Costello / Richards | Mydworth - Stimmen aus dem Jenseits | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 9, 173 Seiten

Reihe: Englischer Landhaus-Krimi

Costello / Richards Mydworth - Stimmen aus dem Jenseits


1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7325-7325-7
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 9, 173 Seiten

Reihe: Englischer Landhaus-Krimi

ISBN: 978-3-7325-7325-7
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Es ist Mittsommer in Mydworth und der Abend verspricht wunderschön zu werden - doch in dem kleinen Städtchen gehen seltsame Dinge vor sich ... Der Hellseher Bellamy Smythe behauptet, mit Verstorbenen Kontakt aufnehmen zu können und viele Bewohner, die ihre Liebsten verloren haben, sind bereit, dafür eine Menge Geld zu zahlen. Ist der Hellseher ein Scharlatan? Kat und Harry beschließen, der Sache auf den Grund zu gehen und finden sich plötzlich in einem Spiel mit hohen Einsätzen, brillanten Täuschungen und cleveren Tricks wieder. Denn in dieser Mittsommernacht ist nichts so, wie es scheint ...

Ein glamouröses Ermittlerduo, ungewöhnliche Verbrechen, schnelle Autos, schicke Kleider und rauchende Revolver - das ist Mydworth, die neue Serie von Matthew Costello und Neil Richards, den Autoren der britischen Erfolgsserie Cherringham. Sir Harry Mortimer, der ehemalige Spion im Dienste Seiner Majestät, ermittelt zusammen mit seiner umwerfenden Ehefrau Kat, die es mit jedem Bösewicht aufnehmen kann! Mydworth ist eine spannende Zeitreise ins England der 20er Jahre - für Fans von Babylon Berlin, Downton Abbey und Miss Fishers mysteriösen Mordfällen.
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!



Seit 2013 schreibt das transatlantische Duo Matthew Costello und Neil Richards die Serie CHERRINGHAM, in der inzwischen 38 Folgen erschienen sind. MYDWORTH ist ihr neues gemeinsames Projekt.
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1. Eine vertrauliche Zusammenkunft


Nicola Green schloss die Tür zum Büro des Women's Voluntary Service ab, als die Glocke von St. Thomas zur vollen Stunde schlug. Sie drehte sich zum leeren Marktplatz um. Es war ein milder Juniabend.

In der Ecke, vor dem King's Arms stand die übliche Feierabendbrigade und trank ihre Pints im noch warmen Sonnenschein. Der Arbeitstag war vorbei, und man genoss diesen perfekten Abend.

Nicola blickte auf. Heute Nacht würde es eindeutig keinen Regen geben, denn die wenigen Federwolken am blassblauen Himmel bewegten sich kaum.

Auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes hockten wie immer einige Kinder im staubigen Rinnstein der High Street und spielten mit kleinen Murmeln. Die meisten Geschäfte hatten bereits geschlossen, allerdings sah Nicola noch Mrs Masters, die eben die Markise ihres Kurzwarenladens einrollte und die Läden schloss. Drüben bei der Bank bauten einige Arbeiter die traditionelle Bretterbühne für das Mydworth Midsummer Festival auf, das am Freitag beginnen sollte.

Die mit Wimpeln und Kränzen aus Sommerblumen geschmückte Bühne würde an diesem langen Wochenende der Mittelpunkt der Festaktivitäten sein – mit Morris-Tänzern, Mummenschanz, Musikern, Mysterienspielen und wer weiß was für anderen seltsamen und magischen Überraschungen, die sich die Leute von Mydworth einfallen ließen!

Am Sonntag würde es dann am zivilisiertesten zugehen. Denn da standen die Blumenschau – in die Nicola in diesem Jahr große Hoffnungen setzte –, Tee im Pfarrhausgarten und die Kinderregatta auf dem Fluss an.

Doch für viele bildete der Samstag den wahren Höhepunkt. Dann war Mittsommernacht, und eine kostümierte Menge zog von diesem Platz aus hinauf zum Myers Hill, beschwingt von endlosen Gallonen Ale und Met. Die Menge trug eine Pappmaschee-Figur des Drachen vom heiligen Georg hinauf, die dort auf einem großen Scheiterhaufen verbrannt werden würde.

Die Tagundnachtgleiche schien ein besonders altertümliches, gar primitives Verhalten in den Leuten hervorzukitzeln. Und bei aller Heiterkeit – dem Spaß, dem Feuer, den Kostümen – hatte Nicola sich im Laufe der Jahre daran gewöhnt, für die Nachwirkungen dieses chaotischen Ereignisses zuständig zu sein.

Zu viel Ale und Whisky verursachten so manche Schäden, um die sich Nicola hinterher kümmern musste. Und die Frauen im Dorf waren zu oft die Opfer.

Doch heute Abend sorgte sie sich beim Überqueren des verlassenen, friedlichen Platzes um andere Dinge. Und merkwürdigerweise waren diese spiritueller Natur.

Nicola ging am Rathaus vorbei und bog in die Petersfield Road ein, der sie bis zur letzten kleinen Reihe von Arbeitercottages folgte, ehe sie hinüber in die Spa Road wechselte.

Bei dieser Straße, die im Grunde nicht viel mehr als ein Weg war, handelte es sich um eine Sackgasse, die am dichten Wald und den Feldern des alten Wetherby-Anwesens endete.

Vom ursprünglichen Wetherby Manor waren lediglich einige gespensterhafte Ruinen im Wald und das verschnörkelte Wetherby Mausoleum am Myers Hill übrig.

Doch das Grange – ein bescheidener georgianischer Bau und das neuere Heim der Wetherbys – stand noch am Ende dieses Weges.

Nicola war noch nie in dem viergeschossigen Haus gewesen, aber heute Abend hatte sie eine Einladung zu einer sehr speziellen Zusammenkunft.

Die ihr Sorge bereitete.

Der Brief war von Alice Wetherby persönlich gekommen, und obgleich Nicola es in ihrer Eigenschaft als Leiterin des WVS gewohnt war, von allen erdenklichen familiären Problemen und traumatischen Erlebnissen zu hören, war diese Einladung für sie sehr ungewöhnlich. Sie war zu einer Séance gebeten worden – geleitet von dem berühmten »Medium« Bellamy Smythe.

Nicola hatte bereits einiges von diesem Mann gehört. Wer in diesem Teil von Sussex hatte das nicht?

Seit dem Frühjahr reiste er durchs Land und füllte Dorfsäle mit seinen spirituellen Versammlungen bis zum Bersten mit Menschen, die unbedingt Kontakt zur »anderen Seite« aufnehmen wollten.

Was recht verständlich war. Wusste Nicola doch, dass die wenigsten Familien in England von den Schrecken des Weltkrieges verschont geblieben waren. Und bei manchen war noch heute – über zehn Jahre nach dem Waffenstillstand – der Wunsch, Kontakt zu den Toten zu bekommen, ungebrochen.

Bisweilen kommt einem dieses Verlangen wie ein Fieber vor, dachte sie. Wie ein kollektiver Wahnsinn.

Denn ganz gleich, wie oft solche »Medien« als Scharlatane entlarvt wurden, die mit abgenutzten Tricks, Rauch und Spiegeln die Leichtgläubigen hinters Licht führten, es fanden sich stets neue verzweifelte, arglose, traurige Seelen, die für den winzigsten Hoffnungsschimmer zu bezahlen bereit waren.

In der Sekunde, in der sie den Brief zu Ende gelesen hatte, war für Nicola klar gewesen, dass sie hingehen würde – ja, hingehen musste.

Alice Wetherby vertraut mir, der Mitfühlenden, an deren Schulter sie sich ausweinen kann.

Und nun stand Nicola hier an dem schmuckvollen, rostigen Flügeltor bereit, um hindurchzuschreiten und vielleicht – falls nötig – einen Betrüger und Manipulator trauriger, gutgläubiger Menschen zu demaskieren.

Pass lieber auf, Bellamy Smythe, dachte sie, als sie zu dem strengen grauen Haus aufblickte. Mit der abblätternden Farbe und den rissigen Gardinen in den staubigen Fenstern wirkte es arg vernachlässigt.

»Hat schon bessere Tage gesehen, der alte Kasten, was?«, ertönte eine männliche Stimme hinter ihr. »Muss aber früher mal richtig vornehm gewesen sein.«

Nicola drehte sich um und sah sich einem jungen Mann in einem verblichenen Dreiteiler mit einem munteren Grinsen und einer dunklen Haarlocke, die ihm in die Stirn fiel, gegenüber.

Könnte das Bellamy Smythe sein?

»Abel Coates, zu Euren Diensten«, sagte er und salutierte scherzhaft, bevor er ihr die Hand reichte. Nicola stockte kurz.

Salutieren? Ist das heute noch üblich?

»Nicola Green«, entgegnete sie. »Ich glaube, wir kennen uns nicht.«

»Oh, ich weiß sogar, dass wir uns nicht kennen«, sagte Abel heiter. »An eine solch hübsche Dame wie Sie würde ich mich ohne Frage erinnern.«

Nicola schwieg, denn zu aufdringliche Schmeicheleien hatte sie noch nie attraktiv gefunden.

Und sofort wirkte Abel für einen Moment unsicher. »Ähm, nun, wie dem auch sei, ich bin neu hinterm Tresen unten im Station Inn. Aber ich vermute, das ist kein Lokal für Sie.«

»Ach, womöglich trügt der Schein, Mr Coates. Ich bin durchaus gelegentlich auf einen Drink dort. Ich leite den Women's Voluntary Service ganz in der Nähe. Und Vorbehalte gegenüber Lokalen ob ihrer Stammkundschaft sind mir fremd.«

»Ah, Sie sind den Frauen am Ort zu Diensten? Wäre ich auch gern. Kann ich da mitmachen?«

Abermals antwortete Nicola nicht, und nun wurde der Mann ernst.

»Verzeihen Sie, ich kann einfach nicht anders. Ständig mache ich dumme Witze ... besonders, wenn ich nervös bin.«

»Nervös?«, fragte Nicola. Dann ging ihr ein Licht auf. Dieser Mann musste auch zur Séance hier sein.

»Na, dieses Ding«, sagte er, runzelte die Stirn und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Heute Abend ... dieses Geisterspektakel ... die Anrufung der Toten? Ehrlich gesagt bekomme ich allein bei dem Gedanken eine Gänsehaut.« Abel untermalte seine Worte mit einem sichtbaren Erschaudern.

Seinen Versuch, sich selbst kleinzumachen, quittierte Nicola mit einem Nicken. Sie fragte sich, was er über das heutige Treffen wusste, wer die anderen waren und warum sie alle eine Einladung erhalten hatten.

Doch dann sah sie einen roten Austin 7 den engen Weg herunterbrausen. Als er näher kam, erklang ein lautes Hupen, bevor er in die Einfahrt zum Grange bog – geradewegs auf sie zu.

Wie es aussah, würde der Wagen nicht halten, sodass Nicola und Abel gezwungenermaßen zur Seite sprangen.

Als der Austin durchs Tor rauschte, erkannte Nicola die Fahrerin: Alice' Schwester Christabel Taylor. Neben ihr auf dem winzigen Platz saß eine viel jüngere Frau, deren Blick auf Abel fixiert schien. Sie trug einen modischen Bob und ein leuchtend rotes Kleid.

Gemeinsam beobachteten Nicola und Abel, wie der Wagen die Einfahrt hinaufjagte und schlitternd auf dem Kies vor dem Haus anhielt.

»Was für eine Augenweide!«, sagte Abel, als wäre Nicola – die, wie es schien, bis eben noch seine ganze Aufmerksamkeit gebannt hatte – gar nicht da. »Ich glaube, der Abend ist gerade erheblich reizvoller geworden.«

Und er eilte zum Haus und dem Wagen hinterher wie ein Hund seiner Beute.

Nicola zögerte noch ein wenig, dann folgte sie ihm deutlich langsamer.

Abel mochte nervös sein, wenn es um den Kontakt zu Toten ging, doch bei den Lebendigen verschwendete er offenbar keine Zeit.

Als Nicola die Vordertür des Grange erreichte, waren die beiden Frauen aus dem Wagen bereits weg – zweifellos dicht...



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