Courtot | Das Tal der Orangen | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Reihe: HarperCollins

Courtot Das Tal der Orangen

Roman
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-95967-859-9
Verlag: HarperCollins
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Reihe: HarperCollins

ISBN: 978-3-95967-859-9
Verlag: HarperCollins
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der Duft der Orange macht den geheimen Zauber von Magdalenas Ensaïmadas aus. Für ihr traditionelles Gebäck ist sie auf ganz Mallorca bekannt. Doch als der Spanische Bürgerkrieg ausbricht, verliert Magdalena die wichtigsten Menschen in ihrem Leben. Sie entscheidet sich, ihrem Herzen zu folgen, und kämpft für die Freiheit und für die, die sie liebt. Dafür begibt sie sich in große Gefahr.
Jahrzehnte später ist Magdalenas Urenkelin Anaïs auf den Spuren ihrer Urgroßmutter. Das Schicksal führt sie ins Tal der Orangen ...
»Ein gut recherchiertes Buch, toll geschrieben, mit einer starken Heldin ... Mallorca ist entzückend.« Ariane Bois, Schriftstellerin



Béatrice Courtot ist 29 Jahre alt und stammt aus Bordeaux. Sie hat in Aix-en-Provence, Madrid und Paris gelebt, wo sie heute im Bereich der nachhaltigen Entwicklung arbeitet. »Das Tal der Orangen« ist ihr erster Roman. Er ist mit dem französischen Prix du Livre Romantique 2018 ausgezeichnet worden.

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1. Kapitel

In einer großen Steingutschüssel rührte Anaïs Mehl, Milch, Zucker, Eier und Olivenöl zusammen. Ein angenehmer Duft nach Orangenblüten hatte sich in der Küche ausgebreitet. Durch das offene Fenster drang das Klirren der Löffel ihrer Angestellten herein. Sie wischte sich die mehlbestäubten Hände an ihrer Schürze ab und warf einen Blick auf die Uhr. Die Ensaïmadas würden pünktlich fertig sein. Nach dem Kneten musste der Teig gut eine Stunde ruhen. Dann würde sie ihn mit den Händen zu Schnecken formen wie ein Bildhauer und in den Ofen schieben. Ihr langer brauner Zopf schaukelte im Rhythmus ihrer schnellen Schritte, während sie zwischen der Arbeitsplatte und dem Tisch aus Olivenholz hin- und herging.

Diese Bewegungen waren seit Generationen ein Teil von Anaïs’ Familie. Das Café de l’Ensaïmada war in der Hauptstadt zu einem Genusstempel aufgestiegen. Seinen Namen trug es zu Ehren dieses typischen Gebäcks der Balearen, von denen Anaïs’ Vorfahren stammten, und es war zum angesagten Treffpunkt der Pariser Bürger geworden, an dem sich erlesene Genüsse, mediterraner Charme und authentische Rezepte mischten.

»Gib noch ein wenig Puderzucker hinzu. Man soll den bitteren Geschmack nicht gleich beim ersten Bissen bemerken«, erklärte sie einem ihrer Angestellten, der eine weiße Kochmütze trug.

Sie lief zwischen den Bäckern umher, überprüfte selbst kleinste Handgriffe und probierte den Teig mit einem Holzlöffel, um sich zu vergewissern, dass er genau dem Rezept entsprach, als wieder ihr Handy vibrierte, das sie in der Schürzentasche trug.

Eine neue Bestellung, dachte Anaïs.

»Sechsundfünfzig neue Nachrichten!«, rief sie aus, als sie die Benachrichtigungen auf dem Bildschirm sah. »Woher nehmen sie bloß die Zeit, um so viel zu schreiben?«

Schnell überflog sie den Gruppenchat ihrer Freundinnen, die sie für diesen Abend in die neueste angesagte Location einluden – einen Schleppkahn am Seine-Ufer, der sich bei Nacht in ein rustikales Tanzlokal verwandelte. Einige lobten die Cocktails, andere stellten Playlists der Musiker ein, die heute Abend spielen würden.

Anaïs überschlug schon, wie weit es vom Café zur nächsten Metro-Station war, wie oft sie umsteigen musste und wie viele Minuten sie bis zu ihrem Ziel laufen würde.

Sie tippte zwei Buchstaben – OK – und stellte sich die entnervte Reaktion von Mona vor, der Meisterin der Emojis, deren Nachrichten eher Bilderrätseln glichen als korrektem Französisch.

Vic: … geht’s noch kürzer?

Mona: Treffen uns dort um 20.30 Uhr.

Ihre Antworten brachten Anaïs zum Lächeln, aber sie hatte wirklich keine Zeit, sich damit aufzuhalten. Jede Minute würden die ersten Gäste kommen. Mit entschlossener Miene steckte sie das Handy in die Tasche und ließ den Blick über die Straße vor dem Café schweifen. Ein leichter Nieselregen färbte den Asphalt der Gehwege dunkler.

Ein gutes Zeichen, dachte sie.

An Regentagen suchten die Gäste gern Zuflucht in ihrem Café. »Du heizt den Ofen in einer Viertelstunde vor, okay?«

Sie klopfte dem jungen Angestellten aufmunternd auf die Schulter und überprüfte mit einem schnellen Blick, wie er sich seine Küchenutensilien zurechtgelegt hatte. Jeder Handgriff musste exakt sitzen.

Seit Anaïs vor drei Jahren das Café mit angeschlossener Konditorei der Familie übernommen hatte, setzte sie eine Innovation nach der anderen um und hatte ihrem traditionellen Gebäck mit dem unverwechselbaren Geschmack ungewöhnliche Aromen hinzugefügt, indem sie zur großen Freude der Gourmets subtil mit säuerlichen und süßen Noten spielte. Die Begeisterung war sofort groß gewesen. Die Kunden drängten sich und standen Schlange, um die Gebäckstücke zu ergattern. Auch größere Kuchen, die aus dem gleichen Gebäckteig gefertigt waren und die man mit der Familie oder Freunden teilen konnte, verkauften sich gut. Anaïs hatte sich schon immer gewünscht, die Tradition ihrer Familie in dem Viertel, in dem sie aufgewachsen war, fortzuführen.

Der Tag wurde hektisch. Wie sie es vorhergesehen hatte, bewog das Regenwetter die Passanten dazu, in das Café zu flüchten und sich bei einer Tasse eines heißen Getränks und einer Ensaïmada aufzuwärmen. Der Laden war ständig voller Kundschaft gewesen, sodass Anaïs sich keine Pause gönnen konnte. Der Regen lief an den Fensterscheiben hinunter, während draußen eine ganze Parade Regenschirme vorbeizog – der einzige Farbfleck in dieser grauen Landschaft.

Am Ende des Tages setzte sie sich gemütlich in einen der Clubsessel aus Leder, deren Armlehnen langsam rissig wurden. Irgendwann würde sie sie ersetzen müssen, und die Stühle würde sie einem Kunsthandwerker anvertrauen, der die Sitze neu bespannen würde. Doch unterdessen verlieh die Patina der Einrichtung ihrem Café einen gewissen Charme.

»Bis morgen, Chefin!«

Anaïs verabschiedete ihre kleine Truppe und verließ kurz darauf selbst das Café.

Sie schlug die Rue de l’Annonciation ein, eine Fußgängerzone, passierte das Restaurant des Viertels, die Obst- und Gemüsestände und den Buchladen und bog dann in die Rue de Passy ein. Ohne Schirm war sie rasch bis auf die Knochen durchnässt. Sie ging schneller und erreichte endlich die Metro-Station La Muette.

In diesem Moment klingelte ihr Handy. Anaïs schob eine widerspenstige Haarsträhne zurück und nahm den Anruf entgegen.

»Mona, wie geht’s?«

»Sehr gut und dir?«, fragte die Stimme am anderen Ende der Leitung.

»Heute war ein hervorragender Tag. Gut besucht wie immer.«

»Ein harter Tag! Aber heute Abend kannst du dich entspannen. Ich hoffe, du hast noch Lust.«

Die Aussicht, sich in eine Decke gewickelt vor einem alten Film zu entspannen, löste sich vor Anaïs’ geistigem Auge auf. Mona hatte die Gabe, sie umzustimmen. Sie versuchte ständig, Anaïs mit Humor dazu zu bringen, ihren hektischen Alltag ein wenig zu entschleunigen.

Anaïs zog eine Grimasse. Sie trat von einem Bein aufs andere, obwohl sie es eigentlich kaum erwarten konnte, nach dem langen, anstrengenden Tag die Füße hochzulegen. Mona ließ ihr keine Zeit zum Überlegen.

»Also, abgemacht, Anaïs?«

Konnte sie da Nein sagen?

»Abgemacht.«

Kaum zu Hause angekommen, strich sie sich das Haar zurück, wobei sie ihren Hals und das Oval ihres Gesichts entblößte, band ihre Locken mit einem karierten Band hoch und schminkte sich die Lippen mit einem karminroten Lippenstift. Sie musterte den kleinen Berg bestickter Kissen auf ihrem Bett. Ein paar weitere tummelten sich auf dem Ohrensessel. In diesem Moment sehnte sie sich nach einem erholsamen Nickerchen in den weichen Federn. Sie seufzte.

Warum sollte sie heute nicht einmal etwas Ausgefallenes anziehen? Sie zog die Türen ihres Kleiderschranks auf, begleitet von einem lauten, metallischen Knarren. Anaïs schob ein Kleid nach dem anderen beiseite. Zwischendurch drehte sie die Lautsprecher auf, aus denen eine sanfte, raue Stimme klang. Während sie leise die Worte des jungen Schlagersängers mitsummte, ließ sie zahlreiche Kleiderbügel über die Stange gleiten.

Vor dem Spiegel zögerte sie lange und zog sich dreimal um, bevor sie sich schließlich für ein ausgestelltes schwarzes Kleid mit hoher Taille und eine gemusterte Strumpfhose entschied. Sie rückte ihre Träger zurecht und warf dann noch einen letzten zufriedenen Blick in den Spiegel. Langsam versetzte die Aussicht, heute Abend auszugehen, sie in Hochstimmung.

Das Pariser Lokal erwartete die Freundinnen. Bald würde sich ihr Gelächter mit der Musik der Party vermischen. Anaïs konnte es kaum erwarten; sie spürte praktisch schon die Tanzfläche unter ihren Füßen. Als sie den Schleppkahn erreichte, war noch keine ihrer Freundinnen zu sehen. Sie wollte gerade das Handy aus der Tasche ziehen, da entdeckte sie Mona, die zwei Cocktails in den Händen hielt; zwei Gin Tonic, die mit halben Zitronenscheiben und neonbunten Stäbchen geschmückt waren.

»Auf die Liebe!«

Sie schüttelten sich vor Lachen. Mona lag ihr oft mit ihren Herzensangelegenheiten in den Ohren. Während Anaïs eher eine Einzelgängerin war, hatte sich Mona auf sämtlichen Dating-Seiten registriert.

»So ist eben die virtuelle Liebe. Sie beginnt mit einem Klick und endet mit einem Knall«, hatte sie ihr einmal erklärt.

»Noch ein Grund, mich nie dort anzumelden«, hatte Anaïs lachend zurückgegeben.

»An deiner Stelle würde ich Gefühle nicht auf die leichte Schulter nehmen. Man darf sich nicht zu desillusioniert geben, sonst findet man nie einen Mann. Sieh dich doch an, du bist wunderschön!«

Mona fand immer nette Worte für sie.

»Bei der ganzen Arbeit im Café habe ich gar keine Zeit für so etwas! Und die Männer vergucken sich immer ziemlich schnell. Bei mir wirkt ihr Charme jedenfalls nicht mehr«, hatte Anaïs erwidert, um die Diskussion zu beenden.

Mona zog ihre Freundin zur Theke und streckte ihr einen Kopfhörer entgegen. Anaïs setzte ihn auf.

»Überraschung, heute ist Mottoparty.«

Die Musik war so laut, dass sie Mona nicht hören konnte.

»Ich verstehe kein Wort«, schrie sie.

Zwei Männer, die an der Bar lehnten, drehten sich mit fragendem Blick um.

Sie zog einen der Hörer vom Ohr weg.

»Du hast drei Musikkanäle«, fuhr Mona fort. »Du suchst dir den aus, der dir am besten gefällt, und tanzt. Am Rhythmus kannst du leicht erkennen, nach welcher Musik sich dein...



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