arme Mutter gedachte wahrscheinlich hinzuzufügen, ihre Herzlosigkeit oder ihren Eigennutz; aber sie strafte sich und machte eine Pause. »Durch die Gnade unsres gebenedeiten Erlösers und die gütige Bemühung dieses vortrefflichen Mannes,« begann sie wieder und warf ihr Auge erst nach oben voll heiliger Ehrfurcht, und dann nach dem Geistlichen mit ruhiger Dankbarkeit, »verlasse ich dich ohne Beängstigung und wäre eins nicht, auch ohne Sorge.«

»Und was macht dich so besonders besorgt, Betsey?« fragte mein Vater, und schneuzte sich, sprach aber mit ungewöhnlicher Zärtlichkeit; »wenn es in meiner Macht steht, dein Herz darüber oder über sonst etwas zu beruhigen, nenne es, und ich will Befehle geben, es sogleich auszuführen. Du bist ein gutes frommes Weib gewesen, und kannst dir wenig vorzuwerfen haben.«

Meine Mutter sah ernst und nachdenkend auf ihren Gemahl. Nie vorher hatte er so große Theilnahme an ihrem Glück gezeigt; und wäre es, ach! nicht zu spät gewesen, dieses Aufglimmen von Güte hätte die eheliche Fackel zu einer glänzenderen Flamme anfachen mögen, als sie je früher geglüht hatte.

»Mein Gemahl, wir haben einen einzigen Sohn –«

»Ja, Betsey, und es wird dich erfreuen zu vernehmen, daß der Arzt glaubt, der Junge möge eher am Leben bleiben, als einer seiner armen Brüder und Schwestern.«

Ich kann mir die heilige, geheimnißvolle Urquelle der Mutterliebe nicht erklären, die bewirkte, daß meine Mutter die Hände faltete, ihre Augen zum Himmel erhob und während ein Freudestrahl über die gebrochenen Augen und welken Wangen glitt, Gott für das theure Pfand ihren Dank stammelte. Sie selbst eilte schon weg zum ewigen Glück derer, die reinen Herzens sind, der Erlösten, und ihre Phantasie, ruhig und einfach, hatte ihr schon Bilder vorgezaubert, worin sie und ihre Abgeschiednen vor dem Throne des Höchsten standen, seinen Ruhm sangen und unter den Sternen glänzten,– und doch freute sie sich jetzt, daß das letzte und geliebteste von all ihrer Nachkommenschaft ausgesetzt seyn sollte all den Uebeln und Lastern, – ja all dem Greuel eines Zustandes, den sie selbst so gerne verließ.

»Von unserm Knaben möcht’ ich jetzt sprechen,« begann meine Mutter wieder, als ihr Gebet geendet; »das Kind wird Belehrung und Sorgfalt nöthig haben, kurz, Vater und Mutter brauchen.«

»Betsey, du vergißt, daß er immer noch den erstern haben wird.«

»Du bist zu sehr in deine Geschäfte vertieft und außerdem nicht geeignet, ein Kind zu erziehen, das zum Unglück und zur Verführung großer Reichthümer geboren ward.«

Mein herrlicher Ahn sah auf, als dächte er, seine sterbende Gefährtin habe in Wahrheit für immer von ihrer Besinnung Abschied genommen.

»Es gibt öffentliche Schulen, Betsey, ich verspreche dir, das Kind soll nicht vergessen werden, ich will ihn wohl unterrichten lassen, sollte es mich Tausende jährlich kosten.«

Sein Weib, streckte die Hand nach der Seinigen aus, und drückte mit der abgemagerten so hart, als eine sterbende Mutter konnte; für einen schnellen Augenblick schien sie selbst von ihrer letzten Sorge befreit zu sein. Aber ihre Kenntniß von ihres Mannes Charakter, die sie durch dreißigjährige harte Erfahrung gewonnen, konnte durch die Dankbarkeit eines Augenblicks nicht umgestoßen werden.

»Ich wünsche«, begann sie wieder ängstlich, »dein feierliches Versprechen zu erhalten, die Erziehung unseres Knaben dem Herrn Etherington zu übertragen, du kennst seinen Werth und mußt volles Vertrauen in ihn haben.«

»Nichts würde mir größre Freude machen, meine liebe Betsey, und wenn Herr Etherington ihn aufnehmen will, will ich Jack noch diesen Abend in sein Haus schicken, denn die Wahrheit zu sagen, ich bin nur wenig dazu geschaffen, die Aufsicht über ein Kind unter einem Jahr zu übernehmen. Ein Hundert des Jahrs mehr oder weniger soll einen so guten Handel nicht zerschlagen.«

Der Geistliche war ein Mann von Ehre und sah ernst bei dieser Rede; jedoch als er den ängstlichen Augen meiner Mutter begegnete, verloren seine ihren Unwillen in einem Blick von Ruhe und Mitleid.

»Der Lohn für seine Erziehung wird sich leicht bestimmen,« fügte meine Mutter hinzu, »aber der Doctor hat nur ungern die Verantwortlichkeit wegen meines armen Jungens übernommen, und zwar nur unter zwei Bedingungen.«

Der Papierspeculant bat mit den Augen um Aufschluß.

»Die eine ist, daß das Kind von seinem vierten Jahr an allein seiner Sorge überlassen werden soll, und die andere, daß du ein Vermächtniß machst zur Unterhaltung zweier armen Schüler an einer der Hauptschulen.«

Als meine Mutter die letzten Worte herausgebracht, fiel sie zurück auf ihr Kissen, von wo ihre Theilnahme an dem Gegenstand sie vermochte, ihr Haupt ein wenig aufzurichten; sie rang leise nach Athem in der Ueberfülle ihrer Angst die Antwort zu vernehmen. Mein Vorfahr zog die Stirne zusammen, wie einer, der einsah, es sei eine Sache, die Nachdenken forderte.

»Du weißt vielleicht nicht, Betsey, daß dergleichen Stiftungen viel Geld wegnehmen, viel Geld, und oft unnützer Weise.«

»Zehn Tausend Pfund ist die Summe, über die Madame und ich übereingekommen,« bemerkte fest der Geistliche, der nach meiner Vermuthung gehofft hatte, seine Bedingung werde zurückgewiesen werden, da er mehr den dringenden Bitten eines sterbenden Weibes als seiner eignen Ansicht von dem, was wünschenswerth oder nützlich sein möchte, gefolgt war.

»Zehen Tausend Pfund!«

Meine Mutter konnte nicht sprechen, doch gelang ihr ein bittendes Zeichen der Bejahung.

»Zehen Tausend Pfund ist viel Geld, meine liebe Betsey, viel, sehr viel.«

Meine Mutter wechselte die Farbe zur Blässe des Todes und nach ibrem Athmen zu urtheilen, schien sie in den letzten Zügen.

»Nun, nun, Betsey,« sagte mein Vater ein wenig hastig, denn er ward erschreckt bei ihrem blassen Antlitz und großer Betrübniß; »mag es so sein, das Geld, – ja, ja, es soll bezahlt werden, wie Du wünschest; nun gib Dein treues Herz zur Ruhe.«

Diese Spannung des Gefühls war...



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