E-Book, Deutsch, Band 02, 320 Seiten, Format (B × H): 124 mm x 180 mm
Reihe: Love-Lessons-Reihe
Cullinan Love Lessons - Ein Blick von dir
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7363-0238-9
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 02, 320 Seiten, Format (B × H): 124 mm x 180 mm
Reihe: Love-Lessons-Reihe
ISBN: 978-3-7363-0238-9
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Eine langweilige Party, eine überraschende Begegnung, verzehrende Blicke und ein heißer Kuss - Aarons Leben gerät völlig aus den Fugen, als er Giles trifft. Eines weiß er danach jedoch ganz genau: Er steht auf Männer - und er will Giles! Daher schreibt Aaron sich ebenfalls im St. Timothy College ein, doch Giles ist alles andere als begeistert, als er dort auftaucht. Sein Ziel war, alle Brücken hinter sich abzubrechen, sich seiner Geige zu verschreiben und Musik zu studieren - und die leidenschaftliche Begegnung mit Aaron zu vergessen, die ihn vollkommen aus der Bahn geworfen hat ... (ca. 320 Seiten)
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1
An seinem achtzehnten Geburtstag navigierte Aaron Seavers durch das Meer von College-Broschüren, die auf seiner Bettdecke verstreut lagen, auf der Suche nach einer Zukunft, die seinen Vater erfreuen würde, ohne seine eigene Seele zu zerstören. Es wäre einfacher gewesen, im nächstgelegenen Naturschutzgebiet ein Einhorn zu finden, da war er sich ziemlich sicher. Es war der einundzwanzigste Juni. Er hatte vor über einem Monat seinen Abschluss gemacht. In nur acht Wochen öffneten die meisten Colleges den Erstsemestern ihre Türen, und Aaron hatte sich immer noch nicht für eines entschieden. Sein Vater war deswegen wütend auf ihn, was zwar nichts Neues war, doch dieses Mal konnte ihn Aaron verstehen.
Noch vierundzwanzig Stunden, dann würde Aaron zu seinem Vater nach Eden Prairie fahren und den Rest des Sommers dort verbringen. Dann würde Jim Seavers herausfinden, dass sich Aaron immer noch kein College ausgesucht hatte, und er würde seine Drohung von letzter Woche wahr machen und selbst eines bestimmen. Und Aaron würde sich an der elitärsten, prestigeträchtigsten Universität wiederfinden, die ihn so kurzfristig noch aufnahm – irgendwo weit weg von Minnesota.
Er riss sich aus den düsteren Gedanken und widmete sich wieder seiner Aufgabe, aber sofort wurde ihm wieder die Sinnlosigkeit seines Tuns bewusst. Wie sollte er ein College auswählen, wenn sie ihm alle gleich vorkamen? Jede Broschüre war ansprechend gestaltet, mit ausdruckstarken Farben und eleganten Schriften. Auf allen prangten Fotos ordentlicher, lächelnder Studierender, in ethnisch ausgewogener Mischung und offensichtlich glücklich mit der Wahl ihrer Hochschule. In den Händen hielten sie eine Sportausrüstung, Musikinstrumente oder andere Symbole der angebotenen außerschulischen Aktivitäten. Alle Institute lockten mit den gleichen Aussichten auf Glück und Erfolg – es waren zwar unterschiedliche Schlagwörter, bei denen es sich aber nur um Variationen des gleichen Themas handelte.
Komm zu uns. Wir können dir die perfekte Zukunft geben.
Wenn Aaron diesen Versprechungen auch nur einen Moment geglaubt hätte, hätte er sich schon vor sechs Monaten eingeschrieben. Doch dasselbe Problem, das er damals gehabt hatte, suchte ihn auch jetzt heim. Wie sollte er sich für ein College entscheiden, wenn er nicht wusste, was er aus seinem Leben machen wollte? Wie konnte er sich der Zukunft widersetzen, die sich sein Vater für ihn wünschte, wenn ihm keine Alternative einfiel?
Wie sollte er glücklich werden, wenn er gar nicht wusste, was er brauchte, um sein Leben zu lieben?
Neben ihm auf dem Bett summte sein Handy. Seltsam, wie das sein Herz höherschlagen ließ, obwohl es ein ganzes Jahr her war, seit eine Textnachricht irgendetwas bedeutet hatte. Was war er doch für ein rührseliger Idiot.
Die Nachricht war von Colton. Bereit, deinen Geburtstag abzufeiern?
Colton erinnerte sich daran, dass heute sein Geburtstag war, was mehr war, als Aaron erwartet hatte. Er strich mit dem Daumen über die glatte Seite seiner Handyhülle und überlegte, was er antworten sollte. Er mochte Colton nicht besonders, und er hatte wirklich zu tun – aber es war sein Geburtstag. Sein achtzehnter Geburtstag.
Eine weitere Textnachricht kam rein. Catherine hat die halbe Schule eingeladen. Jede Menge Geeks, aber auch eine Menge Tussis zum Flachlegen.
Aaron verdrehte die Augen und warf das Handy auf sein Kissen. Darum wollte Colton mit ihm ausgehen. Wenn sie zusammen unterwegs waren, wurden sie immer von Mädchen umschwärmt, und da Aaron nichts mit ihnen zu tun haben wollte, hatte Colton, wie er es ausdrückte, die freie Wahl. Normalerweise suchte sich Aaron die Stillste aus und unterhielt sich mit ihr, aber manchmal musste er auch mit ihr rummachen, was ihn immer nervös machte. Colton verschwand bei der erstbesten Gelegenheit mit dem schärfsten Mädchen der Herde. Manchmal mit mehr als einem.
Ja, genau so wollte Aaron seinen Geburtstag verbringen.
Allerdings konnte Colton ihm Alkohol besorgen.
Es klopfte an der Tür, und Aarons Mutter steckte ihren Kopf herein. »Hi, mein Schatz.«
Aaron warf das Handy wieder aufs Kissen. »Hey, Mom.«
Beth Seavers schob die Tür ganz auf und musterte das Chaos auf dem Bett ihres Sohnes. »Wie ich sehe, bist du wieder dran.«
»Ja.« Aaron schnappte sich willkürlich eine der Broschüren und begann sie durchzublättern. »Ich wünschte, ich würde wissen, bei welcher ich mich noch so spät einschreiben kann.«
»Dein Vater wird sich schon darum kümmern.« Sie lehnte sich gegen den Türrahmen und schlang ihre Strickjacke enger um ihren Körper. Es war flauschige rosafarbene Kaschmirwolle, trotzdem schien ihr kalt zu sein. Ihr Gesicht war bei der Erwähnung ihres Exmanns ganz ausdruckslos geworden. »Tu einfach, was er dir sagt, und alles kommt in Ordnung.«
Aaron spitzte die Lippen und warf die Broschüre wieder zu den anderen. »Ich wünschte, mir würde ein Studiengang einfallen, den er auch okay findet. Es muss doch irgendetwas geben, was ich wenigstens ein bisschen mag.«
»Wenn du erst mal da bist, wirst du schon was finden.« Beths Gesichtsausdruck wurde wehmütig. »Vielleicht solltest du etwas Klavier spielen, um deine Gedanken zu ordnen. Du hast mir früher immer gesagt, dass dir das helfen würde.«
Ja, früher. Er warf einen Blick auf das staubige Keyboard in einer Zimmerecke und spürte einen Kloß im Hals. »Klavier spielen ist nichts, was Dad für meine Zukunft akzeptieren würde.«
»Natürlich nicht. Aber selbst er würde sagen, dass du dir Zeit nehmen solltest, um dich zu entspannen und Dampf abzulassen.«
Aaron warf einen Blick auf sein Handy. Das Display war erleuchtet und er sah, dass Colton wieder geschrieben hatte. »Es gibt da heute Abend eine Party, aber ich dachte, dass ich mich besser um diesen Collegekram kümmern sollte.«
»Geh doch hin. Hab Spaß mit deinen Freunden. Heute ist schließlich dein Geburtstag.«
Freunde. Echt witzig. Dennoch nahm Aaron das Handy und sah sich die Nachrichten an. Er kannte diese Catherine nicht, aber das war auch nicht weiter überraschend. Er war vor einem knappen Jahr von Eden Prairie nach Oak Grove gezogen – sein Vater hatte einen langwierigen Fall in Kalifornien angenommen, und seine Mutter hatte unbedingt endlich in der Nähe ihrer Schwester wohnen wollen. Nach der Katastrophe mit Tanner an seiner alten Schule hatte sich Aaron nicht groß gewehrt, zu Beginn seines Abschlussjahrs zu wechseln … aber die Konsequenz war, dass er praktisch niemanden kannte. Colton und die Leute, mit denen er abhing, waren alles, was Aaron hatte. Footballspieler und Cheerleaderinnen – das krasse Gegenteil von Aarons Leben in Eden Prairie. Anfangs hatte er sich gefreut, zur Abwechslung mal zu den angesagten Schülern zu gehören, doch bald schon hatte er gemerkt, welch falsche Vorstellungen er sich davon gemacht hatte. Wer hätte gedacht, dass beliebte Leute so einsam waren?
Aaron warf das Handy wieder aufs Bett. »Ich kann morgen nicht bei ihm auftauchen, ohne eine Entscheidung getroffen zu haben.«
»Dann triff eine. Sie sehen alle nett aus. Such eins aus und lass es gut sein.«
»So einfach ist das nicht. Er wird wissen wollen, warum ich mir gerade dieses College ausgesucht habe, was ich studieren will, und ich habe einfach keine Ahnung.«
Sie wickelte sich noch enger in ihre Strickjacke und legte ihre hübsche Stirn in Falten. »Ich muss mich hinlegen, Liebling. Ich bekomme eine Migräne.« Sie lächelte ihn gezwungen an. »Sag mir Bescheid, wenn du doch gehst, okay?«
Unglücklich blickte ihr Aaron hinterher, schluckte seinen Kummer aber herunter. Warum sollte sie ihm auch helfen? Das tat sie ja nie.
Er war einfach dumm, immer wieder darauf zu hoffen.
Neben ihm summte das Handy wieder, dieses Mal regelmäßig. Ein Anruf. Aaron seufzte und ging dran.
»Hey, Colton.«
»Warum schreibst du nicht zurück, du Schwanzlutscher?« Colton lachte, als hätte er Aaron nicht gerade beleidigt, sondern einen lustigen Witz gemacht. »Ich bin in einer halben Stunde bei dir, und dann gehen wir zu Catherine.«
»Klar.« Aaron schnippte mit seinem Finger gegen eine Broschüre. »Aber können wir vielleicht erst was essen?«
»Ich könnte was vertragen. Was willst du denn, Pizza? Wie wäre es mit Lenny’s?«
Aaron verzog sein Gesicht. »Gott, nein. Lass uns zu Zebra’s fahren.«
»Den ganzen Weg nach Anoka?«
Es war eine Viertelstunde entfernt, oder zwanzig Minuten, wenn auf der Straße viel los. Fast hätte Aaron nachgegeben, aber er hasste das Lenny’s wie die Pest und außerdem war es sein Geburtstag. »Ja. Wenn das Benzin das Problem ist, gebe ich dir was dazu.«
»Verdammt, nein, ich bin nur faul. Bis gleich.«
Aaron hatte es nicht eilig, sich fertig zu machen – eine halbe Stunde in Colton-Zeit bedeutete eine Dreiviertelstunde. Dann würde er anrufen und sagen, dass er aufgehalten wurde und in fünfzehn Minuten da wäre, was sich zu einer weiteren Stunde ziehen würde, bevor Colton wirklich vor der Tür stand. Noch einmal kämpfte Aaron mit den Broschüren, mit dem festen Vorsatz, sich für eine zu entscheiden, bevor er sich mit Colton die Kante gab, doch eine Wahl schien unmöglicher denn je.
Er gab auf, stieg vom Bett und ging ins Badezimmer.
Ein Keane-Song ging ihm durch den Kopf, was ihn etwas aufmunterte, und als er aus der Dusche kam, summte er den Refrain von »Bend and Break«. Vielleicht würde die Party...




