E-Book, Deutsch, 287 Seiten
Cormann Sommerglück und Liebeszauber
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-96148-879-7
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Roman | Ein spritziges Romantik-Highlight für den Sommerurlaub!
E-Book, Deutsch, 287 Seiten
ISBN: 978-3-96148-879-7
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Marte Cormann, geboren 1956 in Düsseldorf, begann neben ihrer Karriere als Verwaltungswirtin schon 1993 mit dem Schreiben von Romanen und Drehbüchern. Ihr erster Roman, »Ein Buchclub zum Verlieben«, wurde erfolgreich für das ZDF verfilmt. Die Autorin im Internet: www.martecormann.de. Marte Cormann veröffentlichte bei dotbooks bereits die folgenden Romane: »Cappuccinoküsse« »Glückswolkenträume« »Sommerglück und Liebeszauber« »Sommerregenzauber« »Ein Buchclub zum Verlieben« »Liebeszauber à la Carte« »Frühlingsblütenherzen« Daneben veröffentlichte sie einen Sammelband mit schwarzhumorigen Kurz-Krimis: »Bis der Tod euch scheidet« Unter dem Pseudonym Liza Kent veröffentlichte sie auch den Roman »Die Liebe der Zeitenwanderin«.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Kapitel 1
»Mate!«
Sofia drückte die Stopptaste, als der Mattenrichter den Kampf unterbrach. Die beiden Kontrahenten, keiner älter als acht und beide um die dreißig Kilogramm schwer, lösten sich voneinander und nutzten die Unterbrechung, um ihre Gürtel neu zu binden.
»Hajime!«
Sofia drückte die grüne Taste der Stoppuhr und der Zeiger lief weiter. Noch neun Sekunden bis zum Ende des Kampfes. Acht – sieben – sechs –fünf – vier – drei – zwei – eins.
»Zeit!«, brüllte sie gegen den Lärm in der Halle an.
»Mate!«, schrie der Mattenrichter zurück. Der Kampf war beendet. Per Armzeig erklärte er Kevin zum Sieger des Judoturniers, woraufhin Tom in Tränen ausbrach. In zwei Monaten feierte er seinen achten Geburtstag, doch er hatte noch nicht gelernt zu verlieren. Sofia breitete die Arme aus, um ihn zu trösten.
Einen wunderbaren Moment lang vergrub sie ihr Gesicht in das lockige Haar ihres Sohnes, spürte die Wärme, die von seinem Körper ausging und genoss den ganz spezifischen Tom-Duft, den er verströmte. Liebe ging nicht nur durch den Magen. Die Nase war mindestens ebenso beteiligt. Sie konnte Tom im wahrsten Sinne des Wortes gut riechen – und ihre Tochter Lena, die gerade freudestrahlend auf sie zu gestürmt kam, auch.
»He! Ich habe gewonnen! Alle drei Kämpfe!«
»Super! Herzlichen Glückwunsch!« Sofia öffnete erneut die Arme, überlegte es sich in letzter Sekunde jedoch anders. Mit ihren zehn Jahren war Lena in einem Alter, in dem öffentliches Kuscheln mit der Mutter als absolut uncool galt. Sie platzte beinahe vor Stolz über ihren Sieg und Sofia bemerkte, wie sich das Gesicht ihres Sohnes im Gegenzug verfinsterte. Der ewig gleiche Wettkampf unter Geschwistern war diesmal zu Gunsten der Älteren ausgegangen. Dankbar über die Ablenkung wandte Sofia den Kopf zur Tür, als diese knarrend geöffnet wurde – und musste niesen.
Norman, seit zehn Jahren der Mann an ihrer Seite und Vater ihrer Kinder, erschien: zum japanischen Turnierkampf seiner Kinder. Wie immer viel zu spät.
Da er keine Turnschuhe dabei hatte, hielt Norman sich dicht an der Wand, als er nun auf sie zukam. Wie verdammt gut er wieder einmal aussah. Das hellgraue Seidenhemd harmonierte perfekt zu seinen eisblauen Augen. Die dunkelbraunen Haare trug er etwas länger als es derzeit modern war, doch der Schnitt unterstrich seine feinen Gesichtszüge. Mit seinen ein Meter zweiundachtzig und der schlanken, sportlichen Figur würde er das perfekte Model für Judoanzüge abgeben. Doch Sport war für ihn wie ein Gruß aus einer anderen Welt. Norman liebte guten Wein, alte Möbel und …
… vermutlich seine Familie, dachte Sofia sarkastisch, während sie beobachtete, wie er ein unbestimmtes Lächeln in das Menschengewirr in die Halle schickte. Das hätte er sich sparen können. Hier im Verein kannte ihn sowieso kaum jemand. Dafür entwickelte er viel zu wenig Interesse für das Hobby seiner Sprösslinge.
Als er sich nun lächelnd zu ihr runterbeugte, um sie zu küssen, blickte sie ihm mit ernstem Gesicht entgegen. Sie konnte sich selbst nicht leiden, wenn sie so guckte. So ernst, so grimmig, so unzufrieden. Unwillig zog sie den Kopf weg, als er seinen Finger auf die steile Falte auf ihrer Stirn legte.
»Warum kommst du so spät?«, platzte sie heraus.
»Ich schwöre dir, ich wäre pünktlich gewesen. Aber gerade als ich den Laden schließen wollte, kam ein Kunde, der sich für die Biedermeier-Kommode interessierte.«
»Und? Hat er sie gekauft?«
»Er will es sich überlegen.«
»Das sagen sie alle.«
Der Wettkampf auf der Matte war beendet. Jetzt mussten die Punkte der Kämpfe addiert und die Gewinner ermittelt werden. Erleichtert strich Sofia sich mit der Hand über die Stirn. In ihrem Kopf meldete sich ein dumpfer Schmerz: Akuter Schlafmangel. Zwei Cora-Romane hintereinander hielt selbst die stärkste Frau nicht aus. Außerdem schlug das Wetter um. Der Lärm der Kinder in der stickigen Halle nervte sie – und Norman nervte sie auch.
Sogar immer öfter.
»Musst du heute Abend wieder arbeiten?«, fragte sie und der ganze Missmut, der sich in den letzten Wochen bei ihr angestaut hatte, schwang in dieser harmlosen Frage mit. An seiner Stelle würde sie sich selbst eine patzige Antwort geben, aber o nein, o Wunder!
Norman setze sich neben sie, nahm ihre Hand und streichelte ihr zärtlich mit dem Finger über die Haut.
»War ein bisschen viel in letzter Zeit, ich weiß. Aber es dauert eben, bis ein Laden Profit abwirft.« Beinahe schüchtern lächelte er sie an. Auf diese umwerfende Weise, die ihr schon bei ihrer ersten Begegnung gefallen hatte.
Damals war sie gerade neunzehn gewesen, hatte mit der Ausbildung zur Physiotherapeutin erst vor kurzem begonnen und wartete auf den Regionalexpress, der sie von Neuss nach Meerbusch bringen sollte. Ihre aschblonden schulterlangen Kräusellocken trug sie offen, bei jedem Windstoß fielen sie ihr wie ein Vorhang ins Gesicht. Was ein echtes Problem darstellte, wenn man wie sie gerade eins dieser wundervoll süßen Schokoladen- Weberli verzehrte. Ständig blieb etwas von der süßen Creme in ihren Haaren hängen. Norman musste sie damals eine Weile heimlich beobachtet haben, jedenfalls zuckte sie heftig zusammen, als ihr plötzlich von hinten jemand fest in die Haare griff. Zuerst glaubte sie an einen Überfall. Es war sieben Uhr abends, bereits schon dunkel geworden und Überfälle auf junge Frauen stellten schließlich auch keine Seltenheit dar. Doch bevor sie noch um Hilfe schreien konnte, versank sie in einem Paar eisblauer Augen, das ihr vergnügt zuzwinkerte. Seinen Augen.
»Ist doch schade um die leckere Creme«, neckte er sie. Im Handumdrehen band er ihr die Haare im Nacken mit einem Gummiband zusammen, das er in seiner Hosentasche fand.
Und die einzige Bemerkung, die ihr auf seinen Übergriff einfiel, war: »Magst du auch Schokoladenkuchen?«
»Ich hasse ihn«, hatte er wahrheitsgemäß geantwortet. »Aber für dich wäre ich bereit, mich an ihn zu gewöhnen.«
Tja, von diesem Moment an waren sie ein Paar.
Sofia strich ihre Locken aus dem Gesicht und seufzte unwillkürlich, als sie daran dachte. Himmel, eine halbe Ewigkeit war seitdem vergangen.
Die Siegerehrung war vorbei, die Veranstaltung beendet. Eher lustlos begannen die Kinder, die Matten abzubauen. Mit klammheimlicher Freude und etwas mehr Schwung als nötig, stieß Sofia ihrem Norman den Ellenbogen zwischen die Rippen.
»Willst du nicht auch beim Mattenabbau helfen?« Mit vorgeschobenem Kinn zeigte sie auf die anderen Väter, die offensichtlich danach lechzten, ihre Muskelkraft zu demonstrieren. Die meisten trugen mindestens zwei Judomatten auf einmal aus der Halle. Möglichst noch mit beiden Händen gestemmt hoch über dem Kopf. So wie es die jungen Trainer taten, keiner älter als zwanzig. Der Kampf der männlichen Platzhirsche gegen den jugendlichen Nachwuchs.
Sofia fühlte einen unangenehmen Stich, als ausgerechnet ihr Mann sich diesem Ritual verweigerte. Ohne die geringste Verlegenheit schleppte er jede Matte einzeln in ihr Quartier. Nicht, dass sie sich für ihn schämte – andere waren eben kräftiger als Norman, der Schöngeist.
Aber musste ein Mann wie ein Muskelpaket durch den Alltag wandeln, um interessant zu sein? Damals, vor zehn Jahren hatte sie die Frage klar mit Nein beantwortet. Norman wusste das Leben schon mit vierundzwanzig zu genießen – als Lehramtsanwärter für Kunst und Politik, mit berechtigter Aussicht auf einen gut dotierten Job im öffentlichen Dienst. Das Wort Sicherheit stand ihm auf der Stirn geschrieben. Der ideale Mann für eine junge Frau, die sich selbst noch nicht gefunden hatte.
»Frau Platen?« Sofia schreckte aus ihren Gedanken, als der Chefcoach der Judoka sie von der Seite ansprach.
»Hallo!«
»Wir haben wieder einige neue Mitglieder gewinnen können …«
»Wie schön für den Verein.«
»Ja, einige Eltern haben mich darauf angesprochen, ob ich nicht wüsste, wo man die Anzüge kostengünstig besorgen kann …«
»Und da haben Sie an mich gedacht?« Sofia spürte den altbekannten Druck, der sich immer in ihrem Magen einstellte, wenn sie sich dem Thema Mutter näherte.
»Ihre Mutter arbeitet doch noch bei dieser Sportartikelfirma?« Sofia merkte, wie unangenehm es dem Mann war, ihr diese Frage zu stellen. Das konnte sie ihm nachfühlen. Sie ging auch nicht gerne hausieren.
»Sie meinen Altasporta? Ja, sie arbeitet noch da. Mit dem Verkauf hat sie allerdings nichts zu tun.«
In den Augen des Mannes blitzte es wissend auf. »Ich habe letztens einen Bericht über sie gelesen. Eine tolle Frau, Ihre Mutter.
Erstaunlich, welche Karriere sie gemacht hat. Wenn man bedenkt, dass sie ihre Tochter ganz alleine großgezogen hat … «
Die Augen der Tochter verengten sich zu schmalen Schlitzen. Ahnungslos hatte der Ärmste ihre Achillesferse getroffen. Sie hasste es, die Vorzüge ihrer, ach so erfolgreichen und wunderbaren Mutter unter die Nase gerieben zu bekommen.
»Also gut, ich kümmere mich drum. Aber dazu brauche ich die genaue Stückzahl und die Größen.«
Wortlos nahm Sofia den vorbereiteten Zettel entgegen, den er ihr zuschob, um dann wieselgleich zu verschwinden. Mit einer Ablehnung hatte er offensichtlich nicht gerechnet.
Seufzend rollte sie Toms Judogürtel auf und stopfte ihn in ihre Tasche. Sie war eben als Königin der Ja-Sager bekannt. Immer hilfsbereit, immer ein freundliches Lächeln auf den Lippen.
»Ich verstehe das nicht. Egal, was ich tue, meine Mutter holt mich immer wieder ein«, machte sie wenig später ihrem Herzen im Wagen Luft. Aufseufzend ließ sie den Kopf in das weiche Polster ihrer kinderfreundlichen...




