Cooper | Die Wassernixe | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 300 Seiten

Cooper Die Wassernixe


1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-95923-051-3
Verlag: RUTHebooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 300 Seiten

ISBN: 978-3-95923-051-3
Verlag: RUTHebooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Für RUTHeBooks Klassiker lassen wir alte oder gar schon vergriffene Werke als eBooks wieder auferstehen. Wir möchten Ihnen diese Bücher nahebringen, Sie in eine andere Welt entführen. Manchmal geht das einher mit einer für unsere Ohren seltsam klingenden Sprache oder einer anderen Sicht auf die Dinge, so wie das eben zum Zeitpunkt des Verfassens vor 100 oder mehr Jahren 'normal' war. Mit einer gehörigen Portion Neugier und einem gewissen Entdeckergeist werden Sie beim Stöbern in unseren RUTHeBooks Klassikern wunderbare Kleinode entdecken. Tauchen Sie mit uns ein in die spannende Welt vergangener Zeiten!
Cooper Die Wassernixe jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Zweites Kapitel


"Sein Wort ist gut wie Schrift, sein Eid Orakel;
In Liebe echt, im Denken mackellos."

Die zwei Herren aus Verona

Nicht leicht war's, den Ratsherrn Beverout in seiner philosophischen Gemütsruhe zu stören, indessen hätte man sich nicht geirrt, wenn man das Spiel der unteren Muskeln seines Gesichts als Selbstgefälligkeit über seinen Sieg, und die zusammengezogenen Teile um die Stirn als ein klares Bewusstsein der eben bestandenen Gefahr auslegte. Die linke Hand wühlte in der Tasche unter kleinen spanischen Geldmünzen, von welchen unser Kaufmann, wenn er ausging, stets einen Vorrat bei sich hatte; und mit einem Rohr in der rechten schlug er taktmäßig und kräftig das Pflaster; eine Äußerung seines entschlossenen Wesens. So setzte er noch einige Minuten seinen Gang fort, und trat bald aus den niedriger gelegenen Straßen in eine, welche am Rande der an diesem Teile der Insel sich erhebenden Felskrone entlang lief. Hier machte er bald vor der Tür eines Hauses Halt, das in jener Provinzialstadt ganz das Aussehen der Wohnung eines Patriciers hatte.

Zwei falsche Giebel, mit eisernen Wetterhähnen auf den Spitzen, bildeten Felder im Dach, und der länglich enge Eingang war aus den roten Quadersteinen des Landes gebaut. Das Material des übrigen Gebäudes bestand, wie gewöhnlich, aus kleinen, harten, holländischen Backsteinen, und war mit einer zarten Milchfarbe angestrichen.

Ein einziger Schlag mit dem gewichtigen glänzenden Klöpfer brachte einen Bedienten an die Tür. Die Schnelligkeit, mit welcher dem Rufe entsprochen ward, bewies, daß der Alderman, ungeachtet der frühen Stunde, kein unerwarteter Gast war. Auch zeigte sich keine Überraschung auf dem Gesicht des schwarzen Türstehers, als er den Eintritt Begehrenden erblickte; vielmehr deutete jede seiner Bewegungen darauf hin, daß man auf den Empfang des Besuchs vorbereitet war. Der Alderman nahm indes die Einladung, einzutreten, nicht an, lehnte sich an das eiserne Gitter des Stoop, und ließ sich mit dem Neger in ein Gespräch ein. Dieser war wohlbetagt, hatte ein graues Haupt, eine Nase, die fast auf gleicher Ebene mit dem übrigen Gesicht lag, Runzeln in den verworrenen Zügen, und eine sich unter der Last der Jahre krümmende, obgleich noch immer feste Gestalt.

"Grüß' dich wacker, alter Cupido;" hob der Bürger an, in jener aufrichtig herzlichen Weise, mit welcher damals die Eigentümer Sklaven, die sie leiden konnten, anzureden pflegten. "Ein reines Gewissen ist eine gute Nachtmütze, und du siehst ja freundlich aus, wie die Morgensonne! Hoffentlich hat mein Freund, der junge Patroon, nicht minder gut geschlafen, und zum Beweis schon sein Gesicht gezeigt."

Der Neger antwortete in jener langsamen, abbrechenden Weise, die ältlichen Sklaven so eigen ist:

"Er viel wacht, Masser Alerman. Ich glaube, er nicht schläft seine halbe Zeit, kürzlich. Alle seine Tätigkeit und Lebhaftigerei fort! und er nicht tut etwas, als rauchen. Ein Gentlum, der raucht allezeit, Masser Alerman, wird ein melarcholischer Mann, am Ende. Ich wirklich glaub, es muß geben in York eine junge Frauenzimmer, die sein Tod sein wird, einmal."

"Wir wollen schon Mittel finden, ihm die Pfeife aus dem Munde zu nehmen," sagte der Andere, den Schwarzen pfiffig anschauend, als wenn er seine Meinung mehr andeuten als äußern wollte. "Romane und hübsche Mädchen machen was sie wollen mit unserer Philosophie, so lange wir jung sind, wie du aus Erfahrung weißt, alter Cupido."

"Ich jetzt nicht mehr gut bin zu nichts dererlei, gar nichts," erwiderte ruhig der Schwarze. "Hab' mal Zeit gelebt, wo wenig farbige Mensch in York, hat gehabt mehr Hochachtung beim schönen 'Schlecht, aber das schon lange her. Nun, die Mudher von ihrem Euclid, Masser Alerman, war ein hübsches Frau, obschon ihre Aufführung nur mittelmäßig war. Dazumalen war ich selbst jung, un ich pflegte in Alermans Vater sein Haus zu besuchen, eher die Engländer ankamen un wie oller Patroon noch eine junge Mann war. Golly! ich sehr lieb den Euclid, obschon das junge Hunt nimmer zu mir kommt."

"Das ist ein Schlingel! Kaum kehr ich den Rücken um, so sitzt der Schelm schon auf einem der Wallache seines Herrn."

"Er sehr jung ist, Masser Mynert; Nimmand kriegt Einer Weisheit bevor ein graues Haar."

"Er hat volle vierzig, und der Spitzbube wird unverschämter, je älter er wird. Das Alter ist ein ehrwürdiger und achtbarer Stand, wenn es Ernst und Überlegung mitbringt; aber wenn ein junger Laffe Langeweile macht, so ist ein alter Narr verächtlich. Ich steh dafür, du warst nie so unbesonnen oder so herzlos, Cupido, ein abgemattetes Tier des Nachts zu reiten."

"Gutt, ich wer' ziemlich alt, Masser Mynert, un nicht alles mehr weiß, was ich hab getan, als ich war noch jung. Doch hier ist der Herr Patroon, welcher versteht dem Alerman dererlei zu sagen, besser als ein armer Sklav."

"Wünsch wohl aufgestanden zu haben und einen glückbringenden Tag!" rief der Alderman, indem er einen hohen, langsam einherschreitenden, vornehm aussehenden jungen Mann begrüßte, der fünf und zwanzig Jahr alt sein mochte, aber mit der Gravität eines Fünfzigers herannahte. "Die Winde schweigen, als wären sie besprochen, und kein schönerer Tag hat je am Himmel geglänzt, weder in der reinen Atmosphäre Hollands, noch in Alt-England selbst. Potz Kolonien und Gönnerschaft! wenn das Volk jenseits des Meers mehr Vertrauen zu Mutter Natur, und eine geringere Meinung von sich selbst hätte, es würde das Atemholen in den Plantagen erträglich genug finden. Aber die eingebildeten Spitzbuben sind wie der Balgentreter, welcher glaubt, er bringe die Musik hervor, und der allerbucklichste Kauz unter ihnen hält sich für gerader und gesünder als den Besten in den Kolonien. Sieh einmal dort unsere Bai, so glatt als wenn sie von zwanzig Dämmen umschlossen wäre; gewiß, die Reise kann auf einem Kanal nicht sicherer sein."

"Das sehr gut ist, wenn die Reise sicher," murmelte Cupido, der sich aus Anhänglichkeit zu seinem Herrn allerhand um dessen Person zu tun machte. "Ich halte es für besser allzeit zu reisen auf dem Land, wenn ein Gentlum besitzt so viel wie Masser Oloff. War 'ne Zeit, wo ein Fährboot ging unter mit Leuten, eine Menge; und Niemand jemals ist heraufgekommen, um zu sagen, wo er ist gefallen hinab."

"Hier steckt ein Irrtum!" unterbrach der Ratsherr, seinen jungen Freund beunruhigt anblickend. "Ich zähle vierundfünfzig Jahre, und kann mich keines solchen Unglücks entsinnen."

"'Sis doch sehr zunderbar, wie leicht vergißt der junge Volk! Sechs Leute in jenem Boot ertrunken sind. Eine zwei Yankih, ein Franzos aus Canada, und ein armer Frauenzimmer von Jarseys. Alle jemande waren sehr leid über den armen Frauenzimmer!"

"Deine Rechnung stimmt ja nicht, Meister Cupido," versetzte der Alderman, der nirgends mehr zu Hause war und nie geläufiger, als in arithmetischen Dingen. "Zwei Yankihs, ein Franzose und dein Frauenzimmer aus Jersey, machen nur vier."

"Gutt, kann sein, 's war nur eine Yankih, ich aber ganz gewiß weiß, daß alle ertrinken, denn der Gubbenör seine schönen Pferde auch hat verloren, in jenem Fährboot."

"Wahrhaftig, der alte Knabe hat doch Recht, denn nun erinnere ich mich des Unglücks mit den Pferden, als wenn es erst gestern geschehen wäre. Indeß, der Tod ist der Monarch der Erde, und Niemand von uns darf hoffen, seiner Sense zu entwischen, wenn die bestimmte Stunde da ist! Doch Pferde gibt es heute keine zu verlieren, wir können also immerhin unsere Seereise mit heiteren Gesichtern und leichten Herzen antreten, Patroon. Gehen wir?"

Oloff Van Staats, oder der Patroon von Kinderhook, wie man ihn aus Höflichkeit in der Kolonie gewöhnlich nannte, besaß viel persönlichen Mut. Gleich den meisten Nachkommen der Holländer, zeichnete ihn bei Gefahren Festigkeit, und da, wo es Widerstand galt, ausdauernde Gegenkraft aus. Der Grund zu dem kleinen, eben vorgefallenen Wortkampf zwischen seinem Freund und seinem Sklaven, war daher nicht etwa, daß sie ihn für zaghaft gehalten hätten, sondern daß der Eine zärtlich wie ein Vater um seine Sicherheit besorgt war, der Andere seinerseits besondere Ursache zu wünschen hatte, daß der junge Mann das Vorhaben, die Seefahrt mitzumachen, nicht aufgeben möchte. Der junge Mann machte dem Streit ein Ende, indem er dem Knaben, welcher den Mantelsack trug, ein Zeichen gab und sich bereit erklärte, mitzukommen.

Cupido zögerte an dem Eingang, bis sein Herr um die Ecke war, schüttelte dann den Kopf, voll von den Ahnungen, welche Unwissenheit und Aberglaube einzugeben geeignet sind, trieb hierauf die junge Brut von Schwarzen, welche sich an die Tür gedrängt hatten, ins Haus zurück und schloß endlich alles mit scrupulöser Genauigkeit und Sorgfalt hinter sich zu. Wiefern die Ahnungen des Negers durch die Tat gerechtfertigt wurden, wird sich im Laufe der Erzählung zeigen.

Die breite Gasse, in welcher Oloff's Wohnung lag, war nur einige hundert Ellen lang. An dem einen Ende stand das Fort, am andern zog sich eine hohe Verpallisadirung entlang, welche man mit dem Namen, die Stadtmauer, beehrte, und die als Schutzwehr gegen plötzliche Einfälle der Indianer diente, denn die niedriger liegenden Bezirke der Kolonie wurden damals nicht blos stark, der Jagd wegen, von Wilden besucht, sondern viele Indianer hatten dort auch ihren gewöhnlichen Aufenthalt.

Man muß mit dem allmähligen Anwachs der Stadt sehr vertraut sein, um in dieser Beschreibung die herrliche Straße wieder zu erkennen, die sich heute mehrere englische Meilen hin durch den Mittelpunkt der Insel zieht. Von dieser Allee, damals...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.