Cumming | Die Trinity Verschwörung | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 448 Seiten

Cumming Die Trinity Verschwörung

Thriller
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-641-08616-9
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

Thriller

E-Book, Deutsch, 448 Seiten

ISBN: 978-3-641-08616-9
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Die Spione des Kalten Krieges sind längst enttarnt. Bis auf einen. Und sein Geheimnis ist tödlich ...
Sam Gaddis, dem Geschichtsdozenten und Russlandexperten wird ein lukratives Projekt angetragen: ein Buch über ein bislang unbekanntes Mitglied des berüchtigten Spionagerings der »Cambridge Five«. Mit dieser Bezeichnung waren jene fünf Agenten des britischen Geheimdienstes gemeint, die ihr Wissen bis in die frühen 1950er-Jahre an die Sowjets verraten hatten. Nun behauptet eine Journalistin, Informationen über einen sechsten Mann gefunden zu haben, der womöglich noch lebt. Sam ahnt nicht, dass seine Recherchen lebensgefährlich sind. Denn seine Enthüllungen drohen Großbritannien und Russland in ihren Grundfesten zu erschüttern. Um das zu verhindern, sind einige Leute bereit, über Leichen zu gehen ...


Charles Cumming wurde 1971 in Schottland geboren. Er studierte in Eton und an der University of Edinburgh und schloss sein Studium der Englischen Literatur mit »First Class Honours« ab. 1995 wurde Charles Cumming vom MI6, dem britischen Auslandsgeheimdienst, kontaktiert. Es kam zwar nicht zu einer Zusammenarbeit, doch seine Erfahrungen inspirierten Charles Cumming zu seinem Debüt »A Spy by Nature«. Charles Cumming wurde für seine Spannungsromane u.a. mit dem Steel Dagger für den besten Thriller des Jahres ausgezeichnet und für zahlreiche weitere Preise nominiert. Neben 'Das Trinity Komplott' verfasste Cumming drei Romane um den MI6-Agenten Thomas Kell: »Die Tunis-Affäre«, »Das Istanbul-Komplott« und »Die London Connection«.

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1 »Der Tote war nicht tot. Der Mann lebte, und er lebte auch wieder nicht. So war das.« Calvin Somers, der Krankenpfleger, blieb am Ufer des Treidelpfads stehen und schaute hinter sich, am Kanal entlang. Er war ein schmächtiger Mann, eigensinnig und launisch wie ein Kind. Gaddis blieb neben ihm stehen. »Erzählen Sie weiter«, sagte er. »Es war im Winter 1992, ein stinknormaler Montagabend im Februar.« Somers zog einen Apfel aus der Manteltasche und biss hinein, verlor sich in Erinnerungen, während er langsam kaute. »Der Name des Patienten war Edward Crane. Das Alter war mit sechsundsiebzig vermerkt, aber keiner von uns wusste, welchen Angaben man glauben durfte und welchen nicht. Für mich sah er eher wie Mitte sechzig aus.« Sie gingen weiter, schwarze Stiefel schmatzten durch den Matsch. »Offenbar hatten sie es für klüger gehalten, ihn nachts anzuliefern, als die Tagschicht schon aus dem Haus war.« »Wer sind ›sie‹?«, fragte Gaddis. »Die Spione.« Eine Stockente flog vom Kanal auf, flinke Flügel versprühten Tropfen, als sie sich der Sonne entgegenschwang. »Er wurde auf einer Bahre hereingebracht, nicht bei Bewusstsein, um kurz nach zehn am Abend des dritten Februar. Ich hab ihn gleich übernommen. Ich bin immer gleich zur Stelle. Sie rollten ihn an der Notaufnahme vorbei in eines der Privatzimmer außerhalb der Station. Auf dem Blatt stand, dass er keine Angehörigen hätte und im Fall eines Herzstillstands nicht reanimiert werden sollte. Nichts Ungewöhnliches bei einem alten Mann mit Pankreaskarzinom im Endstadium. Lebenserwartung wenige Stunden, Leberinsuffizienz, Toxikose. Das war jedenfalls die Geschichte, für deren Verbreitung wir das Geld vom MI6 bekommen haben.« Somers zielte mit dem halbgegessenen Apfel auf eine im Kanal treibende Plastikflasche und verfehlte sie um einen knappen Meter. »Sobald ich Crane oben im Zimmer hatte, hab ich ihn an den Tropf gehängt. Isotonische Kochsalzlösung, Amikacin, ein Beutel Flüssigkeit, alles reine Zeitverschwendung. Ich hab ihm sogar einen Katheter gelegt. Damit alles schön koscher aussah, falls jemand vom Personal seinen neugierigen Kopf zur Tür hereinsteckte.« »Und? Hat irgendjemand Crane gesehen?« Somers kratzte sich am Hals. »Nee. Gegen zwei Uhr nachts hat Meisner den Pfarrer gerufen. Das war Teil des Plans. Pater Brook. Er war vollkommen arglos, ist zu ihm rein, hat ihm die letzte Ölung verabreicht und ist wieder gegangen. Kurz darauf kam Henderson und hat seine kleine Rede gehalten.« »Was für ’ne Rede?« Somers legte eine Pause ein. Er suchte selten Blickkontakt, aber jetzt tat er es, und er schlug einen schneidenden Ton an, der offenbar Hendersons patriarchalische Art zu reden imitieren sollte. »›Von nun an ist Edward Crane faktisch tot. Ich danke Ihnen allen für das bisher Geleistete, auch wenn der Großteil der Arbeit noch vor uns liegt.‹« Ein Mann kam ihnen auf dem Treidelpfad entgegen, ein rostiges Fahrrad vor sich herschiebend. Er tappte an ihnen vorbei in die Dämmerung. »Wir waren alle da«, erzählte Somers. »Waldemar, Meisner, Forman. Meisner sah aus, als müsste er kotzen, so nervös war er. Waldemars Englisch war nicht besonders, er schien noch gar nicht kapiert zu haben, auf was er sich eingelassen hatte. Ich glaube, der hatte nur das Geld im Kopf. Und mir ging es ähnlich. Zwanzig Riesen waren 1992 ein Haufen Asche für einen achtundzwanzigjährigen Krankenpfleger. Was glauben Sie, was wir unter den Tories verdient haben?« Gaddis ging nicht darauf ein. An einer Diskussion über unterbezahlte Krankenpfleger hatte er kein Interesse. Er wollte das Ende der Geschichte hören. »Also, Henderson zog schließlich eine Checkliste aus der Tasche und ging die Punkte ab. Zuerst fragte er Meisner, ob er den Totenschein unterschrieben habe. Meisner nickte und tippte an den Stift hinter seinem Ohr, als wäre das der Beweis. Ich bekam den Auftrag, zurück zu Crane ins Zimmer zu gehen und ihn zu verpacken. ›Waschen ist nicht nötig‹, sagte Henderson. Waldemar – den wir Wally nannten – fand das aus irgendeinem Grund komisch, und wir durften ihm beim Lachen zusehen, bis Henderson ihn anfuhr, dass er sich gefälligst zusammennehmen und eine Bahre organisieren sollte, damit man den alten Mann runter zum Krankenwagen bringen konnte. Ich kann mich nicht erinnern, dass Henderson etwas zu der Forman gesagt hat, solange wir dabei waren. Also fragen Sie mich nicht, was er mit ihr vereinbart hat. Wahrscheinlich hat er sie gebeten, irgendeine andere Leiche aus der Pathologie herzunehmen, vielleicht einen Penner aus der Praed Street ohne Ausweis, ohne Vergangenheit. Anders ging es ja nicht. Sie brauchten einen richtigen Toten.« »Das ist interessant«, antwortete Gaddis, nur um etwas zu sagen. »Sehr interessant.« »Ja, bei mir kriegen Sie was für Ihr Geld, oder, Professor?« Somers setzte ein blasiertes Lächeln auf. »Das Problem war, dass wir uns auch um die anderen Patienten kümmern mussten. Es war ein normaler Montagabend. Da konnte nicht einfach alles zum Stillstand kommen, nur weil der MI6 im Haus war. Meisner war Oberarzt dort, er wurde ständig irgendwo gebraucht. Einmal hab ich ihn anderthalb Stunden am Stück nicht zu sehen bekommen. Auch Wally hatte überall im Haus zu tun, genau wie ich. Und ganz nebenbei musste ich die anderen Pfleger von Cranes Zimmer fernhalten. Sonst hätten die womöglich noch Lunte gerochen.« Auf Höhe eines Schleppkahns verengte sich der Weg, und die beiden Männer mussten hintereinandergehen. »Am Ende lief alles wie geschmiert. Meisner hatte den Totenschein ausgefüllt, Crane war fest eingewickelt, mit einem Loch im Stoff, damit er Luft bekam, Wally brachte ihn nach unten in den Krankenwagen, und um sechs Uhr früh war der alte Mann aus dem Haus, unterwegs in sein neues Leben.« »Sein neues Leben«, murmelte Gaddis. Er schaute hinauf in den sich verdunkelnden Himmel und fragte sich, nicht zum ersten Mal, ob er Edward Anthony Crane je zu Gesicht bekommen würde. »Und das war’s?« »So gut wie.« Somers wischte sich im schwindenden Licht die Nase. »Acht Tage später blätterte ich in der Times und entdeckte einen Nachruf auf einen gewissen ›Edward Crane‹. Er war nicht lang. An den rechten Rand einer Seite gequetscht, gleich neben einem französischen Politiker, der während der Suezkrise irgendwelche Scheiße gebaut hatte. Crane wurde als »begnadeter Karrierediplomat« beschrieben. 1916 geboren, Marlborough College, danach Cambridge, Trinity College. Versetzungen nach Moskau, Buenos Aires, Berlin. Nie verheiratet, kinderlos. Im St. Mary’s Hospital in Paddington ›nach langem Kampf gegen den Krebs‹ verstorben.« Ein leichter Nieselregen hatte eingesetzt. Sie kamen an einer Schleusenanlage vorbei, und Gaddis steuerte auf ein Pub zu. Somers strich sich mit der Hand durchs Haar. »Also, Professor, so ist das gewesen«, sagte er. »Edward Crane war ein toter Mann, und er war kein toter Mann. Edward Crane war am Leben und lebte auch wieder nicht. So ist das gewesen.« Das Pub war brechend voll. Gaddis ging an die Bar, um zwei Pint Stella Artois, ein Päckchen Erdnüsse und einen doppelten Famous Grouse zu bestellen. Somers hatte ihm nur die paar Münzen in der Hosentasche gelassen, deshalb musste er beim Barkeeper mit der EC-Karte bezahlen. In der Jackentasche fand er den Zettel, auf dem Passwörter und PIN-Nummern notiert waren, und der Barkeeper pfiff durch die Zähne, als Gaddis die Zahlen eintippte. Somers war noch auf der Toilette, Gaddis kippte den Whisky in einem Schluck hinunter und suchte ihnen einen Tisch im hinteren Teil des Lokals, wo er die schlotternden Raucher, die sich draußen zusammendrängten, beobachten und sich einreden konnte, dass es richtig gewesen war, damit aufzuhören. »Hab Ihnen ein Stella mitgebracht«, sagte er, als Somers an den Tisch trat. Einen Moment sah es aus, als wollte er sich nicht setzen, aber Gaddis schob ihm das Glas hin und sagte: »Erdnüsse.« Es war kurz nach sechs. An einem Dienstagabend in West Hyde. Angestellte, Sekretärinnen, Vorstadtbewohner. Aus der Jukebox schmachtete Andy Williams. Neben einem Dartboard in der gegenüberliegenden Ecke des Raums verkündete ein orangerotes, an die Wand getackertes Plakat: MITTWOCH CURRY NIGHT. Gaddis zog die Cordjacke aus und hängte sie über die Armlehne des Nachbarstuhls. »Und was ist danach passiert?« Er wusste, dass es Somers gefiel, im Mittelpunkt zu stehen, der Mann mit den brisanten Neuigkeiten zu sein. Der Krankenpfleger – Oberkrankenpfleger, darauf legte er sicher Wert – setzte wieder das süffisante Lächeln auf und nahm einen tiefen Zug aus seinem Bierglas. Die Wärme des Pubs schien seine Selbstgefälligkeit zurückgebracht zu haben; als bereute er seine Offenheit am Kanal. Immerhin verfügte er über Informationen, die Gaddis benötigte. Sie waren bares Geld wert. »Was danach passiert ist?« »Ja, Calvin. Danach.« Somers...


Cumming, Charles
Charles Cumming wurde 1971 in Schottland geboren. Er studierte in Eton und an der University of Edinburgh und schloss sein Studium der Englischen Literatur mit »First Class Honours« ab. 1995 wurde Charles Cumming vom MI6, dem britischen Auslandsgeheimdienst, kontaktiert. Es kam zwar nicht zu einer Zusammenarbeit, doch seine Erfahrungen inspirierten Charles Cumming zu seinem Debüt »A Spy by Nature«. Charles Cumming wurde für seine Spannungsromane u.a. mit dem Steel Dagger für den besten Thriller des Jahres ausgezeichnet und für zahlreiche weitere Preise nominiert. Neben "Das Trinity Komplott" verfasste Cumming drei Romane um den MI6-Agenten Thomas Kell: »Die Tunis-Affäre«, »Das Istanbul-Komplott« und »Die London Connection«.



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