E-Book, Deutsch, 120 Seiten
Cooper Lennox und die Menschenfalle: Das Zeitalter des Kometen 48
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7389-7165-1
Verlag: Uksak E-Books
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, 120 Seiten
ISBN: 978-3-7389-7165-1
Verlag: Uksak E-Books
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
von Lloyd Cooper Eine kosmische Katastrophe hat die Erde heimgesucht. Die Welt ist nicht mehr so, wie sie einmal war. Die Überlebenden müssen um ihre Existenz kämpfen, bizarre Geschöpfe sind durch die Launen der Evolution entstanden oder von den Sternen gekommen, und das dunkle Zeitalter hat begonnen. In dieser finsteren Zukunft bricht Timothy Lennox zu einer Odyssee auf ... Die Expedition unter Lynne Crow und Jacob Blythe bewegt sich weiter im Feindesland. Als immer mehr ihrer Barbaren von unbekannten Göttern reden und andere vor Angst davonlaufen, wird die Lage brenzlig. Nur Blythe glaubt, dass man eine Verschwörung gegen ihn plant und hegt deswegen eigene blutige Pläne.
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Tagebucheintrag Dr. Jed Stuart „ 17. Oktober, 2518 Zum ersten Mal seit Langem finde ich genügend Ruhe und Kraft, um über die Ereignisse der letzten Wochen und Monate nachzudenken. Soviel Schreckliches ist geschehen, dass ich es kaum in Worte zu fassen vermag und soviel Wundervolles, dass ein Teil von mir befürchtet, in einem Traum zu leben, der vergehen wird, wenn ich es wage, seine Bilder in Worte zu fassen. Meine Augen haben Dinge erblickt, die ich nie vergessen werde, egal, was noch passieren wird. Ich sah Eisberge, die wie goldene Festungen in der Sonne leuchteten und sich nach Tagen, schmelzend, mit einem solchen Getöse ins Meer stürzten, dass viele meiner Begleiter glaubten, die Götter selbst hätten zu ihnen gesprochen. Dann waren da Meeressäuger, dreißig, vierzig Meter lang, die uns bei unserer Fahrt über die Beringsee begleiteten und an manchen Tagen so nah an die Flöße herankamen, dass man ihre seltsam weiche Haut berühren konnte. In ihren braunen Augen lag eine Sanftmut, wie ich sie noch nie bei einem Lebewesen gesehen habe. Selbst Blythe, unser wahnsinniger Tyrann, schien unter diesem Blick zur Ruhe zu kommen. Manchmal, wenn ich die Augen schließe, sehe ich diese Giganten vor mir, doch meistens ist da nur sie, Majela, die neben mir liegt, während ich diese Worte schreibe. Aber ich schweife ab. Wenn diese Einträge Sinn ergeben sollen, muss ich zumindest versuchen ihnen den Ansatz einer Chronologie zu geben." Jed drehte den Kopf, als ein Nachtvogel über ihm schrie. Der flatternde Schatten verdeckte für einen Augenblick die Sterne, bevor er Teil der Küstensilhouette wurde und in der Dunkelheit verschwand. Wasser schlug leise glucksend gegen die Ränder des Floßes. Die Luft roch nach Salz und Fisch. Irgendwo, vermutlich auf dem zweiten, größeren Floß, furzte jemand. Eine Stimme grunzte zur Antwort, eine andere lachte. Jed fuhr sich müde mit der Hand über die Augen und drehte den fleckigen Umschlag des Tagebuchs, bis die halb beschriebene Seite im Mondlicht leuchtete. „ Unsere Reise", schrieb er in seiner sehr präzisen, beinahe gedruckt wirkenden Handschrift, „verlief nach dem Zwischenfall kurz vor dem geografischen Nordpol sehr ruhig. Ich bin mir immer noch nicht sicher, was dort genau geschehen ist, aber es hat mehrere Menschen das Leben und Helena Lewis vielleicht den Verstand gekostet. Zu den Toten gehörte auch Lieutenant Jazz Garrett, der Mann, dem ich meine unfreiwillige Teilnahme an dieser Expedition verdanke und der seit der ersten Stunde bemüht war, mir das Leben hier so unerträglich (und so kurz) wie möglich zu machen. Dass er nun lange vor mir den Tod gefunden hat, erfüllt mich mit einer gewissen Genugtuung, für die ich mich keinesfalls schäme. Um es auf den Punkt zu bringen: Er war ein Arschloch, und ohne ihn ist diese Welt ein besserer Ort." Jed zögerte unwillkürlich, als er den letzten Satz betrachtete. Er hatte in seinem ganzen Leben noch nie das Wort Arschloch ausgesprochen, geschweige denn geschrieben, aber im Zusammenhang mit Garrett erschien es ihm geradezu zwingend notwendig. Seine Gedanken kehrten zu dem Abend zurück, an dem Garrett versucht hatte, Majela zu vergewaltigen. Er selbst hatte in einem der Panzer gesessen, nutzlos und ahnungslos wie so oft, und war erst dazu gekommen, als alles vorbei war. Wenn Blythe nicht gewesen wäre … Jed blätterte hastig die Seite um, als könne er damit das Erlebte hinter sich lassen. „ Wir überquerten den neuen Nordpol und erreichten endlich schneefreies Gebiet. Links von uns lagen hohe, schneebedeckte Berge, rechts das offene Meer. Obwohl das Land fruchtbar wirkte, sahen wir nur wenige menschliche Ansiedlungen, die aus Furcht vor Raubtieren – so sagte man uns zumindest – von hohen Palisadenzäunen umgeben waren. Die Häuser standen in allen Dörfern auf Stelzen und ragten halb ins Meer hinaus. Es schien fast so, als trauten die Einwohner dem Land, auf dem sie lebten, nicht und wollten sicherstellen, dass sie jederzeit zurück ins Wasser fliehen konnten. In einem Dorf, in dem wir übernachteten und ein wenig Handel trieben, erzählte eine alte Frau mit kaum verständlichen Dialekt von schrecklichen Ungeheuern, die im Winter über die Dörfer herfielen und manche schon vollständig ausgelöscht hatten. Ich fragte sie, ob die Ungeheuer Menschen oder Tiere seien, aber sie schien den Unterschied nicht zu begreifen. Blythe lachte über ihre Geschichten, aber viele der neuen Menschen – und nein, ich werde sie nicht Barbaren, Läuseschleudern, Flohspritzen oder Dumpfhirne nennen, wie es einige andere tun – waren tief bewegt und baten ihre Götter um Gnade für die Einwohner dieses Landes. Das gab mir die Gelegenheit einige äußerst interessante Opferriten zu beobachten, bei denen deutlich wurde, dass besonders die Stämme des mittleren Westens von der christlichen Mythologie geprägt sind, während …" Jed brach ab und strich die letzten Worte durch. Obwohl der Wissenschaftler in ihm jede Gelegenheit wahrnahm, die Riten und Feste seiner Begleiter zu analysieren, fühlte er sich fast schon schuldig, als würde er damit die Freundschaft, die ihn mit vielen von ihnen verband, betrügen. In den Tiefen des Washingtoner Bunkers, wo er sich fast ein Leben lang vergraben hatte, waren sie weit entfernte Objekte gewesen, deren Sprachen und Gesellschaftsformen ihn faszinierten und die er studierte, geborgen in der Gewissheit, ihnen nie begegnen zu müssen. Hier draußen jedoch waren sie Freunde, wenn das der Begriff war, mit dem man Menschen definierte, denen man sein Leben anvertraute. Er zwang seine Gedanken zur Ordnung und setzte den Kugelschreiber wieder an. „ Schließlich erreichten wir die Ostspitze Alaskas und damit das Ende des amerikanischen Kontinents. Es war ein seltsames Gefühl auf das Meer hinauszublicken und zu wissen, dass alles, was ich je aus erster oder zweiter Hand gekannt hatte, hinter mir lag. Das Ziel unserer Reise, der Kratersee, erschien zum Greifen nah, obwohl er noch viele tausend Kilometer entfernt sein musste. Meine Begleiter spürten wohl das ...